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4.Als Justizvollzugsbeamter in der JVA Nürnberg

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4.1.Erste Einstellungsprüfung bei der Polizei

Als ich 18 Jahre alt war, bewarb ich mich bei der Polizei. Bei der Einstellungsprüfung musste ich meine erste große Niederlage einstecken. Die Hälfte aller Prüflinge fiel durch, ebenso ich. Ich war damals sehr enttäuscht, da der Polizeiberuf für mich immer der Traumberuf gewesen ist.

Ich suchte daraufhin nach einem Alternativberuf und dies war dann bei der Justiz.

4.2.Justizoberwachtmeister Anwärter

Nun bewarb ich mich als Justizvollzugsbeamter bei der JVA Nürnberg. Doch diesmal holte ich mir aus der Bücherei Unterlagen für die Einstellungsprüfung und bereitete mich darauf vor. Diesmal bestand ich die Einstellungsprüfung mit einer hervorragenden Platzziffer 60 von 246 Prüfungsteilnehmern. Als Justizoberwachtmeister Anwärter wurde ich eingestellt. Ich begann bei der Justizvollzugsanstalt in Nürnberg. Für mich war dies etwas ganz Neues. Ich kam mit Verbrechern jeder Art zusammen.

In der JVA hatten wir auch einen Anstaltslehrer, bei dem wir des Öfteren Unterricht hatten. Einmal erzählte er uns, dass er in eine Zelle gegangen war, ohne dass er vorher das Schloss vorgesperrt hatte. Als er in der Zelle war, fiel plötzlich die Türe ins Schloss. Über drei Stunden war er dann in dieser Zelle gefangen, bis man dies endlich bemerkt hatte. Als ich dies gehört hatte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.

Einmal musste ich zu einem Gefangenen in die Zelle gehen. In der Zelle kam ich mit dem Gefangenen ins Gespräch und wir unterhielten uns. Während unserer Unterhaltung drehte ich mich rein zufällig um und erschrak über das, was ich in diesem Augenblick zu sehen bekam. Die Zellentüre war nur noch eine Handbreit offen und ich hatte vergessen, das Schloss von der Zellentüre vorzusperren. Ich hechtete zur Türe und brachte gerade noch meine flache Hand in den Türspalt. Bis heute darf ich nicht darüber nachdenken, was gewesen wäre (mit meiner Platzangst), wenn die Türe zugefallen wäre! Vermutlich hätte ich einen Lagerkoller bekommen.

Dann sah ich plötzlich einen ehemaligen Klassenkameraden. Ich war schockiert, denn er hatte einen Mord begangen und dafür zehn Jahre Jugendstrafe bekommen.

Immer wenn die Häftlinge zum Rundgang in den Hof gingen, durchsuchten wir ihre Zellen. Bei solch einer Durchsuchung fand ich einmal eine Pistole. Als ich sie näher betrachtete, stellte ich fest, dass es keine echte Pistole war. Sie war aus Brot hergestellt worden und von einer echten kaum zu unterscheiden. Eigentlich ein Meisterwerk. Doch sie wurde von mir sichergestellt und auch gemeldet.

Eines Tages kam im Zellengang plötzlich ein Kollege zu mir und sagte, dass ich sofort die Häftlinge in ihre Zellen verbringen solle. Nachdem ich das gemacht hatte, hörte ich auch schon das Gebrüll eines Häftlings. Dieser hatte in seiner Arrestzelle die Toilette verstopft und dann eine Überschwemmung (ca. 30 cm Wasserhöhe) mit dem Spüler verursacht. Da er sehr gewalttätig war und sich gegenüber meinen Kollegen auch so verhielt, versuchten sie ihn nun von der Arrestzelle in die Beruhigungszelle zu verbringen. Hier musste er so lange verweilen, bis er sich wieder beruhigt hatte.

4.3.Der Ausbruchsversuch

An einem anderen Tag geschah Folgendes. In einer Gemeinschaftszelle versuchte man einen Ausbruchsversuch. Da einer der vier Häftlinge nicht mitmachen wollte, wurde er gefesselt und geknebelt. Der Bettkasten wurde zerlegt und mit den Eisenkanten und einem abgebrochenen Löffel hebelte man die Steine aus der Wand heraus. Aus den Bettlaken wurde ein Seil gemacht. Die Wand hatten sie bereits durchbrochen, aber im letzten Moment bemerkte ein Kollege diesen Ausbruchsversuch und schlug Alarm.

4.4.Die Nachtstreife

Während des Nachtdienstes hatten wir auch eine Streife innerhalb der JVA durchzuführen. Hier waren wir mit einer Pistole bewaffnet und hatten eine Stechuhr, da wir bestimmte Punkte anlaufen mussten. Bevor ich diese Streife hatte, erzählte mir ein Kollege, dass er bei der Streife Probleme hatte. Während der Nachtzeit durfte nämlich kein Sträfling mehr an den Gitterstäben zu sehen sein. Doch dies wurde von den meisten Sträflingen missachtet. Sie unterhielten sich und schacherten mittels eines Pendels. Als der Kollege sie aufforderte, dies zu unterlassen, wurde er beleidigt und die Sträflinge unterhielten sich weiterhin und pendelten.

Als ich an einem Abend Streife hatte, war ich bereits vorgewarnt. Leise schlich ich mich heran und beobachtete hinter dem Eck eines Gefängnisgebäudes, wie sich die Häftlinge unterhielten und mit Gegenständen pendelten. Ich wusste, dass ich etwas unternehmen musste, doch beleidigen lassen wollte ich mich nicht. Mit lauter Stimme brüllte ich aus dem Eck hervor: „Achtung, der Wachtel kommt.“ Kaum hatte ich das geschrien, war Totenstille und kein Häftling war mehr an den Gitterstäben zu sehen. Nun setzte ich seelenruhig meine Streife fort.

Der Lebensweg eines Polizisten

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