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Ein seltsamer Haufen

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Zwischen Sumpfgräsern schimmerten Wasserlachen im Sonnenlicht. Über der ausgedehnten Sumpflandschaft herrschte beinahe Windstille. Insekten summten in der feuchtwarmen Luft. Und ein großer Wasservogel strich dicht über den Baumkronen mit trägen Flügelschlägen landeinwärts.

Trigan gefiel es hier. Er fühlte sich satt und zufrieden. Inzwischen war die Herde bis auf die bei den Gelegen zurückgebliebenen Wachen zu den vorausgelaufenen männlichen Tieren gestoßen. Und der riesige alte Trunar bestimmte wieder die Marschrichtung.

Im Moment schien Trunar nichts von Aufbruch zu halten. An den versumpften Flußufern fanden die Horndinosaurier genügend Nahrung. Nur bis an den Fluß durften die Jungen nicht. Jedesmal wurden sie von den Großen wieder zurückgescheucht.

Noch hatte Trigan keine Ahnung, welche Gefahren hier lauerten. Zwischen dem dichten Bewuchs ließen sich kaum andere Tiere erkennen. Die Saurier der letzten Oberkreidezeit aber waren intelligenter als ihre Vorgänger. Folglich waren sie auch neugieriger, vor allem die Jungen, die ja aus Erfahrung lernten. Und Trigan war sehr neugierig. Er wußte ja, daß die Großen sich ganz in der Nähe aufhielten. Das gab ihm eine gewisse Sicherheit. Und so stapfte er unbekümmert durch die wuchernde Wildnis, immer auf der Suche nach jungen Farntrieben.

Eines Morgens gelangte er bei der Futtersuche an eine Stelle, wo er noch nie gewesen war. Farn gab es hier im Überfluß. Genüßlich fraß er sich satt und stapfte weiter. Erst unter den tief herabhängenden Zweigen einer üppigen Weide blieb er stehen.

Vor ihm glitzerte ein versumpfter Seitenarm des Flusses in der Sonne. Dazwischen hoben sich Sandbänke aus den träge strömenden Fluten, erstreckten sich teilweise bis ans Ufer. Irgendwo quakte ein Frosch. Ein Reiher stieß seinen mißtönigen Schrei aus. Und eine bläulich schimmernde Libelle schwirrte dicht über dem leise glucksenden Wasser. Sonst war es still. Und nirgendwo in unmittelbarer Nähe schien sich ein größeres Tier aufzuhalten.

Doch die Stille täuschte. Auf einer bis zum Ufer reichenden Sandbank lag ein großer länglicher Gegenstand in einem Schlammloch, wirkte von weitem wie ein angetriebener Baumstamm mit rauher Borke. Und ganz in der Nähe lag ein aus Pflanzenteilen aufgeschichteter meterhoher Hügel, aus dem mitunter ein leises Quäken ertönte.

Dieser Hügel interessierte Trigan; ihn reizte der Geruch faulender Pflanzen. In diesem Augenblick ertönte wieder das leise Quäken, sogar mehrstimmig, schien direkt aus dem Pflanzenhaufen hervorzukommen. Trigan zögerte verblüfft. Und das war sein Glück.

Plötzlich sah er eine Bewegung auf der Sandbank. Der vermeintliche Baumstamm hatte sich bewegt. Und er bewegte sich wieder, riß ein zähnestarrendes Maul auf und spritzte mit Wasser. Es war ein Krokodil, eine Krokodilmutter, die ihr Gelege in dem Bruthaufen bewachte und ab und zu benäßte. Jedesmal, wenn die Wassertropfen den Hügel trafen, schwoll das Quäken darin an. Und es wurde immer lauter.

Offenbar war das anschwellende Quäken im Hügel für die Krokodilmutter ein Signal. Unverhofft verließ sie ihr Schlammloch, kroch eilig zu dem Bruthaufen und schob die oberen Pflanzenteile vorsichtig auseinander. Und mit lautstarkem Gequäke krabbelten Dutzende winziger Krokodilbabys aus der freigelegten Öffnung.

Erst als sich in dem Bruthaufen nichts mehr regte, kein Laut mehr ertönte, wandte sich die Krokodilmutter ab. Quäkend und grunzend kletterten ihr die Kleinen auf den Kopf und die geschlossene Schnauze. Sorgsam wie eine Entenmutter trug sie ihre Jungen ins Wasser, und sie schwammen dicht bei ihr hinaus in den Fluß.

Die ganze Zeit über hatte Trigan sich nicht gerührt, als ahnte er instinktiv, daß die Krokodilmutter ihn sofort angegriffen hätte. Doch da er sich ruhig verhielt, hatte sie ihn überhaupt nicht bemerkt.

Gerade wollte Trigan sich ebenfalls abwenden, da sah er seitlich zwischen den Sumpfpflanzen am Ufer eine Gestalt hervorkommen. Sie sah ähnlich aus wie ein Krokodil, nur viel schlanker und hochbeiniger und wesentlich kleiner. Doch diesmal war es kein Krokodil, es war ein Waran.

Aufmerksam sicherte der Waran übers Wasser, dann lief er mit raschen Schritten zu dem geöffneten Bruthaufen. Eine Weile wühlte er suchend darin herum, fand aber nichts mehr, nur zerbrochene Eierschalen. Und enttäuscht lief er weiter, genau in die Richtung, wo Trigan stand.

Trigan sah den Waran herankommen. Er spürte, daß er entdeckt war. Entschlossen trat er hervor, senkte langsam seinen Kopf mit dem breiten knöchernen Nackenschild. Und drohend hielt er dem Waran seine drei spitzen Hörner entgegen. Einen Augenblick nur zögerte der Waran, starrte Trigan kurz an, dann bog er seitlich ab zum Rand der Sandbank. Offenbar zog er es vor, sich mit dem kleinen hornbewehrten Saurier in keinen Kampf einzulassen. Und raschelnd verschwand er im Unterwuchs.

Trigan wartete, bis das Geräusch verstummt war. Der Flußarm lag wieder still wie zuvor. Selbst die Frösche schwiegen. Erleichtert atmete Trigan auf. Er hatte wieder etwas dazugelernt: Eine Drohung mit den Hörnern genügte, zumindest gegen einen Waran. Und gemächlich machte er kehrt und stapfte über die Sandbank hinweg quer durch das versumpfte Ufer zu seinen Gefährten.

Trigan, der Dreihornsaurier

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