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Kapitel 1

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Christopher

Drei Tage sind seit der Anhörung vergangen. Drei Tage, seit Layla einen Schlussstrich unter unsere Ehe gezogen hat. Ich bin nur ein Schatten meiner selbst. Meine Wohnung habe ich, nachdem Layla sich umgedreht und fortgegangen ist, nicht mehr verlassen, sondern ich habe mich komplett abgeschottet. Im Büro denken alle, ich wäre krank. Gewissermaßen bin ich das auch: krank – vor Sehnsucht nach dieser Frau.

Die meiste Zeit lag ich im Bett und hatte das Gefühl, dass die Wände mich erdrücken. Oft habe ich daran gedacht, meinen Kummer in Alkohol zu ertränken. Ja, er hätte mich für ein paar Stunden betäubt, und dann? Dann wäre alles wieder beim Alten. Also tat ich es nicht.

Meine Eltern wollten vorbeischauen, ich habe ihnen jedoch gesagt, dass es nicht gut wäre, da ich die Grippe habe und sie nicht anstecken wolle. Sie mussten noch nicht wissen, dass er mir so dreckig geht, weil Layla sich von mir getrennt hat.

Wenn ich mal nicht im Bett lag, schlurfte ich von einer Ecke in die andere. Mein ganzes Penthouse ist voller Erinnerungen an sie und sogar die Bettlaken riechen immer noch nach ihr.

Die Stille ist unerträglich. Einmal habe ich das Radio eingeschaltet, aber nachdem ich gehört habe, welches Lied gespielt wurde, habe ich sofort auf den Off-Knopf gedrückt. Es erinnert mich an sie.

Ein paar Stunden nachdem ich die Anhörung verlassen hatte, hat Jeremy mich angerufen und mir mitgeteilt, dass Layla keinen einzigen Penny von dem haben wollte, was wir vertraglich vereinbart hatten. Auf der einen Seite war ich erleichtert, da mir so klar geworden ist, dass sie nicht hinter meinem Geld her war, sondern wahre Gefühle für mich haben musste. Auf der anderen Seite frage ich mich aber, warum sie mich trotzdem verlassen und die Annullierung beantragt hat. Ich glaube, dass ich darauf vielleicht nie eine Antwort bekommen werde.

Jeremy hat mehrmals nach mir gesehen und mir öfter gesagt, ich solle mich endlich zusammenreißen und nach vorn schauen. Der hat gut reden. Er hat ja nicht die Frau verloren, die ihm die Welt bedeutet. Ich habe es. Er kann weiter durch die Clubs ziehen und mit Frauen vögeln. Das kann ich nicht.

Ich kann nicht in mein altes Leben zurückkehren und mit anderen Frauen Sex haben, ohne sie mit Layla zu vergleichen. Bestimmt werde ich nie wieder in der Lage sein, eine andere Frau so zu lieben. Keine andere Frau kann Layla ersetzen. Sie ist diejenige, die mir Leben eingehaucht und es mir wieder genommen hat.

Irgendwie habe ich das starke Bedürfnis, eine bestimme Person zu sehen, um zu versuchen, ein paar entspannte Minuten mit ihr zu verbringen. Aus der Küche hole ich mein Handy und suche ihre Nummer aus den Kontaktdaten heraus. „Hey. Ich brauche dich dringend. Hast du Zeit für ein Mittagessen?“

„Für dich immer“, antwortet sie.

„Gut. In einer Stunde. Du weißt, wo.“

Noch bevor sie mir antworten kann, beende ich das Gespräch und gehe mich fertig machen.

In zehn Minuten müsste sie hier sein. Es ist knapp eine Woche vergangen, seit ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Ich nehme den Kaffeelöffel in die Hand, klopfe damit auf die Handinnenfläche, lege ihn wieder weg, um den Zuckerstreuer hin und her zu wirbeln. Wie wird sie wohl reagieren, wenn sie erfährt, warum ich sie so kurzfristig sehen musste?

Eine Hand legt sich auf meine Schulter und weiche Lippen hauchen mir einen Kuss auf die Wange. Ich zucke kurz zusammen, da mich das an Layla erinnert. Vielleicht ist sie es ja.

Aber ein Blick über meine Schulter reicht aus, um mich zurück in die Realität zu holen. „Hey, schön dich zu sehen.“

„Schön, dich zu sehen.“ Sie setzt sich auf die Sitzbank.

Irgendwie kommt sie mir immer hübscher vor. Ihre hellblauen Augen strahlen wie immer. Die neuerdings pink gefärbten Haare sind gewöhnungsbedürftig, aber sie stören mich nicht. Das zartrosa Kleid, das sie anhat, ist nicht mein Geschmack, aber sie ist bei allen bekannt dafür, dass sie ihren ganz eigenen Stil hat. Ich bevorzuge die schlichte, sexy Mode bei einer Frau.

Für ein paar Augenblicke sitzen wir uns stumm gegenüber. Dann ergreift sie die Initiative und legt ihre Hand auf meine. „Ich kann mir schon denken, warum du mich hergebeten hast.“

Ich hole tief Luft und lehne mich in der Sitzbank zurück. Ist sie sich da wirklich so sicher? Ich glaube nicht, dass sie weiß, was ich gerade durchmache. „Britney!“

„Chris, ich sehe es dir doch an. Ich habe es an deinem Tonfall gehört. Du siehst echt scheiße aus, und ich bin mir sicher, dass es mit Layla zu tun hat.“

Meiner kleinen Schwester kann ich nichts vormachen. Sie hatte schon immer die Gabe, meine Stimmung richtig einzuschätzen, noch bevor ich etwas sagen konnte.

Als ich jünger war, habe ich mich zwar immer davor gedrückt, was mit ihr zu unternehmen oder auf sie aufzupassen, das hat sich aber auf der High School geändert. Wir wurden älter, und ich musste sie vor den anderen Jungs beschützen, damit sie ihr nicht an die Wäsche gehen. Jedenfalls bin ich nun außerordentlich froh darüber, dass ich sie habe.

„Ein Streit ist vollkommen normal unter Paaren und du musst …“

Ich hole tief Luft und sehe sie an. Anscheinend denkt sie, wir hätten einen fürchterlichen Streit. Ich stütze mich mit dem Ellbogen auf dem Tisch ab, fahre mir durch die Haare, schlucke den riesigen Klumpen herunter, der sich in meiner Kehle gebildet hat, und schließe die Augen.

„Sie hat mich verlassen, Brit“, falle ich ihr krächzend ins Wort. „Vor drei Tagen haben wir die Unterlagen für die Annullierung der Ehe unterzeichnet“, raune ich und bei dem Gedanken daran zieht sich mein Brustkorb zusammen.

„Was?“ Sie reißt die Augen auf. „Du verarschst mich, oder?“

„Tue ich nicht.“

Brit stützt die Ellbogen auf den Tisch und vergräbt das Gesicht in ihren Händen. Als sie sie wieder herunternimmt, sieht sie mich mitleidig an. Erneut greift sie nach meiner Hand und drückt sie ganz fest, zeigt mir damit, dass sie an meiner Seite ist. „Tut mir leid, Chris. Das ist echt scheiße. Hast du irgendetwas Falsches gesagt oder getan?“

„Nicht du auch noch.“ Seufzend entziehe ich ihr meine Hand und schaue über ihre Schulter.

Am Tisch hinter ihr sitzt ein Pärchen, das sich, eng umschlungen, in die Augen schaut und sich zwischendurch immer wieder küsst. Erneut werden Erinnerungen an meine gemeinsame Zeit mit Layla in mir geweckt und ein Stich fährt durch mein Herz.

„Wie meinst du das?“, höre ich Brits Stimme und sehe wieder zu ihr.

„Was?“

„Ich fragte, wie du das meinst?“

„Na, Jeremy, Trish – alle denken, dass ich was getan habe. Und nun du auch noch“, sage ich, atme tief ein und senke den Kopf.

„Bei deiner Vergangenheit …“

„Bist du nun auf meiner Seite oder nicht?“, werfe ich ein und hebe den Kopf, weil ich keine Lust habe, mich an mein altes Leben zurückzuerinnern. Das war einmal. Seitdem ich Layla getroffen habe, hat sich mein Leben um hundertachtzig Grad gedreht. Sie hat es verändert.

„Das bin ich. Aber irgendetwas muss doch der Auslöser gewesen sein.“

Ich seufze, lege die Hand auf den Mund und reibe mir über meine Bartstoppeln. Etwas schnürt mir die Kehle zu und erschwert mir das Atmen. Sie hat das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Ich muss es ihr sagen, ihr alles berichten – von dem Tag an, an dem Luke mir Layla für die Scheinehe vorgeschlagen hat, bis zu dem Zeitpunkt, als mir meine Gefühle für sie klar geworden sind. Ja, ich wollte sie zu Beginn nur vögeln, aber mit der Zeit wollte ich einfach mehr für sie sein als nur ihr Fake-Ehemann. Sie sollte bis in alle Ewigkeit meine Frau sein.

„Brit, ich muss dir etwas gestehen.“

Sie sieht mich mit einem Ausdruck an, der mir ganz klar sagt: „Ich wusste, dass du etwas getan hast.“

Erneut fahre ich mir mit zitternden Fingern durch die Haare, während ich tief Luft hole. Mein Herz rast wie verrückt. „Layla und ich sind ein Arrangement eingegangen“, beginne ich zu erzählen und sehe ihren verwunderten Gesichtsausdruck. „Unsere Heirat war ein Deal.“

„Ihr habt einen Vertrag geschlossen? Das war alles ein Fake?“

„Zu Beginn schon.“

„Wie soll ich das denn verstehen?“

Ich schließe die Augen und ein tiefer Seufzer entfährt mir, während ich versuche, die richtigen Worte zu finden. „Am Anfang war es ein Fake. Mit der Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass ich Gefühle für sie entwickelt habe. Ich wurde rasend vor Eifersucht, wenn ein anderer Mann sie ansprach oder sie auch nur ansah. Wenn sie mir Kontra gab, fand ich es nicht mehr amüsant, sondern liebte es. Bei ihr zu sein, sie in meinen Armen zu halten, war das Schönste, was ich je erlebt habe.“

Ihre Lippen zucken, bis sie sich zu einem Lächeln ausbreiten. „Du liebst sie“, stellt sie klar.

Ich lächele zurück. „Ja, ich liebe sie.“

„Das ist doch schon mal ein guter Anfang.“ Brit lehnt sich nach vorn und greift nach meiner Hand. Sie lächelt mich zuversichtlich an und Hoffnung breitet sich in mir aus. „Operation ‚Wir holen uns Layla zurück‘ hat soeben begonnen.“

Layla mag mich zwar verlassen haben, jedoch bin ich mir sicher, dass sie noch irgendetwas für mich empfindet. Würde sie es nicht tun, dann hätte sie das Geld genommen und nicht ausgesehen, als würde sie auf eine Beerdigung gehen.

Ich sehe meine kleine Schwester an. Während ich geglaubt habe, dass alles verloren ist, strotzt sie nur so vor Optimismus. Sie schafft es tatsächlich, mir ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Ich bin bereit für diese Operation. Wir werden Layla zurückholen.

„Also, wir müssen es irgendwie schaffen, an sie ranzukommen, und dann …“

Ihre Augen schauen nach draußen und sie verstummt. Sie schluckt schwer, reißt die Augen auf und schaut mal zu mir, mal nach draußen, bis sie sich auf das fixiert, was auf der Straße los ist. Ich folge ihrem Blick und spüre sofort, wie mein Blutdruck steigt. Meine Finger kribbeln und mein Kiefer mahlt, als ich Layla auf der anderen Straßenseite sehe. Sie geht neben einem Mann, den ich von irgendwo her kenne und der seine Hand auf ihren Rücken gelegt hat. Wer ist dieser Bastard, der seine Finger auf meine Frau legt? Ihr scheint es keineswegs etwas auszumachen! Ganz im Gegenteil! Es gefällt ihr, denn sie lächelt.

„Chris?“, höre ich Brit warnend sagen, als sich meine Atmung beschleunigt und das Blut durch meinen Körper rauscht. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, die ich diesem Kerl gern ins Gesicht schlagen würde.

„Chris?“, nehme ich die Stimme meiner Schwester erneut ganz vage wahr.

Ich starre Layla weiterhin an. Sie bleibt mit dem Kerl stehen, fährt ihm mit der Hand über die Brust und umarmt ihn schließlich. Ich glaube, ich kenne diesen Bastard. Irgendwo habe ich sein Gesicht schon mal gesehen.

Sofort springe ich auf und eile zum Ausgang.

„Chris!“, schreit Brit, aber ich ignoriere sie, weil ich nur den einen Gedanken habe, diesem Kerl die Fresse zu polieren. „Al! Hilf mir“, ruft sie und packt meinen Arm, um mich daran zu hindern, das Bistro zu verlassen. Innerhalb von Sekunden steht Al vor mir, legt die Hände auf meine Brust und drückt mich zurück.

„Lass mich los!“, brülle ich. „Ich bringe ihn um!“

Al drückt mich mit seinem Körper weiter nach hinten, aber ich versuche, mich loszureißen. Ich will nur raus und diesem Bastard die Gurgel umdrehen.

„Troy, komm her!“, ruft Al, und ich spüre, wie jemand die Arme um meine Schultern schlingt und mich ebenfalls nach hinten zieht. Ich wehre mich mit aller Kraft, aber die zwei Männer sind stärker als ich und bringen mich hinter die Theke. Al öffnet die Tür des dahinter liegenden Büros, Troy zerrt mich hinein und geht wieder hinaus.

„Du bleibst jetzt hier, Palmer, bis du wieder klar denken kannst“, informiert mich Al, bevor er das Büro ebenfalls verlässt und die Tür hinter sich zumacht.

Ich tigere durch das Büro, reibe dabei ständig meine zur Faust geballte Hand an der Handinnenfläche der anderen. Verdammt noch mal! Vor drei Tagen hat sie den Schlussstrich gezogen und jetzt schon einen anderen Mann gefunden. Fuck! Bestimmt hat sie deswegen die Annullierung eingereicht. Sie waren sicher die ganze Zeit heimlich ein Paar und Luke wusste nichts davon. Aber wenn sie mit einem anderen Mann zusammen war, warum hat sie dann mit mir geschlafen? Womöglich ist sie das Arrangement eingegangen, um das Geld zu bekommen und mit diesem Kerl ein schönes Leben zu verbringen. Ich schüttele den Kopf und schiebe diesen Gedanken zur Seite, denn sie wollte keinen einzigen Cent haben.

Während ich weiterhin auf und ab stampfe, bleibe ich plötzlich stehen und mein Blick fällt auf das Poster, das in Als Büro hängt. Die Dallas Cowboys. Das Football-Team. Ich gehe näher ran, und meine Augen starren auf ein Gesicht, das ich vor ein paar Minuten draußen mit Layla gesehen habe. Shit! Das ist der Kerl. Der Quarterback der Cowboys. Ich wusste, dass ich das Gesicht schon mal irgendwo gesehen habe.

Heilige Scheiße! Das ist Allan Baxter!

The Arrangement: Zweite Chance für die Liebe

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