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VORWORT

Willkommen in der Welt der pellegrina, der Pilgerin. Willkommen in der Welt der leidenschaftlichen Liebe zum Radsport, die Lidewey van Noord und Robert Jan van Noort miteinander teilen. Willkommen in der wundersamen Welt der Italiener und des Radrennsports!

Pellegrina ist nicht einfach irgendein Buch. Es ist eine Suche nach einer Mentalität, eine Analyse der charakteristischen Eigenheiten eines Landes und eine leidenschaftliche Liebeserklärung, alles zugleich. Es ist eine Reise in das Italien, wie es sich in seinem ciclismo widergespiegelt.

Pellegrina ist ein Projekt von Lidewey van Noord und Robert Jan van Noort. Gemeinsam haben sie die Wallfahrtsorte ausgesucht, die sie bereisen wollten, und gemeinsam haben sie nach den interessantesten Geschichten und den besten Bildern gesucht. Das Ergebnis ist dieses ganz besondere Buch, in dem die gemeinsame Liebe der beiden zum Radsport seine Entsprechung gefunden hat. So viel Leidenschaft passte in diesem Fall nicht zwischen die Deckel eines Taschenbuchs.

Lidewey van Noord ist als Radsportpilgerin durch Italien gezogen und hat dabei immer nach der Verbindung zwischen dem Land, seinen Einwohnern und dem Radsport gesucht. Sie kennt sich gut aus mit Italien, sehr gut sogar, denn sie hat dort gelebt. Und erst recht mit Radrennen, sie ist beim Radsport-Quiz schlichtweg unbesiegbar. Aber was noch viel wichtiger ist: Sie ist von Italien und seinem Radsport zutiefst fasziniert. Und das ist noch einmal etwas ganz anderes als bloßes Wissen: Wissen ist kalt, Faszination ist warm. Wissen hat man im Kopf, Faszination trägt man im Herzen.

Robert Jan van Noort hat den Geschichten seiner Kollegin mit Bildern eine weitere Dimension hinzugefügt, ihnen einen Kontext gegeben. Er hat schon viele Bücher gestaltet, aber in diesem zeigt sich sein fachliches Können auf einem neuen Höhepunkt. Das Buch ist eine Ode an Italien und seine Radrennen, an die Schönheit, aber auch an die Wehmut, die sich hinter ihr verbirgt. Auch Robert Jan van Noort ist mit Italien und dem italienischen Radsport seit langem verwachsen. Zusammen mit dem Musiker Johannes Sigmond (»Blaudzun«) widmete er bereits einmal fünf Jahre seines Lebens einer filmischen Hommage an die Lombardei-Rundfahrt.

Italien hat zwei Gesichter. Diese Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch. Besonders deutlich wird es in dem Kapitel über Daniele Bennati, einen Fahrer aus der Gegend von Arezzo, einer Stadt, die Lidewey van Noord zufolge eine der schönsten Italiens ist – so wie Bennati einer der schönsten Männer Italiens ist, wenn wir der Autorin glauben dürfen. Und doch handelt das Kapitel weder von der Schönheit Arezzos (so gern man nach der Lektüre auch hinfahren würde) noch von der körperlichen Anziehungskraft Bennatis (obschon man bei der Lektüre in Versuchung gerät, Fotos von ihm zu googeln). Nichts von alledem, sondern es ist eine von eigener Erfahrung geprägte Betrachtung des großen Themas, das Italien ausmacht und das sich in Filmen wie La dolce vita und La grande bellezza wiederfindet, aber auch in den Romanen von Bassani, Pavese und Calvino oder in den Theaterstücken von Dario Fo: das Traurige und Tragische, das sich hinter der Schönheit und der Leichtigkeit des Lebens verbirgt.

Ich kann keines der Kapitel in diesem Buch lesen, ohne gerührt zu sein. Ich war gerührt, als ich über das große Talent Michela Fanini und ihren Vater gelesen habe, darüber, wie er seiner Tochter zärtlich über den Rücken streicht – zumindest über den Rücken einer Steinskulptur, die ihre Züge trägt, denn sie selbst ist 1994 ums Leben gekommen. Aber ich war auch gerührt, als ich über die Begegnung mit Eddy Mazzoleni las, den wir sonst vor allem im Zusammenhang mit einem Dopingskandal kennen. Noch nie hat mir jemand den italienischen Hang zur Anarchie so gut erklärt, wie er es gegenüber der Autorin getan hat: Regeln sind in Italien eigentlich nur dazu da, dass man gegen sie verstößt. Und ich war gerührt von Marzio Bruseghin und seinen Eseln, ebenso wie von Marco Pinotti und seiner Liebe zu seinem Heimatdorf Osio Sotto. Und natürlich von dem fantastischen Bericht über Marco Pantani und Cesenatico, in dem der desillusionierende Satz vorkommt: »Körperlicher Verfall, Depression, Sucht und Abhängigkeit sind Dinge, über die man im Land der Schönheit und der dolce vita nicht gern spricht.«

Und bei der Lektüre ist mir plötzlich auch klargeworden, warum die Lombardei-Rundfahrt ein schöneres Rennen ist als Mailand–Sanremo. Die Wehmut des Herbstes passt viel besser zu Italien als die Fröhlichkeit des Frühlings. Dieses Rennen der fallenden Blätter ist, so Van Noord, »die treffendste Ode an den Herbst, welche die Menschheit je hervorgebracht hat – obschon To Autumn von John Keats auch durchaus ein netter Versuch war.« Das vorliegende Buch enthält zahllose solcher großartigen Sätze.

Pellegrina ist weit davon entfernt, den italienischen Radsport oder Italien als solches idealisieren zu wollen. Und doch: Wer das Land bereits kennt, wird es nach der Lektüre noch mehr mögen. Und wer es noch nicht kennt, wird es kennenlernen wollen.

Pellegrina feiert die leidenschaftliche Liebesbeziehung der Italiener zum Radsport, es zeigt die bedingungslose Liebe zu la corsa und den campionissimi, es zelebriert den ewig währenden Traum vom Fahrrad.

Herzlich willkommen in diesem wundervollen Buch.

Bert Wagendorp, Chefredakteur des Radsportmagazins De Muur

Pellegrina

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