Читать книгу Wahrheit und erfülltes Sein - Signum Veritas Vol. I - Marc P. Wyss - Страница 6

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1.1 Logik, Lüge und das endlose Gefüge (I-III)

Der klügste Geist findet im Leben nicht wahren Sinn, wenn er versucht, Bedeutung in Konzepte oder Theorien zu wandeln. Diese mit geistigem Verständnis oder Logik einfangen zu wollen wird nicht gelingen. Fixiert auf solche Gedankenspiele entgeht einem vielmehr die tatsächliche Signifikanz des Daseins.

Als 1. wesentlicher Grundsatz gilt zu verinnerlichen, dass durch den Verstand, mit allen logischen Aspekten, Bedeutung oder Erfüllung nicht erzeugt und deren Essenz, ebenso wie die von Wahrheit, nicht erfasst werden kann. Wer sich im Geist jedoch öffnet und beginnt, die Bedeutung seiner Existenz durch bewusste, urteilsfreie Erfahrung zu erkunden, wird sich entwickeln und entfalten, auf nie gekannte Weise.

Gefangen in trägen geistigen Abhängigkeiten bleibt der Blick auf Wahrheit verschlossen, obwohl sie sich jederzeit offen vor einem ausbreitet. Man nimmt wohl einzelne Fakten und Tatsachen wahr, kann das große Ganze aber nicht erkennen. In diesem Zustand wird es nicht gelingen, anhaltende Erfüllung zu erfahren, auch wenn man sich sämtlichen irdischen Sehnsüchten und Verführungen hingibt. Die dadurch erlangte körperliche und geistige Befriedigung im Ego bleibst stets von kurzer Dauer.

Erst wer beginnt, mit offenen Augen und offenem Geist durch den Tag zu gehen, die natürliche Schönheit in den Dingen zu sehen, bewusster die eigenen Schritte zu lenken, über die irritierenden gedanklichen Einflüsse hinaus, wird in sich Freude und Leidenschaft potenzieren. Durch bewusste Wahrnehmung steigen Herzlichkeit und Liebe auf, wird man erfüllt von tiefer Stille, durch die sich Verbundenheit und Weisheit ausbreiten.

Als 2. wesentlicher Grundsatz ist zu begreifen, dass Irrtümer, Lügen, Täuschung und alles andere unwahre im natürlichen Gefüge nicht existiert, einzig als eine Vorstellung im Kopf geboren wird. Das Wahrhafte dagegen besteht in der Realität eigenständig, immerfort und unbeeinflusst durch das Denken.

Wahrheit hat steten Bestand, ganz gleich, wie sehr man sie im Denken oder mit Worten verdreht, bestreitet oder verdrängt. Sie ist unauslöschlich, während Gedanken kommen und gehen, entstehen und verklingen. Was sie enthalten, wird in alltäglichen Belangen in vielerlei Hinsicht relevant sein. Alles Wesentliche aber geht mit Realität, Existenz und mit Wahrheit einher. All die Gedanken ersetzen nie wahre Bedeutsamkeit.

Wer Unwahrheit verbreitet, lügt oder betrügt, bewirkt lediglich in den Köpfen seiner Mitmenschen eine Täuschung. Im Gefüge der Existenz aber reiht sich dies von erster Sekunde an ein als das, um was es sich handelt. Alle Falschheit, durch den Verstand erzeugt, zielt einzig auf das Denken ab, auf das eigene und das der Anderen. Die Realität des eigenen Daseins vermögen Lügen, Unaufrichtigkeiten oder Betrügereien nie zu beeinflussen.

Über Liebe zu philosophieren stellt nie einen Ersatz für das Erleben wahrer Liebe dar. Sich an glückliche Tage zu erinnern ist nie das Gleiche, wie im Augenblick glücklich zu sein. Von Schönheit zu schwärmen ist nicht vergleichbar mit dem Erfahren von natürlicher Anmut. All die Bemühungen im Kopf ersetzen nie das Wahrhafte, das Reale, das Bedeutende. Sich in Vorstellungen oder Lügenkonstrukte zu verstricken ist das Gegenteil vom bewussten Erleben von Wahrheit.

Sämtliche Gedanken sind konstruiert. Erst aus bewusster Erfahrung ergehen Erfüllung und Bedeutsamkeit. Selbst über den Tod hinaus, wenn von all den Überlegungen nichts übrig bleibt, leben die bewussten Erfahrungen als Energien fort, bleiben mit dem Selbst verbunden. Wahre Gefühle und innigste Erfahrungen haben so weiter Bestand.

Das Gedächtnis ist nicht darauf ausgelegt, Wahrheit oder Erfüllung speichern zu können. Wie jeder Hirnforscher weiß, strauchelt es schon daran, schlichte Erinnerungen objektiv und unverändert ein Leben lang zu konservieren. Bereits diese Aufgabe entspricht nicht seiner Anlage, denn es ist zu dynamisch, zu lebendig. Auf beinahe wundervolle Weise verändert es seine Strukturen immer wieder, passt sich neuen Gegebenheiten oder Verhaltensweisen an. All dies geschieht zum Wohle des Lebewesens, für welches es seine Arbeit tut.

Trotz größtmöglicher Bemühungen scheitert das Gedächtnis unweigerlich in fast allen Fällen darin, als neutraler Speicher zu funktionieren. Es ist ebenso wenig ein Computer, wie der Mensch eine Maschine ist. Als derart wichtiges Organ in diesem irdischen Dasein sollen wir seinen Nutzen, seine Stärken und die Limitierungen kennen.

Mit dem Ableben wird der Geist schließlich ausgelöscht, mitsamt dem Ego, den Erinnerungen, dem Wissen und den Eindrücken des Lebens. Nichts jedoch löscht die Energien des Daseins, die in alle Ewigkeit, über das Ende dieses Universums hinaus, mit unserem Selbst verbunden sind. Das ist keine mystische Theorie, sondern die Beschaffenheit des Daseins - von Energie auf ihrer elementarsten Ebene.

Als 3. wesentlicher Grundsatz muss realisiert werden, dass alles, was man im Bewusstsein erlangt, nie verloren oder vergessen geht. Jede bewusste Erfahrung bleibt durch die Energien mit dem Selbst verbunden, über alles Körperliche hinaus. Die Erinnerungen im Geist sind flüchtig und vorübergehend, bewusste Erfahrungen zeitlos und unvergänglich.

So ist es die größtmögliche Wertschätzung, wenn man die Liebe eines anderen bewusst erfährt. Dies ist weitaus wertvoller als sie mit Worten verdanken, mit Geschenken aufwiegen oder mit Gesten bestätigen zu wollen. Die höchste Würdigung ist sie anzunehmen und zu achten. Zu nichts anderem soll man sich verpflichtet fühlen als zu solch einer ehrlichen, offenen Geste. Wahre Liebe lebt durch Offenheit und Natürlichkeit, nicht durch Sprüche, einnehmende Geschenke oder Überlegungen.

Liebe zu leben erfordert eine innere Öffnung. Ansonsten wird nach der ersten Verliebtheit, wenn die chemischen Reaktionen im Körper nachlassen, die Anziehung und das Interesse schwinden. Ohne Offenheit klingt die Erregtheit und Nervosität der frühen Phase einer Beziehung ab und wird durch nichts kompensiert. Pulsiert Liebe nicht frei und ungehemmt, sondern wird eingeengt, ist die Verbindung bald von Desinteresse oder Langeweile gestört. Es folgen Missverständnisse, Misstrauen, Entfremdung und schließlich Trennung. Gelingt es aber, sich Liebe zu öffnen, entsteht neue Verbundenheit und Verliebtheit.

In gleicher Weise wie zur Liebe verstellt man sich den Weg zur Spiritualität. Sie steht, im Gegensatz zur verbreiteten Meinung, in keiner zwingenden Abhängigkeit zu Religiosität oder Gläubigkeit. Herrührend vom mittellateinischen Wort ›spiritualitas‹ steht sie der Bedeutung nach für das innere Wesen, die Seele, die Geistigkeit, beschreibt das wahre Selbst und die Natur des Menschen. Engstirnige Kirchentreue, routinierte rituelle Handlungen oder angepasste Glaubensauffassungen, wie sie für das Ego wesentliche sind, stehen einer wahren spirituellen Öffnung und Entwicklung im Weg.

Die spirituelle, also seelische Öffnung erfordert kein sich eingliedern in eine bestimmte Glaubensrichtung. Sie bedingt nicht, vorgeschriebene Rituale zu begehen oder Gebetstexte aufzusagen. Was es stattdessen benötigt, ist individuelle Entwicklung im Bewusstsein. Sich in einer religiösen Vorstellung zu verschließen, ebenso wie in einer starren Beziehung, entspricht den ängstlichen Charakterzügen des Egos, lässt den Menschen weder spirituell noch liebevoll und kaum erfüllt leben.

Einem Glauben zu verfallen, in Fiktionen zu versinken, aber auch in süßen Erinnerungen zu schwelgen, bildet keinen Ersatz für reale Erfahrungen. Jedes neue, noch so kleine Erlebnis, klar und bewusst wahrgenommen, ist wertvoller und interessanter als sich wiederholende Gedanken. Wer voll von Überlegungen, Sorgen oder Ängsten unachtsam durch sein Leben stolpert, wird das wahrhafte Erfahren des Augenblicks vermissen.

Das Gedächtnis ist überdies nicht in der Lage, wie jeder selbst nachvollziehen kann, korrekt zu konservieren, was man erlebt. Größten Wert soll daher darauf liegen, sich herzlicher Freude, natürlicher Schönheit, reinen Empfindungen und Erfahrungen an jedem Tag ganz zu öffnen. Abstumpfen, sich in Gewohnheit oder lustloser Bequemlichkeit verschließen bildet eine gegenteilige Verhaltensweise. Diese wird auf Dauer zur Quelle für Missmut, Unzufriedenheit, Neid, Hass, Gewalt und anderes Leid werden.

Genauso ist einzusehen, dass es nicht möglich ist, Wahrheit und Erfüllung, Liebe oder Spiritualität einzig im Geist zu entfalten oder nachzubilden, ganz gleich, wie intelligent oder belesen man ist. Nicht das größte Genie ist in der Lage, das zu erlangen, was dem Verstand an Möglichkeiten fehlt.

Unvergänglich ist die bewusste Erfahrung des Augenblicks, verblassend und flüchtig dagegen jede gedankliche Abbildung. Sei immer bereit, durch bewusstes, reales Erleben die Welt um dich herum interessiert und leidenschaftlich zu erkunden. Dadurch geschieht eine innere Öffnung, die dem Leben auf simple Weise eine neue Dimension verleiht.


Wahrheit und erfülltes Sein - Signum Veritas Vol. I

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