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Lichter an der Küste

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Aus tief hängenden Wolken strömte Regen, ließ winzige Blasen auf dem Wasser tanzen. Kaum merklich ging der trübe Tag in Dämmerung über. Und noch immer zogen die Tümmler in mäßigem Abstand an der Küste entlang.

Dolan spürte die Müdigkeit des langen Weges. Aber noch war keine Zeit für Schlaf, die See war zu rauh. Nur für Sekunden döste Dolan in einem Wellental, atmete die feuchte Luft, bevor die nächste Welle heranwogte.

Seit die Tümmler die unbewohnte, von steilen Bergketten umschlossene Quallenbucht verlassen hatten und weiter nordwärts zogen, wurde die Küste immer belebter. Überall an Land schimmerten Lichter durch den Regen, leuchteten die Fenster zahlloser Häuserreihen. Scheinwerfer flitzten über regennasse Straßen, gejagt von rollenden Schatten. Und wo eine Bucht sich in die Küste wölbte, wurde das Lichtermeer am Ufer unübersehbar. Hier gab es keine Stille.

Aber auch auf See glimmten Lichter, Positionslaternen in Rot und Grün, und perlweiße Lichterketten, kleine und große, die sich langsam bewegten. Und Geräusche drangen durchs Wasser, dumpfes Dröhnen mächtiger Maschinen, stampfender Kolben. Es waren fremde, unheimliche Geräusche. Und Dolan spürte Angst.

Die kleine Gruppe der Tümmler näherte sich einer Schifffahrtsstraße. Doch die Weibchen zogen unbeirrt weiter, wichen den stählernen Schatten im Meer großräumig aus, untertauchten die kleineren. Sie kannten die Schiffe und die Bedrohung rotierender Schiffsschrauben. Sie wußten die Gefahren einzuschätzen. Und Dolan lernte von ihnen.

Plötzlich tastete ein breiter Lichtbalken über die rauhe See, drehte sich langsam im Halbkreis, erlosch für Augenblicke und flammte wieder auf. Dolan erschrak vor dem grellen Licht, das beim Auftauchen für Bruchteile seine Augen traf. Aber gleichzeitig nahm er ein beruhigendes Signal seiner Mutter wahr und ein sanftes Streicheln an seiner Flanke. Es war nur das Licht eines Leuchtturms vor einer Hafeneinfahrt, ein harmloser Schein.

Ein paar Meilen weiter wurde der Schiffsverkehr dichter. Das Meer war erfüllt von dröhnenden Geräuschen, dumpfem Stampfen, das aus allen Richtungen zu kommen schien. Und das Meer schmeckte auch anders: ein merkwürdiger, unangenehmer Geschmack. Auf den Wellen trieben seltsame Gegenstände: leere Flaschen, Papierfetzen, aufgeblähte Plastikbeutel zwischen öligen Flecken und blasigem Schaum, aller Unrat der Küstenstädte. Und die Tümmler tauchten tiefer.

Doch auch hier war es nicht besser. Am Grund der Fahrtrinne lag überall halb im Schlamm versunkenes Gerümpel, verrostetes Blech und fauliger Abfall. Im schmutzigen, trüben Wasser ließ sich kaum noch etwas erkennen. Die Tümmler aber orteten die Gefahren mit ihrem Sonar. Und die zurückgeworfenen Schallwellen zeigten ihnen den Weg ins freie Wasser.

Mit einem Mal sah Dolan schräg über sich ein tanzendes Licht. An einem bauchigen Stahlkübel hing unten eine Kette, reichte bis zum Grund. Es war eine Leuchtboje, die den Rand der Fahrtrinne markierte. Dieses merkwürdig schaukelnde Ding reizte Dolans Neugier.

Spielerisch stieß Dolan dagegen, packte die Kette mit den Zähnen und schleppte sie ein Stück weiter. Jetzt tanzte das Licht oben in der Boje wie wild auf den Wellen. Das gefiel Dolan. Doch viel weiter ging es nicht. Die Boje legte sich schräg, die Kette spannte sich, hatte ihr Ende erreicht. Und sie aus der Verankerung zu reißen überstieg Dolans Kräfte. Widerwillig ließ er los.

Inzwischen waren die anderen weitergeschwommen. Nur Kiluni verharrte mit aus dem Wasser gehobenem Kopf neben der Boje und beobachtete neugierig den tanzenden Lichtschein. Doch die beiden orteten sehr schnell ihre Gefährten. Mit kühnen Sprüngen jagten sie ihnen nach.

Dolan, der Delphin

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