Читать книгу Leben wir in einer Illusion? - Lutz Gaudig - Страница 7
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Eines der größten Probleme unserer heutigen Kosmologie liegt in den Berechnungen Jacob Bekensteins.
Etwa zur gleichen Zeit wie Stephen Hawking befasste er sich in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts mit den „modernen“ Schwarzen Löchern. Jacob Bekenstein, von der Hebräischen Universität in Jerusalem, berechnete den Informationsgehalt eines solchen Monsters.
Überraschenderweise ist dieser nur proportional der Oberfläche seines zweidimensionalen Ereignishorizontes.
Der Ereignishorizont ist die gedachte Kugelfläche, hinter der jede Masse, also alle Materie, unwiederbringlich in das Schwarze Loch hineingezogen wird.
Dies gilt auch für das Licht, sodass das Schwarze Loch nicht zu sehen ist, eben schwarz.
Bekensteins Rechenergebnisse hatten unser Weltbild zum Wanken gebracht, lange bevor die meisten Physiker oder Kosmologen das erkannten.
Das Problem lag darin, dass theoretisch der dreidimensionale Informationsgehalt einer Kugel viel größer ist, als dass er auf ihre zweidimensionale Oberfläche passen würde.
Die theoretischen Physiker Gerard ’t Hooft und Leonard Susskind schlossen Ende der Neunzigerjahre vom Einzelfall eines Sternes auf das gesamte All. Sie postulierten, dass die vollständigen Informationen über unser Universum auf dessen gigantischer zweidimensionaler Oberfläche gespeichert sind.
Sämtliche dreidimensionalen Informationen befinden sich demzufolge auf einer Fläche.
Auf einer Fläche wie bei einem Hologramm, auf einem Geldschein oder einer Ihrer Kreditkarten.
Zugegebenermaßen ist dieses Hologramm etwas größer und Milliarden Lichtjahre entfernt.
Die Idee vom „holografischen Universum“ war geboren.
Daraus würde folgen, dass unsere vierdimensionale Welt lediglich die Projektion aus höheren Dimensionen ist.
Stephen Hawking und Leonard Mlodinow hatten dies bereits 2010 vermutet. Im Jahr 2013 konnte ein japanisches Forscherteam genau dieses „holografische Prinzip“ mathematisch untermauern.
Sollte unsere Welt tatsächlich holografisch sein, stellen sich sehr interessante Fragen.
Wer oder was sind wir dann eigentlich?
Was ist unser Bewusstsein?
Das Bewusstsein, das die Wirklichkeit abbildet?
Was ist mit dem Bewusstsein, das im quantenphysikalischen Bereich über die Daseinsform der Materie befindet und sogar Entscheidungen in deren Vergangenheit verändert?
Die quantenphysikalischen und philosophischen Aussagen hinter unseren Fragen sind so skurril, dass sie die optimale Grundlage für wissenschaftliche Fantastik bilden.
Die Erklärung der fantastischen Wissenschaft durch die moderne Philosophie gebärt eine atemberaubende neue Welt.
Vielleicht ist das Buch auch eine kleine Liebeserklärung an die Wissenschaft, die ich studiert habe.
„Leben wir in einer Illusion?“ ist kein Sachbuch im üblichen Sinne.
Es ist essayistisch geschrieben, ohne Formeln und Mathematik.
Frei erfundene Geschichten um physikalische Entdeckungen und Entdecker haben dennoch einen realen örtlichen oder historischen Hintergrund.
Die darin beschriebene Physik steht mit beiden Beinen auf dem festen und bewiesenen Fundament der grundlegendsten Wissenschaft unserer Welt.
„Leben wir in einer Illusion?“ ist geschrieben für jedermann und fast jede Bildungsstufe.
Niemand sollte Angst vor „dieser Physik“ und „dieser Philosophie“ haben.
Nur das „Verstehen-Wollen“ ist wichtig.
„Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“1
Albert Einstein
Um dieses Buch verstehen zu können, müssen wir jedoch unseren gesunden Menschenverstand komplett über Bord werfen und mit ihm unsere Erfahrungen.
Ohne dies zu tun, werden wir die neue Welt nicht betreten.
Wir müssen offen sein für das Neue.
„Leben wir in einer Illusion?“ zeigt die wissenschaftliche Entwicklung vom „Faustkeil über die Allgemeine Relativitätstheorie“ bis zu den ersten Vorschlägen für eine „Quantengravitationstheorie“, die „Theorie von Allem“.
Die dazugehörigen Weltbilder beginnen mit „Aaron, dem Großen Bären“.
Der hatte die Welt gemacht, damals in einer Steinzeithöhle.
Und sie enden heute in den ersten physikalischen und philosophischen Antworten zum „holografischen Universum“.