Читать книгу POLYGLOTT on tour Reiseführer Bella Italia - Manuela Blisse - Страница 62

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© dpa Picture Alliance/Suski, Marc

Die mächtige Scaligerburg (Castello Scaligero) mit ihren unverwechselbaren Türmen wacht seit dem 13. Jahrhundert über dem Städtchen Sirmione am Südufer des Gardasees. Den Obststand mit frischen Kokosschiffchen, Melonen- und Ananasschnitzen gibt es heute noch.


TOUR 8 GARDASEE SÜDUFER

Übersichtskarte

NATUR-SCHÖNHEIT

GESTERN In der Antike musste man sich durch dichte Wälder zum Gardasee vorkämpfen und stand dann auf einer lieblichen Halbsinsel

HEUTE Die Lage auf der schmalem Halbinsel ist ein Hit – Sirmione hat sich seinen Status als Besuchermagnet bis heute bewahrt

GESTERN

»Salve, o venusta Sirmio …« (»Sei gegrüßt, du liebliches Sirmione«) – schon in der Antike inspirierte Sirmione den aus Verona stammenden Dichter Catull (1. Jh v.Chr.) zu kraftvollen Gedichten, er besang den Ort als »Perle der Inseln und Halbinseln«. Seine Oden erwiesen sich als hervorragendes Marketinginstrument, um den Tourismus in Sirmione anzukurbeln. Höhergestellte Römer ließen hier am südlichen Gardasee prächtige Villen bauen, selbst Julius Caesar soll zu Gast gewesen sein. Norditalien war lange ein Gebiet, um das sich der Papst und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches stritten. Im 13. und 14. Jh. verschaffte die Herrschaft der kaisertreuen Scaliger der Region wirtschaftlichen Aufschwung. Nach der Herrschaft der Scaliger kämpften Mailand und Venedig um die Macht. Die Venezianer siegten 1440, nachdem sie in einem gigantischen, komplizierten Transfer eine Flotte von 25 Lastkähnen und sechs Galeeren samt Soldaten über die Berge geschleppt hatten.

HEUTE

Sirmione ist ein Urlaubermagnet geblieben. Die Tour beginnt etwas weiter westlich in Desenzano del Garda, führt über Sirmione nach Peschiera und nach Süden bis zum Parco Giardino Sigurtà, eine der schönsten Gartenanlagen der Welt.

Adressen und Landkarte: >

1 DESENZANO DEL GARDA

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Mit ihren knapp 29.000 Einw. ist die am Südwestende liegende Stadt der größte und lebendigste Ort des Gardasees. Schon unter den Römern wurde in dem seit prähistorischer Zeit besiedelten Hafen Handel betrieben, eine Tradition, die sich seit dem Mittelalter fortgesetzt hat.

Der riesige Wochenmarkt jeden Dienstag an der Seepromenade lockt ebenso wie die Eisdielen und Straßencafés an der von Arkaden umgebenen Piazza Malvezzi. Wenige Schritte vom Hauptplatz entfernt verbirgt sich am Ende der Via Crocefisso (Beginn li. vom Dom) die Villa Romana (3. Jh.n.Chr.). Sie besteht aus mehreren Gebäudekomplexen; man vermutet eine Thermenanlage des 1. Jhs. und eine frühchristliche Basilika (um 400). Hauptattraktion ist die Prunkvilla mit den Überresten von 240 m² Mosaikfußboden. Die einzelnen Mosaikfelder zeigen Putten bei der Jagd, beim Fischen oder bei der Weinlese und spiegeln ironisch die Vorliebe des Hausherrn für das Wohlleben. Ein Museum zeigt in drei Sälen bei den Ausgrabungen entdeckte Fundstücke (März–Okt. Di–So 8.30–19.30; Nov.–Feb. Di–Sa 8.30–19.30, archäolog. Außenbereich bis 17, So 8.30–14, 1. So im Monat 8.30–19.30, archäolog. Außenbereich bis 17 Uhr, www.villaromanadesenzano.beniculturali.it).

Im Dom Santa Maria Maddalena (um 1600) beeindruckt in der zweiten Kapelle links Tiepolos Frühwerk »Letztes Abendmahl« mit raffinierter Lichtführung. Auch die Monumentalgemälde des Venezianers Andrea Celesti (1637–1712) an der Innenfassade und in der Apsis sind sehenswert. Der Aufstieg zu den Ruinen des mittelalterlichen Castello über der Stadt lohnt vor allem wegen der grandiosen Aussicht.


© Shutterstock/Mr. Green

Vom Castello Scaligero in Sirmione öffnet sich die Aussicht über den südlichen Gardasee.

2 SIRMIONE

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Das hübsche Städtchen (7500 Einw.) liegt an der Spitze einer 4 km weit in den See hineinragenden schmalen Halbinsel, die an ihrem Ende mit drei Felsenhügeln aus dem leuchtenden Blau des Wassers emporsteigt. Besonders stimmungsvoll ist es, sich der Stadt auf dem Wasserweg zu nähern.

Blickfang am Ortseingang ist die Wasserburg der Scaliger, die besterhaltene Festungsanlage Norditaliens. Mastino I. della Scala ließ diesen Wehrbau mit zinnengekrönten Ringmauern, Torbögen, Zugbrücken, Fallgittern und Schießscharten 1250 auf dem einstigen römischen Osthafen errichten. Ein 30 m hoher Turm, Mastio, überragt das Kastell. Von hier überblickt man den südlichen See (April–Sept. Di–Sa 8.30–19.30, So 9.15–17.45, Okt.–März Di–Sa 8.30–19.30, So 8.30–13.30 Uhr).

Ein einziges Tor führt in Sirmiones Altstadt mit ihrem Gassengewirr und pittoresken Häusern. Das geschäftige Treiben nimmt beim Thermalbad, einem hässlichen Zweckbau, wieder ab. Jetzt beginnt auf dem Weg zu den Grotten des Catull eine Gartenlandschaft in Richtung Inselspitze. Inmitten der üppigen Vegetation steht auf dem Mavino-Hügel das Kirchlein San Pietro in Mavino, im 8. Jh. von langobardischen Mönchen erbaut und im Laufe der Jh. auf vier übereinander liegenden Putzschichten mit Fresken ausgestattet (tgl. von 8 Uhr bis Sonnenuntergang).


© F1online

Etikettenschwindel: Die Grotten des Catull stehen nicht mit dem Dichter in Zusammenhang.

Der römische Dichter Gaius Valerius Catullus (87–45 v.Chr.) hat zwar nie in der nach ihm benannten Grotte bzw. Villa am Nordende der Halbinsel von Sirmione gewohnt, seine Verse besangen aber bereits vor zwei Jahrtausenden die Landschaft an diesem Uferabschnitt des Gardasees. An der Spitze der Halbinsel erstrecken sich die Reste einer über 17.000 m² großen römischen Anlage, die sog. Grotten des Catull. Der zu seiner Zeit wegen seiner deftigen Liebesverse wenig geschätzte Dichter konnte die Anlage nicht gekannt haben, da er rund 200 Jahre vor ihrer Errichtung starb. Welche Funktion dieser gewaltige Gebäudekomplex einst innehatte, lässt sich nur vermuten. Wahrscheinlich handelte es sich um ein kaiserliches Gästehaus oder gar einen kaiserlichen Palast mit angeschlossenem Thermalbad. Ein Schwimmbecken wurde über Bleirohre von den Boiola-Quellen am Seeufer gespeist. Die schwefelhaltigen, 69 °C heißen Quellen wurden im 16. Jh. wiederentdeckt und 300 Jahre später gefasst.

Die Fundstücke im Museum in der erst teilweise freigelegten archäologischen Zone lassen die einstige Prachtentfaltung des römischen Bauwerks erahnen (April–Okt. Mo, Mi–Fr 8.30 bis 19.30, Sa, So, Fei 9–18, Außenbereich 9.30–19, Nov.–März Mo, Mi–Fr 8.30–19.30, Außenbereich 8.30–17, Sa, So, Fei 8.30–14 Uhr). Man sollte die Gelegenheit nutzen, an den berühmten Kalkterrassen direkt vor der Anlage im See zu baden.

3 PESCHIERA DEL GARDA

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Seit der Römerzeit eine strategisch wichtige Festung, die auch Dante in seiner »Göttlichen Komödie« verewigte (20. Gesang der Hölle), hat das einstige Fischerstädtchen viel von seinem Charme eingebüßt. Der gut 2 km lange Bastionsgürtel, der den Ortskern umschließt, stammt aus venezianischer Zeit und wurde von Napoleon und danach von den Österreichern verstärkt. Seine gewaltigen Ausmaße sind am besten zu erfassen, wenn man mit einem Boot durch die Mauergräben fährt. Sehenswert sind der Hafen und die malerische Altstadt, die auf einer Insel am Austritt des Mincio aus dem See errichtet wurde.

4 BORGHETTO DI VALEGGIO SUL MINCIO

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Der bezaubernde Vorort im Schatten von Valeggios Scaligerburg wurde 1393 zum Schauplatz einer Machtdemonstration, wie sie das Abendland nur selten erlebt hat. Giangaleazzo Visconti, unermesslich reicher Herr über Mailand, legte Mantua und Verona buchstäblich trocken und machte sie so wehrlos. Ein Vermögen war ihm der Bau einer Dammanlage wert, um das Wasser des Mincio von Mantuas drei Seen abzuleiten. Die Dimensionen sind zum Staunen: 600 m lang ist die Aufschüttung durch das Flusstal, 26 m breit und 10 m hoch. Der mit Mauern befestigte Damm der Visconti-Brücke wurde in nur acht Monaten fertiggestellt.

1438 wagten es nicht einmal die bis an die Zähne bewaffneten Venezianer, die Brücke anzugreifen, um dem von den Visconti belagerten Brescia zu Hilfe zu eilen. Dafür besaß Venedig die Kühnheit, seine Kriegsschiffe (sechs Galeeren, zwei Galeonen, 25 Barken) mithilfe von 2000 Ochsen durch das Gebirge zu transportieren und bei Torbole wieder zu Wasser zu lassen. In der Burg von Malcesine (siehe >) ist dieses unglaubliche Unternehmen dokumentiert. Eine Tafel erinnert daran, dass auf dieser Brücke in späteren Tagen die Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien verlief (heute Provinzgrenze Verona/Mantua).

Über 4000 Pasta-Fans nahmen bis 2018 jedes Jahr am dritten Dienstag im Juni an der langen Tafel auf der Visconti-Brücke Platz, um die »Liebesknoten«, die berühmten Tortellini von Valeggio, bei der Festa del Nodo d’Amore zu feiern. Nach einjähriger Pause soll das Fest vorauss. ab 2020 neu aufleben (aktuelle Infos und Eintrittskarten unter: www.ristorantivaleggio.it).


© Huber Images/Fantuz Olimpio

Im März verwandeln Millionen von Tulpen den Parco Giardino Sigurtà in ein Farbenmeer.

5 PARCO GIARDINO SIGURTÀ

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Nur 1 km von Valeggio sul Mincio entfernt liegt der Parco Giardino Sigurtà. Ausgangspunkt für eine 1- bis 3-stündige Erkundung des 60 ha großen Parks ist die Villa Maffei (17. Jh.). Hier wohnte Graf Carlo Sigurtà, der das Gelände 1941 erwarb und 1978 für das Publikum öffnete.

Umgeben von üppiger Vegetation mit einer einmaligen Blumenpracht finden sich in der Anlage kleine Seen, Aussichtsterrassen, eine Eremitenkirche und die Ruinen einer Scaligerburg. Das blühende Paradies lässt sich über kilometerlange Spazierwege mit Muße zu Fuß erkunden oder auch mit einem Bähnchen; Fahrräder kann man ebenfalls mieten (Anf. März–Anf. Nov. tgl. 9–19, März, Okt., Nov. bis 18 Uhr, www.sigurta.it).

C PASTA DER LIEBE

Als die beiden Liebenden Hauptmann Malco und die Nymphe Silvia sich gemeinsam in den Fluss stürzen, um der Verfolgung durch die eifersüchtige Isabella zu entgehen, bleibt am Ufer nur ein geknotetes Tuch als Zeichen ihrer Liebe zurück. Jahr für Jahr gedenkt man dieser Legende mit einem fein gefüllten Pastateig, so dünn wie Seide.

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