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Nächtliche Jagd

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Auf den Wellen erloschen die letzten Sonnenstrahlen. Nur weit draußen auf See blieb noch ein blasser Schimmer am dämmernden Himmel, bis auch er in den Wellen versank. Die Nacht kam rasch in diesen Breiten.

Das war neu für Dolan. Verwundert hob er seinen Kopf aus dem Wasser, blickte sich um. Er vermißte die Helligkeit, das schimmernde Licht auf den Wellen. Und er vermißte die gleitenden Schatten im lichtdurchfluteten Meer. Jetzt hörte er nur noch ihre Spuren in den dunklen Fluten, ortete sie auf andere Weise. Um sie wahrzunehmen, brauchte er kein Licht.

Folgsam glitt er auf Flossenabstand neben seiner Mutter durch das nachtschwarze Wasser, löschte Durst und Hunger mit ihrer Milch und atmete mit ihr im gleichen Rhythmus. Und wenn er müde wurde, ließ er sich auf ihrem Rücken tragen zu kurzem Minutenschlaf.

So verflossen die Stunden. Als er wieder einmal auftauchte, glitzerte eine breite Lichtbahn auf den Wellen. Es war ein anderes Licht, fahler als das der Sonne. Es wärmte nicht, und es erhellte nicht das Wasser.

Der Mond schien bleich durch ein paar treibende Zirruswolken. Und am nächtlichen Himmel flimmerte das kalte, ferne Licht der Sterne.

Dolan trank ein wenig, genoß den warmen Strahl der Milch auf seiner Zunge. Und er vernahm die vertrauten Laute. Die Nacht ängstigte ihn nicht. Er fühlte sich geborgen inmitten seiner Gefährten.

Nach einer Weile fiel ihm auf, daß Kiluni und ihre Mutter im gleichen Rhythmus atmeten wie seine Mutter und er. Und auch die anderen Weibchen folgten diesem Rhythmus, hoben gemeinsam ihre Köpfe an die Wasseroberfläche und tauchten wieder ab. Es sah so aus, als gleite hier ein einziges großes Tier durch die Wellen.

Müde war Dolan jetzt nicht mehr. Er horchte auf die zahllosen Stimmen ringsum im Meer. Das klang wie Pfeifen und Quietschen und manchmal wie Zwitschern und Brummen, mal näher, mal ferner. Und immer wieder spürte er die streichelnden Flipper seiner Mutter.

Während Dolan schlief, war die kleine Gruppe weiter seewärts geschwommen. Am Ausgang der Bucht hob sich im fahlen Mondlicht schattenhaft die Felsspitze ab. Dahinter dehnte sich endlos das offene Meer.

Von der See her näherten sich jetzt die anderen Tümmler, steigerten ihr Tempo, sprangen und klatschten zurück ins Wasser. Ihre Signale klangen lauter, dringlicher, vermischt mit einem eigenartigen Zischen.

Die Tümmler hatten einen Heringsschwarm geortet, der draußen auf See in nur dreißig Metern Tiefe die Nacht in SchlafStellung verbrachte. Das Zischen kam von den Tümmlern, die den Alarmruf der Heringe geschickt nachahmten, der die Fische zusammentrieb.

Die fünf Weibchen reagierten sofort. Wie auf Kommando änderten sie ihre Schwimmrichtung, schlossen sich den anderen an zu einer Treiberkette. So trieben sie die Heringe in die Bucht, wo sie nicht fliehen konnten. Ultraschallschreie durchzuckten das Meer, betäubten die Heringe. Der zusammengedrängte Schwarm wurde zur leichten Beute. Weiß schäumte das Wasser zwischen den herumwirbelnden Tümmlern. Und erst als alle satt waren, löste der Jagdverband sich wieder auf.

Dolan hatte sich die ganze Zeit über dicht neben seiner Mutter gehalten, hatte jede ihrer Bewegungen mitgemacht, mitten im nächtlichen Getümmel. Der Lärm der zahllosen Laute und Signale, das Brodeln des Wassers, die ganze wild wogende Szene, das alles erregte ihn.

Aber noch empfand er es nur als Spiel. Er mochte noch keinen Fisch, trank lieber bei seiner Mutter. Und als sie gesättigt mit den anderen Weibchen sich wieder von der großen Gruppe der Tümmler entfernte, holte Dolan sich seine Milch.

Dolan, der Delphin

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