Читать книгу Kreativität und Innovation (E-Book) - Manfred Pfiffner - Страница 17
4 Kreativitätsmodelle für innovative Prozesse im Unternehmen
ОглавлениеLernende in der beruflichen Bildung sind in Unternehmen eingebunden, die sich kompetitiv in einem spezifischen Markt und einem bestimmten wirtschaftlichen Umfeld bewegen. Dadurch, dass Lernende der dualen Bildung schon früh in wirtschaftliche Prozesse eingebunden sind, erleben sie täglich, wie sich Unternehmen dynamisch am Markt verhalten, sich entwickeln, verändern oder neu ausrichten. Mit dieser unternehmerischen Erfahrung ausgestattet, unterscheiden sich Lernende der beruflichen Bildung grundlegend von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die in der Regel erst über ein Studium den Eintritt in die Arbeitswelt finden.
Auch wenn dies nicht immer explizit ausformuliert oder registriert wird, liegen selbst den kleinsten Innovationen in den Unternehmen kreative Prozesse zugrunde. Es braucht also Kreativität, um sich schnell und gezielt an neue Gegebenheiten anzupassen.
Kreativität ist ein facettenreicher Begriff und mit unterschiedlichen Inhalten belegt. Wirft man einen Blick auf die betriebswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungen auf Tertiärstufe A, sind die Begriffe «Entrepreneurship», «Kreativität» und «Innovation» fester Bestandteil von Lehrgängen. In der beruflichen Bildung (Grund- und Weiterbildung) ist die Förderung von Entrepreneurship, Kreativität und Innovation hingegen nicht primär. Vielmehr steht hier die berufliche wie gesellschaftliche Handlungskompetenz im Vordergrund. Dies im Hinblick auf die Berufsbildung 2030 zu ändern, ist derzeit das Ziel vieler Bildungsverantwortlichen (Barabasch et al. 2020; Müller et al. 2021; Sauli et al. 2021). In einer 2018 publizierten Studie des SBFI zu den «Transversalen Kompetenzen» (Scharnhorst & Kaiser 2018) werden verschiedene Schlüsselkompetenzen für das 21. Jahrhundert genannt, die unter anderem auch die Förderung von Kreativität und Innovation betreffen, welche sich die Schweizer Wirtschaft schon seit geraumer Zeit auf die Fahne geschrieben hat. Die Schweiz belegt 2020 gemäß Untersuchungen von «Switzerland Global Enterprise» den dritten Platz im internationalen Vergleich (www.s-ge.com). Dies mit dem Ziel, den Werkplatz Schweiz in der internationalen Arbeitswelt 4.0 noch wettbewerbsfähiger zu machen und die digitale Transformation ökonomisch erfolgreich zu meistern.
Es geht also, um es verkürzt zu sagen, um die Zukunftsfähigkeit des Werkplatzes Schweiz. Diese Zukunftsfähigkeit lässt sich nur durch kontinuierliche Erneuerungsprozesse in den großen wie kleinen Unternehmen gewährleisten. Dieser Prozess hat sich durch die Corona-Krise zusätzlich beschleunigt. Es ist also höchste Zeit, dass sich die berufliche Bildung dem wirtschaftlichen Transformationsprozess innovativ und kreativ anpasst. Es gilt, die Berufslernenden aus der aktuellen, häufig zweckmäßig verstandenen Handlungskompetenz (ich lerne gleichsam nur das, was ich unmittelbar für die Ausübung meines Berufes brauche) herauszuführen und kreativeres Denken und innovativeres Handeln zu fördern. Diese (neue) Ausrichtung wird Folgen für die didaktisch-(wirtschafts-)pädagogischen Konzepte der beruflichen Bildung haben.
Doch was verstehen die Unternehmen unter Kreativität und wie lässt sich dieser Begriff erklären? Um diese Frage beantworten zu können, lohnt es sich, einen kurzen Blick in die Kreativitätsforschung zu werfen.