Читать книгу Der Lebensweg eines Polizisten - Ludwig Ziermeier - Страница 6
3.Judo
ОглавлениеIm Alter von 17 Jahren war ich immer noch eine sehr zierliche und schwächliche Person, hatte gerade 57 Kilogramm Gewicht und eine Größe von 170 cm. Immer wieder machte ich mir Gedanken, was mit mir passieren würde, wenn ich einmal richtig körperlich angegriffen werden würde. Du hast doch überhaupt keine Chance, denn deine Gegner sind dir alle körperlich und kräftemäßig überlegen, dachte ich mir. Doch ich hatte die Schnauze voll davon, immer nur wegzulaufen und deshalb nahm ich mir fest vor, dass nie wieder eine Person Hand an mich anlegen durfte und ich mich jeder Gefahr und Konfrontation stellen würde.
3.1.Mein Judoverein
Nun kam ich auf eine Idee, wie ich dies ändern könnte. Schon seit Langem interessierte mich der japanische Kampfsport „Judo“ und ich suchte mir nun einen Judoverein in Nürnberg. Dieser Verein war der TV Jahn Nürnberg. Dort gab es verschiedene Gruppen: Anfänger, Fortgeschrittene, Kinder, Jugend und eine sogenannte Profigruppe. Dies waren Judoka, welche an Turnieren und Meisterschaften teilnahmen. Sie hatten Graduierungen vom grünen Gürtel bis zu höheren Dan-Graden (mehrfache schwarze Gürtel). Am Anfang war ich in der Anfängergruppe. Doch immer öfter trainierte ich dann mit den Profis und steigerte so meine Leistung. Aber ich musste hier viel einstecken, denn ich war für sie nur ein Kanonenfutter. Eines Tages packte mich der Zorn und ich schrie in der Halle: „In einem Jahr schlage ich euch alle.“ Das Gelächter war riesig und ich bekam einen Spitznamen. Der Name war „Cassius“, das Großmaul. Dieser Name begleitete mich meine gesamte Judo-Laufbahn und man kannte mich in ganz Bayern beim Judosport dann nur noch unter diesem Namen. Doch das Training mit den Profis zahlte sich aus und schon nach kurzer Zeit wurde ich in die erste Jugendmannschaft aufgenommen, obwohl ich nur den weißen Anfängergürtel hatte.
Die erste Person, welche von nun an die Hand an mir angelegt hatte, war ein Geselle von meiner Arbeitsstelle. Kurz nachdem er zugeschlagen hatte, flog er auch schon.
Er rührte mich nie wieder an.
3.2.Deutsche Jugendmannschaftsmeisterschaften im Judo
In der ersten Mannschaft durfte ich nun bei den Jugendmannschaftsmeisterschaften teilnehmen. Wir wurden Süddeutscher Jugendmannschaftsmeister und qualifizierten uns für die Deutsche Meisterschaft, da ich als einziger alle meine Kämpfe für unsere Mannschaft gewonnen hatte.
Die Deutsche Jugendmannschaftsmeisterschaft war in Düsseldorf und ich war bei diesem Turnier der Einzige mit dem gelben Gürtel. Schon bei dieser Meisterschaft merkte ich, was bei dieser Sportart in mir steckte, denn auch hier schlug ich alle meine Gegner bis zum Schwarzgurt und belegte daraufhin einen beachtlichen 4. Platz. Der Bundesjugendleiter war derart von mir begeistert, dass er mich in die Deutsche Jugendnationalmannschaft holte. Ein Judoka mit nur dem gelben Gürtel (Anfänger) in der Jugendnationalmannschaft, dies war schon etwas Außergewöhnliches, denn hier waren fast nur Blau- bis Schwarzgurte vertreten.
3.3.Nürnberger Stadtmeisterschaft im Judo
Kurz darauf fanden in Nürnberg die Stadtmeisterschaften im Judo statt, und zwar in der Gewichtsklasse Allkategorie (jedes Gewicht ist zugelassen). Bei diesem Turnier waren über 100 Teilnehmer am Start. In meinem ersten Kampf hatte ich einen Gegner mit einem blauen Gürtel, welcher fast doppelt so schwer war wie ich und auch noch um einiges größer. Als die Zuschauer im Saal diesen ungleichen Kampf sahen, hatte ich das gesamte Publikum hinter mir. Mit ihren Anfeuerungen wuchs ich über mich hinaus und besiegte ihn. Der nächste Gegner war dann mein Jugendtrainer und Schwarzgurtträger. Auch ihn besiegte ich und kam mit weiteren Siegen bis in das Viertelfinale. Hier war dann Endstation für mich, denn hier hatte ich als Gegner, es war ein Mittelgewichtler, Süddeutschlands stärksten Bodenkämpfer. Mein Bezwinger wurde auch der Nürnberger Stadtmeister. Doch ich war trotz meiner Niederlage stolz, denn ich gehörte immerhin zu den 8 stärksten Judoka von ganz Nürnberg, obwohl ich nur den gelben Gürtel hatte.