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2 Utopie und Kreativität als Antrieb für Veränderungen in der Gesellschaft

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Der 2015 von der Hip-Hop-Formation K.I.Z veröffentlichte Song «Hurra, die Welt geht unter» besingt die Utopie eines glücklicheren Lebens, das aus den Trümmern der alten Gesellschaftsordnung hervorgeht (Leser & Schwarz 2016). Utopien geben Anreize für kreative Veränderungen.

Der Ursprung des Begriffs «Utopie» geht auf den Roman «Utopia» des englischen Humanisten und Staatsmannes Thomas More (1478–1535) zurück. In seinem 1516 in der flämischen Universitätsstadt Leuven gedruckten Werk liegt eine europäische Denktradition begründet, die auch heute noch aktuell ist. Als Utopie wird gemeinhin ein gesellschaftlicher Idealzustand verstanden, der gemäß seinen Anhängern und Anhängerinnen nicht nur wünschenswert, sondern auch erreichbar ist. Darin offenbart sich ein tiefes Missverständnis, denn Morus verfolgte in seinem Roman einen anderen Ansatz. Es ging ihm nicht darum, eine realistische Idealgesellschaft zu entwickeln, sondern auf die Schwächen der damaligen sozialen und politischen Systeme aufmerksam zu machen. Die Utopie war ein Mittel zur Spiegelung der gegenwärtigen Verhältnisse und ein Maßstab, an dem sich Staaten und Gesellschaften messen konnten. Die geschilderte Idealgesellschaft hingegen betrachtete er als unerreichbar (vgl. Zech 2019, S. 25f.). Unter den Autoren, die Morus nachfolgten, herrschte dahingehend Einigkeit, dass der utopische Staat in Wirklichkeit nicht existiert, sondern als vorbildhaftes, aber unerreichtes Modell zu verstehen ist (vgl. ebd., S. 27).

Das von Thomas Morus begründete Genre des utopischen Romans besteht auch heute noch. Die deutsche Polittheoretikerin und Sprachforscherin Ina-Maria Maahs (2019, S. 148ff.) hat in einer Studie nach 1990 erschienene literarische Werke untersucht, in welchen Utopien beschrieben werden. Obwohl die Utopien variieren, konnte Maas bei allen Werken dieselbe Grundstruktur festhalten: Die gegenwärtige Gesellschaft wird kritisiert und in der Folge eine mögliche utopische Alternative entworfen (vgl. ebd., S. 221). Die nachfolgende Abbildung zeigt die Zeitkritik und ihre jeweilige utopische Alternative auf.

Zeitkritik Utopische Alternativen
Verantwortungsloser Umgang mit der Umwelt Verstärkung der Selbstversorgung und einer umweltfreundlichen Lebensweise
Verschwendung materieller Ressourcen Abschaffung oder Umgestaltung des aktuellen Geldsystems
Hierarchien und Machtkumulationen, die Ausbeutung und große soziale Ungleichheit begünstigen Formen des Zusammenlebens, die einen Ausgleich zwischen Individuum und Gemeinschaft schaffen und eine starke Solidargemeinschaft ermöglichen
Egoismus beziehungsweise Ethnozentrismus; Intoleranz und mangelnde Solidarität innerhalb eines Kollektivs Erziehung, die immaterielle Werte und Gemeinschaftssinn lehrt und fördert
Fehlende Möglichkeiten zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und zur aktiven Mitgestaltung der Gesellschaft Verkleinerung der zentralen politischen Einheiten; stärkere Verankerung direktdemokratischer Prozesse
Kurzsichtige Denkstrukturen und Handlungsweisen Gezielte und verantwortungsvolle Nutzung von Technologien ohne Zerstörung der Natur
Wirtschaftsweise, die auf beständiges Wachstum und radikalen Wettbewerb setzt Wirtschaftssystem, das Kooperation und Tausch hervorhebt

Abbildung 2: Gegenüberstellung von Zeitkritik und Alternativideen (nach Maahs 2019, S. 221, eigene Darstellung)

Diese Modelle utopischer Gesellschaften kann man als naiv bezeichnen, aber genau dieser Schimmer Hoffnung, Glaube und Wunschvermögen macht eine positive Utopie aus (vgl. ebd., S. 227). Damit verbunden ist auch die ewige Sehnsucht nach einem neuen Menschen. Dafür werfen wir einen Blick in die Vergangenheit.

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