Читать книгу Roboter träumen nicht - Lee Bacon - Страница 23
00010000
ОглавлениеNur dass es kein Mensch sein konnte.
Die Menschen waren ausgestorben. Den letzten Vertreter ihrer Art hatten wir vor dreißig Jahren eliminiert. Diese Tatsache war tief in meine Programmierung eingeprägt, mit meinem Code verwoben.
Auf der Erde gab es keine Menschen mehr.
Doch wenn das kein Mensch war, was war es dann?
Ich nahm die fremdartige LebensForm genau in Augenschein. Für einen Menschen wäre diese LebensForm recht klein gewesen. Als sie sich erhob, befand sich ihr Kopf auf Höhe des Strichcodes auf meiner Brustplatte.
Ich analysierte ihre Gesichtszüge.
Haare: braune Wellen bis zu den Schultern.
Augen: grün/braun, erwidern mein Starren.
Wangen: gesprenkelt von Sternbildern aus Sommersprossen.
Die beiden Hände waren jeweils mit fünf Fingern ausgestattet, darunter je ein Daumen. Als mein Blick die Fingernägel erfasste, flammte in meinem Gedächtnisspeicher eine Erinnerung auf. Es war eine Erkenntnis von Tag[1]: Die Menschen hatten ihre Fingernägel poliert und mit Farbe dekoriert.
Diese LebensForm tat das nicht.
Ihre Fingernägel waren kurz/ungleichmäßig/schmutzig.
Sie sahen aus wie von einem wilden Tier angenagt.
Aus dieser Beobachtung ließ sich eine logische Formel ableiten:
Diese LebensForm dekoriert ihre Fingernägel nicht.
Daraus ergibt sich:
Sie ist nicht eitel.
Daraus ergibt sich:
Sie kann kein Mensch sein.
Doch warum trug sie dann Menschenkleidung?
Warum hatte sie menschliche Gesichtszüge?
In Gedanken ließ ich ein Dutzend alternativer Algorithmen durchlaufen. Keiner davon lieferte eine zufriedenstellende Antwort.
Die Kreatur vor meinen Augen war ein Paradox.
Zwei widersprüchliche Tatsachen trafen gleichermaßen zu.
[1]Die Menschen sind ausgestorben.
[2]Vor mir steht ein Mensch.
Beide Aussagen waren wahr/falsch.
Beide Aussagen waren möglich/unmöglich.
Meine Gedanken rasten in einer Endlosschleife aus absurder Logik dahin. Bis das Paradox auf einmal den Mund öffnete und etwas sagte.