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Diskrepanz zwischen Bedeutung und Investitionen in die Partnerschaft

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Wir bekennen uns entschlossen zum Lebenstraum »dauerhafte glückliche Partnerschaft«. Doch was investieren wir wirklich, um unsere Beziehung zu stärken? Stehen wir – im übertragenen Sinn – jeden Morgen um 6 Uhr auf, um zusätzlich zu unserem normalen Teamtraining noch 10 Kilometer zu laufen? Die Kluft zwischen dem Stellenwert einer langjährigen glücklichen Beziehung und den Investitionen dafür ist erschreckend. Es ist kaum zu erklären, dass wir etwas als unseren Lebenstraum bezeichnen, aber dann nicht bereit sind, wenigstens zwei Stunden pro Woche bewusst dafür einzusetzen. Doch das ist leider die traurige Realität. Nur wenigen Paaren gelingt es über die Jahre, sich regelmäßig Zeit zu nehmen, um an ihrer Beziehung zu arbeiten. Im Alltag drängen sich immer wieder Karriere, Kinder, Stress und Hobbys vor. Was uns eigentlich wichtig wäre, wird verdrängt und hat keinen Platz mehr.

Vielleicht liegt es daran, dass wir glauben, wir seien bereits mit der Fähigkeit zur Welt gekommen, eine gute Liebesbeziehung zu führen. Wir denken, wir müssten das nicht trainieren und keine Zeit extra dafür aufwenden, der normale Paaralltag sei genug Beziehungspflege. Diese Auffassung wird zwar nur selten laut ausgesprochen, geglaubt wird sie trotzdem.

In anderen Lebensbereichen ist für uns das Konzept »wenig investieren und viel erwarten« sehr irritierend. Stell dir einen Bauern vor, der auf einem Feld nichts sät und trotzdem reiche Ernte erwartet – er ist ja schließlich Bauer. Ein Bankkonto, auf welches wir nichts einzahlen und erwarten, dass es Rendite abwirft. Eine Fahrschülerin, die ohne Fahrlehrerin und ohne Fahrstunden unfallfrei Auto fahren können soll. Genauso absurd wäre es, wenn Carlos erwarten würde, ein guter Läufer zu werden, ohne dafür trainieren zu müssen.

Die meisten Leute können nicht einmal einen Marathon (42,2 Kilometer) zu Fuß gehen. Einen Marathon zu laufen, ist noch mal eine ganz andere Herausforderung. Selbst sportlich talentierte Personen schaffen das meistens nicht ohne spezifisches Training. Sogar für Sportler anderer Sparten ist ein Marathon oft ein zu großes Hindernis. Beispielsweise würden die meisten Fußballer der deutschen Nationalmannschaft scheitern, wenn man von ihnen verlangen würde, morgen einen Marathon zu laufen. Neben meiner Arbeit bei FAMILYLIFE bin ich mit einem ganz kleinen Pensum als Marathoncoach tätig und helfe den unterschiedlichsten Menschen, sich auf einen Marathon vorzubereiten. Was mich dabei immer wieder verblüfft, ist folgendes: Wenn eine nur durchschnittlich sportliche 55-jährige Frau ein Jahr lang viermal pro Woche ein Lauftraining macht, wird sie einen Marathon schaffen und damit sogar 25-jährige Männer auf dem Höhepunkt ihrer Fußballkarriere in dieser Disziplin übertreffen. Unglaublich, aber wahr.

Nun, das Gleiche gilt für unsere Beziehungen. Wer in seine Beziehung investiert und daran arbeitet, kann die schlechtesten Voraussetzungen überwinden und erfolgreicher sein als jemand, der weit bessere Voraussetzungen mitbringt.

Dario ist ein ungehobelter und gefühlskalter Bauarbeiter. Seine Eltern sind geschieden und er hat nicht gelernt, wie man konstruktiv mit Konflikten umgeht. Lena, seine Partnerin, ist eine zickige Buchhalterin, die viele Komplexe aus ihrer Kindheit mitbringt. Dario und Lena haben nicht die beste Ausgangslage, doch wenn sie regelmäßig in ihre Beziehung investieren, wird ihre Partnerschaft erfolgreicher sein als die Beziehung einer einfühlsamen Personalleiterin und eines kommunikationsstarken Sozialarbeiters, die viel bessere Voraussetzung mitbringen würden, aber ihre Beziehung nicht bewusst pflegen.

Beziehungsstark

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