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Zeitgeist

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Unbarmherzig diktierst du dein Wollen. Der ganze Erdball muss dir gehorchen: man joggt auf der ganzen Welt vor sich hin. Vom Schulkind bis zum Generaldirektor.

Joggend und laufend wird die Welt erobert. Im Schlosspark Schönbrunn falle ich als Spaziergängerin unangenehm auf. Ich störe den Fluss der Leistung nach Arbeitsschluss mit meinem betrachtenden, meditativen Gehen und wirke damit negativ auf die Arbeitsmoral der laufenden Räder – ich meine der laufenden Menschen. Groß und klein, dick und dünn, krank und gesund, alt und jung, alles quält sich durch die Lindenalleen.

„Mein Körper ist leistungsfähig, ich fordere ihn bis zum Umfallen. Besser ein Lauftod als lebendig tot vor dem Computer.“ „Du Zeitgeist befiehlst, ob wir wollen oder nicht.“

„Ich will nicht vom Handy verstrahlt werden.“

„Du musst, sonst hast du keinen Job.“

„Ich will meinen eigenen Rhythmus in der Arbeit leben.“

„Gerne arbeite ich, aber ohne Dauerstress.“

„Du musst, sonst hast du eben keine Arbeit.“

Der Zeitgeist will alles schnell; das Ticken der Zeit gilt auf der ganzen Welt, also füge dich ein, auch wenn du davon krank wirst. Diene dem Geist des Jahrhunderts. Wen interessiert schon dein Wesen, deine Individualität. Das Zeitliche arbeite heraus, trage es, gestalte es, nicht das Ewige. Den Zeitgeist gibt es immer nur ein Mal, das Ewige ist immer hier.

Reize dich mit dem Computer, reize dich mit dem Handy, reize dich bis zum Umfallen, reize dich zu dem, was du nicht bist: Ein Sklave der Zeit.

Aber das Sklaventum stirbt nie aus.

„Ich will ein Mensch sein, der die Spuren des Zeitlichen an sich trägt, dankbar die Anregungen des Zeitgeistes aufnimmt und damit an sich selbst arbeitet, gehüllt in das Wesen des Ewigen, meiner Individualität. Nur Spuren des Zeitgeistes bitte. Ich weiß mich zu wehren gegen die Aufdringlichkeit des Zeitlichen. Ich lasse mich nicht verschlingen.“

Geist der Zeit, warum bist du so fordernd?

„Das bin ich nicht. Ich werde von den Menschen ausgesaugt. Sie wollen immer mehr von mir. Ich kann nicht mehr. Sie bringen mich um.

5 ½ Milliarden Handys auf dem Erdball habe ich nicht gewollt. Den gläsernen Menschen durch den Computer – ich habe es nicht gewollt. Die Gier nach immer mehr Profit und Geld – ich habe es nicht gewollt. Mensch lass nach. Lass los! Lass locker, sonst bringst du dich und mich noch um.“

Sternengeflüster

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