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Am nächsten Morgen musste einiges organisiert werden. Die Hubschrauber mit Rechtsmedizin und Spurensicherung waren für 10 Uhr avisiert. Oberkommissar Erhardt würde mit der Fähre gegen 12:30 Uhr eintreffen. Heike Wohlers hatte mehrere Fahrten mit dem Taxi der Inselflieger vom Flughafen zum Tatort gebucht. Petersen versuchte verzweifelt, Angehörige von Enzo Poppinga ausfindig zu machen, was ihm aber bisher nicht gelungen war. Auch die Suche nach dem eigentlichen Arbeitgeber des Toten gestaltete sich recht schwierig. Zur Not müssten sie das kleine Büro, das sich im Erdgeschoss des ersten Appartementhauses befand, mit dem Generalschlüssel, den Petersen von Rainer Hinze bekommen hatte, öffnen. Von dieser Möglichkeit war er nicht so recht angetan. Gefahr war nicht im Vollzuge. Um keine Schwierigkeiten zu bekommen, wollte sich Petersen hierfür das Okay des Arbeitgebers von Poppinga holen.

Petersen, den die Vielzahl der Aufgaben schon nervten, blickte verärgert in Richtung Heike Wohlers, die augenscheinlich seelenruhig in einem Ferienprospekt blätterte.

„Das ist nicht dein Ernst, dass du jetzt deinen Urlaub planst, oder?“, raunzte er seine Kollegin unfreundlich an.

Die ließ sich nicht beirren und blätterte weiter. Plötzlich drehte sie sich zu Petersen um. „Ich hab’s. Man kann diese Appartements über eine Hausverwaltungsagentur mit Sitz in Oldenburg buchen.“

Petersen, der über seine Unfreundlichkeit peinlich berührt war, murmelte halblaut: „Entschuldigung.“

Heike Wohlers musste grinsen. Der Punkt ging an sie. Allerdings ließ es sich Petersen nicht nehmen, selbst in Oldenburg anzurufen. Dort zeigte man sich sehr betroffen über den Tod von Poppinga und versprach, jemanden nach Wangerooge zu schicken. Mit der Öffnung des Büros von Poppinga war die Agentur einverstanden. Nachdem Petersen sich Gesprächsnotizen für die Ermittlungsakte, die von Oberkommissar Erhardt zu führen war, gemacht hatte, begab er sich auf den Weg zum Tatort, um dort die Teams aus Oldenburg in Empfang zu nehmen. Er nahm den Umweg über die völlig verwaiste Promenade. Auch am Strand war keine Menschenseele zu sehen. Der Strand wies schon die erste Abrisskante auf, obwohl es erst November war und wahrscheinlich noch weitere Sturmfluten folgen würden. Von Ferne hörte er schon das Dröhnen der Hubschrauber. Er blickte noch einmal auf die graue Nordsee. In der Ferne sah er einen Kreuzer der Bundespolizei durch die Wellen gleiten. Instinktiv musste er an Susanne denken, die auf einem dieser Schiffe ihren Dienst tat. Warum hatte das mit ihnen im Sommer nicht geklappt? Auf Helgoland waren sie sich nähergekommen. Aber ab einem bestimmten Punkt hatte sie abgeblockt. In ihr schien sich wohl eine starke Angst entwickelt zu haben, verletzt zu werden, dabei wollte er gar nicht auf Teufel komm mal raus mit ihr in die Kiste springen. Im Sommer, als sie ihn auf der Insel besucht hatte, war sie plötzlich verschwunden, als er Bier holen gegangen war. Diese Reaktion hatte wiederum ihn verletzt, weil er überhaupt nicht wusste, was er nun falsch gemacht hatte. Sie hatte ihm danach einen kurzen Brief geschrieben und versucht, ihr Verhalten zu erklären, aber so richtig schlau war er aus ihren Zeilen nicht geworden. Danach hatte es keinen Kontakt mehr zwischen ihnen gegeben.

Ein großes Containerschiff der Reederei Maersk näherte sich dem Wangerooger Fahrwasser. Das Rotoren-Geräusch der Hubschrauber war verstummt. Er musste sich beeilen. Die erste Taxifuhre würde gleich hier eintreffen. Smoke on the Water dröhnte jetzt der Klingelton seines Handys. Heike meldete sich. Sie hatte die Adresse des Vaters von Enzo Poppinga in Esens ausfindig gemacht. „Okay Heike, ruf die Kollegen in Esens an. Sie müssen dem Vater die traurige Nachricht überbringen. Er soll bloß nicht hierherkommen. Die Leiche geht sowieso heute Nachmittag nach Oldenburg. Wenn wir was wissen wollen, melden wir uns.“

„Alles klar, Lars, ich kümmere mich drum.“

Das erste Taxi kam die Peterstraße entlanggefahren, voll besetzt mit mehreren Beamten. Petersen gab ein kurzes Zeichen, damit der Fahrer den Eingang finden konnte. Nach einer kurzen Begrüßung fuhr er mit den Kollegen der Spurensicherung nach oben und schloss die Wohnung auf. Leichter Verwesungsgeruch lag in der Luft. Petersen war froh, dass er die Beamten allein lassen konnte, denn die nächste Fuhre mit der Rechtsmedizin musste eingewiesen werden. Der Flur vor der Penthouse-Wohnung wimmelte jetzt von Männern in weißen Schutzoveralls. Kurz warf er einen Blick in die Wohnung. Die Spurensicherung hatte bereits mit ihrer Arbeit begonnen. Kleine Tafeln mit Ziffern waren schon ringsum um die Leiche aufgestellt. Mitten im Raum war eine Kamera installiert, die in der Lage war, den Tatort zweidimensional darzustellen. Jedes kleinste Detail wurde aufgenommen und konnte später zur Auswertung herangezogen werden, ohne dass man zum Tatort zurückkehren musste. Er schaute auf die Uhr. Langsam musste er in Richtung Bahnhof aufbrechen, um Oberkommissar Klaus Erhardt in Empfang zu nehmen. Es war schon recht merkwürdig, dass Kriminalrat Wilbert einen so unerfahrenen Mann auf die Insel schickte. Erhardt hatte zwar schon eine kleine Rolle bei Petersens letztem Fall gespielt und war bereits bei den Vernehmungen eines Bulgaren in Oldenburg dabei gewesen. Die Hauptarbeit hatte aber die gemeinsame Ermittlungsgruppe aus Bremen und Oldenburg geleistet. Warum also schickte Wilbert diesen Mann? Entweder war dieses Verbrechen auf der Insel für ihn von nur geringer Bedeutung oder aber Petersen sollte diesem Mann etwas beibringen. Normalerweise würde er diese Sache mit seinen Kollegen besprechen. Aber er wusste nicht, wie Heike Wohlers zu Wilbert stand. Sie in seine Gedanken einzuweihen, schien ihm zu riskant. Eine gute Sache hatte aber die Entsendung von Erhardt. Er war der Hauptsachbearbeiter und musste somit die Ermittlungsakte führen. So blieb Petersen viel Schreibarbeit erspart, konnte aber trotzdem die Fäden in der Hand behalten. Jedenfalls war dies seine Hoffnung.

Petersen hatte den Bahnhof erreicht. Wie häufig hatte er hier schon Anwärter abgeholt und immer hatte sich mit diesen jungen Kollegen eine besondere Geschichte verbunden. Neulich erreichte ihn eine Postkarte von seiner letzten Auszubildenden, Rieke Hinrichs. Sie war jetzt im Ausleseverfahren für das SEK in Hannover. Das Pfeifen der Lokomotive riss ihn aus seinen Gedanken und kündigte das Einfahren des Zuges an. Außer ihm standen nur zwei weitere Personen auf dem Bahnsteig, nicht zu vergleichen mit dem Gewimmel in der Hauptsaison. Mit einem leichten Quietschen der Bremsen kam der Zug zum Stehen. Nur wenige Personen stiegen aus. Ein großer blonder Mann mit schwarzer Brille, der einen Rollkoffer hinter sich herzog, steuerte direkt auf Petersen zu. Er sah jünger aus, als er gedacht hatte.

„Moin, Sie sind bestimmte Kollege Petersen, Klaus Erhardt mein Name.“

Sie schüttelten sich die Hände. Petersen, der sonst kein Freund des vorschnellen Duzens war, überwand sich. „Moin, willkommen auf der Insel, Lars mein Name. Wir sollten uns duzen, wenn es recht ist.“

„Ich bin Klaus, auf gute Zusammenarbeit. Kriminalrat Wilbert hat mir viel von dir erzählt. Ich bin gespannt auf unsere Zusammenarbeit.“

„Was der wohl erzählt hat?“, dachte Petersen, verzichtete aber auf jeglichen Kommentar. Erhardt wollte zuerst ohne Verzögerung zum Tatort, was in Petersens Augen ein gutes Zeichen war. Kurz stellten sie den Koffer im Revier ab. Petersen machte Erhardt mit Kollegin Wohlers bekannt. Als sie wieder los wollten, unterbrach Wohlers: „Da ist noch was, Lars, da war ein merkwürdiger Anruf. Jemand hat über der See ein helles Licht gesehen, eine Art Feuerball.“

Petersen stutzte und überlegte kurz. „Das könnte natürlich ein Signal aus einer Seenotsignalpistole sein. Ruf mal eben zur Sicherheit bei der Zentrale der DGzRS (Seenotretter) in Bremen an. Die Nummer hängt am Brett.“

Petersen bat Erhardt um einen Moment Geduld. Die Seenotleitung in Bremen bestätigte die Beobachtung. Über einhundert Anrufe, auch von Schiffen, waren aufgelaufen. Sogar die Seenotrettungsboote von Neuharlingersiel und Langeoog waren ausgelaufen. Nach Rücksprache mit dem Olbers-Planetarium in Bremen schlossen die Wachleiter der Seenotzentrale nicht aus, dass die Beobachter einen verglühenden Meteoriten gesehen hatten.

Erhardt hatte das Gespräch mit der Seenotleitung aufmerksam verfolgt. „Junge, Junge, sehr interessant, aber so ein Ding möchte ich nicht auf den Kopf bekommen.“

Petersen und Wohlers nickten.


Als Petersen und Erhardt in der Appartementanlage eintrafen, waren die Kriminaltechniker fast fertig und auch die Rechtsmedizin wartete darauf, dass die Leiche in den Leichensack gelegt werden konnte. Petersen hatte den Transport zum Flugplatz durch ein Fuhrunternehmen organisiert. Der E-Karren wartete schon vor der Anlage. Die beiden Kommissare durften die Penthouse-Wohnung jetzt ohne Schutzanzüge betreten. Der Verwesungsgeruch war stärker geworden. Petersen beobachtete seinen jungen Kollegen, der jetzt sehr nah an die Leiche herangetreten war. Na, wieviel Leichen hast du schon gesehen, dachte er und schon passierte es. Erhardt musste sich übergeben. Die anwesenden Beamten blieben cool, einige grinsten verstohlen. Petersen hatte sein Pokerface aufgesetzt und reichte seinem Kollegen ohne Kommentar ein Taschentuch. Erhardt, dem die Situation sichtlich peinlich war, wischte sich den Mund ab. Da sich ein weiteres Würgegefühl ankündigte, verließ er die Wohnung und ging an die frische Luft. Gerade rechtzeitig erreichte er noch das Blumenbeet am Eingang. Der Fahrer des E-Karrens beobachtete die Szenerie ziemlich teilnahmslos.

Oben schritt Petersen noch einmal durch die Wohnung und fragte dort einen Techniker: „Habt ihr eigentlich ein Handy gefunden?“

„Nee, leider nicht, außer seinen Papieren, Schlüsseln und mehreren Packungen Kondomen hatte der nichts dabei“, antwortete der Angesprochene mit einem hintergründigen Lächeln.

Petersen verabschiedete sich von den Kollegen aus Oldenburg und fuhr mit dem Fahrstuhl wieder nach unten, wo er einen völlig aufgelösten Kollegen antraf. Kreidebleich stützte dieser sich an der Hauswand ab.

„Mir ist das fürchterlich peinlich, Kollege Petersen“, stammelte er.

Etwas großväterlich klopfte Petersen ihm auf die Schulter. „Das kann schon mal passieren. Nur als kleiner Tipp, vielleicht musst du ja auch mal bei einer Obduktion dabei sein. Die Profis schmieren sich immer irgendetwas in die Nase, Menthol oder Minze. Das hilft gegen diesen Geruch. Ich weiß, wovon ich spreche. So jetzt gehen wir zur Wache, trinken einen starken Kaffee und machen uns einen Plan.“

Petersen wählte mit seinem Kollegen einen kleinen Umweg über die Promenade. Die frische Seeluft würde beiden gut tun. Aus der Ferne hörten sie das Motorengeräusch der Hubschrauber. Der erste hob ab und nahm Kurs auf Oldenburg. Wahrscheinlich war die Leiche im ersten Hubschrauber und würde nun in die Oldenburger Außenstelle des Instituts für Rechtmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover verbracht werden. Die Zedeliusstraße bot einen traurigen Anblick. Viele Lokale waren geschlossen. Nur im „Café Treibsand“ brannte Licht, auch die Inselbuchhandlung hatte geöffnet, aber auf der Straße war niemand zu sehen. Petersen zeigte kurz in die Elisabeth-Anna-Straße, wo sich die Pension befand, in der Kollege Erhardt einquartiert war.

Im Revier begrüßte sie Heike Wohlers mit frischem Kaffee, was Petersen eine Bemerkung abnötigte: „Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht, Kollege Erhardt, die weibliche Kollegin ist nicht zum Kaffeekochen verpflichtet.“

Erhardt winkte ab. Auf Gender-Diskussionen hatte er jetzt überhaupt keine Lust. Auch Heike Wohlers fand die Bemerkung Petersens unpassend. Um die etwas peinliche Situation zu entkrampfen, berichtete sie von einem Anruf der Seenotzentrale. „Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat bestätigt, dass ein kleiner Asteroid im Raum Bremen/Oldenburg in die Erdatmosphäre eingetreten war und dabei wohl auseinandergeplatzt war. Die ESA vermutet, dass Teile des Asteroiden vor Helgoland in die Nordsee gestürzt seien.“

„Nochmal davongekommen“, knurrte Petersen, der jetzt einen Flipchart-Ständer vor den Schreibtischen aufbaute. Er unterteilte das erste Blatt in zwei Spalten. „Was wir wissen“, stand über der ersten und „was zu tun ist“, stand über der zweiten Spalte. Erhardt war etwas unwohl, als er sah, wie Petersen die Initiative an sich riss. Eigentlich war er ja der Hauptsachbearbeiter.

Petersen schien seine Bedenken zu ahnen. „Ich mache das jetzt, weil ich schon einige Vorkenntnisse über Enzo Poppinga gesammelt habe“, nahm er Erhardt den Wind aus den Segeln. „Enzo Poppinga, zweiunddreißig Jahre alt, war angestellt bei einer Hausverwaltungsfirma in Oldenburg. Er betreute drei Appartementhäuser, ein Haus mit zwölf Wohnungen und zwei mit je neun Wohnungen. Über sein Leben auf der Insel ist wenig bekannt, außer, dass er augenscheinlich ein ‚Womanizer‘ war.“

„Woraus schließt du das?“, warf Erhardt ein.

„Ich zitiere jetzt einige Bezeichnungen über ihn, die auf der Insel kursierten: ‚Enzo the Lover, der Schleicher, Insel-Papagallo und weniger freundlich, Insel-Stecher‘. Wohlgemerkt, die Begriffe sind mir genannt worden.“

Heike Wohlers ärgerte sich über diese erneute Wiedergabe von Inselklatsch. „Das sind doch Gerüchte und könnte ‚Machogelaber‘ sein, keine harten Fakten“, gab sie zu bedenken.

Erhardt nickte zustimmend, was Petersen wiederum ärgerte.

„Dann frage ich mich, was macht ein Hausmeister in einer Penthouse-Wohnung, die ihm nicht gehört und die er auch nicht gemietet hat.“

„Vielleicht wollte er sich einen schönen Abend machen.“ Diese Bemerkung von Heike Wohlers reizte Petersen.

„Er liegt da in Satin-Bettwäsche, bei italienischer Musik und zwei Champusgläsern. Das macht man nicht nur für sich. Ich wette, dass die Rechtsmedizin uns Beweise für Geschlechtsverkehr liefern wird.“

„Das ist zum jetzigen Zeitpunkt Spekulation“, meldete sich Erhardt wieder.

Petersen kochte vor Wut. Zwei unerfahrene Beamte wollten ihm Paroli bieten. Er legte nach: „Natürlich gibt es noch wenig harte Fakten, aber wir müssen unsere nächsten Schritte planen. Ich zitiere unseren großen Vorsitzenden, Kriminalrat Wilbert: ‚Über das Motiv zum Täter‘.“

Jetzt dreht er durch, dachte Heike Wohlers.

Erhardt allerdings nickte zustimmend, als der Name seines Vorgesetzten fiel.

Petersen fuhr fort: „Dass der Genitalbereich mit einer farbähnlichen Substanz übergossen war, deutet auf ein sexuelles Motiv hin. Dies ist reine Spekulation. Aber gute Ermittlungsstrategien arbeiten am Anfang eben mit Arbeitshypothesen.“

Dagegen ließ sich wenig sagen. Wohlers und Erhardt schienen jetzt doch beeindruckt zu sein.

„Die rote Farbe könnte ein Symbol für Rache bzw. Eifersucht sein“, spekulierte Petersen weiter. Seine Mitstreiter schienen sich von den Theorien des Lars Petersen etwas eingeschüchtert zu fühlen.

„Haben wir ein Handy gefunden?“, wechselte Erhardt das Thema.

Petersen schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber seine Nummer werden wir rausfinden, wenn wir morgen in sein Büro gehen. Damit sind wir beim Thema. Was ist morgen zu tun?“

Petersen nahm jetzt einen roten Edding und notierte in der rechten Spalte: Handynummer, Verbindungsdaten.

„Darum kümmere ich mich“, meldete sich Erhardt, „Wilhelmshaven hat uns Unterstützung zugesagt.“

Wohnung, notierte Petersen.

„Übernehme ich, gehe morgen zur Gemeinde“, kam es von Heike Wohlers. Geht doch, dachte Petersen. Langsam kam eine längere Liste zustande, die abzuarbeiten war. Mittlerweile war es draußen schon dunkel geworden. Die Anstrengung des Tages machte sich nun bei allen Beteiligten bemerkbar. Erhardt musste sich noch in seiner Pension melden. Heike Wohlers bot sich an, ihn dort vorbeizubringen. Sie verabredeten sich für 9 Uhr am nächsten Morgen. Petersen verspürte einen stechenden Bierdurst, entschied sich aber gegen die Kneipe. Er hatte keine Lust, auf den Fall angesprochen zu werden. Langsam ging er die Treppe zu seiner Dienstwohnung hinauf, also waren Flaschenbier und Tiefkühlpizza angesagt, eine etwas öde Aussicht, wie er fand. Als er die Wohnungstür aufschloss, röhrte sein Handy. Es meldete sich sein alter Bandkollege und Musikkumpel Merti aus Bremen. „Ey, Alter, ich bin nächstes Wochenende auf der Insel.“

„Wieso das denn? Hier ist absolut tote Hose im Moment.“

„Ich leite einen Workshop für Musiklehrer aus Bremen.“

„Wie bitte, ausgerechnet du, der den Schuldienst verlassen hat. Machen die jetzt den Bock zum Gärtner?“

„Hey, nun mal vorsichtig, wie bist du denn drauf? Ich soll sie anleiten, wie man Schülerbands coachen kann.“

„Okay, entschuldige, ich hab‘ gerade mal wieder einen Mordfall, bin etwas angespannt.“

„Du ziehst das Unglück aber auch wirklich an, der ‚Kommissar und das Meer‘, daraus sollte man eine Fernsehserie machen.“

„Gibt es schon.“

„Okay, geschenkt. Also ich bin mit den Lehrern im Kleinen Kursaal, vielleicht kommst du mal vorbei, bring deine Gitarre mit und bessere Laune.“

„Mal sehn“, brummte Petersen.

November-Blues auf Wangerooge

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