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Nesträuber

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Über der Savanne herrschte ein eigenartig fahles Licht. Noch war die Sonne nicht aufgegangen. Nur am östlichen Horizont wob sich ein orangefarbener Schimmer in den verblassenden Nachthimmel. Und die Sterne erloschen.

Trigan lag inmitten der kleinen Herde aus Weibchen und Jungtieren und schlief in den Morgen. Die männlichen Tiere waren weitergezogen zum Flußufer. Noch war es still, kaum ein Laut zu hören.

Erst als ein paar Sonnenstrahlen die Morgendämmerung durchstießen, regte sich etwas in der Stille. Insekten umschwirrten die schlafenden Gestalten. Und einige der kleinen pelzigen Säugetiere gingen bereits auf Jagd nach Fliegen und Käfern. Mit den Blütenpflanzen hatten sich auch die Insekten zahlreich entwickelt. Vogelarten jedoch, die Insekten jagten, begannen gerade erst ihre Entwicklung. So fanden die vierbeinigen Insektenfresser genug Beute. Bis in die Nähe der Gruppe riesiger Horndinosaurier aber wagten sie sich nicht.

Träge wälzte Trigan sich auf die andere Seite. Noch fühlte er sich nicht ausgeschlafen. Das Gesumm der Insekten beunruhigte ihn nicht; seine dicke Haut konnten sie kaum durchstechen. Nur als eine Florfliege sich plötzlich auf sein rechtes Auge setzte, schnaufte er unwillig.

Noch etwas schläfrig öffnete er die Augen. Das grelle Licht blendete ihn sekundenlang. Sandkristalle glitzerten in der Sonne. Ein Tausendfüßler krabbelte gemächlich über einen abgeknickten Halm. Und hoch oben in der Luft ertönte ein Vogelschrei.

Mit einemmal spürte er eine leichte Unruhe. Aus den Augenwinkeln erkannte er gegen die noch tiefstehende Sonne einen riesigen flüchtigen Schatten, vogelähnlich, mit langen Beinen. Und kurz dahinter noch einige. Ihre kleinen Köpfe auf den langen, tief herabgebeugten Hälsen wippten dicht über dem Boden.

Es waren Straußdinosaurier. Mit ihren vier Meter Länge wirkten sie wie riesige flugunfähige Laufvögel. Den langen Balancierschwanz hielten sie waagerecht; die schlanken Arme mit den dreifingrigen Greifhänden schleiften sie griffbereit fast auf dem Sand. Und sie liefen schnell, während sie mit ihren großen Augen offensichtlich nach etwas suchten.

Diese flinken intelligenten Saurier, die so gar nicht saurierhaft aussahen, waren auf Nahrungssuche. Zwar begnügten sie sich als Pflanzenfresser meist mit Gras und Blättern, Cycasfrüchten und Feigen, sie jagten aber auch kleinere Eidechsen und Säugetiere und nahmen besonders gern die Eier anderer Saurier.

Aus Erfahrung kannten sie die bevorzugten Legeplätze in der sandigen Ebene, die immer wieder benutzt wurden. Und sie glaubten wohl, die Gelege der noch schlafträgen Horndinosaurier gefahrlos ausnehmen zu können.

Trigan erschrak vor den großen schnellfüßigen Wesen, die ihn beinahe überrannten. Und er duckte sich ängstlich hinter eine Bodenwelle. Doch nicht nur Trigan hatte die Straußdinosaurier bemerkt.

Ganz in der Nähe hob sich eine mächtige Gestalt aus dem Sand. Und so friedlich diese gewaltigen hornbewehrten Saurier sich sonst verhielten, wenn es um ihre Gelege ging, wurden sie zu gefährlichen Gegnern. Trigans erfahrene Mutter kannte die Absichten der hochbeinigen Eiräuber. Und sie reagierte sofort.

Mit erstaunlicher Geschwindigkeit stand sie auf ihren stämmigen Beinen. Ein dumpfes Schnaufen drang aus ihrem Schnabelmaul. Und jetzt wurden auch ihre Gefährtinnen munter, erkannten die drohende Gefahr. Sand wirbelte auf, als sie sich in Bewegung setzten. Mit ihren starken Beinmuskeln waren auch sie gute Läufer, wenn auch nur auf kurzen Strecken. Und mit ungeheurer Kraft stießen sie ihre spitzen Hörner nach den flüchtenden Gegnern.

Doch die langbeinigen Straußdinosaurier waren um einiges schneller. Sie entkamen – bis auf einen noch Unerfahrenen, den ein mächtiger Hornstoß am Kniegelenk erwischte und zu Fall brachte. Fast lautlos stürzte er zu Boden. Unter den trampelnden Füßen der tonnenschweren Horndinosaurier blieb nur noch ein feuchter Fleck im Sand, umschwirrt von Fliegen.

Danach herrschte wieder Ruhe über den Gelegen. Ein Nest nur war beim Kampf zertrampelt worden, aber kein anderes aufgebrochen, kein Ei beschädigt. Die Wachsamkeit der Horndinosaurier hatte fast ihre ganze Brut gerettet. Und Trigan kam erleichtert aus seiner Deckung hinter der Bodenwelle hervor und lief zu den schnaufenden Großen.

Nur eine allmählich verwehende Staubwolke am Horizont verriet noch den mißglückten Beutezug der Straußdinosaurier. Und sie kamen auch nicht mehr zurück. Weit entfernt hatten sie im Sand vergrabene Schildkröteneier gefunden. Und die wurden nicht bewacht.

Trigan, der Dreihornsaurier

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