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»In dieser Angelegenheit werden Köpfe rollen müssen...«

Ein Mann in einem roten Pullover verzog beunruhigt das Gesicht.

»Deswegen können wir dies nicht einfach aussitzen, sondern müssen handeln!« Eine Frau von hitzköpfiger Erscheinung schlug mit der Hand auf den Tisch.

»Laufen wir andererseits«, wandte ein Mann mit langen Armen und Beinen und Pagenfrisur schwach lispelnd ein, »nicht Gefahr, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen? Wir wissen nun mal nicht, ob er schuldig ist«.

»Nein, aber das müssen wir herausfinden«, die Frau blickte resigniert drein.

Sechs Menschen saßen um einen runden, dunklen Holztisch. Das Treffen dauerte ersichtlich lange und der Tisch war bedeckt mit Papieren, Tassen und Tellern sowie Kaffeekannen und Früchten. Der alte und elegante Raum besaß einen soliden Parkettboden, hoch reichende Holzvertäfelungen und verzierte Fenster. In jeder Ecke standen hoch gewachsene Palmen in Vasen. An die Decke waren Weinranken und Trauben gemalt, ebenso Faune, die Flöte spielten.

Ein älterer Mann blickte aus dem Fenster und sagte gedankenvoll: »Können wir das denn?« Dabei drehte er seinen Kopf und blickte in die Runde von Menschen: »Wenn sich dann zeigt, dass unsere Untersuchungen weder das eine noch das andere belegen? Bekanntermaßensind endgültige Beweise in einer so undurchsichtigen Sache schwer zu finden.«

»Das wäre unheimlich peinlich.« Der langgliedrige Mann verkreuzte die Arme.

»Jetzt hört aber auf! Sollen wir so tun, als wenn gar nichts passiert wäre?« Die wütende Frau fuhr sofort wieder dazwischen. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich sehe die Überschrift klar vor mir: 'Die eigenen Leute werden beschützt, während die Patienten in Angst leben'. Seht ihr das nicht? Was das für unseren Ruf bedeuten würde!« Die Frau hielt inne und die folgende Stille war erdrückend. Triumphierend sagte sie: »Das wird peinlich werden.«

»Aber er ist so begabt und die Patienten lieben ihn. Zudem ist er ein liebevoller Mensch - und hübsch«, sagte eine ältere Dame.

»Okay, wir können uns alle darauf einigen, dass er ein hübscher Mann ist. Aber ich muss Anne Mette...«, der Mann im roten Pullover nickte zu der hitzigen Frau, »...ganz Recht geben darin, dass unser Ruf und unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel stehen. Ich sehe den Medienzirkus schon kommen, in dem er als der Böse dastehen wird. Passen wir nicht auf, werden wir auch zu Schuldigen gemacht.«

»Ein solches Geschehen wäre verheerend für uns alle.« Der groß gewachsene Mann griff zur Kaffeekanne und schenkte sich eine Tasse voll ein.

»Andererseits...«, rührte sich der ältere Mann, »wenn wir ein Disziplinarverfahren einleiten, zeigt das unser Misstrauen in seine Fähigkeiten. Dass wir nicht an unseren besten Vertreter glauben. Außerdem wird er sich hintergangen fühlen.«

»Schnickschnack. Er hat genug Verstand, um die Vorgänge nachvollziehen zu können. Das ist nichts Persönliches.« Die hitzige Frau fuhr dazwischen. »Letzten Endes ist er der Begabteste von uns. Ich habe ihn auf zahlreichen Konferenzen getroffen und er ist stark genug, um ein bisschen Gegenwind zu ertragen.«

»Jetzt greifst du vor. Wird es uns nicht schaden, wenn Zweifel über den Kollegen aufkommen, den wir als unseren besten bezeichnen?« Bereit zum Kampf starrte die ältere Frau hinüber - erst auf die hitzige Frau, dann auf den Rest.

»Wenn er fällt, dann sind wir alle in Gefahr, das stimmt. Was werden die Menschen uns alles verheimlichen, wenn sie uns überhaupt noch aufsuchen?« Der langgliedrige Mann sah verzweifelt durch den Raum.

»Andererseits« Der ältere Mann hob die Finger zum Mund und trommelte mit ihnen auf den Lippen. »Können auch die Besten Fehler machen und deswegen wäre es besser, Abstand zu nehmen...« Dann schüttelte er den Kopf: »Nein, ich weiß einfach nicht, was richtig ist.«

Der Mann in Rot biss in einen Apfel und sagte düster: »Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Ich spüre es tief in den Knochen, dass diese Sache einen Sturm der einen oder anderen Art auslösen wird.«

Eine unheimliche Stille verbreitete sich auf einmal am Tisch. Die einzige Person, die bisher geschwiegen hatte - eine kleine, ältere Dame mit weißem, hochgestecktem Haar - stand nun auf, und auch wenn sie nur knapp 160 Zentimeter maß, genau genommen war sie 158,5 Zentimeter groß, wirkte sie bedrohlich:

»Verehrte Repräsentanten. Alle sind jetzt in dieser Angelegenheit gehört worden und wir können einzig und allein sagen, dass wir nicht zu einer Einigung kommen können. Deswegen ist es notwendig, ein Disziplinarverfahren einzuleiten. Alles andere wäre unverantwortlich.«

Die restlichen Personen am Tisch nickten einmütig.

Der Sorgenzerstäuber

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