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Hymnus an das Ohr

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Vielgepriesen und verherrlicht wurdest du nie. Obgleich DU die Krönung des Menschen bist. Nicht so das Auge. Du Ohr bist still, hast keinen stechenden Blick, bist leise und hörst alles. Du lauschst in die Welt hinaus und bist für die wohligsten Klänge geschaffen. Tief ragst du in den Menschen hinein. Auf gewundenen, verschlungenen Wegen entfaltest du das Wunderwerk des Hörens. Doch verloren haben wir die Ohren, sie sind voll mit Geschwätz, Lärm und Missklang.


Ich höre nicht mehr auf dich, sagt der Nachbar, weil ich dich nicht mehr hören kann. Das Horchen habe ich verloren, das Gehorchen nicht. Liebes Ohr, Ohrenschmaus bekommst du keinen, aber bitte öffne dich wieder, sonst sind wir verloren, ohne Ohren!


Bereite dich vor, gib uns zurück, was wir verloren. Hilf uns, den Weg zu dir wieder zu finden. Du liebes Ohr, verschlossen sind deine Pforten, stumpf und grob bist du geworden.


Arme Menschheit, auf was hörst du, wem gehörst du?

Und du Auge, du bist jetzt der König der Welt?


Im Auge prangt Stärke

es tötet mit Blicken

ohne sich zu verstricken

setzt Urteil und Werte

gemächlich in Liebe

zuvorderst nur Triebe

Getriebe, Getriebe, Getriebe

und wo bleibt die Liebe?


Du Auge, stich alles weg, was dir nicht gefällt, wenngleich du die Schönheit noch erschauen kannst. Verloren hast du ihn nicht, den Blick für die Schönheit.

Und du Ohr, du bekommst die Schönheit nicht mehr zu hören, weil du im Handy verglühst, der Kunst entrissen wirst, in Torheit verloren bist, ent-eignet, ent-geistet bist.


Verblendetes Auge sucht Ohr mit Schallschutz zur gemeinsamen Genesung! Vielleicht können wir wieder zusammenarbeiten unter deiner Führung geliebtes Ohr!

Geliebtes Ohr, singe uns wieder von den Schönheiten des Lebens. Lausche – du wirst sie hören. Du wirst das erste sein, das sie hört. Wann kehrst du wieder ohrenvolle Zeit? Wer gibt uns das Ohr zurück?

Verloren sind die Ohren du Tor!

Sternengeflüster

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