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8. Kapitel

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Jo schlief den ganzen restlichen Tag in der riesigen unterirdischen Höhlenkammer. Als er aufwachte, war er durchgefroren und er fühlte sich so allein, dass es ihm den Atem nahm. Einen Moment lang konnte er sich nicht rühren. Seine Kleider waren nass, seine Knie und Schienbeine voller blauer Flecken, und nun waren auch seine verbrannten Fingerspitzen blutig und zerschunden und pochten schmerzhaft.

Schwerfällig stieg er den Tunnel wieder hinauf und spähte ins Freie. Ein Sturzregen hüllte den Strand in grauen Nebel. Jo brauchte Salzwasser, um seine Wunden zu säubern, das hatte Milla ihm vor Jahren beigebracht. Ohne auf seine steifen Beine zu achten, stemmte er sich gegen den Regen, rutschte blinzelnd den steilen Hang hinab und lief zum Meer. Er zog die Schuhe aus, krempelte Hosenbeine und Hemdsärmel hoch und watete hinein, um die Arme in die Wellen zu tauchen.

Die salzigen Fluten waren eisig, und seine Verletzungen brannten so sehr, dass ihm die Luft wegblieb. Schon bald fühlten sich seine Brandwunden völlig taub an – genau wie der Rest seiner Arme und seine Füße. Er klapperte mit den Zähnen. Die nassen Kleider hingen an ihm herab, die Haare klebten in seinen Augen.

Er hatte mörderischen Hunger. Vielleicht würde er es irgendwann schaffen, Fische oder einen Hasen zu fangen, aber nicht heute, nicht in diesem Zustand. Er hatte keine Wahl: Er musste zurück in die Stadt und etwas Essbares auftreiben.

Er wartete, bis es dunkel war. Der Sturm schien sich verzogen zu haben, zumindest hatte der Regen eine Atempause eingelegt. Jo kehrte auf dem gleichen Weg zurück, den er gekommen war: über den Weststrand, vorbei an den Lagerhäusern und hinein in die dunkelsten Straßen von Arcosi. Dort hielt er Ausschau nach einer Gelegenheit, etwas zu essen zu stehlen. Er folgte dem Geruch von Holzfeuer und Braten, bis er zu einem hohen Gebäude kam, das voller Menschen zu sein schien. Wenn dort ein Fest stattfand, würde man einen ungeladenen Gast vielleicht nicht bemerken.

Jo schlich über die Straße und lauschte aufmerksam. Er linste durch einen Spalt im Fensterladen, erkannte jedoch nur vage ein dichtes Gedränge. Er legte den Kopf in den Nacken und suchte nach etwas, woran er hinaufklettern konnte, um von weiter oben einen besseren Blick zu haben, aber die Mauer war glatt und hoch. Über ihm standen ein paar Sterne am Himmel, zwischen zerfaserten Wolken eingeklemmt.

Er horchte. Lauter Jubel erscholl. Dort drinnen mussten Dutzende Leute sein.

»Du siehst hungrig aus. Wie eine ersoffene Ratte oder noch schlimmer.«

Jo wirbelte herum und fand sich einem kleinen, stämmigen Mann gegenüber. Er stand da wie ein Soldat: Die Füße fest auf dem Boden, hielt er das Schwert in der Hand, als würde es nicht mehr wiegen als ein Esslöffel.

»Ja, ich meine, nein, ich meine … wie meinen Sie das?«, stammelte Jo. Er schwankte, ihm wurde plötzlich schwindlig, und er bibberte vor Kälte.

»Ganz ruhig, Junge«, sagte der Mann, der nun lächelte und ihn mit seiner freien Hand stützte. »Kein Grund zur Panik.« Sein schütteres weißes Haar zog sich in zwei Streifen seitlich um seinen Schädel. Er erinnerte Jo an einen freundlichen Dachs. »Das sieht doch jeder, dass du etwas Warmes zu essen und einen Platz zum Trockenwerden brauchst. Komm mit.« Er steckte sein Schwert weg und bedeutete Jo, ihm zu folgen.

»Warum? Was ist das hier?« Jo dachte an Geschichten über junge Männer, die erst betäubt und dann gezwungen wurden, als Matrosen auf Schiffen zu arbeiten. Andererseits, hatte er sich nicht gewünscht, die Insel zu verlassen? Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen.

Ehe der Mann antworten konnte, schaute neben ihnen jemand zum Fenster heraus und rief: »Gibt es noch irgendwelche Nachzügler, Yannick? Komm rein, wir fangen gleich an.« Das Gesicht des Mannes verharrte über ihnen. Er hatte kurz geschorenes Haar, das im Mondlicht silbern leuchtete, hohle, stoppelige Wangen und eine geschwungene bootförmige Narbe unter einem Auge.

»Wir kommen, Asa!«, erwiderte Yannick und lotste Jo zur Eingangstür. »Komm, iss mit uns und sei willkommen. Unsere Türen stehen Freunden immer offen …«

Er trat vor die Tür und klopfte drei Mal im Rhythmus langsam – schnell – schnell. Als die Tür aufschwang, quietschten die rostigen Angeln, und ein Schwall warmes Licht und das köstliche Aroma von gekochtem Essen drangen herab. Der Mann verschwand im Haus.

Die Tür begann sich wieder zu schließen. Jo musste sich entscheiden, ehe sie ihm vor der Nase zufiel. Sein Magen knurrte schmerzhaft und traf die Entscheidung für ihn. »Warten Sie!«, rief er. »Ich komme mit.« Über alles Weitere würde er sich Gedanken machen, wenn er gegessen hatte.

Er trat ein und gelangte in einen kleinen Vorraum mit Wänden aus blanken Holzbrettern und einer Wendeltreppe, die linker Hand nach oben führte. Zwei Fremde beäugten ihn misstrauisch. Sie hielten Wache vor einer großen doppelflügeligen Tür mit verzierten Messinggriffen.

»Bewaffnet?«, wollte einer wissen und klopfte Jo grobschlächtig ab.

»Nur das hier.« Jo zog das Messer mit dem Drachengriff heraus, das Conor ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Wieder versetzte ihm der Gedanke daran, was er seit gestern Morgen alles verloren hatte, einen Stich.

Der kleine Mann nahm das Messer und legte es in eines von mehreren tiefen Regelfächern unter der Treppe, die mit einem beunruhigenden Arsenal an Waffen gefüllt waren.

»Mach nicht so ein besorgtes Gesicht, Junge.« Der andere Wachposten schlug ihm kräftig auf den Rücken. »Wir beißen nicht.« Er schob Jo zu einem Türflügel. »Noch nicht jedenfalls.«

Mit ihrem Gelächter in den Ohren fummelte Jo nervös am Türgriff herum. Nicht einmal das bekam er hin! Schließlich ging die Tür auf, und er schlüpfte in den großen, überfüllten Raum.

Das Erste, was ihm auffiel, war die Hitze: feucht, verschwitzt und säuerlich. Es mussten hundert oder mehr Männer sein und eine Handvoll Frauen, die dicht aneinandergedrängt nach vorn schauten. Jo stolperte ein Stück weiter und landete zwischen einem großen rotbärtigen Fremden und einem kleinen Glatzkopf, den er vage aus Aminas Nachbarschaft wiedererkannte. Alle waren Norländer. Jeder Einzelne von ihnen.

Jo stellte sich auf die Zehenspitzen und erhaschte einen kurzen Blick auf den Mann namens Asa, der ganz vorn stand. An der Seite befanden sich einige Bänke und aufgebockte Tische mit drei großen Fässern. Wahrscheinlich Bier, vermutete Jo, zumindest lag ein starker Hefegeruch in der Luft.

»He, hast du Hunger, Junge?« Yannick erschien mit einem Holzteller voller Wurstscheiben und festem, dunklem Brot in der einen Hand und einer Schüssel Suppe in der anderen.

Erleichtert nahm Jo das Essen entgegen. »Danke.«

»Setz dich dorthin und iss. Bin gleich wieder da.« Yannick zeigte auf eine Bank im hinteren Teil des Raums und verschwand dann in der Menge.

Jo bahnte sich seinen Weg zur Bank, ohne dabei allzu viel Suppe zu verkleckern, und schlang das Essen hinunter. Es kümmerte ihn nicht mehr, ob es womöglich mit etwas versetzt war, das ihn betäuben würde. Selbst wenn er auf dem Deck eines fremden Schiffes aufwachte, würde er das im Augenblick als fairen Tausch betrachten.

Asas Stimme war laut und klar. »Also, beginnen wir unseren Abend wie immer.«

Hier und da ertönte Applaus und zustimmendes Brummen. Dann begannen zu Jos Überraschung alle zu singen. Es war ein traditionelles norländisches Lied über das Meer, an das sich Jo vage erinnerte.

Der Mann mit rotem Bart, der ihm am nächsten stand, starrte ihn böse an. Also brummte Jo mit, um nicht weiter aufzufallen.

»He, du«, sagte der Mann, als er sich zu Jo hinabbeugte und ihn anstieß.

»Was?«, fragte Jo und aß schneller. Falls man ihn vor die Tür setzte, wollte er vorher so viel Essen in sich hineinstopfen wie möglich.

»Wer singen will, muss auch trinken – hier, nimm das!« Der Mann reichte Jo einen überschwappenden Becher mit etwas Schaumigem.

»Äh, danke!« Jo nahm den Becher und trank einen kräftigen Schluck. Er hatte schon einmal heimlich am Krug seines Vaters genippt und erkannte den starken, bitteren Geschmack. Aufgewärmt vom Bier, dem Essen und der Gesellschaft, entspannte er sich allmählich. Vielleicht war er doch nicht ganz allein. Vielleicht gab es hier bei diesen Menschen einen Platz für ihn. Sie wirkten offen und freundlich. Er sang lauter.

Als das Lied zu Ende war, gingen alle herum und hielten nach ihren Freunden Ausschau. Jo war wie betäubt von den laut gebrüllten Namen und Begrüßungen.

Sein Brot kauend blickte er sich um und versuchte, den Grund für diese Versammlung herauszufinden. Die Menschen saßen nun in kleinen Gruppen beieinander und unterhielten sich angeregt.

Yannick tauchte mit einer alten Decke wieder auf, die er Jo über die Schultern warf. »Geht’s dir besser?«, fragte er, als er vor ihm stehen blieb. Er lächelte abermals recht freundlich, aber Jo beschlich das Gefühl, dass der Mann ihm die Sicht verstellen wollte.

»Hm-hm, vielen Dank«, murmelte er, den Mund voller stark gepfefferter Wurst. »Was ist das hier?«, fragte er schließlich beherzt. Das Bier hatte ihm die Zunge gelockert. »Ich meine, was passiert hier?«

»Sind bloß Freunde, die sich mal wieder austauschen«, erwiderte Yannick.

Jo war nicht überzeugt. Er war schon immer ein aufmerksamer Beobachter gewesen, und das hier erschien ihm viel zu organisiert für ein geselliges Treffen. Jede der Gruppen bestand nun aus genau zwölf Leuten, und es gab mindestens zehn davon. »Sie haben aber viele Freunde«, sagte er. »Und sie sind ausschließlich Norländer.« Das war ungewöhnlich auf einer Insel voller Menschen aus allen Teilen der Welt.

»Das stimmt.« Yannick lachte leise. »Du bist ein neugieriger kleiner Vogel, was?« Er rückte näher heran, sodass Jo nur noch Yannicks umfangreichen Bauch und die Schnallen seines Ledergürtels sah. Yannick hatte sein Schwert behalten dürfen, fiel ihm auf, während alle anderen ihre Waffen draußen lassen mussten. Also hatte er hier vielleicht das Sagen. »Was ist mit dir? Was für Umstände führen dich hierher?«

»Das interessiert keinen mehr«, erklärte Jo ihm schwermütig, während er die letzten Krümel auf seinem Teller aufsammelte. Er hasste den wehleidigen Ton, der sich in seine Stimme schlich.

»Und wenn es das doch tut?« Plötzlich tauchte Asa neben Yannick auf. »Du bist schließlich auch ein Norländer. Diese blauen Augen lügen nicht.«

Anscheinend wussten sie nicht, wer er war oder was er getan hatte. Sobald sie es herausfanden, wären sie bestimmt nicht mehr so freundlich. »Was spielt das für eine Rolle?«, fragte Jo verlegen. »Was ist so toll daran, ein Norländer zu sein?«

Die beiden lachten, als hätte er etwas Lustiges gesagt.

»Wir halten hier unser Erbe hoch«, erklärte ihm Asa. »Wir singen norländische Lieder, essen norländisches Essen und erzählen uns Geschichten aus der alten Heimat.«

Das hörte sich recht harmlos an. Jo nickte, aber Asa war noch nicht fertig.

»Wir halten die alten Traditionen am Leben, mehr nicht.« Asas Gesicht verhärtete sich. »Damit sie nicht verloren gehen, wie alles andere …«

Jetzt, wo Jo gegessen hatte, wurde er hellhörig. Mit jähem Schrecken fiel ihm etwas auf, das ihm eigentlich sofort ins Auge hätte springen müssen: Yannick und Asa und etwa die Hälfte der anderen Leute im Raum steckten in abgerissener schwarzer Kleidung. Manche trugen Mäntel oder Jacken darüber, deshalb hatte er das nicht früher bemerkt.

Es waren die Uniformen von früher. Aus der Zeit des vorigen Herzogs. Plötzlich wusste Jo genau, wer diese Leute waren und in was er da hineingestolpert war – sie alle gehörten zur Bruderschaft! Er verfluchte sich für seine Begriffsstutzigkeit, bemühte sich aber, sich nichts anmerken zu lassen.

»Was ging denn verloren?«, fragte er und hoffte, neugierig und nicht misstrauisch zu klingen.

»Ach, wir alle haben etwas verloren, Jowan Thornsen«, sagte Yannick gedehnt. »Und es ist an der Zeit, es uns zurückzuholen.«

Sie wussten also doch, wer er war! Jo wurde rot vor Scham. Er wusste, dass die Bruderschaft seiner Schwester und Herzog Vigo das Leben schwer machen wollte. Würden sie ihm etwas antun, um an die beiden heranzukommen? Er hatte Mühe, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagten.

»In den alten Zeiten, als diese Insel noch anständig geführt wurde und wir Norländer das Sagen hatten, haben wir zur Armee des früheren Herzogs gehört«, erklärte Yannick, der sich dabei in die Brust warf.

Und mir nichts, dir nichts war die freundliche Atmosphäre verflogen.

Jo schwieg. Milla hatte ihm erzählt, wie hart es früher für all jene gewesen war, die keine Norländer waren. In den alten Zeiten hatten Ungerechtigkeit und Ungleichheit geherrscht.

»Damals gab es nicht so ein Durcheinander, wie wir es gestern erleben mussten«, fuhr Yannick fort. »Eine Frau kann keine Heerführerin sein – wir haben alle gesehen, dass sie außerstande war, die Ordnung wiederherzustellen.«

»Daran war ich schuld, nicht meine Schwester!« Jo begann zu schwitzen. Er rutschte auf der harten Bank unruhig hin und her. Seit er begriffen hatte, dass er nicht hierhergehörte, sah er alles in einem düstereren Licht. Was genau taten sie hier? Was hatten sie vor?

»Keineswegs«, knurrte Asa.

Jo wartete. Was würden sie tun, jetzt, da sie wussten, wer er war, und auch, dass er nur ein – wie hatte Noah ihn genannt? –, Halbling war? Wenn er nun darüber nachdachte, ging ihm auf, dass Noah mit seinen endlosen Tiraden über die alten Zeiten und darüber, wie wichtig die Norländer waren, ein wenig wie die Bruderschaft klang.

»Du warst mutig genug, den Mund aufzumachen«, sagte Asa zu Jo. »Gestern genauso wie heute.« Er machte eine kurze Pause. »Das wissen wir zu schätzen.«

Jo, der kaum noch zuhörte, sah sich im Raum nach einem Fluchtweg um. Das hintere Fenster war wahrscheinlich am ehesten geeignet. Er musste zuerst lediglich an ein paar Dutzend Leuten vorbei, die allen Grund hatten, ihn zu verachten.

Asa beobachtete ihn, seine blauen Augen leuchteten im Lampenschein. »Also schön, das reicht für deinen ersten Besuch.«

Jo hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Was hatten sie mit ihm vor?

»Wir würden dich doch nur langweilen mit unseren Schwelgereien«, sagte Asa aalglatt. »Du willst es sicher nicht hören, wenn alte Männer sich über bessere Zeiten unterhalten.«

Jo zitterte. Bessere Zeiten? Besser für wen? Hoffentlich sah er weniger beunruhigt aus, als er sich fühlte.

»Geh jetzt.« Asas Stimme veränderte sich und nahm einen Befehlston an. »Aber denk darüber nach, was wir gesagt haben. Einen Burschen wie dich können wir in der Bruderschaft gebrauchen.«

Jo sah überrascht auf. Ihn gebrauchen, inwiefern? Etwa gegen seine Schwester? Wie kamen sie auf den Gedanken, dass er sich ihnen anschließen könnte? Dann fiel ihm ein, dass sie ihn gestern bei der Zeremonie beobachtet hatten.

Sie hatten ihn von seiner schlimmsten Seite erlebt und jemanden in ihm gesehen, mit dem sie zusammenarbeiten wollten.

Noch während er darüber nachdachte, wurde er zur Tür bugsiert. Mit halbem Ohr hörte er ihre Bemerkungen:

»Warum lassen sie ihn gehen?«

»Nützt uns mehr, wenn er freiwillig mitmacht.«

»Sicher, dass er es ist?«

Dann gaben ihm die Wachen sein Messer zurück und schubsten ihn hinaus auf die Straße.

Jo stolperte und stürzte, dabei schürfte er sich die verbrannten Hände wieder auf, aus denen Blut und etwas Weißliches heraussickerte, das er an seiner immer noch feuchten Kleidung abwischte. Wieder allein. Er gehörte nicht hierhin. Er gehörte nirgendwohin. Es war dumm von ihm gewesen, etwas anderes zu glauben, aber das gute Essen und das starke Bier hatten ihn eingelullt.

Eine Welle der Erschöpfung überrollte ihn, und seine Hände schmerzten so sehr, dass er nicht mehr klar denken konnte.

Es gab nur einen Ort, wohin er jetzt noch gehen konnte.

Jo stand auf und humpelte durch die Straßen, bis er eine fand, die er wiedererkannte. Er nahm den langen Weg, um sicher zu sein, dass ihm niemand folgte, und taumelte langsam zurück zur Höhle.

Die Überquerung des Weststrands war anstrengend: Der Sand schien seine Füße einzusaugen, und er hätte sich am liebsten hineinfallen lassen, doch er war nicht sicher, ob er die Kraft finden würde, wieder aufzustehen. Seine Beine waren bleischwer. Trotzdem zwang er sich weiterzugehen.

Er schaffte es bis in die erste Kammer, in der er seine Laterne zurückgelassen hatte. Mit zitternden Fingern schlug er mit dem Feuerstein mühsam einen Funken und zündete den Docht an.

Dann wankte er taumelnd in die Dunkelheit.

Als er die Treppe erreichte, merkte er, dass er die Laterne nicht richtig aufgedreht hatte. Sie flackerte und ging aus.

Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, ein weiterer Beweis für seine Dummheit, auch wenn es eigentlich keiner Bestätigung mehr bedurfte. Nur ein Narr stolperte in ein Treffen der Bruderschaft, ohne es zu merken.

Er verfluchte sich, schleuderte wütend die Lampe zu Boden und hörte, wie sie klirrend die Stufen hinabpolterte.

»Gut gemacht, Jo«, murmelte er vor sich hin. »Das war sehr hilfreich.« Seufzend tappte er blindlings der Lampe hinterher.

Plötzlich geschahen mehrere Dinge nacheinander: Jo rutschte auf dem verschütteten Lampenöl aus. Er fiel die Treppe hinab und schlug hart mit dem Kopf auf.

Dann wurde alles schwarz.

Aufstieg der Schattendrachen

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