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Kapitel 7, in dem Thor einen Ausflug mit Folgen macht

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Tag für Tag übte Thor das Fliegen. Bald war auch die Landung kein Problem mehr. Sachte wie ein Adler segelte er in sein Nest. Seine Eltern waren sehr stolz und wollten Thor dafür belohnen. An einem schönen Sommermorgen verkündeten sie:

„Sohn, du bist bereit für deine erste Tour alleine durch den Wald.“

Um ein guter Anführer zu werden, war es notwendig, dass er Erfahrungen sammelte und lernte, auf sich selbst aufzupassen. Außerdem musste er die Gefahren, von denen seine Verwandten immer erzählten, selbst einmal erleben. Dann würde er ihnen in Zukunft besser aus dem Weg gehen können. Der kleine Rabe war ganz aufgeregt und freute sich sehr, mehr von der Welt zu sehen, als nur die Gegend rund um den Ahornbaum.

„Pass‘ gut auf, mein Kleiner! Der Wald ist voller Gefahren und du musst immer auf der Hut sein! Nimm dich besonders vor den Wölfen in Acht! Und sei wieder im Nest, bevor es dunkel wird!“, mahnte Freya.

Odin riet: „Deine Mutter hat recht, Thor. Du musst sehr vorsichtig sein. Aber habe keine Angst. Es gibt nicht nur die bösen Wölfe, sondern auch viele nette Tiere im Wald, die dir helfen, wenn du nicht mehr weiter weißt.“

Und los ging das große Abenteuer. Thor flog zuerst in Richtung Osten, immer der Morgensonne entgegen. Schon bald traf er auf ein Geschöpf mit rotbraunem Fell, das er noch nie gesehen hatte. Seltsamerweise war es damit beschäftigt, mit Hilfe seiner Krallen die Erde aufzuschaben.

„Wer bist du denn?“, fragte Thor.

„Du weißt nicht, wer ich bin? Das ist aber lustig. Jeder kennt mich hier im Wald. Ich heiße Evi und bin ein Eichhörnchen.“

„Und warum schabst du die Erde auf?“

„Vor dem Winter habe ich überall Nüsse und Eicheln versteckt. Die muss ich nun wiederfinden, damit ich etwas zu essen habe.“

„Das ist wirklich schlau“, entgegnete Thor. „Es freut mich sehr, dich kennengelernt zu haben. Mein Name ist übrigens Thor.“

„Ja, ich kenne deinen Namen. Es hat sich im halben Wald herumgesprochen, dass du gleich beim ersten Flugversuch wie ein Adler durch die Lüfte geschwebt bist. Freut mich auch, dich getroffen zu haben. Nun muss ich aber weiter. Mein Magen knurrt schon ganz laut.“

Voller Neugier und Tatendrang flog Thor weiter und trällerte dabei ein kleines Liedchen:

„Ich bin so froh

und hüpfe wie ein Floh

auf der schönen Welt herum

und singe wie die Biene summ summ summ.“

Doch plötzlich verstummte er, denn wieder begegnete ihm ein unbekanntes Tier. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm, aber das Gefieder war irgendwie anders. Wieder fragte Thor: „Hallo, wer bist du denn?“

„Ich bin ein Specht und mein Name ist Lu. Freut mich sehr, kleiner Rabe.“

„Und was machst du mit deinem Schnabel dort am Baum?“, fragte Thor neugierig.

„Ich klopfe die Rinde auf, denn darin finde ich Insekten. Die sind ein echter Leckerbissen.“

„Na dann möchte ich dich nicht weiter stören. Guten Appetit!“

Und weiter ging die Erkundungstour. Thor traf noch viele Tiere, wie zum Beispiel die Froschdame Hera und die Eidechse Fritz. Alle waren sehr freundlich zu dem kleinen Raben und nahmen sich Zeit für eine kurze Plauderei. Bei all dem Herumfliegen, Schauen, Staunen und Erzählen verging der Tag wie im Flug und auf einmal ging die Sonne am Horizont unter. Thor war inzwischen sehr müde von seinem Abenteuer und hatte zu spät gemerkt, dass es Abend wurde.

„Jetzt aber schnell nach Hause“, sagte er zu sich. Aber in welcher Richtung lag sein Nest? Ah ja genau, immer nach Westen! Von dort war er morgens gekommen, als er in Richtung Osten geflogen war. Plötzlich hörte er ein lautes Heulen im Wald und Thor schaute in zwei große, leuchtende Augen. Sollte das ein Wolf sein, vor dem die Eltern gewarnt hatten? Er wusste nicht genau, wie Wölfe aussahen. Nur, dass sie groß waren und stechende Augen hatten. So wie dieses Tier vor seinem Schnabel. Thor konnte nicht wissen, dass es die Eule Rosalie war, die in der nahenden Dämmerung erwachte und ihren Beutezug nach Mäusen beginnen wollte. Der kleine Rabe, der die Eule tagsüber nicht getroffen hatte, weil sie in einem hohlen Baum schlief, erschrak fürchterlich. Voller Angst flog er los – aber in die falsche Richtung. Bis er das allerdings gemerkt hatte, war es schon zu spät! Thor hatte sich verirrt und wusste nicht, wie er wieder nach Hause finden sollte. Unterdessen ging die Sonne unter und die Nacht brach herein.

Graue Pfote, Schwarze Feder

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