Читать книгу November-Blues auf Wangerooge - Malte Goosmann - Страница 5

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Seit Tagen hing der Nebel über der Insel. Die Inselflieger hatten den Flugbetrieb eingestellt. Der Unterschied zwischen Tag und Nacht schien aufgehoben zu sein. Aus der Ferne hörte man einige Möwen kreischen, die sich in diesen Tagen ausschließlich wieder mit der Nahrung aus dem Meer begnügen mussten. Es waren keine Touristen mehr auf der Promenade, denen sie die Pizzastücke aus der Hand stibitzen konnten. Schiffe waren in diesem Nebel nicht zu erkennen. Ab und zu konnte man die Warnsignale eines Typhons hören. Ein Mann bog jetzt mit seinem Fahrrad, vom „Café Pudding“ kommend, auf die Promenade ein. Gemächlich schob er sein Dienstfahrrad mit beiden Händen. Auf dem Vordergepäckträger lag ein Werkzeugkoffer, der das Schieben des Fahrrads erheblich erschwerte. In Höhe des „Strandkorbs“ stoppte Rainer Hinze. Langsam zog er aus einer seiner vielen Taschen eine Zigarette aus der Packung. Da kaum Wind wehte, hatte er keine Schwierigkeiten, sich die Zigarette anzuzünden. Er nahm einen tiefen Zug und zog den Reißverschluss seines blauen Segelparkas, den er über seiner Arbeitskleidung trug, zu. Danach setzte er sich wieder in Bewegung. Kurz vor dem „Friesenjung“ bog er links ab und strebte auf einen der Appartementblocks zu. Rainer Hinze war Elektromeister und arbeitete für einen auf der Insel ansässigen Elektrobetrieb. Heute hatte er den Auftrag, die Router in den einzelnen Appartements upzudaten, eine seiner leichtesten Übungen. Gestern hatte er geschlagene 3 Stunden an einer defekten Espressomaschine rumgeschraubt, um letztlich festzustellen, dass das Teil irreparabel war. Beim ersten Block stellte er sein Fahrrad ab und nahm seinen Werkzeugkoffer. Gestern hatte er sich von Enzo Poppinga einen Generalschlüssel für die Appartements geben lassen, da dieser heute aufs Festland wollte. Er beschloss, seine Arbeit im obersten Stockwerk zu beginnen. Gott sei Dank war der Fahrstuhl in Betrieb, so dass er den beschwerlichen Weg nach oben nicht zu Fuß anzutreten brauchte. Oben angekommen, schloss er die Tür des Penthouses auf. Schon im Flur hörte er relativ laute Musik. Wenn er sich nicht täuschte, erklangen aus den Boxen Al Bano und Romina Power mit Felicita. Hinze klopfte kräftig an die Tür zur Wohnlandschaft.

„Moin, hier ist der Elektriker!“

La nostra canzone d'amore che va intonierte das italienische Duo.

Hinze versuchte es nochmal etwas lauter: „Hallo, ist da jemand?“

Keine Reaktion. Langsam öffnete er die Tür ganz und betrat das Penthouse. Wahrscheinlich hatte irgendjemand, vielleicht die Putzkolonne, vergessen, die Musik auszustellen. Er ging zu der sehr teuren Musikanlage und drückte auf den Off-Knopf. Nachdenklich blickte er aus dem Panoramafenster auf die Nordsee. Die See hatte das düstere Grau des Nebels angenommen. So eine Wohnung müsste man haben, dachte Hinze und drehte sich langsam nach links, in Richtung einer Nische, in der sich ein riesiges Bett befand. Mit weit aufgerissenen Augen vergaß er kurzzeitig zu atmen, denn was er dort sah, ließ sein Blut in den Adern gefrieren.


Diesmal hatte Heike Wohlers den Tisch für die morgendliche Runde im Revier gedeckt. Es duftete verführerisch nach Kaffee, als Lars Petersen das Dienstzimmer betrat. Das funktioniert ja schon mal, dachte er und grüßte sie mit einem kräftigen „Moin“. Da Heike Nachtbereitschaft hatte, fragte er: „War was los die Nacht?“

„Nee, alles ruhig, hat niemand angerufen. Ist ja auch November, nichts los auf der Insel.“

„Vorsichtig, November ist ein gefährlicher Monat. Die Insulaner sind unter sich und dann noch die Arbeiter von den Baustellen, da haben wir schon die eine oder andere Kneipenschlägerei gehabt.“

„Kann ich mir gar nicht so richtig vorstellen. Es macht alles einen so friedlichen Eindruck.“

Bevor Petersen antworten konnte, klingelte das Telefon. Jemand hatte die direkte Nummer des Reviers gewählt. „Polizeiposten Wangerooge, Petersen am Apparat“, meldete er sich.

Mit schwacher Stimme hörte er jemanden sagen: „Sheriff, du musst sofort kommen. Hier ist etwas Schreckliches passiert.“

„Wer spricht denn da überhaupt?“

„Hier ist Rainer, Rainer Hinze.“

„Rainer, wo bist du denn?“

Hinze gab kurz seinen Standort durch. Rainer Hinze war Petersen vom „Störtebeker“ bekannt, wo Hinze regelmäßig gegen 17 Uhr sein Feierabendbier trank. Er hatte nicht den Ruf, ein Scherzbold zu sein. Mit ernstem Gesicht wandte er sich an seine Kollegin. „Ich glaube, da ist irgendetwas passiert. Wir müssen los.“

Ungläubig blickte Heike Wohlers Petersen an. „Um diese Zeit, was kann das denn sein?“

„Rainer macht keine Scherze, ich kenne ihn. Nimm bitte zur Vorsicht den Spurenkoffer mit!“

Im Eilschritt verließen die beiden Beamten das Revier und hetzten in die Peterstraße. Vor dem ersten Appartementblock stand Hinze an sein Fahrrad gelehnt. Nervös zog er an seiner Zigarette. Er war leichenblass.

„Was ist los, Rainer?“, keuchte Petersen.

Hinze war kaum in der Lage, vernünftig zu antworten. Er stand augenscheinlich unter Schock. „Enzo, oberstes Stockwerk.“

Mit total zittrigen Händen gab er Petersen den Appartementschlüssel.

„Warte bitte auf uns oder komm‘ mit hoch.“

„Da geh‘ ich nicht noch mal hoch“, flüsterte Hinze kopfschüttelnd.

Petersen ahnte Schlimmes. Auch Heike Wohlers Miene hatte sich verfinstert. Schweigend fuhren sie mit dem Fahrstuhl ins oberste Stockwerk. Langsam schloss Petersen die Tür auf. Hielt dann aber inne.

„Ich vermute, dass da drinnen ein Tatort sein wird. Lass uns zur Vorsicht was über die Schuhe ziehen.“ Er öffnete den Spurensicherungskoffer und nahm vier Plastiküberzieher für die Schuhe raus. „Das Gemeckere von den Spusi-Jungs will ich mir nicht anhören.“

Heike Wohlers lächelte kurz. Bisher hatte sie nur mit Verkehrsunfällen zu tun gehabt, was schon schlimm genug war, aber ein Verbrechen auf Wangerooge? Sie konnte es kaum glauben. Langsam gingen die beiden in die Penthouse-Wohnung. Petersen blickte sich um. Hier deutete nichts auf ein Verbrechen hin. Einen Moment lang fiel sein Blick durch das große Fenster auf die graue Nordsee, als ein spitzer Schrei von Heike ihn aufschreckte. Er drehte sich erschrocken zu ihr um. Sie stand vor dem riesigen Bett und presste sich die Hand vor den Mund. Während Petersen sich langsam und hochkonzentriert dem Bett näherte, fixierte er bereits den Leichnam. Völlig nackt und blutüberströmt lag Enzo Poppinga auf der schwarzen Satin-Bettwäsche Das meiste Blut schien aus dem Kopf ausgetreten zu sein. Petersen drehte den Kopf des Toten vorsichtig etwas zur Seite, wobei er ihn nur mit den Gummihandschuhen berührte. „Kopfschuss“, murmelte er.

Sein Blick wanderte weiter an der Leiche entlang in den Bereich des Unterkörpers. Was er dort sah, ließ ihn erschaudern. Der gesamte Genitalbereich war mit einer roten Flüssigkeit übergossen worden. Es war deutlich zu sehen, dass dies kein Blut sein konnte. An den Armen und im Bereich der Unterschenkel hatten sich die ersten Leichenflecke gebildet. Petersen drückte mit seinem Daumen auf einen Fleck. Durch den Druck wurde der Fleck weiß. Als er wieder losließ, kam die ursprüngliche Farbe des Leichenflecks zurück. „Heike, machst du mal Fotos aus allen Richtungen, die Kamera liegt im Koffer. Ich vermute er ist seit ca. acht Stunden tot.“

Heike staunte über das, was ihr Kollege so draufhatte. Sie war jetzt aber froh, dass sie etwas tun konnte. Ihr Magen rebellierte. Das würde noch fehlen, wenn sie hier direkt vor Petersen auf das Parkett kotzen würde.

Petersen ging auf den Balkon und wählte die Nummer der Polizeidirektion Wilhelmshaven/Friesland. Dem wachhabenden Beamten schilderte er kurz die Lage. „Ich fürchte, wir brauchen hier das große Besteck“, schloss er seine Ausführungen.

Nachdem viele Fotos aus allen Richtungen geschossen waren, verließen sie die Wohnung, nicht ohne die Tür mit einem Polizeisiegel zu versehen. Auf dem Vorplatz vor den Briefkästen stand immer noch ein geschockter Rainer Hinze.

„Schlimme Sache, aber jetzt kommst du erst mal mit auf die Wache und wir trinken zusammen einen Kaffee und du erzählst uns, wie du Enzo gefunden hast“, sprach Petersen ihn an. Hinze nickte und zielstrebig liefen die drei in Richtung Charlottenstraße.

Nachdem sie Hinze entlassen hatten und ein kleines Protokoll angefertigt worden war, schnauften beide Beamte erst einmal durch. Heike Wohlers fühlte sich unsicher und entschloss sich, dieses Gefühl auch zu artikulieren. „Ich war noch niemals bei einer Mordermittlung dabei, was passiert denn jetzt eigentlich?“

„Rechtsmediziner und Spusi werden eingeflogen und es kommen Ermittler auf die Insel, das wird kein Spaß.“

„Wie meinst du das?“

„Nun ja, die werden uns reinreden, als wären wir die Dorftrottel.“

Wohlers empfand Petersens Äußerungen als etwas überheblich. Wollte er vor ihr einen auf dicke Hose machen oder war er wirklich so gut, dass er eine Mordermittlung maßgeblich beeinflussen konnte? So richtig konnte sie ihn noch nicht einschätzen, zumal er sehr unzugänglich war und nichts Persönliches zuließ. Sie konnte sich denken, woran das lag. Wie eine unsichtbare Mauer stand die Sache mit der Stellenbesetzung noch immer zwischen ihnen und keiner wagte es, darüber zu sprechen.

Auch Petersen hatte Schwierigkeiten, seine neue dienstliche Partnerin einzuschätzen. War sie nach wie vor scharf auf seine Stelle? Was wollte eine so relativ junge Frau hier auf der Insel? Karrieretechnisch war das hier eine Sackgasse. Vielleicht eine ruhige Kugel schieben? Für ihr Alter wäre diese Haltung ein wenig früh gewesen. Er würde ihr erst einmal zeigen, wer hier der Chef war, ohne Mobbing, sondern ganz sachlich. Was hatte Siebert gesagt? „Professionell“, genauso würde er die Sache angehen.

Mitten in der Stille, in der beide über ihre gegenseitigen Vorbehalte sinnierten, klingelte das Telefon. Kriminalrat Wilbert aus Wilhelmshaven meldete sich. „Mensch, Petersen, schon wieder eine Leiche. Irgendwie ziehen Sie das Verbrechen auf Ihrer Insel an. Wer ist denn der Tote?“

„Hausmeister einer Appartementanlage“.

„Na, dann wird das ja wohl nicht so ein Riesending wie letztes Mal.“

„Wollen wir hoffen.“

„Also, aus Oldenburg kommen Spusi und Rechtsmedizin. Wegen des Nebels fliegen die Hubschrauber im Moment nicht. Ich muss sehen, wie wir die rüber kriegen. Da sag ich Ihnen noch Bescheid. Ich schicke Ihnen meinen jungen Kommissar Erhardt als unterstützenden Ermittler. Bei Ihnen ist im November ja nichts los. Die Kollegin Wohlers macht die Kleinarbeit und Sie kümmern sich mit Erhardt um die Mordermittlung.“

Petersen war in diesem Moment froh, dass er das Telefon nicht auf laut gestellt hatte. Die Kollegin Wohlers hätte sich bedankt. Nach Ende des Gesprächs gab er Wohlers eine kurze Zusammenfassung, ohne allerdings die Sache mit der Kleinarbeit zu erwähnen. Er wollte nicht noch Öl ins Feuer gießen. Die angespannte Lage reichte ihm auch so.

„Was sind die nächsten Schritte?“, fragte Wohlers zaghaft.

„Wir müssen jetzt erstmal die Lebensumstände von Enzo Poppinga recherchieren. Da kann uns auch jemand von außen nicht helfen. Ich weiß nur, dass sie ihn in der Kneipe ‚the Lover, den Schleicher oder Papagallo‘ genannt haben. Irgendeiner hat auch mal vom ‚italienischen Stecher‘ geredet.“

„Was hat das denn nun zu bedeuten?“, fragte eine leicht pikiert blickende Heike Wohlers.

„Zusammengefasst gesagt, er war ein Frauenheld“, kam es trocken von Petersen.

Ungläubig blickte ihn seine Kollegin an.

„Und was hältst du von der roten Flüssigkeit im Genitalbereich?“

Petersen wiegte seinen Kopf hin und her. Auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Falten. „Vielleicht eine Inszenierung, ich glaube aber, dass wir mehr über das Opfer wissen müssen, um dies zu beurteilen.“

In diesem Moment klingelte wieder das Telefon. Schade, dachte Heike Wohlers, jetzt war es gerade interessant geworden. Gerne hätte sie noch mehr an Petersens Überlegungen teilhaben wollen.

Kriminalrat Wilbert meldete sich. Die Hubschrauber konnten wegen des Nebels nicht fliegen. Die ganze Aktion wurde auf morgen verschoben. Auch Kriminaloberkommissar Erhardt würde erst am nächsten Tag anreisen. Für ihn wurde ein Zimmer in einer Pension in der Elisabeth-Anna-Straße gebucht.

„Ein Tag Verschnaufpause“, kommentierte Petersen den Anruf seines Chefs, „gut, dass der Erhardt nicht hier im Revier wohnt. Etwas Distanz macht es für uns leichter.“

Heike Wohlers verstand nicht genau, was er meinte. Aber sie war sowieso nicht betroffen, denn aus gutem Grunde wohnte sie außerhalb des Reviers. Distanz zu ihrem etwas undurchsichtigen, aber dennoch nicht inkompetenten, Kollegen würde auch ihr gut tun.


Nach Dienstschluss zog Petersen in Windeseile die Uniform aus. Er musste sich beeilen, denn der Mann, den er treffen wollte, hatte nicht ewig Zeit. Schnell schlüpfte er in die verwaschene Jeans und zog seine alte, speckige Lederjacke über. Zielstrebig eilte er in die Friedrich-August-Straße. Die grünen Schirme waren zugeklappt und die Kneipenbeleuchtung noch nicht eingeschaltet. Als er eintrat, schlug ihm der kalte Zigarettengestank des gestrigen Abends entgegen.

„Ich habe dich schon erwartet“, kam es links von der Empore. Am äußeren Ecktisch saß der Wirt, über ihm hing eine lange Aalreuse, links neben ihm eine Schaufensterpuppe in schwarzen Dessous. In der rechten Hand hielt er eine qualmende Zigarette. Sein starrer Blick ging raus in Richtung Brunnen auf den Platz vor der Kneipe.

„Ich sage gleich schon nein, bevor du anfängst“, murrte er, ohne seine Körperhaltung zu verändern. Nach wie vor wandte er Petersen nur seinen Rücken zu. Langsam ging dieser die Treppe zur Empore rauf und setzte sich zu ihm. „Du weißt doch noch gar nicht, was ich will“, kam es trotzig von Petersen.

„Hältst du mich für blöd? Der Tod von ‚Enzo the Lover‘ ist schon längst Tagesgespräch auf der Insel“, tönte es hinter dem Rücken hervor.

„Ist ja gut Alter, ich will ja nur wissen, mit wem der hier auf der Insel so verkehrt hat?“

„Und ich hatte schon nein gesagt. Ich muss dir doch wohl nicht wieder einen Vortrag über das Beichtgeheimnis eines Wirtes halten. Wenn ich all das weitererzählen würde, was sich hier so abends ereignet, dann kann ich den Laden zumachen. Die Verschwiegenheit eines Wirtes ist seine Geschäftsgrundlage.“

„Oha, jetzt geht’s ins Grundsätzliche. Ich habe einen Mord aufzuklären und ich kann dich natürlich auch ganz offiziell als Zeugen vorladen lassen.“

Der Magister, so nannte sich der Wirt nach Klaus Störtebekers Gesellen Magister Wygbold, lachte kurz auf und nahm einen langen Zug von seiner Zigarette. Immer noch hatte er sich nicht zu Petersen umgedreht. „Soll ich dir die Geschichte des Studenten Hase erzählen?“

Petersen nickte. Er ahnte zwar, was kommen würde, ließ ihn aber gewähren.

„Also, der Student Hase sollte in einem Prozess gegen einen Freund aussagen. Er teilte dem Vorsitzenden Richter mit: ‚Mein Name ist Hase und ich weiß von nichts‘. “ Sein Gegenüber musste grinsen.

„Du solltest einen Volkshochschulkurs über die Bedeutung deutscher Sprichwörter abhalten.“

„Jetzt kapierst du endlich, dass ich ein Kneipenphilosoph bin.“ Der Magister drehte sich und unterstrich seine Ausführungen mit einer ausladenden Geste, wobei ihm eine ordentliche Portion Asche von seiner Kippe auf den Schoß viel.

„Nun lenk nicht ab, ich wollte was von dir wissen.“

„Und du kennst die Antwort. Was alle wissen, und das ist kein Geheimnis, dass Enzo ein Aufreißer war. Nicht umsonst habe ich ihn immer ‚the Lover‘ genannt. Aber das weiß ja jeder auf der Insel.“

„Kennst du Namen?“

„Da beißt du bei mir auf Granit.“

„Hatte er denn ein Beuteschema?“

Der Magister musste wieder lachen. „So wie du mit deiner Mona?“ Er spielte damit auf eine Affäre an, die Petersen mit seiner Praktikantin gehabt hatte und setzte noch einen drauf. „Ach ja, die Frauen sind bei dir ja jetzt älter geworden. Was ist denn nun mit der von der Bundespolizei, mit der du im Sommer hier warst?“

Petersen wurde die Richtung, in die das Gespräch jetzt lief, äußerst unangenehm. Der Magister sprach Dinge an, die er selbst noch gar nicht richtig verarbeitet hatte. „Ich bin hier jetzt nicht das Thema, was ist mit Enzo und den Frauen?“

„Mein Gott, mach es doch nicht so kompliziert. Er hat alles genommen, Insulanerinnen, ‚Touri-Frauen‘. So, und jetzt ist Ende im Gelände. Ich muss arbeiten.“ Er stand auf und sah auf die Uhr. „17:00 Uhr, Rainer kommt heute bestimmt nicht, für den ist der Tag gelaufen.“

Petersen schüttelte mit dem Kopf. Woher wusste der denn nun schon wieder, wer die Leiche gefunden hatte? Auf dieser Insel blieb auch wirklich nichts geheim, aber das könnte in dem vorliegenden Mordfall auch von Nutzen sein. Er folgte dem Magister runter an den Tresen, bestellte sich ein kleines Jever und ließ seine Gedanken kreisen.

November-Blues auf Wangerooge

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