Читать книгу Wahrheit und erfülltes Sein - Signum Veritas Vol. I - Marc P. Wyss - Страница 8

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1.3 Das Zeitalter der Befreiung (VI-VII)

So sehr man sich im Denken auch anstrengt, immer scheitert es an den Hürden, welche es nicht zu überwinden vermag. Wie es mit den Händen nie gelingen kann, Luft zu greifen, egal wie versiert oder trainiert man ist, können Gedanken nicht fassen, verstehen oder kontrollieren, worauf sie keinen Zugriff haben. Deshalb entziehen sich Liebe, Seelenheil, Erfüllung oder wahre Spiritualität der Logik des Verstandes.

Gleichwohl locken unzählige Therapien, Kurse und Bücher mit scheinbar schlauen Erklärungen. Sie versprechen Erfolge durch geistige Übungen oder mentale Tricks und Techniken. Sie geben vor, eine Veränderung im Denken ermögliche dies, führe auf eine höhere Ebene, mache Luft mit den Händen greifbar. Jede solche Bestrebung aber scheitert an den Grenzen, die dem Verstand aufgrund seiner Funktionsweise gesetzt sind.

Wie bei allen unmöglichen Unterfangen resultiert auch bei denen, die den Geist betreffen, aus all dem Aufwand, der investierten Hoffnung, der Zeit und dem Geld wenig oder nichts zählbares. Enttäuscht und ernüchtert verlieren viele das Interesse, ohne je einen realen, zweckmäßigen Versuch unternommen zu haben, sich dem bewussten Zustand anzunähern. Vielmehr hat man sich in irgendwelchen Täuschungen und nutzlosen Hypothesen verrannt.

Mit sämtlichen psychischen Methoden und mentalen Tricks wird man dem wahren Ziel einer vollumfänglichen geistigen Öffnung und Befreiung kaum näher kommen. Wie bei jedem Versuch, Luft mit den Händen zu greifen, würde man sonst bemerken, dass dieses Unterfangen ohne Chance bleibt. Das Ego will im Mittelpunkt stehen, die Kontrolle behalten. Darum ignoriert es gerne die Option, durch meditative Einkehr oder bewusste Atmung sich mit Luft zu verbinden. In endlosen Gedankentiraden verstreichen Zeit und Möglichkeit, wahre Veränderung zu bewirken.

Als 6. wesentlicher Grundsatz ist zu erkennen, dass es für die Menschheit an der Zeit ist, sich zu emanzipieren vom in sich gekehrten Denken. Die moderne Gesellschaft, die das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert, bietet dazu optimale Umstände. Jeder weitere Aufschub stellt somit eine Verschwendung an Möglichkeiten und Lebenszeit dar. Anstelle alle Aufmerksamkeit und Energie in die Gedanken zu lenken, braucht es eine Kehrtwende. Im Denken lässt sich wenig Nachhaltiges bewirken. Geh vielmehr den umgekehrten Weg! Löse dich aus dem immerwährenden Gedankenfluss, wenn dieser nicht auf ein Ziel zu, sondern stets nur im Kreis fließt.

Tag für Tag laufen Überlegungen ins Leere, führen dich in die Irre, sind eine Quelle für unnötige Ängste, falsche Erwartungen, narzisstische Störungen, blinde Wut, grundlosen Hass. Die Erinnerungen werden verfälscht, die Wahrnehmung der Sinne verzerrt, das Einfache verkompliziert, das Leben sinnlos erschwert. Warum sich also mit solchen Aussichten noch stärker in den Gedanken verhaften?

Versuche, alte Muster und Limitierungen im Denken zu durchbrechen. Dadurch wirst du im Wesen freudvoller, intuitiver und feier. Bald suchst du nicht mehr nach dem Willen Gottes, sondern fühlst die göttliche Existenz in dir. Die ewigen Fragen nach Sinn und Bedeutung verschwinden. An ihrer Stelle begegnest du existenzieller Wahrheit und Erfüllung, überall, zu jederzeit.

Ein solcher Wandel bedingt nicht, dass man sein bisheriges Dasein aufgeben und alles hinter sich lassen muss. Was man verliert sind die betrüblichen Gedanken, die störende Unruhe, all die Ängstlichkeit und Unsicherheit. Die Flucht auf eine einsame Insel ans andere Ende der Welt ist dafür nicht erforderlich. Dabei handelt es sich meist nur um eine weitere Illusion des Egos und um den hilflosen Versuch, Freiheit zu gewinnen von den eigens im Denken erzeugten Belastungen. Ohne grundlegende Veränderung im Wesen aber wird man diese auf jeder Reise und an jeden beliebigen Ort mitnehmen. Im Kopf anwesend kann man sich nirgends vor ihnen verstecken, begleiten sie einem überall hin.

Weder der Ort noch die Umstände sind von zwingender Bedeutung, um die bewusste Sicht auf das Dasein zu erlangen. Zu erkennen gilt, dass auf energetischer Ebene Verbindungen spielen, die überall uneingeschränkt Gültigkeit haben und mit akademischem Wissen nicht zu erklären oder zu erlernen sind. Durch den Geist lassen sie sich nicht analysiert oder logisch gliedern.

Daneben sind Übungen wie das einstmals populäre positive Denken, die neurolinguistische Programmierung oder andere manipulative mentale Praktiken in erster Linie eine Selbsttäuschung. Ihre Wirkung bleibt eng begrenzt und ist nicht von Dauer. Ruft man sich die entsprechenden Gedankengänge nicht stets erneut ins Gedächtnis, ist ihr Effekt rasch verflogen.

Sämtliche psychischen Herangehensweisen können tief im Unterbewusstsein verankerte Ängste oder Leiden nicht grundlegend kurieren. Ohne innere Klarsicht wird man sie nicht durchdringen, meist nur oberflächlich verwischen. Bestenfalls lernt man, sie im Denken zu neutralisieren oder zu ignorieren. So kann man versuchen, sie auszublenden oder zu unterdrücken, dann, wenn sie auftreten. Entwachsen aber wird man den geistigen Einflüssen dadurch nicht. Von einem Rückfall in alte psychische Zustände oder dem Aufkommen neuer ist man so nicht geschützt.

Eine bloße Beeinflussung im Denken bietet nachvollziehbar keinen wirkungsvollen Ansatz, um sich dem göttlichen Muster anzunähern. Dieses ist formlos, lässt sich im strukturierten Denken niemals erkennen. Öffnet man sich aber den existenziellen Grundlagen gedankenlos, ergänzt sich von ganz alleine, was bisher unvollständig schien, schwinden vereinnahmende Illusionen dahin, wird ausgefüllt, was leer oder unerfüllt blieb - in einem selbst und in der Beziehung zu anderen.

Ein weiteres Problem, welches der Mensch durch falsche geistige Anreize erzeugt, ist die innere Verelendung oder Verarmung. Wird alleine das Denkvermögen geschult, vom Kindesalter an, und besinnt und verlässt man sich einzig auf dessen Fähigkeiten, sein ganzes Leben lang, verläuft dieses zusehends einseitiger. Ohne sich der instinktiven Wahrnehmung zu öffnen, lebt man inmitten all der weltlichen Besitztümer, überhäuft von materiellen Gütern, ärmlich und karg. Allein das Ego fühlt sich zeitweise bereichert. In seinen wahren Empfindungen aber bleibt man suchend, hilflos und bedürftig.

Gelingt es jedoch, sich aus der begrenzten Sicht des Denkens zu lösen, wird man eine innere Entwicklung durchlaufen. Gehalt und Sinn sucht man dann nicht mehr nur darin, anderen zu imponieren, sie zu überflügeln, sich zu beweisen oder zu bereichern. Mit der Wahrnehmung der Fülle des gelebten Augenblicks strebt man nicht länger einzig nach solch minderen Belangen. Man sorgt sich nicht grundlos, verzettelt sich nicht grenzenlos, reibt sich nicht sinnlos auf. Die Nebensächlichkeiten und Unsicherheiten, mit denen das Ego sich normalerweise beschäftigt, werden uninteressant. Die innere Leere, der Wehmut und die Schwere, die einem immer wieder heimgesucht haben, verfliegen. Die Suche nach Erfüllung gelangt zu einem Ende.

Als 7. wesentlicher Grundsatz ist zu beherzigen, dass jedes Streben nach bewusster Einsicht den Menschen in seinem Denken und Wesen befreit. Die Gedanken werden erleichtert vom unnötigen Ballast. Die klarere Sicht löst vage Befürchtungen und imaginäre Ängste auf. Harmonie kehrt ein, Freude und Gelassenheit, als wohltuende Ergänzung und Erleichterung zu den täglichen Strapazen. Das Leben erfährt so mehr Sinnhaftigkeit.

In diesem Zustand nähert man sich demjenigen eines sogenannten Erleuchteten an. Als solcher hat man die Schranken des Geistes überwunden, zu wahrer Leichtigkeit und Offenheit gefunden. Nur wenige Momente in einer derartigen Einsicht zuzubringen, anstelle in anhaltender Anspannung, Nervosität, Unruhe oder Ängstlichkeit, stellt eine edle Erfahrung dar. Sich nur schon mit der bewussten Sicht und den diesbezüglichen Aspekten zu befassen, ist von weitreichendem Belang. Alleine diejenigen, welche eine geistige Öffnung anstreben, können Befreiung von den gedanklichen Bürden und Lasten erwarten, in einem Augenblick reinster Klarheit und Erfüllung.


Wahrheit und erfülltes Sein - Signum Veritas Vol. I

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