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My Boy

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„Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?“

Und wer von euch kennt noch den Paulchen Panter Cartoon?

Mit mehreren Eltern und Freundinnen, die ich beim Surfen auf dem Wasser kennen gelernt habe stehe ich auf dem Patio, dem Innenhof der kleinen andalusischen Dorfschule von El Palmar und wische mir heimlich meine Tränen aus den Augen!

Da steht er. Als einziger strohblonder Wuschelkopf zwischen den ganzen dunkelhäutigen und schwarzhaarigen, spanischen Kindern. Mein blauäugiger Zwerg!

Die Matrikulationsfeier und auch Jahresabschlussfeier ist im vollen Gange und alle Vorschulklassen sowie Schulklassen, die hier bis zur sechsten Klasse reichen führen einen Tanz auf. Jede Klasse eine andere Epoche.

Von den Fiffties mit kleinen Mädchen in Petticoats, über die Sixties und Seventies Hippies mit bunten Perücken die mich an den Schlagermove in Hamburg erinnern, nicht das ich dahin gehen würde, aber ihr wisst ja was ich meine, bis hin zu den achtziger Pop, Glamrock und Hipphoppern, jede Musikrichtung und Epoche ist dabei.


Die Kinder tragen herrlich bunte Outfits und tragen ihre Vorführungen mit großem Stolz vor.

Aus mehreren großen Boxen hämmert die Musik und es ist sogar extra eine große Bühne aufgebaut.

Die Stimmung ist mega, und das ganze Dorf ist da. Es gibt sogar Kaltgetränke und gezapftes Bier für die Eltern. Eine eiskalte Cerveza geht hier halt immer! Auch auf dem Dorf Schulhof!

Und dann ist es soweit.

Der große Augenblick!

Die Vorschüler haben sich umgezogen und kommen einer nach dem anderen stolz wie Oskar auf die große Bühne.

Als alle Kinder alphabetisch auf der Bühne ihren Platz gefunden haben, verebbt das tosende Geschnatter der Spanier und es wird still.

Dann werden alle Namen einzeln von Carmen feierlich vorgelesen, und mit großem Tamtam und einer Papierrolle bekommen die Vorschulzwerge, die wie kleine Bachelors und Bacholoretten mit Käppi, Umhang und Schulwappen aussehen als wären sie Hogwarts entlaufen, ihr Zertifikat überreicht und erhalten somit die offizielle Erlaubnis in den ersten Zyklus ihrer schulischen Laufbahn einzutreten.

Der „Educacion Primaria“.

"Mein großer, großer Miki Boy!“ flüstere ich gerührt.

Nun muss ich doch ein bisschen heulen und wische mir peinlich berührt die Tränen weg.

Das ist im Übrigen das Gute, wenn man im Ausland allein steckt so gesehen kein Schwein kennt, man kann seinen Emotionen und Gefühlen einfach freien Lauf lassen.

Abgesehen davon, dass die Spanier so und so emotional sind und nun alles neben mir und um mich herum ebenfalls heult. Ob vor Glück, aus Stolz oder aus Solidarität es scheint als wenn alle Erwachsenen nun heulen und rotzen.

Ob mein Miki merkt, dass ich viel aufgeregter bin als er?

Er scheint sich ja wie Hulle auf die Schule zu freuen, also freue ich mich auch... Der Ernst des Lebens hat begonnen, juhu! Freu dich, freu dich, freu dich!

Allerdings kommen mir auch Zweifel. Er ist doch noch so jung. So klein. So zerbrechlich. So winzig. Jetzt mal ehrlich!

„Jetzt reiß dich zusammen, Eddie!“, muss ich mich mal wieder ermahnen. Auf geht's, eine neue Etappe im Leben beginnt!

Sicherheitshalber, damit ich meinen Sohn nicht allzu verschrecke, ziehe meine lebensbegleitende Sonnenbrille auf. Wer im Süden lebt, hat immer eine auf dem Kopf!

Dann wird Miki aufgerufen. Er geht nach vorne, lächelt glücklich die liebe Carmen an, erhält seine Graduation und schaut dann zu mir. Ein wenig scheu und unsicher.

Oh- so cute! Jetzt fließt wirklich alles bei mir! Sonnenbrillen sind in der Tat eine supergeile Erfindung, nicht nur bei Sonnenschein!

Ich rufe laut „Olé, Miki, te quiero!“

Mein Engelchen, du bist jetzt ein Schulkind.

Und- Strike! High five! Ich habe es getan. Ich habe Miki in Spanien eingeschult. Die Würfel sind gefallen. Das Schicksal besiegelt!

Nach dem Sommer, in genau drei Monaten müssen wir wieder hier sein.

Der erste Schritt meiner gravierenden Lebensentscheidung ist umgesetzt!

Krass!

Ich spüre plötzlich einen seltsamen Kloss im Hals, dieser schwillt nach und nach an zu einem Basketball.

Jetzt!

Jetzt brauche ich auch einmal ganz dringend eine eiskalte Cerveza.

Der Spanier denkt doch echt mit!

Bravo!




Chicas Welle

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