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Mr. Cheng ist wie eine Spinne in einem Spinnennetz. Er hat Kontakte in ganz London, aber er geht nie selber irgendwohin.

An dem Abend hatte ich noch drei Briefumschläge auszutragen und drei Pakete abzuholen.

Es wäre einfacher und schneller, wenn Mr. Cheng mir alle Umschläge auf einmal geben würde und ich eine Adresse nach der anderen abklappern könnte. Aber das ist nicht Mr. Chengs Methode. Nach jeder Auslieferung und Abholung musste ich erst wieder zurück ins Spinnennetz.

Du glaubst jetzt vielleicht, dass Mr. Cheng mir nicht traut, weil ich keine Chinesin bin. Aber die meisten Leute, die für ihn arbeiten, sind Chinesen, und mit denen macht er es genauso. Er setzt nie alles auf eine Karte.

Als ich fertig war, so gegen elf, packte mich einer von den Köchen in eine Ecke und stellte einen Riesenteller mit Hühnchen, Zuckerschoten und Reis vor mich hin. Das ist noch was Gutes an der Arbeit für Mr. Cheng. Du kriegst immer was zu essen. Der Koch gab mir einen Löffel. Er glaubt, dass ich mit Stäbchen nicht umgehen kann, und er hat recht.

Ich hatte den Teller halb leergespachtelt, als mir Mr. Cheng meinen eigenen Briefumschlag brachte. Ich legte den Löffel weg, schlitzte den Umschlag auf und zählte das Geld. Er stand dabei und wartete.

Sieht nach schlechten Manieren aus, was? Aber ich zähle das Geld nur deshalb immer sofort nach, damit Mr. Cheng nicht meint, er hätte es mit einer Idiotin zu tun.

Tatsächlich mache ich es genau wie er. Außerdem ist mir schon öfter aufgefallen, dass die Leute einen nur dann für dumm halten, wenn man etwas anders macht als sie selber. Sobald ich gesehen hatte, dass die Kohle stimmte, sagte ich: »Danke, Mr. Cheng«, und griff wieder nach dem Löffel. Er knurrte und ging. So läuft es jedes Mal ab, was mir richtig guttut.

Da war ich also, die Nacht war noch jung, und der nächste Job wartete schon auf mich. Nachts habe ich gern möglichst viel zu tun. Aber da ich auch Pflichten hatte, borgte ich mir als Erstes einen Wagen aus, einen roten Vauxhall Nova. Ich war in Eile, also brauchte ich einen kleinen Wagen mit ein bisschen Power unter der Haube. Die Kiste ging ab wie eine Rakete, Richtung Süden, auf meine Seite vom Fluss.

Mr. Gambon hatte die Hunde rausgelassen, das macht er immer, bevor er zuschließt. Er hasst sie, sagt er. Aber eigentlich hat er bloß Angst vor ihnen. Er hat an ihrem Zwinger Rollläden anbringen lassen, die er mit der Fernsteuerung bedienen kann, genau wie andere Leute ihr Garagentor, und zwar von der Straße aus. Mr. Gambon ist ein ziemlicher Waschlappen.

Ich weiß auch nicht, wieso, aber Kampfhunde gehen immer als Erstes auf den Unterleib los. Sogar wenn sie friedlich sind, ist das die Stelle, wo sie einen rammen. Ich knallte Lineker das Knie gegen die Brust, um ihn daran zu erinnern, dass er auf Distanz bleiben sollte. Aber die Hunde hatten Hunger, und sie folgten mir auf Schritt und Tritt, während ich über den Schrottplatz ging und den Zaun auf Löcher hin überprüfte.

Aber ich fütterte sie noch nicht. Sie sollten erst was zu fressen kriegen, wenn ich aus dem Club wieder da war. Satte Hunde schlafen ein.

Eigentlich soll ich, nachdem Mr. Gambon die Tore verriegelt hat, auf dem Schrottplatz bleiben, bis morgens die Arbeiter aufkreuzen. Aber wenn ich mich daran halten würde, könnte ich mir meine Karriere als Catcherin wohl gleich von der Backe putzen. Und die ganzen Extrajobs, die ich brauche, damit ich mir früher oder später die Zähne machen lassen kann, könnte ich auch vergessen.

Nachdem ich meine Runde gedreht hatte, lief ich zum Hänger. Es wurde Zeit, die Kohle zu bunkern.

Wer meint, ich wäre dumm, ist blöde. Wenn es nämlich darum geht, meine Ersparnisse zu verstecken, bin ich sehr clever. Spätestens wenn deine Bank oder Sparkasse Pleite macht und wenn deine kleine Plastikkarte nur noch ihr Eigengewicht in Plastik wert ist, kannst du erleben, wie clever ich bin.

Und wenn du meinst, ich verrate dir, wo ich meine Kohle bunkere, dann bist du noch blöder, als ich dachte.

Es ist doch schließlich so: Meine Ersparnisse werden von einem Stacheldrahtzaun und von Ramses und Lineker gesichert. Sie sind an einer Stelle versteckt, die außer mir keiner kennt. Und wenn du zufällig darauf stoßen solltest, was mehr als unwahrscheinlich ist, dann wartet immer noch eine böse Überraschung auf dich.

Kannst du das von deinem Geld auch sagen? Wetten, dass nicht?

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