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Kapitel 4

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Layla

Eigentlich sollte ich ihn zum Teufel schicken. Was geht es ihn an, mit wem ich mich treffe? Unser Arrangement ist beendet. Punkt! Ich sollte ihn rausschmeißen, aber in meinem Kopf ist immer noch dieser kleine Teil, der rebelliert und wieder die Kontrolle über meinen Körper übernehmen möchte. Ehrlich gesagt sieht er im Moment ziemlich heiß aus, so wütend, wie er ist. Und eifersüchtig?

Ich lege meine Hände auf den Schreibtisch und erhebe mich. Mein Blick hält seinen fest, aber ausnahmsweise spüre ich nicht den Drang, zu ihm zu laufen und ihm um den Hals zu fallen. Diese Bilder von Kylie in Unterwäsche in seinem Apartment und von dem, was sie vor meinem Eintreffen anscheinend getan haben, kommen mir wieder ins Gedächtnis, daher hake ich den Gedanken, dass er womöglich eifersüchtig ist, schnell wieder ab. Das, was ich im Moment fühle, ist Abscheu.

„Das geht dich einen Dreck an, Palmer“, sage ich, presse die Zähne aufeinander und hebe meine linke Hand. „Wie du siehst, trage ich keinen Ehering mehr.“

Chris kommt näher, bis er auf der anderen Seite des Schreibtisches stehen bleibt, die Hände darauf abstützt und sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt ist. Ich sehe seine Kiefer mahlen und die blanke Wut in seinen Augen. Gut, denn ich denke, er sieht den gleichen Ausdruck in meinen.

Dieser Mistkerl traut sich, mir wieder unter die Augen zu treten und so zu tun, als wäre er eifersüchtig und gedemütigt. Nicht mit mir. Ich habe ihn durchschaut. Jedoch muss ich sagen, dass er ein sehr guter Schauspieler ist.

„Du kannst von Glück sagen, dass kein Paparazzo anwesend war, sonst wärst du heute als Davids neues Betthäschen auf den Titelseiten zu sehen“, sagt er mit zusammengebissenen Zähnen.

So etwas lasse ich mir nicht bieten, und von ihm schon gar nicht. Ohne großartig über seinen beleidigenden Betthäschen-Kommentar nachzudenken, hebe ich meine Hand und verpasse ihm eine Ohrfeige. Sein Kopf fliegt zur Seite und meine Hand schmerzt, aber das ist mir völlig egal. Wie kann er es wagen, mich so zu nennen! Ausgerechnet er, der fast alle weiblichen Einwohnerinnen von Houston flachgelegt hat.

„Verschwinde aus meinem Büro!“

Er wendet sich mir wieder zu. „Du wirst dich von dem Kerl fernhalten.“

„Ich tue, was ich will!“, schreie ich und schlage mit der Hand auf den Schreibtisch.

Seine Augen verengen sich, und an seiner Schläfe wird eine kleine Vene sichtbar, die extrem pocht. Er atmet tief durch die Nase ein und aus. „Der Kerl ist ein Spieler. Ein Sonnyboy und Womanizer.“

Das soll wohl ein Witz sein. Der Wolf warnt das Schaf vor dem anderen Wolf. Ich kreuze die Arme vor der Brust und hebe eine Braue. „Welch Ironie!“

„Layla! Treib es nicht zu weit!“

Er droht mir? Ich lehne mich nach vorn, sodass ich ihm ganz nahe bin. Wir halten den Blickkontakt. Der Duft seines Aftershaves steigt mir in die Nase und für einen kurzen Augenblick muss ich an unsere Tage in Puerto Rico zurückdenken. Er hielt mich in seinen Armen und küsste mich leidenschaftlich. Oh nein! Nicht schwach werden. Schublade auf, Erinnerungen rein, Schublade wieder zu.

„Du hast kein Recht, mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe“, raune ich und lehne mich wieder zurück, um einen angemessenen Abstand zu ihm zu bekommen und seinen Duft nicht mehr in mich aufzunehmen. Ein paar Sekunden länger und dieser kleine Teil in meinem Gehirn könnte wieder anfangen, zu rebellieren, und ich würde die Kontrolle über meinen Körper verlieren und schwach werden.

„Das werden wir noch sehen.“ Er bleckt die Zähne, und mit diesem letzten Satz, der wie eine Drohung rüberkam, wendet er sich ab und verlässt mein Büro.

Zitternd und schwer atmend, lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen. Dieser Arsch! Nach allem, was er getan hat, wagt er es, herzukommen, um mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe? Allein der Gedanke an jenen Nachmittag, an dem ich seine Wohnung für immer verlassen habe, macht mich rasend vor Wut. Ich zittere wie Espenlaub, und mir wird schlecht, als ich an diese Kylie denke.

Ich eile zur Toilette und erreiche die Kabine, bevor sich mein Mageninhalt auf dem Boden verteilt. Als ich mich auf die Fliesen knie, höre ich, wie die Tür aufgeht.

„Layla?“

Oh Shit! Linda. Bestimmt fragt sie sich, was vorgefallen ist, da ich wie eine Verrückte zur Toilette gerannt bin.

„Geht es Ihnen gut?“

Mit einem Stück Papier wische ich mir den Mund ab. „Ja, Linda. Es geht schon. Ist vielleicht eine Magen-Darm-Grippe.“ Tolle Ausrede, aber ich kann ihr schlecht sagen, dass die Anwesenheit meines Fake-Ex-Mannes daran schuld ist.

„Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie mich brauchen“, hallt ihre Stimme durch den leeren Raum.

Ich nicke mehrmals. Was tue ich da bloß? Sie kann mich doch hier drinnen gar nicht sehen. Jetzt verliere ich anscheinend auch noch den Verstand.

Zurück in meinem Büro werde ich von Linda mitleidsvoll angesehen. Vielleicht ist es besser, wenn ich nach Hause fahre und mich ausruhe. Ich nehme meine Tasche und ein paar Unterlagen, die ich mir ansehen möchte, in die Hand, und teile Linda mit, dass sie meine restlichen Termine für heute streichen soll.

Statt mit dem Wagen zu fahren, lasse ich mir ein Taxi kommen. Mir ist immer noch übel und etwas schwindelig. Das Risiko, einen Unfall zu bauen, gehe ich nicht ein.

Als ich in meiner Wohnung bin, mache ich mir einen Tee und setze mich auf die Couch. Doch statt mich auf die Unterlagen zu konzentrieren, wandern meine Gedanken zu Chris und seinem Besuch von vorhin. Er sah wirklich toll aus. Dieser leichte Bartschatten steht ihm unheimlich gut. Ich kann mir gut vorstellen, wie es kitzeln würde, wenn er … Stopp! Ein kleiner verräterischer Teil in meinem Hirn versucht tatsächlich, wieder die Oberhand zu gewinnen. Aargh!

Nach einem Bad fühle ich mich wesentlich besser. Anscheinend hat Chris’ Aufkreuzen dafür gesorgt, dass mir übel wurde. Ich setze mich auf mein Bett und gehe die Unterlagen durch, die Roger mir hat zukommen lassen. Er will seinen Sohn Chase jedes zweite Wochenende sehen, bei der Wahl der Schule ein Mitspracherecht haben und zweimal im Jahr Urlaub mit ihm machen, wenn er ein angemessenes Alter erreicht hat. Chase soll alles erben, seine Mutter allerdings keinen Penny bekommen und keinen Zugang zu dem Treuhandkonto haben. Falls Roger irgendetwas passieren sollte, bevor sein Sohn volljährig ist, wird sich seine Anwältin – damit bin ich gemeint – um alles kümmern.

Beim Durchsehen der Unterlagen fühle ich, wie meine Lider schwerer werden. Ich lege alles zur Seite und schlafe ein.

Am nächsten Morgen fühle ich mich ausgeruht, voller Tatendrang und verbringe den ganzen Tag im Büro. Der Chris-Palmer-Virus ist wohl endgültig verschwunden. Zum Glück habe ich heute keine Gerichtstermine und kann mich völlig meinen Unterlagen und Beratungsterminen widmen.

Gegen Mittag bekomme ich eine Nachricht von Allan.

Essen heute Abend?

Hätte er mich gestern gefragt, hätte ich definitiv Nein gesagt, so wie ich mich gefühlt habe. Da es mir heute wieder gut geht, werde ich die Einladung meines besten Freundes natürlich annehmen.

Ich: Klar. Wo? Wann?

Allan: Um 19:30 Uhr im La Table.

Warum muss es ausgerechnet das La Table sein. Ein tiefer Seufzer entfährt mir. Ich weiß von Luke, dass Chris sehr gern dort essen gegangen ist. Die Betonung liegt auf gegangen. Ob er es immer noch tut, weiß ich nicht. Ich hoffe, er hat sich mittlerweile ein anderes Restaurant ausgesucht. Auf ein erneutes Treffen mit ihm habe ich nämlich keine Lust.

Ich: Warum nicht bei Eddie? Das Essen dort soll echt gut sein.

Allan: Das wird gerade renoviert.

So ein Mist. Dann will ich nur hoffen, dass Chris heute Abend zu Hause bleibt und nicht mit Jeremy dort auftaucht. Vielleicht veranstaltet er ja mit Kylie eine kleine private Eisparty in seiner Wohnung. Mein Magen meldet sich wieder, und ich nehme zügig einen Schluck aus meiner Wasserflasche, um diesen bitteren Geschmack zurückzubefördern.

Bevor ich mich am Abend mit Allan treffe, rufe ich Trish an, die zurzeit bei einem Anwaltskongress in Baltimore ist. Leider springt nur die Mailbox an. Ich hätte so gern mit ihr gesprochen und ihr erzählt, was gestern vorgefallen ist. Dann versuche ich es eben später noch mal oder warte einfach, bis sie sich bei mir meldet.

Das La Table ist nicht besonders gut besucht und die Gästezahl überschaubar. Meine Augen schweifen herum, und ich sehe weder Chris noch Jeremy. Nur einen gutaussehenden Quarterback, der sofort lächelt, sobald unsere Blicke sich begegnen. Seine Anwesenheit lässt mich jeglichen Kummer vergessen.

„Hallo, Rechtsverdreherin.“

„Hör auf, mich so zu nennen, Supersportler.“

Ja, wir haben schon komische Spitznamen füreinander. Das hat sich im Laufe der Jahre irgendwie so ergeben. Bei mir, weil er denkt, dass ich manchmal die Gesetze missachte und meine Fälle so hinbiege, wie es mir passt, und bei ihm, weil er nun mal der beste Quarterback der NFL ist.

Nach einer kurzen Umarmung setzen wir uns und Allan sagt: „Ich habe dir schon mal ein Glas Tempranillo bestellt.“

Ach, Allan weiß genau, was ich brauche, um nach einem anstrengenden Tag im Büro wieder runterzukommen. Er ist groß, hat einen wahnsinnigen Körper, dunkle Haare, rehbraune Augen und ein Lächeln, das Eis zum Schmelzen bringt. Warum muss er nur schwul sein? Das Leben ist unfair.

„Wie war das Training heute?“, möchte ich wissen.

„Gut. Wir haben ein paar neue Spielzüge ausgearbeitet. Der Coach meinte, wenn wir es schaffen, den Run-Block, Pull und QB Sneak zu kombinieren, sodass …“ Plötzlich hält er inne und sieht mich an. „Das interessiert dich doch gar nicht.“

„Doch, doch, rede weiter.“

„Lay“, Allan stützt die Ellbogen auf den Tisch und verschränkt die Finger, „du hast doch überhaupt keine Ahnung von Football. Ich erzähle dir was von Spielzügen und du verstehst nur Bahnhof. Genauso gut könntest du mir was von Gesetzen und Paragrafen erzählen. Davon verstehe ich nämlich auch nichts.“

„Tut mir leid, Allan.“ Kopfschüttelnd senke ich meinen Blick.

„Schon gut. Weißt du, ich bin unheimlich froh, dass wir die Saisonvorbereitung hier machen. So kann ich ein wenig Zeit mit dir verbringen. Wenn die Saison wieder anfängt, werde ich es kaum schaffen, nach Hause zu kommen.“

Ich weiß nicht, warum, aber ich habe das Gefühl, dass er sehr nachdenklich wirkt. Und meine Vermutung bestätigt sich, während er weiterspricht. „Ich habe mir überlegt, mich zu outen. Meine Mutter weiß es seit ein paar Jahren. Dad lebt nicht mehr, also kann er sich nicht in Grund und Boden schämen.“ Allan nimmt meine Hände und hält sie fest. „Was meinst du dazu? Deine Meinung ist mir am wichtigsten.“

Klar finde ich es gut, dass er sich zu seiner Homosexualität bekennen möchte, aber bei so einem Mannschaftssport ist es vielleicht doch ein kleines Problem. Sehr viele Menschen sehen die Homosexuellen als krank oder als verweichlichte Typen an. Wie werden die Menschen, seine Teamkollegen und die Fans reagieren, wenn er sich outet? Seine Karriere wäre vielleicht in Gefahr. Nicht nur bei den Cowboys, sondern in der gesamten NFL. „Glaubst du wirklich, es ist eine gute Idee? Du könntest aus dem Team fliegen.“

Allan senkt langsam seinen Blick, schaut auf unsere miteinander verbundenen Hände. „Ich kann dieses Versteckspiel nicht mehr. Mich ständig mit irgendwelchen Frauen zeigen, nur damit ich das Image des Frauenschwarms behalte.“

„Das verstehe ich. Aber ich möchte nicht, dass mein bester Freund von den Medien fertiggemacht und seine Karriere beendet wird.“

Allan hebt wieder seinen Kopf und sein Blick verrät mir alles. Er steckt in der Klemme.

„Du hast viel zu hart gearbeitet, um dorthin zu gelangen, wo du gerade bist. Überlege es dir gut, bevor du diesen Schritt wagst. Immerhin bist du ein erfolgreicher und sexy Quarterback, der von allen Frauen angehimmelt wird. Das können nicht viele Sportler von sich behaupten“, füge ich hinzu und zucke mit der Schulter.

Allan hebt meine Hand an seinen Mund und haucht mir einen Kuss auf den Handrücken. Sein Blick ist liebevoll, und er hat diese merkwürdige Art, mich mit nur einem einzigen Blick zum Lächeln zu bringen. Ich verstehe nicht, wie er das macht, aber es fühlt sich jedes Mal gut an. Auch jetzt.

„Du interessierst mich“, sagt er schließlich und mein Lächeln wird breiter. „Du und deine Meinung. Die ist mir besonders wichtig.“

Eine plötzliche Unruhe sorgt dafür, dass Allan und ich unseren Blick zum Eingang richten. Ich hatte gehofft, Chris hier nicht zu begegnen, aber wie der Teufel es so will, taucht er immer genau da auf, wo ich ihn nicht haben will. Sein Kopf läuft rot an und sein ganzer Körper ist extrem angespannt. Jeremy steht vor ihm und blockt ihn, indem er seine Hände auf seine Brust legt.

„Ist das Chris?“, fragt Allan ruhig.

„Ja“, bestätige ich und beiße die Zähne zusammen. Ich dachte, bei seinem Auftritt in meinem Büro hätte ich mich klar genug ausgedrückt. Es hat ihn nicht zu interessieren, wo und mit wem ich mich treffe.

Chris’ Blick ist intensiv und fixiert nicht mich, sondern Allan. Jeremy redet auf ihn ein, aber Chris scheint unbeeindruckt. Er schubst seinen Freund zur Seite und macht sich mit strammen Schritten und geballten Fäusten auf den Weg zu uns.

Instinktiv stehe ich auf und stelle mich zwischen ihn und Allan. Er soll es bloß nicht wagen, meinen besten Freund anzufassen. Meine Augen verengen sich zu Schlitzen, sobald er vor mir stehen bleibt. „Mach auf der Stelle kehrt und verlass das Restaurant.“

Seine Augen sprühen Funken der Wut und er ballt die Hände fester zusammen. An seinem Hals kann ich seinen rasenden Puls erkennen. Er schlägt bestimmt genauso schnell wie meiner. Plötzlich lächelt er, was natürlich ein totaler Fake ist, und legt den Kopf schief. „Was ist, Habibti? Hast du Angst, ich könnte deinem Freund wehtun?“, raunt er.

Um ehrlich zu sein, so wie er aussieht … ja, die habe ich. Aber ich lasse mich von ihm nicht abschrecken, straffe die Schultern, recke mein Kinn und halte den Blickkontakt. „Warum lässt du deine schlechte Laune nicht an deiner Schmusekatze aus statt an einem unschuldigen Mann!“

Chris schnaubt. Macht er sich jetzt auch noch lustig über mich?

„Wenn wir schon gerade dabei sind, über Schmusekatzen zu reden …“ Seine Stimme ist sehr leise und er kommt noch einen Schritt näher. Sehr nah.

Sein Duft steigt in meine Nase, und wieder beginnt ein kleiner Teil in meinem Kopf, zu rebellieren. Dieser Teil bringt mein Blut zum Kochen, beschleunigt meinen Herzschlag und sorgt dafür, dass ich weiche Knie bekomme. Mayday! Mayday! Restliches Gehirn, übernimm die Kontrolle! Bitte übernimm sie, und zwar schnell! Überwältige diesen kleinen Teil.

„Für wie viele Kerle spielst du eigentlich das Betthäschen?“

WAS? Der große Teil des Gehirns übernimmt nun wieder die vollkommene Kontrolle, beendet die Meuterei und treibt meinen Blutdruck in die Höhe. Ich beiße kräftig die Zähne zusammen und hebe meine Hand, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Aber er hat es wohl kommen sehen und packt mein Handgelenk, bevor ich seine Wange berühren kann. Seine Finger um mein Gelenk senden eine Hitze durch meinen Körper, die versucht, jede einzelne Zelle zu erreichen, um sie wieder mit dem Chris-Palmer-Virus zu infizieren. Oh nein! Nicht schon wieder.

„Verschwinde aus meinem Leben.“ Ich blecke die Zähne, sorge aber dafür, dass er genau das auch in meinem Blick sieht.

Für einen kurzen Moment schließt er die Augen und öffnet sie wieder. Ich denke, er tut es, um sich ein wenig zu beruhigen, da wir uns in der Öffentlichkeit befinden. Chris hält mein Handgelenk immer noch fest, und für ein paar Sekunden glaube ich, so etwas wie Verlangen in seinem Blick zu sehen. Natürlich. Anscheinend hat er erst mal genug von Kylie. Vielleicht kann sie seine Lust nicht mehr befriedigen oder er hat genug von ihr, und statt sich in der Houstoner Clubszene nach einer willigen Frau umzusehen, versucht er, die rumzukriegen, die sich von ihm hat weichklopfen lassen. Nämlich mich. Jedoch kenne ich diesmal seine Masche. Er spielt mal wieder den Eifersüchtigen, damit ich schwach werde und seinem Charme nicht widerstehen kann. Das zieht bei mir nicht mehr. Ich kenne seine Spielchen mittlerweile und kann mit Stolz verkünden, dass ich dagegen immun bin.

„Könntet ihr das bitte lassen?“ Jeremy erscheint neben Chris. „Wollt ihr, dass die Presse davon Wind bekommt und ihr durch den Dreck gezogen werdet?“

Chris lässt erst jetzt meine Hand los, aber ist immer noch außer sich vor Wut. Sein Blick wandert rüber zu Jeremy und wieder zurück zu mir. „Wir sind noch nicht fertig“, warnt er mich, indem er sich nach vorn lehnt und sein Gesicht ganz nah an meins bringt.

Ich spüre seinen Atem, sehe, wie seine Adern am Hals hervortreten. Unter anderen Umständen wäre ich ihm ganz sicher um den Hals gefallen, aber ich unterdrücke dieses Bedürfnis, indem ich mir Kylies Bild in seinem Penthouse ins Gedächtnis rufe.

„Und ob wir das sind.“ Ich recke erneut das Kinn.

Sofort wendet er sich ab und verlässt mit kräftigen und strammen Schritten das Restaurant, gefolgt von Jeremy, der mich mit einem „Tut mir leid“-Ausdruck ansieht. Nachdem beide durch die Tür verschwunden sind, atme ich erleichtert aus und setze mich langsam wieder auf den Stuhl.

„Alles okay?“, fragt Allan besorgt.

Ich kann ihm nicht antworten, da meine Kehle wie zugeschnürt ist, also nicke ich einfach. Hoffentlich stellt er jetzt keine Fragen. Braucht er auch eigentlich nicht. Er weiß über alles Bescheid und hat nun mit eigenen Augen erlebt, was ich ihm über Chris erzählt habe. Nach ein paar Minuten des Schweigens entschuldige ich mich und gehe auf die Toilette.

Als ich aus der Kabine herauskomme und in den Spiegel schaue, sehe ich Chris wieder vor mir. Seine wütenden Blicke, die angespannte Haltung, seine drohenden Worte und die Beleidigung, die er mir gegenüber geäußert hat. Betthäschen. Ich! Die gerade mal mit drei Männern was hatte. Daran erkennt man, dass er keine Gefühle für mich hatte. Ein Mann, der für eine Frau etwas empfindet, beleidigt sie nicht. Chris hat nur für Sex etwas übrig. Bei dem Gedanken daran wird mir wieder übel.

Ich gehe wieder zu Allan an den Tisch zurück und bitte ihn darum, das Restaurant mit mir zu verlassen. Chris hat es geschafft, mir den netten Abend mit meinem besten Freund zu vermasseln. Das Einzige, was ich nun will, ist, mich auf meine Couch zu legen und einzuschlafen. Zum Glück versucht er nicht, mich umzustimmen, sondern bezahlt die Rechnung und wir gehen hinaus.

Am Eingang ruft jemand meinen Namen. Es ist Mrs. Thomas, eine Klientin, die ich vor einem Jahr vertreten habe.

„Ich warte an deinem Wagen auf dich“, informiert mich Allan.

„Danke, ich mache es kurz.“ Er nickt mir zu, ich setze ein Lächeln auf und wirbele herum. „Mrs. Thomas, schön, Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihnen?“ Ich bin nicht in der Stimmung für Small Talk, bleibe aber so nett ich kann.

„Sehr gut, Miss Elias. Ich habe gehört, Sie sind mit Christopher Palmer liiert?“ Meine Güte, die kommt aber direkt auf den Punkt.

„Nun ja, Sie kennen doch die Klatschblätter. Die schreiben, was ihnen Geld einbringt“, winke ich ab und hoffe, so dem Gespräch ein Ende zu bereiten.

„Sie wissen doch: Wo Rauch ist, ist auch Feuer.“

Ja, leider. Und an diesem Feuer habe ich mich verbrannt. Ich öffne meinen Mund, um ihr darauf zu antworten, aber ein lauter Knall hindert mich daran. Scheiben klirren, Menschen schreien. Ehe ich registrieren kann, was passiert ist, merke ich, wie ich durch die Luft fliege, gegen etwas pralle und der Parkettboden immer näher kommt. Ein höllischer Schmerz durchfährt meinen Kopf.

The Arrangement: Zweite Chance für die Liebe

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