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Kapitel 6

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Die Alarmanlagen einiger Wagen funktionierten noch und lösten einem Heidenlärm aus. Dieser klang aber für die meisten Bewohner des Parkhauses so weit weg, als dröhne er unter Wasser. Manche von ihnen nahmen ihn sogar überhaupt nicht wahr.

Von einer Seite des Gebäudes stob gerade eine große Dunstwolke hoch, die der kräftige Wind sofort fortwehte. Die Trümmer nach der Explosion lagen im weiten Bogen verstreut auf einer Fläche von mehreren Yards herum, dazu noch Gliedmaßen und kleinere Körperteile. Ein breiter, aber niedriger Krater im Betonboden der zweiten Ebene kennzeichnete den Explosionsherd. Rings um das Loch herum, wo zuvor ordentlich verstaute Vorräte gelagert hatten, war nun viel Platz. Abgesehen von den Autoalarmanlagen blieb es eine Zeit lang ganz still.

Weed ging langsam die Auffahrt hinunter, als Jeff ihn auch schon einholte. Er war auf dem Dach gewesen, um die Batterien anzuklemmen.

»Was ist passiert?« Der Junge lief mit erstauntem Blick an ihm vorbei.

Weed trottete einfach weiter ruhig die Rampe entlang. Er war definitiv zu alt zum Rennen, aber vielleicht interessierte es ihn auch einfach nicht genug. Als es ihn umgehauen hatte, waren seine beiden Ellbogen aufgeschürft worden. Er ließ das Blut einfach an seinen Armen hinunterfließen. Jetzt zog er sorgfältig die Mütze über seine zerzausten Haare. Als er die zweite Ebene erreichte, war der Jungspund in Tränen ausgebrochen und ging hektisch auf und ab.

»Was soll ich denn nur machen, was soll ich bloß machen?«, wiederholte er währenddessen. Schließlich blieb er stehen, verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen und schluchzte zitternd weiter vor sich hin.

Dale, Ron, Lisa und Ana waren bereits vor Ort, wollten aber gerade aufbrechen, um nachzusehen, ob noch alle lebten.

»Was ist passiert?« Die Frage brannte den meisten von ihnen auf den Lippen.

»Es war eine Explosion. Und wir müssen jetzt herausfinden, wie es dazu kam.« Dale hielt die Hände auf seinem Kopf verschränkt, während er in den Krater hinabschaute.

Jeff stellte sich neben ihn und fuhr sich mit einem Ärmel über die Wangen. »Es könnte alle möglichen Ursachen haben. Vieles hier unten eignet sich dazu, Bomben zu bauen.«

Dale schaute ihn skeptisch von der Seite an und dachte dabei: Nein, ausgeschlossen. Jeff war es nicht.

Als er sich umschaute, bemerkte er, dass Francis ihn ebenfalls beobachtete. Ihre Blicke begegneten sich und der alte Mann hielt seinem mühelos stand.

Vielleicht bist du es ja gewesen. Ja, sehr wahrscheinlich sogar.

Francis ging hinüber und kratzte sich am Kopf. Er ahnte, dass der Cop versuchen würde, es ihm ganz dreist in die Schuhe zu schieben.

»Muss ein Unfall gewesen sein.« Kaum, dass Weed das gesagt hatte, erkannte er, wie schuldbewusst es wirkte. Ach egal, dachte er innerlich seufzend. Ich kann doch sowieso behaupten, was ich will, der Bulle hat mich doch eh auf dem Kieker.

Dale betrachtete ihn ebenfalls intensiv. »Es kann unmöglich ein Unfall gewesen sein.«

»Finde ich auch«, stimmte ihm Jeff zu und zog die Nase hoch.

»Wer war es also?« Dale ließ nicht von Francis ab. »Irgendeine Ahnung, Großpapa?«

Weed tastete unbewusst nach seinem Messer. Er biss sich auf die Zähne und starrte Dale böse an.

Dessen Blick fiel kurz auf die Waffe und schweifte dann wieder in die Augen seines Nebenmannes.

»Einmal Mörder, immer Mörder.«

»Reiz mich nicht noch weiter, mein Sohn«, drohte ihm Weed, nahm die Hand aber von seinem Messer.

Jeff war erschrocken. »Mensch! Was zum Kuckuck tut ihr zwei denn da?« Er fing wieder an zu schluchzen und ging weg.

Nachdem er sich einen kurzen Überblick verschafft hatte, kam Ron wieder zurück. Die letzten Worte der Auseinandersetzung zwischen Dale und Francis bekam er allerdings noch mit.

»Was ist denn hier los?« Er baute sich nun absichtlich zwischen den beiden auf.

Jeff drehte den Kopf leicht zur Seite und maulte: »Die zwei Arschlöcher hier sind los.«

Francis wandte sich ab und ging ein paar Schritte rückwärts.

Jeff sprach weiter, richtete sich aber nun an niemand bestimmten: »Hier hat Zeug gelagert, mit dem sich Bomben bauen lassen.«

Ron sah überrascht aus. Francis und Dale nicht.

»Warum habt ihr diese Sachen denn zusammengepackt?«, fragte der Schwarze nun.

»Das ist genau der Punkt.« Dale verschränkte seine Arme vor der Brust und sprach Ron direkt an. »Man brauchte sie nur in einem richtigen Verhältnis zu mischen und anzustecken. Es war also kein Unfall.«

»Aber wer …«, hob Ron an, ahnte aber gleich darauf, dass ihm jemand mit dem Schluss des Satzes ins Wort fallen würde: … könnte das getan haben?

Letzten Endes war Jeff derjenige, der den Gedankengang zu Ende führte: »Wer von uns weiß denn überhaupt, wie man eine Bombe baut? Also, ich auf jeden Fall. Ich könnte Napalm oder ein Giftgas herstellen und mit allen Mitteln, über die wir hier verfügen, einen Sprengkörper basteln.«

»Echt?« Ron kam nicht umhin, ein wenig schockiert zu sein von dem, was Jeff gerade behauptet hatte.

»Ja, echt!« Dale schaute dem Schwarzen in die Augen und hoffte dabei, dass alles, was er über Weed gesagt hatte – all seine Mutmaßungen – endlich Anklang finden würden. »In gewissen Kreisen gehört so etwas zum Allgemeinwissen, nicht wahr, Francis?«

Der Angesprochene schnitt daraufhin eine finstere Miene und wollte zunächst gar nicht antworten, aber dann konnte er den Mund doch nicht halten: »Richtig, so mancher weiß, wie man Bomben baut, was aber nicht bedeutet, dass er es auch tun würde.«

Dale nickte, ein verhaltenes Zeichen dafür, dass er ihm beipflichtete.

»Bestimmt war es der Neue, den ihr aufgenommen habt«, fuhr Weed grinsend fort, während er gezielt auf Dale schaute. Schließlich fiel sein Blick auf ein Gitterregal, das zehn Yards weiter umgestürzt war. Er runzelte die Stirn. Darauf hatten die Kisten mit dem Schnaps gestanden, und zwar dem guten, astreinen Zeug!

Ana und Lisa kamen nun auch wieder.

»Sonst haben wir niemanden gefunden«, sagte Erstere mit einem besorgten Gesichtsausdruck. »Ich bin hoch bis auf das Dach gelaufen und habe sowohl im vierten als auch im zweiten Obergeschoss nachgesehen. Lisa …« Sie brach ab, um kurz zu verschnaufen.

»Ich habe den zweiten Stock abgesucht und auch über die Brüstung, in die Treppenschächte geschaut.«

Ron sah Lisa ebenfalls besorgt, aber auch leicht gequält an. Seine unausgesprochene Frage war offensichtlich.

Die beleibte Frau schüttelte lediglich den Kopf. Sie hatte Donna nicht gesehen. Ron entglitten vor Kummer die Gesichtszüge, und er ging wortlos fort.

Dale lief daraufhin langsam mit ihm durch das Trümmerfeld, um eine Erklärung zu finden. Jeff stand ganz alleine am Rand. Weed belustigte diese Szene auf seltsame Weise, weshalb er sich auf die Zunge beißen musste, um bloß nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Schuld daran war der Anblick des Bullen, der sich so dermaßen aufplusterte. Außerdem rang der Alte mit Gefühlen, die er schon ziemlich lange nicht mehr gehabt hatte: Wut auf den Schuldigen, denn dieser Ort wuchs ihm allmählich wirklich ans Herz, und die Leute hier waren so etwas wie seine … Familie? Nein, das fand er zu hoch gegriffen, doch sie wurden ihm mit der Zeit immer wichtiger. Außerdem sorgte er sich um die schwarze Frau. Falls sie wirklich tot sein sollte, würde er sie vermissen.

Auf einmal schrie Ana auf und sprang zur Seite. Blut war ihr in die Haare und ins Gesicht getropft. Sie schaute hoch und heulte auf. Zwischen den Rohren an der Decke klemmte das Bein eines Mannes, ein stark behaartes. Der Fuß steckte noch in einem Arbeitsstiefel, wie Sal sie immer trug.

»Oh mein Gott.« Lisa hielt sich eine Hand vor den Mund. Sie starrte auf einen verkohlten Klumpen, den sie zuerst für einen Müllsack gehalten hatte. Es war jedoch ein Oberkörper mit einem Kopf, an dem noch blonde Strähnen klebten. Ein Arm fehlte, der andere hing an einem zerfledderten Muskelstrang. Es konnte praktisch nur Mary sein.

»Wir müssen eine …«, begann Ron. »Wir müssen … Wer ist nicht …« Sein Entsetzen war einfach zu groß, als dass er einen vollständigen Satz hätte äußern können. Ihm war schwindlig und übel zugleich. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass auch Donna nicht mehr lebte.

»Du hast das getan!«, fuhr Dale aufgebracht Francis an. »Du bösartiges Schwein!«

Weed machte große Augen und sperrte den Mund auf, womit er möglichst verwirrt wirken wollte, aber der Cop übertrieb es schlicht und ergreifend. Da nicht mehr viel fehlte, dass er sich zu einem breiten und fiesen Grinsen hinreißen ließ, ging er stattdessen zu Plan B über: Er fasste sich an die Brust und ging auf alle viere nieder. Ron sprang sofort zu ihm. Der Polizist hingegen sah die beiden nur abfällig an.

»Verflucht, Dale! Das ist jetzt die falsche Zeit für solchen Scheiß«, schimpfte Ron, als er sich neben Weed hinkniete. »Alles in Ordnung mit dir?«

Der Alte nickte nur. »Geht gleich wieder«, krächzte er. »Das alles ist einfach zu viel für mich. Hilf mir mal auf. Ich muss wieder etwas arbeiten.«

»Nein, du brauchst jetzt erst mal Ruhe.« Nachdem Ron ihn wieder aufgerichtet hatte, schlurfte Weed langsam auf die Rampe zur dritten Ebene zu. Er war aber noch nahe genug, um den Schwarzen stöhnen zu hören. Pummelchen redete unentwegt auf ihn ein.

»Wir wissen nicht, ob es Donna ist, also müssen wir genauer nachsehen … und sollte das Sal sein, wo steckt dann Wendy? Von ihr fehlt nämlich auch noch jede Spur.«

»Vielleicht stand sie direkt bei der Explosion und wurde pulverisiert«, warf Jeff unsensibel ein.

»Blödmann«, blaffte Lisa und fing an, zu weinen. »Tut mir leid. Ich weiß … ich weiß, du kannst nichts dafür.«

Jeff sah sie verwundert an, bis ihm wieder einfiel, was Mary ihm erklärt hatte: Manchmal musste man sich bei jemandem entschuldigen, den man aufgeregt hat, auch wenn man den eigenen Fehler nicht erkannte. »Mir tut es auch leid«, wisperte er verunsichert.

»Schon gut.« Lisa umarmte ihn. Er war noch nie dermaßen von der Rolle gewesen.

Dale stand währenddessen ruhig da und wirkte äußerlich gefasst, innerlich kochte er aber vor Wut. Er war sich sicher, dass Francis etwas mit der Explosion zu tun hatte. Während sich der Alte fortschleppte, drehte er sich verstohlen zu ihnen um.

Als Francis sah, dass ihn Dale beobachtete, lächelte er und zwinkerte. Er hätte schwören können, der Cop balle seine Fäuste so fest zusammen, dass die Fingerknochen weiß hervortraten.

Tatsächlich überkam Dale aber ein Gefühl von Ruhe und Frieden, als ihm klar wurde, dass es nun an der Zeit war, Nägel mit Köpfen zu machen. Er wusste, was er tun würde, damit das alles vorbeiging und auch wann. Er wollte diesen alten Bastard so bald wie möglich aus dem Verkehr ziehen.

Weed lächelte erneut, und zwar richtig ausgelassen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, was der Bulle im Schilde führte, und er würde darauf vorbereitet sein! Dass jemand den alten Francis unter die Erde bringen wollte, geschah beileibe nicht zum ersten Mal.

Ha! Unkraut vergeht nicht, das passt zu meinem Spitznamen.

Diese Erkenntnis kam ihm plötzlich wie ein gesalzener Schlag auf den Kopf: Für ihn waren die Mitglieder dieser Gemeinschaft nichts weiter als kleine Fische in einem großen Teich. Er brauchte doch nur ein paar Krumen ins Wasser zu bröckeln, um sie anzulocken, es dann aufzuwühlen, wenn er sie verängstigen wollte, oder wie im Fall dieses Polizisten einfach einen Haken mit dem richtigen Köder hineinzuwerfen. Der arme Mistkerl. Fast tat er ihm leid … aber eben nur fast.

Als Ron später zu Besuch kam, war Weed noch immer wach und angenehm high. Er setzte sich aufrecht hin, und stellte seine bestrumpften Füße auf den Boden, damit sich der Schwarze neben ihn auf das Bett setzen konnte.

»Ich wollte nur nachsehen, ob alles Okay bei dir ist. Du bist ja zusammengebrochen und …«

»Ach, mir geht's gut, und dir? Schon eine Spur von … Entschuldige.«

»Nein, noch nichts.« Rons Gesicht war von Gram gezeichnet. Er hatte feuchte Wangen und weinte nach wie vor.

»Wir haben … viele Körperteile gefunden. Einige gehören … mit Sicherheit Alvin oder Mary, vermutlich auch Sal.«

»Furchtbar … Ich weiß nicht, was ich …«, stammelte Weed. »Denkst du, hier im Parkhaus ist es noch sicher?« Gerade schaute er in den Teich und auf einen kleinen, schwarzen Fisch, dem er Brotkrümel zuwarf.

»Äh, ja, ich schätze schon. Darüber habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht.« Ron schwieg einen Moment lang. »Vielleicht sollten wir uns auf eine Seite im Gebäude zurückziehen oder … Ich wollte vorschlagen, dass es jemand untersucht, aber wer sollte das sein?«

»Was ist denn deiner Meinung nach passiert?«

»Ich weiß es nicht. Dort unten haben viele Chemikalien gelagert. Womöglich ist einfach etwas ausgelaufen.«

»Das könnte sein.« Weed stieß die Wörter mit einem Seufzer aus. Dabei schaute er auf seine Füße und grunzte leise … ein leichtes Platschen, um die Aufmerksamkeit des schwarzen Fischchens zu gewinnen.

Ron stutzte. »Geht es dir wirklich gut?«

»Soweit schon, aber Mr. Undercover glaubt ja, ich sei's gewesen. Er kam mir fest entschlossen vor, mich anzugreifen. Ich mache mir echt Sorgen, Ron.«

»Oh, da ist was dran, er mag dich tatsächlich nicht. Wir wollten ihm eigentlich Zeit geben, sich mit dir anzufreunden, aber nach dieser …«

»Tja, ich weiß gar nicht, ob ich traurig oder böse auf ihn sein soll. Ich meine, so etwas vorgeworfen zu kriegen ist nicht schön. Findest du nicht auch … ach nein …«

»Was? Du meinst, Dale hätte das getan, um es dir anzuhängen?«

Sieh an, staunte Weed. Der kleine Neger hat aber schnell kombiniert. Dachte schon, ich müsste es ihm erst häppchenweise beibringen. Noch ein paar Krümel, Francis. Er beißt bereits an.

»Also, kurz daran gedacht habe ich schon, aber nein, er war's nicht, das würde ich ausschließen. Es kommt mir so abwegig vor. Vorstellbar wäre eher, dass … Nun, er steckt jedenfalls nicht dahinter.« Er tat so, als wolle er jetzt das Thema wechseln. »Dieser Schli…« Fast wäre ihm ein »Schlitzäugige« herausgerutscht. »Dieser Schlingel, der arme Kerl ist bei der Explosion umgekommen.«

»Schlingel?«

»Ja, ist nur so ein Ausdruck. Einer meiner Stiefväter nannte uns Kinder immer so. Kommt her, ihr kleinen Schlingel, rief er oft. Ihr sollt Geschirr abwaschen. Du weißt ja, Eltern und ihre Kosenamen.« Gut gerettet, Francis.

»Stimmt, mein Vater nannte mich eine Zeit lang immer Süßer, weil er wusste, dass ich mich darüber ärgerte, vor allem wenn Mädchen dabei waren. Jahrelang ließ er es bleiben, bis er schließlich Donna kennenlernte. Das Erste, was er sie fragte, war: Wie behandelt dich mein Süßer denn? Donna konterte sofort mit: Wer soll denn das sein? Mann, daraufhin war das Gelächter groß.« Ron schaute versonnen drein.

Weed bekam einen Kloß im Hals. Elender Mist, dachte er. Ich werd wegen einer toten Schwarzen rührselig. Also wirklich, es gab schon Schlimmeres. Wichtig ist jetzt die Frage: Hat der Schokomann angebissen oder nicht?

»Du meintest gerade, etwas sei eher vorstellbar, aber was?«

Ron hatte angebissen.

»Ich will ja niemandem etwas unterstellen, aber der junge Kerl, unser Superhirn, hantiert ständig mit Sachen herum, die ich gefährlich finde … Gastanks, Fahrzeugbatterien, und die anderen wussten nicht, dass er eine Bombe oder weiß der Teufel, was sonst noch, bauen kann. Vielleicht hat er ja einfach versehentlich irgendwelche Drähte miteinander verbunden oder so. Oh, ich sage das wirklich sehr ungern.«

»Nein, du hast nicht unrecht. Womöglich sollten wir ihn bei seiner Arbeit wirklich demnächst ein wenig beaufsichtigen. Wir kennen uns ja schließlich nicht mit dem aus, was er da treibt. Er überrascht uns ja auch gern mal.«

»Ja, eigentlich ist er ein großartiges Kerlchen. Darum komme ich mir auch so schlecht vor, wenn ich vermute, es sei ein Fehler seinerseits oder sogar seine Absicht gewesen.«

»Das verstehe ich. Von jetzt an achten wir wohl einfach besser darauf, was er tut, und fragen immer mal wieder nach, ob dabei auch nichts passieren kann. Streng genommen sollten wir über alle seine Erfindungen Bescheid wissen, falls … falls wir die eine oder andere einmal warten müssen.«

Ron machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach: »Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir miteinander geredet haben, Francis.«

»Ich auch. Ich werde jetzt noch ein bisschen von meiner Medizin einnehmen.« Er zwinkerte. »Dann mache ich ein kleines Nickerchen. Zu lange schlafe ich nicht, also habt ihr mich bald wieder, und du darfst mir ruhig sagen, wie ich mich nützlich machen kann, sobald du die Lage im Griff hast.«

»Verlass dich darauf.« Ron lächelte und ging weg.

Mein lieber Schwan, Francis, du hast echt Nerven, dich so aufzuspielen wie dieser Verein. Na ja, den Cop mal ausgenommen, klar.

Weed blieb auf seiner Matratze hocken und nahm nun einen kräftigen Schluck seiner »Medizin«. Er hatte das Wasser gerade aufgewühlt, und zwar gehörig. Jetzt musste er nur noch hoffen, dass sich Ron, wenn die dreckige Kröte Dale mit dem Verleumden anfing, an die berechtigten Zweifel erinnerte, die bestanden.

***

Der Polizist war rasend vor Zorn. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass der alte Sack die Hände bei der Explosion im Spiel gehabt hatte. Ron war nur zu feige, es zu erkennen … Nein, es hing weniger mit Feigheit zusammen als mit der Tatsache, dass diese Gruppe nicht im Ansatz begriff, mit wem sie es zu tun hatte, und darum einfach nicht auf ihn hören wollte. Um Himmels willen, er hatte solche Typen jahrelang gründlich untersucht und unter falschem Namen Umgang mit ihnen gepflegt. Ron und den anderen fehlte jegliche Vorstellung davon, wie gemein der Mensch sein konnte. Für sie war es schlichtweg unbegreiflich, dass jemand eine Bombe bauen und nicht lange fackeln würde, Unschuldige damit umzubringen.

Er hatte gerade eine gute Stunde im Bestreben damit verbracht, Ron davon zu überzeugen, dass der alte Mann verschwinden musste. So weit wäre es niemals gekommen, hätte er sich Francis bloß sofort vorgeknöpft, statt seine Zeit beim Diskutieren mit dem Schwarzen zu verplempern. Jetzt würde er den Ex-Biker wohl doch alleine angehen müssen, wohl wissend, dass ihn die Gemeinschaft deshalb verstoßen könnte. Nun denn, die Schnittwunde an seinem Bein war mittlerweile nahezu ganz verheilt. Vielleicht hatte er ja den Punkt erreicht, an dem er einen Neuanfang machen, und in die Berghütte ziehen sollte, wohin er ursprünglich unterwegs gewesen war.

Dahin gehend schmiedete Dale bereits Pläne: packen, sich den schlüpfrigen alten Verbrecher krallen und dann heimlich bei Nacht und Nebel aufbrechen. Natürlich würde er einen Abschiedsbrief schreiben und ihn dort hinterlegen, wo Ron ihn fand. Bedauerlicherweise unterschätzte er selbst jedoch, wie gefährlich der gute Francis war.

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