Читать книгу Der Wald, der die Seele nahm. - Marcel Kraeft - Страница 8

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Nichts ist so, wie es scheint, und nichts scheint so, wie man es sich vorgestellt hat. Steve traf die Erkenntnis, dass er nicht das tun durfte, was er sich vorgenommen hatte. Nun, das kann sich positiv, aber auch negativ anfühlen. Steve erkannte, dass er sich eigentlich doch das Leben nehmen wollte. Diese merkwürdigen Träume, die sich so real anfühlen. Ist das vielleicht gar kein Traum?

Er schloss sich zwei Tage im Haus ein, versuchte sich selbst wiederzufinden und sich seine Fragen selbst zu beantworten. Allerdings schien es ihm unmöglich, Antworten zu finden. Die Stunden vergingen, Kopfschmerzen kamen. Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, vielleicht gibt es doch eine Lösung. Seitdem er wieder auf dem Sofa erwacht war, schneite es draußen unaufhörlich. Der Winter war mit seiner vollen Kraft hereingebrochen und verzauberte das ganze Land in eine weiße Traumwelt. Steve ging durch sein Haus und haderte mit seiner Vergangenheit. Passiert das alles, weil ich damals nicht alles richtiggemacht habe? Er hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Er fasste sich ans Herz und ging zum Spiegel. Auch der – und das Spiegelbild darin - hatte schon bessere Zeiten gesehen. Der Spiegel war völlig verstaubt und matt, aber es reichte noch aus, dass Steve sich erkennen konnte. Lange stand er davor und spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Er spürte etwas, dass er zuvor noch nie verspürt hatte, sodass er in seinen Körper hineinhörte. Ein Ziehen in seinem Herzen. Je länger er vor dem Spiegel stand, umso schmerzhafter wurde es. Der Kloß wanderte immer weiter in seinem Hals hoch, sein Mund wurde ganz trocken und sein Körper fing leicht zu zittern an. Nerven zuckten in seinen Wangen. Plötzlich waren sie da, die richtigen Antworten. Im selben Moment sackte er zusammen, ging auf die Knie und konnte sich gerade noch so an der Kommode abstützen, die vor dem Spiegel stand. Er fing so bitterlich an zu weinen, dass er sich am Boden krümmte.

Steve verspürte das Gefühl von Leben. Ich muss, nein ich WILL nachholen, was ich verpasst habe! Er schlug mit der geballten Faust auf den alten, völlig verblassten, spröden Boden, immer und immer wieder. „So viele Jahre! Was ist geschehen? Warum?“ Er hörte gar nicht mehr auf zu weinen, im Gegenteil. Es wurde schlimmer und heftiger, bis er in einen regelrechten Weinkrampf verfiel. Plötzlich nahm er einen bekannten Geruch wahr. Er kannte ihn, hatte ihn vor nicht allzu langer Zeit schon einmal in der Nase gehabt. Es roch nach der „Extensa“, nach ihrem alten, nassen, hölzernen Deck. Ein Blick auf seine Beine ließ ihn erkennen, dass diese in einer Wasserpfütze lagen. Vorsichtig folgte er mit seinen Augen dem Wasser. Wo kommt das denn her? Als er den Ursprung der Pfütze entdeckte, zuckte er vor Schreck zusammen. Akleta stand vor ihm, die Stiefel voller Schnee, als wäre er gerade von draußen hereingekommen. Steve hatte aber nichts gehört, keine Tür, die sich geöffnet hatte, keine Schritte. Steve robbte am Boden etwas von dem Mann weg. „Was willst du hier? Wie bist du hereingekommen?“ Akleta machte ein nachdenkliches Gesicht und strich sich mit der Hand über die Stirn. „Du bist jetzt so weit. Trotzdem, irgendwas ist anders mit Dir. Du hast Deinen Willen wieder. Halt Dich bereit, wir kommen Dich holen!“ Er kratzte sich nachdenklich am Kopf, drehte sich um und redete leise mit sich selbst. Wutentbrannt stand Steve auf und wollte Akleta hinterher, der in die Wohnstube gegangen war. Steve wollte ihm klarmachen, dass hier niemand geholt würde. Er hielt sich mit einer Hand noch an der Mauer fest, rutschte in seiner Eile fast am Schmelzwasser aus und stolperte regelrecht in die Stube. Aber Akleta war verschwunden, genau wie das Wasser, das einen Augenblick zuvor noch den Boden in eine Rutschbahn verwandelt hatte.

Er bemerkte auch, dass seine Hose wieder knochentrocken war. Er ging zurück in den Flur und starrte auf die Stelle, an der er zuvor gelegen hatte. Aber dort war nur eine kleine Pfütze, die seine Tränen gebildet hatten. Steve zuckte zusammen. Es klopfte hinter ihm an der Tür. Er riskierte noch einen Blick in den Spiegel und sah sein vom Weinen völlig angeschwollenes Gesicht. Steve öffnete vorsichtig die Tür und seufzte vor Erleichterung. Es waren nur Kinder die eine Schneeballschlacht angezettelt hatten. Einer ihrer Schneebälle hatte wohl seine Tür getroffen.

Steve schmiss sich auf sein Sofa und dachte nach. Eine Frage war noch immer offen. Wie bin ich vom Steinbruch wieder nach Hause gekommen? Er konnte es sich nicht erklären, und seine Neugier war erwacht. Als hätte er es eilig, sprang er vom Sofa auf, schnappte seinen Mantel, stopfte schnell ein paar Brote und etwas zu trinken in den Rucksack und rannte los. Steve merkte, dass die Leute noch weniger als je zuvor mit ihm zu tun haben wollten. Alle waren zuhause. Welcher Tag ist heute? Aber sobald er an eine Tür klopfte, wurde sie sofort vor seiner Nase zugeschlagen, oder man öffnete ihm erst gar nicht.

Nur eine Tür ließ er aus. Helens Tür. Er hatte sich schon seine eigene Theorie zurechtgelegt. Sie hätte mich ja gar nicht tragen können, ich bin viel zu schwer. Aber vielleicht hat sie etwas gesehen? NEIN! Er bemerkte schnell, dass er gar nicht den Mut hatte, an ihre Tür zu klopfen. Als er bei allen Häusern gewesen war, ging er gleich weiter, hoch zum Steinbruch. Vielleicht finde ich da etwas, vielleicht finde ich eine Antwort. Er suchte überall, kletterte hoch auf die Felsen, sah sich genau um. Das Einzige, das er sehen konnte, war, dass alles wieder normal war. Das Wasser war nicht mehr da, verschwunden, wie alles andere aus seinen Träumen. Und die schöne Aussicht. Die weite Ferne und ringsherum den Wald. Auch die Steinplatte beäugte er eingehend. Die war immer noch in zwei Hälften gespalten, allerdings war es nur ein kleiner Spalt, nicht mehr die gewaltige Kluft. Selbst hier war keine Spur, kein Hinweis darauf, wie er auf sein Sofa gekommen war.

Gefasst, aber etwas enttäuscht, ging er wieder nach Hause. Am folgenden Tag versuchte er es wieder. Und auch am nächsten Tag. Die Wanderungen wurden immer schwieriger für ihn, es hörte nicht auf zu schneien. Selbst im Wald lag so viel Schnee, dass es immer anstrengender wurde durchzukommen, und jeden Tag kam er erschöpfter nach Hause. Doch das alles konnte Steve nicht davon abhalten, Tag für Tag hoch zum Steinbruch zu gehen. Er versuchte, sein Leben zu ändern, er wollte gerne reisen und im Frühjahr sollte es losgehen, obwohl er noch gar nicht so recht wusste, wohin eigentlich. Sogar sein Haus wollte er reparieren. Zuerst ein neues Dach, das ist bitter nötig. Wenn er nicht zu geizig war, vielleicht auch noch das eine oder andere Fenster. Steve schaute nach vorn. Das nächste Jahr sollte Veränderungen bringen. Auch auf die Menschen im Dorf wollte er offener zugehen. Es konnte nicht so weitergehen, dass jeder weglief, als wäre er ein Ungeheuer, sobald er auf jemanden zukam. Früher hatte es ihn nie gestört, neuerdings stellte er sich oft die Frage nach dem Wie und Warum. Manchmal dachte er darüber nach, das Haus zu verkaufen und woanders hinzuziehen, um neu anzufangen. Das war für ihn dann doch zu weit hergeholt und dann war da ja noch sein Steinbruch. Es war sehr fraglich, ob er es über sich bringen könnte, ihn zu verlassen.

Es war früher Nachmittag, es hatte aufgehört zu schneien. Die Nachmittagssonne stand genau richtig, um den schneebedeckten Boden in einen Kristallteppich zu verwandeln. Wenn er durch den Wald ging, roch er die kalte Luft, schmeckte die glasklare, eisige Luft, die sich mit den von den Bäumen fallenden Schneeflocken vermischte. Steve schob den Schnee auf seinem Lieblingsstein zur Seite, schenkte sich Tee ein und zog ab und zu an seiner Pfeife. Er genoss den Geruch vom Kirschtabak, den er sich für solche Tage aus der Stadt besorgt hatte. Er war selig. Das Einzige, was ihn an diesem Tag störte, war, dass die Sonne so tief stand, dass ihre Strahlen vom Schnee gebrochen wurden und ihn blendeten. Er musste oft blinzeln und schloss dann die Augen einfach ganz. Er schlief ein.

Mit einem Zucken wachte er wieder auf, durchgefroren und verwirrt. Es war Nacht geworden, doch der Vollmond erhellte die Landschaft genug, dass er alles um sich erkennen konnte. Schnell packte er seine Sachen zusammen, um sich auf den Heimweg zu machen. Niemand hat mich gesucht, niemand hat mich vermisst. Warum auch? Er schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und lief los. Ein letzter Blick auf den Steinbruch ließ ihn erschrocken stehen bleiben. Er drehte seinen Kopf kurz Richtung Wald, dann wieder zum Steinbruch zurück. Er starrte fassungslos auf das Wasser. Das Meer war wieder da. Das Wasser stand bis zur Kante, nur, dass es diesmal gefroren war. Es sah aus, als hätte man eine riesige Glasplatte von unermesslichem Ausmaß über den Abgrund gelegt. Wunderschön sah es aus, wie sich der Mond darin spiegelte. Der fast friedliche Anblick sollte nicht von Dauer sein. Steve ging die Kante entlang und schaute in die Ferne. Er sah etwas Großes, das sich mit hoher Geschwindigkeit durch das Eis brach und sich ihm von der Seite näherte. Das Eis unter seinen Füßen begann zu knirschen, knacken und ächzen, als würde es unter großer Spannung stehen und gleich einbrechen. Dann erkannte er das Gebilde. Es war die „Extensa“, die sich durch das Eis grub. Steve hatte keine Angst, was ihn selbst verwunderte. Trotzdem, er hatte angesichts des gewaltigen Schiffes ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Er sah, wie ganze Eisplatten unter dem riesigen Rumpf einfach verschwanden oder durch die Wucht des Rumpfes nach vorne weggesprengt wurden und in tausende, winzige Splitter explodierten. Unaufhaltsam kam das Schiff auf ihn zu. Die Geschwindigkeit war schon auf Wasser beeindruckend, aber durch das Eis war ihr schnelles Vorankommen unheimlich und beängstigend. Steve ging zur Seite, denn es sah nicht so aus, als würde die „Extensa“ an Fahrt verlieren. Sie war schon so nahe, dass Steve die winzigen Eissplitter auf seiner Haut spürte. Dann sah er ihn wieder. Dort, unter dem Rumpf, direkt am Wasser, zeichnete er sich ab. Der grüne Nebel. Ein Knall zerriss die Luft. Die „Extensa“ schoss mit voller Fahrt in die Steinplatte und - nichts. Ein Leck, kein Schaden am Rumpf. Das laute, quietschende Geräusch von Stahl auf Stein schmerzte in Steves Ohren. Teile der Steinplatte und Gesteinsbrocken flogen umher, Steve war gezwungen, Deckung zu suchen.

Er lege seine Arme schützend vors Gesicht und versuchte, so wenig wie möglich abzubekommen. Der abrupte Aufprall brachte das Schiff zum Stehen. Gestein und Eis türmten sich zu einem Berg vor dem Bug auf. Die „Extensa“ war in einem Mantel aus Eis gefangen, man konnte nicht einmal die Farbe des Schiffes erkennen. Sie war völlig zugefroren. Kleine Eisbrocken platzten vom Rumpf ab, es knirschte kurz und mit einem doppelten Bollern schlug die Falltür am Boden auf. Es dauerte einen Moment und wie schon zuvor kam ein Reiter heraus, der direkt auf Steve zuritt. Dieses Mal war es Leonides. Er zog streng an den Zügeln, sodass sich das Pferd kurz aufbäumte, bevor es schnaubend zum Stehen kam. „Akleta hat mir berichtet. Irgendwas ist anders an Dir. Das ist ungewöhnlich, sogar verwirrend, aber wir werden es schon herausfinden.“ Steve war empört. „Könnte mir jemand endlich mal sagen, was hier los ist?“ In diesem Moment fühlte er eine warme Windböe und es wurde schlagartig warm. Der Boden fing an zu beben, alles erzitterte, Steine stürzten den Hang hinunter, Bäume krachten samt Wurzeln zu Boden, selbst die Besatzung der „Extensa“ fiel von den Segeln auf das Deck hinunter. Alles und jeder um ihn herum schien sich krampfhaft an etwas festzuhalten, nur Leonides nicht. Regungslos und unbeeindruckt stand er da, als ob die Erde vollkommen ruhig wäre. Das Eis auf dem Meer und der viele Schnee schmolzen in Kürze dahin. Es wurde immer heißer. „Da, trink!“, rief Leonides ihm zu und überreichte ihm eine kleine Ledertasche. „Los, schnell!“, rief er wieder. In seiner Panik fiel Steve zu Boden, stand wieder auf und nahm einen Schluck. „Los, trink alles!“, drängte Leonides. Steve musste husten, es schmeckte bitter und kratze im Hals. Auf einmal sah der Mond merkwürdig aus, so, als würde er zu kochen beginnen und leuchtete in vielen verschiedenen Farben, die ineinander verschwammen und sich in Sekundenschnelle veränderten. Dann rieselte feiner Sand vom Himmel. Auch aus jeder Ecke und Ritze am Boden drang Sand, er schien von überall herzukommen. Schon war alles um ihn herum von einer feinen Schicht bedeckt und es wurde stürmisch. Steve versuchte sich auf einen Felsen zu retten, hielt sich fest, wo er nur Halt finden konnte. Kleine Sandberge häuften sich am Boden. Steve versuchte, seine Augen vor dem Sand zu schützen. Der Sand war schon überall, in der Hose, in seinen Taschen, unter der Jacke, in den Schuhen und die feinen Körner knirschen zwischen seinen Zähnen. Auf einmal war es wieder so still, als hätte jemand die Zeit angehalten. Vorsichtig schaute Steve auf. Aus seinem Steinbruch war eine Wüste geworden und aus dem Mond eine Sonne. Der Mannschaft an Bord schien diese Veränderung auch nicht geheuer. Das war wohl nicht ihr Werk. Plötzlich, als wäre das alles schon nicht genug, begann der Stahl der „Extensa“ gequält zu knarren und dann wurde es wieder ruhig. Steve drehte sich zu Leonides um, der noch immer hinter ihm stand und wie ein Prophet einen Stock in die Luft hielt. Als er den Arm sinken ließ, versank auch die „Extensa“ Zentimeter um Zentimeter im Sand. „Was ist hier los?“, rief Steve erschrocken. Schneller und schneller versank das riesige Schiff im Sandmeer. Der Wind wuchs zu einem Sturm und Steve musste sich am Felsen festkrallen, um nicht von der nächsten Böe heruntergeschleudert zu werden. Leonides stand immer noch ungerührt da. Unvermittelt waren die Stimmen wieder da. Sie huschten im Sturm umher, mal verschleiert, mal, als ob sie direkt neben Steves Ohr wären, mal leise flüsternd, mal vor Schmerz schreiend. Steve wurde langsam vom Sand begraben und versuchte, sich an der Oberfläche zu halten. Er schwitzte so stark, dass ihm der Schweiß in Bächen vom Gesicht lief. Er hatte ja noch seine Wintersachen an und die Hitze wurde nun unerträglich. Plötzlich hörte der Sturm auf, als ob ihn jemand wie einen wütenden Hund von Steve weggezogen hätte, heulte ein Stück entfernt weiter und blieb dann auf einer Stelle.

Steve stand wieder auf und klopfte den Sand von seinen Kleidern. Als er sich umdrehte, stand die Göttin Quanta vor ihm. Erschrocken stolperte er nach hinten, prallte gegen die Felswand und versuchte sich, die Hände im Rücken, krampfhaft daran festzuhalten. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, nicht einmal ein Krächzen entwich seiner Kehle. Leonides kam heran und schaute ihn fragend an. „Und, hast du Schmerzen gehabt?“ „Nein“, Steve schaute ihn verwirrt an. „Das Elixier, das du getrunken hast, hat das verhindert. Die Weltenverschiebung ist sonst äußerst schmerzhaft.“ Mit diesen Worten drehte sich Leonides zur Göttin um. „Er ist es, der Auserwählte, der Letzte aus dem Dorf. Er kann alles ändern!“ Steve erstarrte. „Was? Wieso? Was soll das heißen?“ Er stieß sich von der Felswand ab, und in seinem sandigen Gesicht konnte man den mühsam unterdrückten Ärger sehen. Im selben Moment flog er durch die Luft und wurde hart zu Boden geschleudert. „Unterbrich uns nicht!“ Die Göttin schaute streng auf Steve hinab. Obwohl Steve ein paar Meter weit weg gelandet war, hörte er ihre Stimmen so deutlich, als hätten sie in sein Ohr gesprochen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht gesellte er sich wieder zu den beiden. „Kümmere Dich darum. Lass alles vorbereiten, ich werde solange mein Auge auf Euch richten!“ Leonides verbeugte sich zum Zeichen, dass er alles verstanden hatte, was die Göttin von ihm wollte. Steve hob vorsichtig den Arm. Er wollte die Aufmerksamkeit auf sich lenken, um gefahrlos etwas äußern zu können. Die Göttin verzog ihr Gesicht, drehte sich zu ihm hin und kam ganz dicht heran. „Du bist also der Auserwählte. Dein Name hat hier keine Bedeutung, „Schwarzer Reiter“ sollst du gerufen werden!“ Unvermittelt wurde ihr Blick weicher, dann streichelte sie ihm mit zärtlicher Hand über die Wange. „Hab Vertrauen.“ Im gleichen Atemzug fragte Leonides: „Und was ist mit Akleta?“ „Wir werden sehen. Ich möchte, dass Ihr drei Offiziere stets an seiner Seite seid und auf ihn aufpasst. Sag Nebek und den anderen Bescheid.“ Plötzlich wich Leonides nach hinten zurück, als wüsste er schon, was passieren würde. Steve wusste nicht, was er in diesem Moment tun sollte und war sprachlos. Ich bin der Auserwählte? Auserwählt wofür? Schwarzer Reiter? Der Sturm, der weiter entfernt noch immer tobte, kam plötzlich mit neuer Heftigkeit zurück. Er umkreiste sie, schloss sie in einen Ring aus Windböen. Quanta streckte ihren Arm aus und berührte mit einem Finger die Windströme. Der Sturm füllte sich mit Sand und bildete eine undurchdringliche Wand. Sie öffnete ihren Mund, weißer Nebel entwich, der schwer zu Boden sackte. Sie sprach etwas, aber durch den tobenden Wind und knirschenden Sand konnte Steve sie nicht verstehen. Steve bemerkte, dass er über dem Boden schwebte. Etwas, Stromstößen ähnlich, schoss durch seinen Körper, bis er starr und benommen in der Luft hing. Langsam kroch der weiße Nebel, einer sich windenden Schlange ähnlich, sein Bein hoch, über seinen Bauch hinweg bis zu seinem Mund. Die Starre löste sich plötzlich und Steve schnappte überrascht nach Luft. Unfreiwillig öffnete er dabei seine Lippen und der Nebel kroch hinein. Er durchzog seinen ganzen Körper. Er versuchte sich zu wehren, wollte dem Schmerz, den der Nebel verursachte, entkommen und wurde ohnmächtig. Als er den ganzen Nebel in sich aufgenommen hatte, war der Schmerz vorbei und zuckend fiel er zu Boden.

Der Wald, der die Seele nahm.

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