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Vorwort

Als ich mit Rucksack über Teneriffa wanderte, im Freien schlafend, mit karg bemessenem Budget in einfachen Dorfkneipen oder aus meinem Blechnapf essend, sah ich beim Abstieg aus den Bergen im Norden ein isoliert dort am Meer liegendes Hotel. Eine ältere deutsche Dame, Hotelgast, mit der ich auf dem Camino ins Gespräch kam, ermöglichte mir– aus Solidarität der Allgäuerin zu einem Allgäuer, aus Mitleid mit dem Clochard und aus Ärger über das Hotel, das Katzen vergiftete, eine Teilnahme am Frühstücksbuffet, das für mich ein bleibendes Erlebnis wurde. So sehr ich es genoss, nach langer Zeit wieder deutsche Wurst und deutsches Müsli zu schmecken, so irreal kam mir das Hotel vor: ein nach Teneriffa verlängertes Deutschland mit Sonnengarantie und Palmen, eine künstliche Insel. Seitdem ist mir dieses Hotel ein Sinnbild für eine Art des Reisens, die ohne Neugier auf das fremde Land sich von der Andersartigkeit nicht groß beunruhigen lassen will. Und bis heute steht für mich fest, dass man auf diese Weise etwas verpasst.

Das Fremde, Exotische, Ausgefallene, Unvertraute kennenzulernen und zu erleben, auch dies kann durchaus den Reiz des Reisens ausmachen, und davon handelt dieses Buch. In der Form eines Mosaiks werden Reiseerlebnisse, -beobachtungen und -reflexionen ausgebreitet, auch wissenschaftliche Erklärungen für das auf den ersten Blick so Fremdartige. Natürlich sind es vor allem andere Kulturen, die auf einen Europäer fremdartig wirken; aber auch Landschaften können dieses Gefühle erzeugen.

Die Faszination des Fremden, dem dieses Buch gewidmet ist, ist freilich nur die eine Seite der Medaille. Nicht verschwiegen werden soll die andere, manchmal unangenehme, manchmal nervende, manchmal beängstigende Seite. Von der Aufdringlichkeit selbsternannter Führern in Marokko weiß fast jeder Reisende zu berichten. Am Ende ist er so weit, jede Kontaktaufnahme eines Marokkaners als Anbahnung eines Geschäfts zu beargwöhnen ( meist zu Recht) und sich abweisend zu verhalten. Man bedauert auf der einen Seite, dass ein unbefangenes Miteinander-ins- Gespräch-kommen so nicht möglich ist; auf der anderen Seite sieht man auch nicht ein, dass jede Freundlichkeit als „do ut des“ zu verstehen und mit einem Preiszettel versehen ist. Andere Länder, andere Sitten – aber man muss nicht alle gut finden. Zu Hause, beim Betrachten der Reisebilder, sind die unangenehmen Seiten des Fremden schnell vergessen und der Reiz des Exotischen setzt sich als überwiegender Eindruck fest. Unter den eher unangenehmen Erlebnissen gibt es welche, auf die man gleichwohl nicht verzichten möchte, weil sie so eindrücklich und charakteristisch für das bereiste Land sind; aber auch Situationen, auf die man gerne verzichtet hätte. Dazu zählen etwa die Erfahrungen mit Hafenbehörden in Südamerika, wo man sich fühlt wie in einem Roman Kafkas: eine Behörde entscheidet nach völlig undurchsichtigen Regeln, man wartet vor Türen, wird von Pontius nach Pilatus geschickt und wieder zurück, fühlt sich irgendwie ausgeliefert.

Und trotzdem macht man sich dann wieder auf in die Ferne und Fremde: VIAJAR ES VIVIR – REISEN IST LEBEN.

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