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Nach der Reise ist vor der Reise

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Verreisen ist toll. Es bildet, ist erholsam und bringt die Familie zusammen. Obwohl: Weder das mit der Erholung noch das mit der Familienbildung weiß man vorher immer so genau, aber ein Abenteuer ist eine Reise auf jeden Fall. Schließlich kann selbst ein im Reisebüro gebuchter Pauschaltrip in ein All-inclusive-Hotel ganz anders beginnen oder enden als geplant. Flüge halten nicht immer, was sie versprechen, Uhrzeiten können für Verwirrung sorgen und allerlei Missverständnisse entstehen, wenn man Pläne schmiedet, aber sie mit keinem bespricht. Oder nur die Hälfte. Wichtig ist bei Chaos aller Art natürlich, dass man die Nerven behält. Dafür ist Urlaub allgemein ja ein gutes Übungsfeld, vor allem, wenn man Kleinkinder, Pubertierende, Großeltern oder Ehemänner dabeihat, die eine völlig andere Vorstellung von links und rechts haben als man selbst.

Jeder von uns hat nun mal ganz konkrete Vorstellungen von einer gelungenen Reise. Dass die nicht immer mit den Vorstellungen der anderen Familienmitglieder übereinstimmen, ist logisch. Mein Sohn William will zum Beispiel immer angeln. Meine Tochter Maria braucht Action, ihre Schwester Lilli Erholung (ich auch, verstehe aber etwas anderes darunter), mein Mann Holger möchte auf gar keinen Fall in einen Luxusschuppen und Paulina, Tochter Nummer drei, will auf gar keinen Fall fliegen. Mein Mann und ich hätten gern mal Zeit zu zweit und gleichzeitig mögen wir Reisen mit Freunden. Es ist nicht einfach, bei der Reiseplanung alle glücklich zu machen. Aber man kann es versuchen. Ja, wir hatten gerade erst grandiose 14 Tage am Meer. Die Sonne schien den ganzen Tag, wir hatten ein sehr schönes Ferienhaus direkt am Strand, die Kinder haben schnell Anschluss gefunden, Holger und ich hatten sogar Zeit zu zweit und wir alle haben uns gut verstanden. Beinahe immer. Wir sind braun, erholt und urlaubssatt, die Rückreise verlief reibungslos und der nette Taxifahrer hat es tatsächlich geschafft, uns und alle unsere Gepäckstücke direkt am Flughafenausgang in seinem Minivan unterzubringen. Dieser Urlaub war eindeutig perfekt. Alle Familienmitglieder sind dementsprechend froh. Alle? Nun, eine einzige Person schaut eher griesgrämig aus dem Autofenster und – nur fürs Protokoll – es ist kein mitgereister Teenager. Schande über mich. Ich bin es selbst. Und warum?

Nun, je näher wir unserem Haus kommen, umso schwerer wird mein Herz. Also, nicht dass ich unser Haus nicht mögen würde, unsere Katze nicht vermisste hätte und mich nicht auf meine Eltern und Freunde freue – ganz im Gegenteil. Es bedeutet einfach nur, dass unser Urlaub vorbei ist.

Na ja. Mir graut eben vor den Wäschebergen, dem Staub, den obligatorischen vertrockneten Äpfeln und den vergessenen Pausenbroten, die sich dank Pelzbesatz in den Schultaschen bemerkbar machen. Während Paulina, Maria, Lilli und William ihre Reisetaschen vor die Waschmaschine werfen und behaupten, sie hätten ihre Koffer ausgepackt und die Klamotten dahin geräumt, wo sie hingehören, und zu ihren Freunden aufgebrochen sind, stehe ich in meinem Flur und frage mich, was ich hier soll. Das ist genetisch. Oder vielleicht auch nur chronisch. Und hat nur bedingt etwas damit zu tun, was ich nach jeder Reise zu Hause wieder vorfinde. Und es ist meistens auch nicht wirklich schlimm, es ist nur eben – Alltag. Und an den kann ich mich einfach schlecht gewöhnen. Jedenfalls bin ich dauerhaft fernwehgeplagt und überlege mir bei der Ankunft nach jeder Reise, ob ich nicht doch gleich wieder in den nächsten Flieger steigen sollte. Wenn mich meine Freunde fragen, ob ich sie zum Flughafen oder an die Bahn bringen kann, sage ich sofort Ja und habe hinterher Mühe, meine Sehnsucht in ihre Schranken zu weisen. »Ich will mit!«, ruft mein Herz. »Nix da!«, mein Verantwortungsgefühl. Ich schmiede ständig Reisepläne und will überall hin. Budapest, Bangkok, Berlin? Finnland, Fidji-Inseln, Fuerteventura? Bin schon unterwegs. Gedanklich zumindest. Ich habe auch kein Problem damit, länger zu bleiben, solange es fremd ist.

Unter meinem Bett liegt immer ein gepackter Koffer. Also, emotional gesehen. In Wahrheit liegen dort maximal Wollmäuse. Aber ich habe schnell gepackt, so viel ist klar. Sogar das Gepäck meiner Kinder, wobei: Dank meiner genialen Packliste können die das mittlerweile selbst. Ob später alle Gepäckstücke im Auto sind? Nun, das wird sich zeigen. Aber lesen Sie selbst, was alles passieren kann, wenn wir zu sechst, zu elft, zu dritt oder auch ganz allein unterwegs sind.

Ach, die Welt ist groß und bunt und schön, am liebsten wäre ich noch viel öfter unterwegs. Mit Kindern und ohne, mit Freunden, Eltern, dem Auto, dem Flugzeug, um die Ecke oder ganz weit weg. Von mir aus kann es losgehen!

Ruhe auf den billigen Plätzen!

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