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Monas Familie

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Am Abend des gleichen Tages kam Mona heim ins Elternhaus. „Haus“ ist eine zu bescheidene Umschreibung für eine neobarocke Villa aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die Villa lag in der Villenvorstadt Grunewald, einem noblen Wohngebiet im Westen des Bezirkes Wilmersdorf. Die gesamte Nachbarschaft bestand aus ähnlichen Gebäuden mit großen Grundstücken.

Fast die gesamte Familie Rösler saß beim Abendessen. Ihre Mutter Thelma, ihre Halbschwester Denise und ihr Halbbruder Kevin. Es fehlten ihr Vater Martin, der sich beruflich im Ausland aufhielt, und ihr Stiefbruder Kai.

Kai hasste seine Stiefmutter Thelma wie auch seine Stiefschwester Mona. Es war eine Mischung aus Neid, Arroganz und Fremdenhass. Mit ein Grund war aber das Verhalten seines Vaters Martin, der seine Geschwister, insbesondere Mona, ihm gegenüber immer als vorbildlich hinstellte. Er, der ewige Student, bekam weder die Stellung noch die Anerkennung bei seinem Vater, die er für sich als ältester Sohn beanspruchte.

Mona schloss die Tür auf, legte Mütze und Mantel ab und begrüßte fast überschäumend ihre Familie. Sie setzte sich mit an den Tisch. Es sprudelte förmlich aus ihr heraus. „Hört mal alle zu! … Ich habe mich verliebt und …“

„Wissen wir, in Tom, ist doch nichts Neues!“, unterbrach sie Denise. „Der alte Vollhorst, nichts in der Birne aber dafür viel in der Hose.“ Das war schon eine heftige Beleidigung. Kevin konnte Tom – Monas Freund – überhaupt nicht leiden. Er hielt ihn für ungebildet und oberflächlich. „Kinder, beherrscht euch alle mal ein bisschen und du Kevin weißt genau, dass ich solch abfälliges Gerede hier im Haus nicht hören will. Dass Kai ständig so dumm daher redet, ist schon schlimm genug, ihr müsst euch nicht auch noch diesem Niveau anschließen.“

Das war für Mona die Chance wiederum das Wort zu ergreifen. „Nein es ist nicht Tom, der ist Vergangenheit.“

„Welch weiser Entschluss.“

„Kevin, lass mich endlich mal ausreden, ja. Ich habe auf der Berlinale einen Mann kennengelernt. Der ist so nett, gebildet, einfühlsam, hat gute Manieren und ist ein … Weißer!“

„Oh, ich dachte du stehst nur auf schwarze Jungs oder zumindest Latinos. Der muss ja wirklich was ganz Besonderes sein“, gab Kevin zum Besten. „Ist er auch.“ Mona zögerte und stellte fast beiläufig fest, nicht ohne alle genau zu beobachten: „Stellt euch vor, er heiratet in drei Wochen!“

Alle drei reagierten betroffen. „Wen, dich?“, wollte Denise wissen. „Wie, was, du heiratest?“, auch Kevin dachte in die gleiche Richtung. „Nun redet mal nicht alle durcheinander. Mona, dein neuer Freund heiratet also, nicht dich nehme ich an. Wie kannst du dich in so einen verlieben? Hast du dir das auch überlegt? Denk an deine bisher gemachten Erfahrungen! Ich weiß jetzt nicht ob ich lachen oder weinen soll?“, warf Thelma ein und schüttelte den Kopf. „Ich habe dich für besonnener gehalten.“

Mona genoss das Schauspiel und wartete darauf, bis ihre Mutter ausgeredet hatte. Amüsiert lehnte sie sich zurück. „Ja, und das ist noch nicht alles!“

„Nein?“

„Nein! Ich fahre am Wochenende mit ihm zusammen nach Süddeutschland. Er wird wegen mir, … habt ihr gehört, nur wegen mir seine Hochzeit absagen! Ach, übrigens, er heißt Mike und ist Schwabe.“ Thelma nickte wohlwollend. „Alle Achtung, na dann kann er so verkehrt nicht sein! Das ist ein sehr mutiger und nicht alltäglicher Schritt, der viel Ärger einbringen kann. Hoffentlich fällt er nicht um. Du solltest dich auf einiges gefasst machen, aber damit hast du ja Erfahrung.“

Thelma spielte dabei auf eine sehr negative Erfahrung Monas mit einem früheren ebenfalls weißen Freund an, der sie vor seiner Familie zutiefst gedemütigt hatte. Damals hatte sich Mona geschworen, nie mehr eine Beziehung mit einem Weißen einzugehen. „Mit Mike passiert das nicht. Da bin ich mir sicher.“

„Ich wünsche es dir von ganzem Herzen.“ Thelma stand auf und umarmte ihre Tochter. Der Abend endete schließlich in einer fröhlichen Runde. Mona verteilte die übrigen Kinotickets der Berlinale an ihre Geschwister, Tom brauchte sie jetzt nicht mehr.

Monas braune Augen

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