Читать книгу Lago Maggiore Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X. Schmid, Eberhard Fohrer - Страница 12

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Locarno und Umgebung

Wenn das Tessin die Sonnenstube der Schweiz ist, so ist die Piazza Grande von Locarno ihre beliebteste Sonnenterrasse: sehen und ge­sehen werden. Der riesige Platz ist das Herz des Städtchens, das nur 16.000 Einwohner zählt, im Sommer aber aus allen Nähten platzt.

Oberhalb der Piazza gerät man in die Gassen der Altstadt, wo sich Boutiquen und Re­s­taurants reihen, noch weiter oben beginnen die teureren Wohnlagen mit See­blick, und noch ein Stück ober­halb wacht die Madonna del Sasso, Locarnos be­rühm­teste Kirche und Wahr­zeichen der Stadt, über die Men­schen am Nordzipfel des Sees.


Unterhalb der Piazza führt hinter dem Casino die palmenbestandene See­pro­me­nade an einigen Luxushotels vorbei zum Jachthafen. Unweit dahin­ter lädt der Lido mit Freibad und Spiel­wiese zum Entspannen ein. Mit einem ele­ganten Flachbau wur­de er 2013 um eine hypermoderne Wellness-Land­schaft erweitert: Solebäder, Sau­nen und eine Kneippanlage.

Das relative große Einzugsfeld an Pend­lern sowie seine Lage zwischen Berg und See stellen Locarno vor ein schier unlösbares Verkehrsproblem, zu­mal wenn noch die som­mer­lichen Tou­ris­ten dazukommen. Zwar ist die Stadt untertunnelt, trotz­dem kommt es zu Verkehrsverstopfungen, insbeson­dere auf der von Bellinzona zu­füh­ren­den Stra­ße und im Tunnel selbst, oft auch auf der Ausfallstraße in Richtung Mag­giatal und Centovalli.

Sehenswertes

Piazza Grande: Richtig angekommen in Locarno ist man erst, wenn man über die Pi­az­za Grande geschlendert ist und sich in eines der zahlreichen Stra­ßen­cafés ge­setzt hat. Der zentrale Platz im lombardischen Stil gehört zu den schöns­ten Plätzen Eu­ropas. Die Locar­ner sind stolz auf ihn und dies auch mit Recht, seit 2008 im Tessi­ner Parlament der längst fällige Beschluss fiel, die Piazza Grande in eine Fußgän­gerzone

Große Leinwand in Locarno

In der ersten Augusthälfte wird man in Locarno und Umgebung kein frei­es Zim­mer mehr finden. Dann nämlich dreht sich alles um das „Locarno Film Festival“, das mit Cannes, Venedig und Berlin zu den gro­ßen euro­pä­i­schen Film­festivals zählt. Fern­seh­wagen bringen sich früh­zeitig an der Pi­azza Gran­de in Stellung, nicht nur der eintreffenden Kino­größen, son­dern auch an­de­rer Pro­minenz wegen. Die halbe Schwei­zer Regierung fin­det sich ein, Wirt­schafts­mogule und ein gutes Tausend Journalisten, von denen viele mehr am Event interessiert sind als am einzelnen Kunst­werk. Das 1946 ge­grün­dete Fes­tival - 2023 steht die 75. Ausgabe an - ist mitt­ler­weile mehr als nur ein hoch­karätiges Kunst­er­eig­nis. Es ist auch ein Feld des Lobbying, nicht zuletzt für die Fes­ti­val­orga­ni­sa­toren selbst, die um höhere Sub­ven­tio­nen kämpfen.

Für den Festivalbesucher aber steht der Film im Zentrum. In den wenigen Ki­nos der Stadt und anderen Sälen werden Spezialreihen, Filme außer­halb des Wettbewerbs und Retrospektiven gezeigt. Das Hauptprogramm aber fin­det auf der Piazza Grande statt, wo vor einer riesigen Leinwand (26 x 14 m) rund 8000 Stühle auf­ge­stellt sind, nicht einfach so, sondern in einer strengen Cho­reo­gra­fie von Gelb und Schwarz, sodass der Besucher beim Blick auf die leeren Stuhlreihen ein Leopardenmuster entdeckt. Die Raub­katze ist schließlich das Emblem des Festivals, und der Traum jedes Re­gis­seurs ist es, den „Pardo d’Oro“, den Goldenen Leo­par­den mit nach Hause zu neh­men. Programm unter www.locarnofestival.ch.

♦ Etwas oberhalb der Piazza Grande wurde 2018 in einem umgebauten Schulhaus das PalaCinema Locarno eröffnet. Es soll den Ruf Locarnos als schweizerische Film­haupt­stadt festigen: Festi­val­büro, ein Kinosaal für 500, zwei weitere Säle für je 150 Zuschauer, Fach­bibliothek und Film­archiv - alles unter dem Dach des Leoparden.


umzuwandeln. Die Politiker hatten wohl eingese­hen, dass das Park­problem auch mit Parkplätzen auf dem berühm­ten Platz nicht zu lösen ist.

In der ersten Augusthälfte zeigt die Piaz­za zehn Tage lang ein ganz ande­res Ge­sicht. Tau­sende von schwarzen und gel­be Plastikstühlen stehen auf dem Pflas­ter, die Ca­fés sind noch vol­ler, die Park­probleme noch größer - das inter­na­tio­nal berühmte „Locarno Film Fes­ti­val“ geht über die Bühne (→ Kas­ten­text).


Roy Lichtenstein in der Ghisla Art Collection

Palazzo del Pretorio: An der Via della Pace, die beim Casino südlich weg­führt, steht eine stattliche Gründer­zeit­villa mit ein paar Palmen davor. Heute sind im Palast, der 1925 im Brennpunkt der Europapolitik stand (→ Kastentext „Als ganz Eu­ro­pa nach Locarno blick­te“), die Polizei, das Gesundheits- und das Finanzamt der Stadt unter­ge­bracht. Einzig eine Tafel mit Foto er­in­nert an die hier aus­ge­han­del­ten Ver­trä­ge, die als Locarnopakt in die Ge­schich­te ein­gingen - und der Name der Stra­ße: Via della Pace. Wer mehr über den Locarno­pakt erfahren will, muss sich ins Cas­tello Visconteo begeben. Dort ist eine ebenso ausführliche wie interes­san­te Do­ku­mentation über die Kon­fe­renz zu sehen.

Castello Visconteo: Das einstige Schloss der Visconti, Herzöge von Mai­land, be­her­bergt heute in erster Linie das wenig aufregende archäologische Museum der Stadt. In­teressanter sind der „Saal des Pakts von Locarno“, eine aus­führ­liche Dokumenta­tion (auf Ita­lie­nisch) zum Locarnopakt, und der Spa­ziergang durch die historischen Ge­mäuer mit den mittelalterlichen Tor­bögen, aristo­kra­tischen Wappen, Fres­ken­res­ten und Graffiti von Ge­fan­genen.

Schon die Aufgangstreppe mit ihrem An­betungsfresko versetzt den Be­sucher in an­dere Zeiten. Der darauf folgenden klei­nen Loggia haben die Deutsch­schwei­zer Herr­scher ihren Stempel auf­ge­drückt, von der Veranda der Land­vögte („lan­vocti“) blickt man dann un­ver­sehens auf das Parkhaus des moder­nen Locarno. Ganz oben, im mittel­alter­lichen Turm, der noch bis ins 19. Jahrhundert als Ge­fängnis ge­nutzt wurde. schwört grimmig ein ehe­ma­li­ger Häftling in deutscher Spra­che: „Rache“.

Andere, viel ältere Graffiti sind im so­genannten „Alphabet von Lugano“ ge­schrie­ben, das sich an der etrus­ki­schen Schrift orientiert, die ent­spre­chende gesprochene Spra­che „Lepon­zia“ ist keltischen Ursprungs.


Locarno

Im „Saal des Pakts von Locarno“ sind nicht nur Tintenfass und Stempel für die his­to­rischen Unterschriften zu sehen, sondern auch die täglichen Bulletins der Konfe­renz, die vom 5. bis 16. Oktober 1925 dauerte: Am 11. Ok­to­ber begaben sich die Po­li­tiker auf eine Ver­gnügungsfahrt auf dem Lago, am 15. Oktober hatte der deut­sche Au­ßen­minister Stresemann das letzte Wort, der Protokollant hält auf Fran­zö­sisch, der Sprache der Diplomaten, fest: „Les Allemands sont des gens ter­riblement difficultueux; ils veulent tou­jours avoir le dernier mot“ (Die Deut­schen sind für­ch­ter­lich kom­pli­ziert, sie wollen immer das letzte Wort haben).

♦ April-Okt. Di-So 10-12 und 14-17 Uhr. Ein­tritt 10 CHF.

Ghisla Art Collection: Der zur Straße hin fensterlose Kubus, mit einem fein­ma­schi­gen, roten Drahtnetz verkleidet und rundum von einem Wassergraben um­geben, ist ein Meisterwerk des Ar­chi­tekturbüros Moro & Moro. Dass es sich um ein um­ge­bautes Drei­fami­lien­haus handelt, mag der Betrachter kaum glauben. In diesem auffälligen Würfel machen seit 2014 Martine und Pierino Ghisla ihre private Kunst­samm­lung der Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum be­sitzt rund 200 Kunst­wer­ke der Mo­derne: Unter anderem sind Miró, Magritte Picasso, Dubuffet, Appel und Vasarely vertreten. Ein Teil der per­ma­nen­ten Ausstellung ist gänzlich den Ame­ri­ka­nern, insbesondere der Pop- und Graffiti-Art (Roy Lichtenstein, Keith Haring, James Rosenquist u. a.) vor­behalten. Eine jährlich wechselnde Son­derausstellung er­gänzt das An­gebot. Das kunstsinnige Gründerpaar schließt mit seiner privaten Ini­tiative ein­deutig eine Lücke im Kul­tur­an­ge­bot der Stadt.

♦ März-Dez. Mi-So 14-19 Uhr; Nov. bis Jan. Fr-So 13.30-18 Uhr. Eintritt 15 CHF.

Chiesa Sant’Antonio Abate: Die Haupt­kirche der Stadt zeigt eine wuchtige Archi­tek­tur und eine klassizistische Fassade, so recht überzeugen mag das nicht. Im In­ne­rn ist einzig die barocke Kreuz­abnahme in der rechten Seiten­kapelle vor dem Chor sehenswert, ein Werk des ein­hei­mi­schen Künstlers Giuseppe Antonio Felice Orelli, Mitglied einer lokalen Künst­ler­familie, die im Tessin hier und dort ihre Spu­ren hin­ter­lassen hat.

Bis vor wenigen Jahren noch nis­te­ten Fahl­segler im alten Gemäuer von Sant’An­to­nio Abate, rare Vögel, mit den Mau­erseglern verwandt und Flug­ak­ro­ba­ten wie die­se. Doch heute sind die Nistlöcher vergittert, mit den Tau­ben hat man auch die Fahl­segler ver­trieben.

Casa Rusca: Das alte Patrizierhaus an der Piazza vor der Kirche ist heute Sitz der städ­t­ischen Kunstsammlung. Allein mit dem Nachlass des Dadaisten Hans (Jean) Arp - neben eigenen Werken auch seine Privatsammlung, zu der u. a. Cha­gall, Pi­cas­so, Braque und Calder ge­hörten - könn­te sich die Pinakothek se­hen las­sen. Doch will sie dies nicht und beschränkt sich auf wech­selnde Son­derausstellun­gen.

Als ganz Europa nach Locarno blickte

Großer Bahnhof in Locarno! Im Oktober 1925 kommen in der Stadt am See die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Bel­giens, Groß­britanniens, Ita­liens, Polens und der Tschechos­lo­wa­kei zum Gipfel­treffen zusammen. Zwölf Tage lang brüten die Spit­zen­poli­tiker über einem Vertragswerk, das Eu­ropa sicherer ma­chen sollte. Wich­tigstes Resultat: Deutschland, als Ver­lie­rer des Ersten Welt­kriegs international isoliert, anerkennt die im Ver­sail­ler Ver­trag fest­gelegte Westgrenze und stimmt der Ent­mi­li­tarisierung des Rhein­lands zu. Im folgenden Jahr wird Deutsch­land in den Völker­bund auf­ge­nommen, und die beiden Haupt­archi­tekten des „Locar­no­pakts“, die Au­ßen­minister Gus­tav Strese­mann (Deutschland) und Aristide Briand (Frank­reich), erhal­ten den Friedens­nobel­preis.

Gerade noch rechtzeitig zur Verabschiedung des Pakts tauchte Mussolini, da­mals gerade frischgebackener Diktator, in Locarno auf. Ein Schnell­boot führ­te ihn bis Brissago, wo er in einen Alfa Romeo umstieg. Die Schwei­zer Re­gierung, die ihn vier Jahre zuvor mit einem Einreiseverbot be­legt hatte, hieß ihn ausdrücklich will­kommen.

Chiesa San Francesco: Die dreischiffige Fran­ziskanerkirche, Zen­trum der deutsch­spra­chigen Katholiken des Locar­nese, wurde im Wesentlichen von Mit­glie­dern der lo­ka­len Künstler­familie Orelli ausges­tattet.

Chiesa Nuova (Santa Maria Assunta): Das schöne Kirchlein steht versteckt an der Via Citadella und wird leicht über­se­hen. Die schmucke Fassade wird von ei­ner gro­ßen Christophorus-Skulptur be­wacht, in den Nischen stehen die Hei­li­gen Rochus und Sebastian (unten), Vik­tor und Michael (oben). Im Kir­chen­in­ne­ren überrascht vor allem die prächtige Stuckdecke. Links führt eine Tür (oft verschlossen) zum Innen­hof der Ca­sa dei Canonici (Dom­her­ren­haus) mit doppelter Loggia und ei­nem ver­träum­ten Garten - ein idealer Ort, um die Fischgerichte des Restaurants „Ci­ta­del­la“, das hier einige Tische hin­ge­stellt hat, auszuprobieren. Ganz hin­ten im Gar­ten schaut Ihnen dabei eine un­schein­bare, verwitterte Chris­to­pho­rus-Fi­gur zu.

Leonardo in Locarno

Wer vom Parkplatz her zur Burg der Mailänder Herzöge spaziert, kommt an ei­nem Stück alten Bollwerks vorbei, auf dem ein klei­nes Schild prangt: „Leo­nar­do da Vinci 1452-1519“. Keine weitere Erklärung, der Spaziergänger stutzt, schüt­telt verständnislos den Kopf und geht weiter. Wir sind der Sa­che nach­ge­gangen.

Vor ein paar Jahren kam ein Geschichtsprofessor der Universität Mailand zu dem Schluss, dass es sich hier um den Rest eines Boll­werks handelt, das vom be­rühmten Leonardo für die Locarner Burg der Visconti entworfen wurde. Zahl­reiche Leonardo-Experten ga­ben dem Professore recht, die Tatsache scheint heute wissen­schaft­lich gesichert. Schließlich wurden auch die Behör­den von Locarno hellhörig: Man könnte das Stück Mauerwerk zur touristi­schen Attraktion aufwerten. Einziges Problem: Das Leonardo zu­ge­schrie­be­ne Mauerstück, eingezwängt zwischen Häusern, ist in Privatbesitz. Kauf­ver­hand­lungen führten zu nichts, die Stadt zeigte sich knauserig, die Be­sitzer hat­ten wohl den Wert erkannt und trieben den Preis in die Höhe, schon war von Zwangs­ent­eig­nung die Rede. Eine unheilige Allianz zwischen der rechts­po­pu­listischen Lega dei Ticinesi und den Grünen sprach sich ge­gen den Kauf durch die Stadt aus. Schließlich kam es gut schweizerisch zu ei­ner Volk­s­ab­stim­mung, die sich gegen die städtische Übernahme aus­sprach. Ge­blie­ben ist das kleine Schild.


Im Innenhof der Wallfahrtskirche Madonna del Sasso

Madonna del Sasso: Die berühmte gel­be Wallfahrtskirche (tägl. 6.30-18.30 Uhr) ist das Wahr­zei­chen Lo­carnos und be­fin­det sich auf dem Ge­mein­degebiet von Orse­lina. Auf ei­nem Fel­sen über der Stadt gelegen, bie­tet sie sich als Post­kartenmo­tiv ge­ra­de­zu an, und ist man oben, freut man sich über das wun­der­bare Panorama.

Einer Legende und der Giebel­in­schrift an der Kirche zufolge hatte im Jahr 1480 ein Franziskanermönch aus Ivrea hier oben eine Muttergottes-Er­schei­nung und veran­lasste darauf den Bau der ersten Kapel­len. Bald setzten Wall­fahrten ein, und bereits im 16. Jahr­hundert war ein ganzer Klos­ter­kom­plex entstanden, der im 17. Jahr­hun­dert noch einmal erweitert wurde.

Der Besucher betritt den „heiligen Berg“ durch einen Innenhof mit mehre­ren Ka­pel­len, in denen lebens­große Skulpturengruppen zu sehen sind, eine dramatische „Beweinung Christi“ (16. Jh.), das letzte Abendmahl, Chris­tus erscheint den Jün­gern, eine Pietà ... Sie sind alle sehr ausdrucksvoll, man wünschte sich je­doch et­was mehr Informationen.

An der Klosterkirche ist die einmali­ge Lage aufregender als das ba­ro­cke Innere und die unzähligen Votivtafeln.

Zugang Zu Fuß: Was ein rechter Pil­ger ist, der geht natürlich auf Schusters Rap­pen. Der Auf­stieg führt von der Via Cappu­ccini aus die Via al Sas­so hoch, dann rechts über die Ra­mogna­brü­cke und ab hier auf der stei­len, von Kreuz­weg­kapellen ge­säum­ten Via Crucis hoch zur Ma­don­na. Das letzte Stück ist schweiß­trei­bend. Von der Via Cappuc­cini aus dauert der Pil­ger­weg ungefähr 45 Min.

Auto: Im oberen Teil der Stadt der Beschil­de­rung „Orselina“ folgen, die Straße führt im Zickzack hoch. Sobald man den Ra­mognabach überquert hat: Parkplatz su­chen. Die Madonna del Sasso befindet sich knapp unterhalb der Straße.

Standseilbahn: Die Talstation befindet sich auf halbem Weg zwischen Largo Zorzi und Bahn­hof, die Bergstation knapp oberhalb der Madonna del Sasso. Das Bähnchen fährt im 15-Min.-Takt hoch. Einfache Fahrt 4,80 CHF, Kind 2,20 CHF, hin/zurück 7,20 CHF, Kind 3,60 CHF.

Chiesa San Vittore: Wer gleich oberhalb des Bahnhofs rechts abzweigt, steht bald vor einer der schönsten romani­schen Kirchen nicht nur des Tessins, sondern der gan­zen Schweiz. Datiert wird die Chiesa San Vittore ins 11. Jahr­hundert, später kam der Ba­rock­stuck über dem Chor und den Sei­ten­kapellen hinzu. Ein kleines Ju­wel ist die Kryp­ta, bei deren Restaurierung die alten Fres­ken freigelegt wurden. Auch die schmu­cken Kapitelle sind noch gut erhalten.

Die Vorhalle rechts des Eingangs wur­de erst im 18. Jahrundert angebaut, sie diente als Bein­haus.

Giardini Jean Arp: Eine unscheinbare, kleine Grünanlage an der Ufer­pro­me­nade mit Skulpturen des Dada-Künst­lers Hans (Jean) Arp, der seine letzten Lebensjahre in Paris und Locarno ver­brachte, viele Sitzbänke - ideal fürs Picknick.

Parco delle Camelie: Knapp südlich des Lido und ebenfalls leicht zu übersehen ist der 2005 im Maggiadelta eröffnete Kamelienpark, ein Muss für Liebhaber botani­scher Gärten. Das milde Klima am Lago bekommt der Kamelie beson­ders gut. Zur Blü­te­zeit Ende März tref­fen Spezialisten aus aller Welt zu „Camelie Locarno“ ein, ei­nem fünf­tägi­gen Fest rund um Locarnos berühm­teste Blume. Über 900 verschie­de­ne Kame­lien­arten finden sich im rund 10.000 m² großen, baumbestandenen Park, der zu einem wunderschönen Spa­ziergang einlädt.

♦ März-Sept. tägl. 9-18 Uhr, Okt.-Febr. tägl. 9-16.45 Uhr (darauf verlassen sollte man sich aber nicht). Eintritt frei.

Falconeria: Der Steinadler hat eine Flü­gel­spannweite von 2,20 m, der Wan­der­falke fliegt eine Geschwin­dig­keit von bis zu 300 km/h. Zu besich­tigen sind Adler, Fal­ken, Eulen und Geier in den Volièren der Falconeria von Locarno. Doch hat die Falk­ne­rei weit­aus mehr zu bieten als nur die ge­fie­derte Abteilung eines zoolo­gischen Gar­tens.

Täglich zweimal zeigt das Team von vier professionellen Falknern und Falk­ne­rin­nen eine spektakuläre Show, die man nicht so schnell vergisst; dann ist die Tribune vor dem ausgedehnten Park mit ihren 650 Plätzen meist bre­chend voll. Zuerst tritt ein Paar mit Hund auf und erläutert kurz auf Ita­lie­nisch und Deutsch die Ge­schichte der Falknerei, die aus der asiatischen Step­pen­landschaft über Persien nach Euro­pa kam, wo sie im Mittelalter in Kaiser Friedrich II. einen begeisterten Ver­fech­ter fand. Der gebildete Herr­scher über das deutsch-römische Reich und Jeru­salem ver­fass­te sogar eine Schrift, die zum Standardwerk avan­cierte: „De arte ve­nandi cum avibus“ (Von der Kunst, mit Vögeln zu jagen).


Haltestelle Locarno

Noch während die Besucher den Wor­ten des Falkners lauschen, startet von dessen Arm ein Raubvogel, schwingt sich in die Lüfte und ent­schwindet den Blicken der Zu­schauer. Er macht wohl einen Besichtigungsflug über den nahen Lago. Noch ist er nicht zurück, da fliegt schon eine Eule über die Köpfe des Publikums. Die Show steigert sich zu äußerst präzisen Manö­vern. Untermalt von einer oft zum Cres­cen­do sich steigernden Musik, star­tet ein Adler von der Hand der Falk­nerin am einen Ende des Parks, braust haarscharf über die Zuschauer, die vor Schreck den Kopf ein­ziehen, und lan­det sicher auf dem Arm des Falkners am anderen Ende des Parks. Die 60-minü­tige Vorführung beruht auf einer äußerst präzisen Choreo­gra­phie, die Raub­vögel selbst scheinen daran Ge­fal­len zu finden, ist es doch schö­ner, über den Park zu fliegen als in den Volièren zu sitzen. Auf die Frage, ob es nicht auch vor­kom­me, dass ein Vogel die Ge­le­genheit beim Schopf packe und das Weite suche, lacht der Falkner: Ja, das sei schon vorgekommen. Doch kämen die Aus­reißer stets bald wieder zurück, Hotel Mama sei eben doch das beste. Auch das Pferd, das bei der Jagd mit Falken eine große Rolle spielt, hat zum Schluss seinen Auf­tritt, und die ganz Klei­nen freuen sich auf eine Gratis­run­de auf dem Pony nach der Aufführung.

♦ Mitte März bis Okt. Di-So 10-17 Uhr, Flug­vor­führungen jeweils um 11 und 15 Uhr. Nov. bis Mitte März Mi-So 13-16 Uhr, Flug­vor­füh­rungen um 14 Uhr. Eintritt 25 CHF, Kind 4-16 J. 18 CHF.

Ausflug nach Cardada/Cimetta

Bei schönem Wetter bietet sich ein Aus­flug nach Cardada (1332 m) an, der sich übrigens hervorragend mit einem Besuch der Madonna del Sas­so (siehe oben) verbinden lässt. Ebenso beein­dru­ckend wie das Ziel ist der Weg dort­hin: An der hy­permodernen Luft­seil­bahn, die von der Ma­don­na del Sas­so zum Haus­berg Locarnos hochfährt, war federführend der Tessiner Star­ar­chi­tekt Mario Botta be­teiligt. Er entwarf nicht nur die beiden Gebäude der Berg- und der Tal­sta­tion, son­dern auch die ele­gan­te Gondel, in der die Besucher in 5 Mi­nuten hoch­schwe­ben - viel Glas, so­dass das wunderbare Panorama schon un­terwegs ge­nos­sen wer­den kann. Oben hat Landschaftsarchitekt Paolo Bürgi die „Pas­serelle“ ent­wor­fen, eine äußerst luf­tige Aussichtsplattform mit über­wäl­ti­gen­dem Pano­ra­ma!

Wer noch höher hinaus will, steigt unweit der Bergstation in den Sessellift und lässt sich auf die Cimetta (1671 m) hochtragen.

Luftseilbahn Orselina-Cardada Juni-Aug. tägl. 7.45-19.45 Uhr (30-Min.-Takt). Sept.-Mai Mo-Fr 9.15-18.15, Sa/So 8.15-18.15 Uhr (30-Min.-Takt). Ein­fache Fahrt 24 CHF (6-15 J. 12 CHF), hin/zurück 28 CHF (6-15 J. 14 CHF).

Wandern Zahlreiche Wanderwege im Ge­biet von Cardada und Cimetta. Auskunft gibt das In­for­mationsbüro in Locarno.

Paragliding Deutschsprachige Begleitflie­ger von „Fly & Smile“ mit eidgenössischer Li­zenz sor­gen dafür, dass Sie heil in der Ebene lan­den. Tel. 091-6066266, www.parapendio.ch.

Basis-Infos

PLZ 6600

Information Lago Maggiore Tourist Of­fice, beim Bahnhof, mit dem Nach­barort Ascona zusammengeschlos­sen, kompe­tent in allen Belangen und deutsch­spra­chig. Mo-Fr 9-18, Sa 10-18, Juli/Aug. zusätzlich So 10-13/14.30-17 Uhr. Stazione FFS, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.

Hin & weg Bahn: Über 20 x tägl. nach Bel­linzona, dort Anschluss an die Nord-Süd-Achse Basel/Zürich-Mailand. Mit der „Cen­tovalli-Bahn“ (Panoramafahrt auf Schmal­spur) unge­fähr stünd­lich durchs Cen­tovalli hoch bis ins italie­ni­sche Domo­dossola, dort Anschluss nach Bern.

Postauto: Am östlichen und west­lichen See­ufer entlang jeweils bis an die Grenze so­wie in alle Seitentäler (Mag­gia, Verzasca, Cento­val­li, Onsernone etc.). Abfahrt am Bahnhof. Mit FART-Bus Nr. 1 nach Ascona, mit Nr. 316 nach As­cona und weiter nach Brissago.

Schiff: Im Sommer pendeln mehrmals tägl. Linien­schiffe zwischen den Orten des west­lichen und östlichen Seeufers, auch die Brissago-Inseln werden angesteu­ert. Im Winter wird nur die Linie nach Ma­ga­dino auf­recht­er­halten. Die Anlege­stelle be­findet sich im Zen­trum (am Ende des Lar­go Zorzi).

Bergbahnen: Ganz in der Nähe des Bahn­hofs liegt die Talstation der Standseilbahn nach Orselina mit der berühmten Kirche Ma­donna del Sasso. Dort muss man nur die Straße über­queren, und man steht an der Talstation der Luftseilbahn nach Car­dada (1332 m) (→ Um­ge­bung von Locarno). Wer noch höher will, steigt hier um in den Ses­sellift zur Cimetta (1671 m). Billig sind die Bah­nen allerdings nicht.

Parken Das Parkproblem ist groß, die Park­zeiten sind beschränkt, und die Parkuh­ren wollen gefüttert werden. Besser gleich in eines der vier Parkhäuser fahren (beim Ca­sino, ge­gen­über vom Bahnhof, gegen­über der Chiesa San Vittore oder beim Castello Visconteo).

Ausflüge Private Anbieter bieten Rund­fahr­ten auf dem See an, sind aber recht teu­er. Billiger kreuzt man mit dem Linien­damp­fer. Ein besonderes Angebot von April bis Mitte Okt. ist der Lago Mag­giore Express: mit dem Schiff bis ins ita­lie­nische Stresa, dort ungefähr eine Stun­de Aufenthalt, dann mit dem ita­lie­ni­schen Zug hoch nach Domodossola und schließ­lich Pa­noramafahrt mit der „Cen­tovalli-Bahn“ zu­rück nach Locarno - oder die­sel­be Fahrt im Gegen­uhrzeiger­sinn. Kosten für diese Ganz­tagestour 38 CHF (Kind 19 CHF). Aus­kunft beim In­for­ma­tions­büro und unter www.lagomaggioreexpress.com.

Baden Beide Badestrände von Locarno lie­gen im Delta der Maggia: der Lido mit großer Well­nessanlage, und et­was weiter südlich, beim Cam­ping Delta, der Lanca-Strand.

Einkaufen Läden mit großer Aus­wahl an kuli­narischen Tessiner Spezialitä­ten fin­det man an der Piazza Grande, Bou­ti­quen eben­falls dort und in den angrenzen­den Alt­stadt­gassen.

Fahrradverleih Bike Sharing Locarno, über ein Dutzend „Velospots“ in der Stadt. Die blauen Räder mit Einkaufskorb auf der Lenk­stan­ge sind preisgünstig. Verkauf von Tages­karten für 10 CHF beim Informa­tions­büro und der Cancelleria comunale, Piazza Grande 18.

Bahnhof: wie in allen grö­ßeren Bahnhöfen der Schweiz gibt es auch in Locarno eine Rent-a-Bike-Station. Preis­wert.

Belotti Sport: Mountain- und Citybikes. Via Citadella 22, Tel. 091-7516602.

Festivals Locarno Film Festival, all­jähr­lich in der ersten Augusthälfte (mehr über das in­ter­national berühmte Festival (s. o., Kastentext „Große Leinwand in Lo­carno“).

Moon & Stars, noch relativ junges, zehn­tä­gi­ges Rock- und Popfestival, jährlich Mitte Juli. Bei der 136 Ausgabe 2019 war Eros Ramazzotti zu Gast. Programm unter www.moonandstarslocarno.ch.

Jazz Jam Sessions, jeweils Montag 20-23.30 Uhr treffen sich in der Snackbar „In­contro“ im Palazzo dei Congressi bei Laura und Madda Jazzmusiker aus dem Tessin, der gan­zen Schweiz sowie inter­na­tio­nale Musiker, die gerade in der Region sind, zur Jam Session. Nicht-Musiker und Musiker sind eingeladen zu­zu­hören und mitzu­spie­len. Eintritt frei. Via Municipio 2, Muralto (hinter dem Bahnhof von Locarno).

Camelie Locarno, alljährlich Ende März An­fang April. Fünftägige Hommage an die Kame­lie im Parco delle Camelie (→ Sehens­wer­tes).

Golf Ein Golfplatz fehlt an einem so mon­dä­nen Ort natürlich nicht. Sie finden einen 18-Loch-Platz, wenn Sie die Strandstraße ein­fach weiterfahren, direkt vor der Mün­dung der Maggia. Tel. 091-7523353, www.golflocarno.ch.

Märkte Wochenmarkt jeweils Do 9-17 Uhr (außer Jan.) auf der Piazza Grande und dem Largo Zorzi. Gemüse aus dem Um­land und frischer Fisch aus dem See.

Paragliding Gestartet wird auf der Ci­metta, zu der man erst mit der Standseil­bahn, dann mit der Gondel, dann mit dem Ses­sellift hoch­fährt. Deutschsprachige Be­gleit­flieger von „Fly & Smile“ mit eid­ge­nös­si­scher Lizenz sorgen dafür, dass Sie heil in der Ebene landen. Tel. 091-6066266, www.parapendio.ch.

Wellness Termali Salini & Spa, am Lido, Thermal-Solebad (35 Grad) mit Schwimmka­nal und Außenbecken (See- und Bergpano­rama), Dampfbad, Saunen und Massagean­gebot. Tägl. 9-21.30 Uhr. Badelandschaft 32 CHF, Bade- und Saunalandschaft 38 CHF. In der Sauna­land­schaft ist der Dienstag den Frauen vorbehalten.

ÜbernachtenKarte

*** La Rinascente 3, nur einen Katzen­sprung von der Piazza Grande, trotzdem ruhig. Das 2012 eröffnete Bou­ti­que-Hotel residiert in einem mit architekto­ni­schem Fingerspitzen­ge­fühl um­gebauten Gebäude aus dem 16. Jh. Die alte Bau­sub­stanz sowie die Deckenmalereien wurden erhalten. Modern eingerichtete, sehr helle Zim­mer mit wunderschönen Bä­dern. Meh­re­re Terrassen und Gourmet-Re­staurant (So Ru­hetag) - das Konzept über­zeugt. DZ ab 180 CHF je nach Saison und Kategorie. Weih­nachten bis Febr. geschlos­sen. Via al Tazzino 3, Tel. 091-751331, www.hotel-rinascente.ch.

*** Dell’Angelo 15, Stadthotel in zentraler Lage mit langjähriger Tradition. Renovierte, freund­liche, teils etwas altbackene Zimmer. Eine begrenzte Anzahl von Gratispark­plät­zen steht zur Verfügung. DZ ab 180 CHF, auch 3- und 4-Bett-Zimmer. Piazza Grande, Tel. 091-7596868, www.dellangelo.ch.

*** Du Lac 8, Klassiker mit Hote­lier­tra­di­tion seit 1860, in bester Lage zwischen Alt­stadt und See. Komfortable, freundlich ein­ge­rich­tete Zim­mer. DZ ab 160 €. Via Ramo­gno 3, Tel. 091-7512921, www.du-lac-locarno.ch.

** Rondinella 9, nüchterner Betonbau, aber kom­fortable Zimmer mit Seeblick. Re­zep­tion in der dritten Etage. Im Parterre ser­viert die „Birreria Rondalli“ nicht nur Bier, son­dern auch preiswerte Gerichte. DZ 140-190 CHF, auch 3- und 4-Bett-Zimmer. Jan./Febr. geschlossen. Via Dogana Nuova 4, Tel. 091-7516221, www.rondinella.ch.

** Citadella 10, in erster Linie ein schönes und auch gutes Fischrestaurant in der Alt­stadt, ver­mietet aber auch zehn teils mit viel Plüsch ein­ge­rich­te­te Zimmer, teilweise Mansarden. DZ 120-170 CHF. Via Cittadella 18, Tel. 091-7515885, www.cittadella.ch.


Übernachten

1 Mirafiori 2 Olanda 4 Jugendherberge 5 La Rinascente 10 Du Lac 11 Rondinella 12 Citadella 14 Vecchia Locarno 15 Giacometti 17 Dell'Angelo

Essen & Trinken

3 Il Malatesta 6 Negromante 7 Borghese 8 Il Guardiano del Farro 9 Da Valentino 12 Citadella 13 Casa del Popolo 16 Reginetta 18 Canetti

Giacometti 13, familiäre Herberge mit sehr unterschiedlichen Zimmern, teils mit Dusche/WC auf Etage. Rezeption Mo-Sa 15-18 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten nach telefonischer Ver­einbarung. DZ 110-170 CHF. Via San Francesco 1, Tel. 091-7518782, www.hotel-giacometti.ch.

Vecchia Locarno 12, sehr unter­schied­liche Zim­mer, teils renoviert, meist mit Holz­böden, einige mit Aussicht auf die Straße, das schönste und teuerste mit Loggia und Aussicht auf die Berge, die meis­ten mit kollektiver Du/WC auf Etage. Zimmer also bes­ser erst anschauen. Mit vegetarischem Restaurant, DZ 110-150 CHF. Jan. ge­schlos­sen. Via Motta 10, Tel. 091-7516502, www.vecchia-locarno.ch.

Olanda 1, bescheidenes Haus, aber in schö­ner Hanglage über der Stadt. Wun­der­schö­nes, grün überdachtes Gärtchen mit See­blick. DZ mit Du­/WC 150-170 CHF, DZ mit Dusche, aber WC auf Etage 140-150 CHF, teils DZ mit Du/WC auf Etage 130-140 CHF. Nov.-Febr. ge­schlos­sen. Via ai Monti 139 A, Tel. 091-7514727, www.pensione-olanda.ch.

Jugendherberge Palagiovani 2, im west­li­chen Ortsteil, aber noch immer zent­rums­nah. Mit Innenhof und Garten. Platz für 200 Gäs­te. Geschlafen wird in Doppel­zimmern (oft mit Etagendusche), 4Bett- und 6-Bett­zim­mern mit Du/WC. DZ mit Du/WC 138 CHF, mit Du/WC auf Etage 102 CHF, in Mehr­bettzimmern 48-58 CHF pro Pers. Rezeption 15-22 Uhr. Via B. Varenna 18, Tel. 091-7561500, www.youthhotel.ch/de/hostels/locarno.

Camping ***** Delta, im Maggiadelta, di­rekt am See. Großes Gelände mit 300 Plät­zen und hervorragender Infrastruktur, zu der auch ein Kajak- und Fahrradverleih gehört. Geöff­net März-Okt. Via Respini 27, Tel. 091-7516081, www.campingdelta.com.

Wohnmobile Kompletter Service beim Cam­ping Delta (s. o.).

Essen & TrinkenKarte

Da Valentino 7, Mitglied der Gilde eta­blier­ter Schweizer Gastronomen; ent­spre­chend lie­gen die Preise über dem Durch­schnitt. Fisch und Fleisch raffiniert zu­be­rei­tet und im dezenten Interieur oder auf der begrün­ten Terras­se nach hinten serviert. Dass die Pasta haus­gemacht ist, versteht sich hier von selbst. So/Mo geschlossen. Via Tor­retta 7, Tel. 091-7520110.

Citadella 10, Spezialität sind Fischgerichte und Mee­resfrüchte, aber auch Fleisch (ge­grillt) und Pizza stehen auf der Karte. Auch Kin­der­teller. Serviert wird auch im hüb­schen In­nenhof der Casa dei Canonici (Haus der Dom­herren) auf der anderen Stra­ßenseite. Mo Ruhetag. Via Citadella 18, Tel. 091-7515885.

Mein Tipp Negromante 4, die Casa del Negromante, eines der ältesten Bauwerke der Stadt, wurde 2014 als Restaurant eingerichtet. Im wunderschönen Innenhof mit Arkaden­um­gang und Weinrebendach speist man vor­züg­lich und teuer: Das Filet vom Angus­rind oder vom Pferd wird auf heißem Stein ser­viert, der Gast überwacht die Garzeit; die Country-Kar­tof­feln passen hervorragend dazu. Das Poulet lief Zeit seines Lebens frei auf den „Terreni alle Maggia“ herum, einem alt­eingesessenen land­wirt­schaftlichen Be­trieb in Ascona. Geöffnet ab 17 Uhr, Mo Ru­he­tag. Via Borghese 14, Tel. 091-7514044.

Reginetta 14, auf Meeresküche spezia­li­siert, Fleisch und Risotto werden nur „unter fer­ner lie­fen“ angeboten. Mo Ruhetag. Via della Mot­ta 8. Tel. 091-7523657.

Casa del Popolo 11, in der Altstadt, tra­di­tio­nel­les und sehr populäres Lokal mit gro­ßer Ter­rasse. Bekannt vor allem für seinen Os­so­buco, aber ebenso für hausgemachte Pas­ta und Pizza. Seit einigen Jahren unter tür­kischer Regie, aber die Küche ist tes­si­ne­risch-italie­nisch geblieben. Piazza delle Corporazioni, Tel. 091-7511208.

Borghese 5, ein ganz und gar unpräten­tiö­ses Lo­kal im sonst schicken Locarno. Haus­manns­kost, große Salatauswahl und ein net­ter, klei­ner Innenhof. Via Borghese 20, Tel. 091-7510498.

Bio/Regional Il Guardiano del Farro 6, vege­ta­ri­sches Selbstbedienungsrestaurant mit le­cke­rer Aus­wahl. Alles aus biologi­schem An­bau, also ist auch Biobrot eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Im Haus werden auch einige Zimmer (auch Mehr­bettzim­mer) vermietet, alle unterschiedlich groß und unter­schied­lich gestaltet. Mo-Mi 9-15, Do-Sa 9-15/17-23 Uhr. Via Borghese 32, Tel. 091-7518641 und Tel. 078-8707677.

Ascona

Die Piazza Motta, die Seepromenade, fasst das Leben in Ascona kon­zen­triert zusammen: sehen und gesehen werden, flanieren, Dolce­farniente und stets die großartige Kulisse des oberen Lago Maggiore im Blick.


An der Seepromenade von Ascona

Durch die Maggia getrennt, teilen sich Ascona und Locarno das Delta. Im Unter­schied zum größeren Locarno, das noch ein komplexes Wirt­schafts­leben kennt, ist As­cona praktisch voll­stän­dig auf den Tourismus aus­ge­richtet, vom Fischerdörfchen re­den nur noch weltfremde Nostalgiker. Zu den frühen Touristen gehörten die Künst­ler und Weltverbesserer auf dem Monte Verità (siehe dort), der ganz große Boom setzte dann in der Nachkriegszeit ein. Das Wirtschaftswunder schwappte über die Al­pen an die Ufer des Sees, der deutsche Mittelstand entdeckte Ascona als Ur­laubs­des­ti­na­tion, Neureiche bau­ten sich gleich ihr eigenes Ferien­domi­zil - As­cona punk­tete sich zur Marke, in Rüsselsheim wurde der „Opel Ascona“ aus der Taufe ge­ho­ben.

Heute wird in Ascona nicht mehr so viel gebaut; zum einen ist das Pflaster sünd­haft teu­er geworden, zum anderen ist für Neubauten ohnehin fast kein Platz mehr. Die Zu­züg­ler aus den Boom­jahren sind geblieben und ge­al­tert, oft sind es schon deren Söh­ne und Töchter, die mit dem Cabrio vor den Toren Asconas auf Park­platzsuche sind. Doch das das soll Sie nicht davon ab­halten, sich in ein Café an der See­pro­me­na­de zu setzen, dem bunten Trei­ben, den ein- und ausfahrenden Schif­fen zuzu­schau­en und das süße Nichts­tun zu genießen.

Sehenswertes

Piazza Motta: Was den Locarnesen die Piazza Grande, ist den Asconesen ihre Pi­az­za Motta. Im Unterschied zu Locarno sitzt man in Ascona direkt am See. Sonst aber gilt auch hier: sehen, ge­sehen werden, flanieren. Gaukler, Ak­kordeonspieler und andere Stra­ßen­musi­kanten empfangen die Ausflügler der ankommenden Schif­fe.

Der Name des Platzes ehrt Giuseppe Motta, einen stramm konservativen Poli­tiker, der von 1912 bis 1940 in der Schwei­zer Regierung saß. Historiker strei­ten darüber, ob seine zweifellos vor­handenen Sympathien für Musso­lini und Franco mit der eid­ge­nös­si­schen Neutralitätspolitik vereinbar waren. Die Asconesen kümmert dies nicht: Motta hat in ihrem „Collegio Papio“ (siehe unten) die Schulbank ge­drückt.


Casa Serodine: Familiensitz der Asconeser Stuckateure

Casa Serodine: Das zweifellos schönste Bürgerhaus der Stadt steht gegenüber der Kir­che und war einst Fa­mi­liensitz der Asconeser Stuckateure Se­rodine, die ihr Ver­mö­gen in Rom mach­ten und sich als reiche Rück­wanderer ein bau­li­ches Denk­mal setz­ten. Die viel­fo­to­gra­fier­te barocke Fas­sa­de mit ihren alle­go­ri­schen Stuckar­bei­ten über den Fens­tern wird Giovanni Battista Serodine zu­geschrieben. Mög­li­cher­weise hatte auch sein Vater und Lehrmeister, Haus­ei­gentümer Cristoforo Se­ro­di­ne, seine künst­lerische Hand mit ihm Spiel.

Chiesa Santi Pietro e Paolo: Die ba­ro­cke, dreischiffige Pfarreikirche mit dem nicht zu über­sehenden Campanile, gleich neben der Casa Serodine, zeigt einen vollstän­dig mit Fresken aus­ge­schmückten Chor. Auch hier ist die Künst­lerfamilie Serodine ver­treten, dies­mal mit Giovanni, der in Rom als Ma­ler von Caravaggio die Chiaros­curo-Tech­nik (Hell-Dunkel-Male­rei) ab­schau­te und es damit zu einiger Be­rühmt­heit brachte. Die Al­tar­ta­fel, im obe­ren Teil die Krönung Mariä, im unte­ren die Präsentation des Schweiß­tuchs Vero­ni­kas, gehört zu sei­nen Spät­werken, die Fresken links und rechts des Ein­gangs („Die Söh­ne des Ze­be­däus“, „Die Jünger in Emmaus“) stam­men aus sei­ner frühes­ten Zeit als Maler.

Collegio Papio: Die Anlage wurde der Chie­sa Maria della Misericordia (15. Jh.) um 1600 beigegeben und be­sticht vor al­lem durch die doppelte Log­gia im lom­bardi­schen Stil. Früher war das Kol­le­gium von Ascona bekannt als Pries­ter­schmie­de, heute wird es als pri­vate ka­tho­li­sche Mittelschule ge­führt. Schüler und Schülerin­nen aus der Umgebung kämp­fen sich hier durch bis zur Matura (Abitur); wer von weit­her kommt, hat die Mög­lich­keit, im Internat zu wohnen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie den ma­le­ri­schen Innen­hof nicht in aller Ruhe be­wun­dern können.

Die Chiesa Santa Maria della Mi­se­ri­cor­dia mit ihrer Kassettendecke wartet im Chor mit zahlreichen spätgotischen Fres­ken auf, deren Motive dem Alten und Neuen Testament entstammen.

Santuario della Madonna della Fon­tana: Eine Wallfahrtskirche, die fast keine mehr ist - außer für Picknicker. Am Fuß des Monte Verità findet man eine turm­lose, etwas herunter­ge­kom­me­ne Kir­che, meist ist sie geschlossen. „Eine Re­novie­rung der Kirche ist mit­tel- bis lang­fristig vorgesehen“, lässt der Pfarrer von Ascona verlauten und will sich wei­ter nicht festlegen. Vor dem Gottes­haus steht eine Votiv­kapelle, ebenfalls turm­los, und in ihr der Brun­nen, dessen Quell­wasser der Legende zu­folge einer stum­men Schä­fe­rin wieder zur Sprache ver­half und damit am Ur­sprung des Wall­fahrts­orts steht. Al­lein, der Brun­nen spen­det kein Wasser mehr, und die drei an­ge­ketteten Schöpf­löf­fel wirken wie sinn­entleerte Requisiten einer fer­nen Zeit.


Mitten im mondänen Ort: Campanile der Kirche von Ascona


Collegio Papio - streng lombardischer Stil

Lebendiger geht es im Anbau der Kirche zu, der als Gruppenunterkunft dient, und noch lebendiger im „Grotto Ma­don­na della Fontana“, das vor allem an Wo­chen­en­den gern aufgesucht wird.

Museo Comunale d’Arte Moderna: Der Bestand des Museums verdankt sich zu ei­nem großen Teil seiner Mit­be­grün­de­rin, der russischen und später staa­ten­losen Male­rin Marianne von We­ref­kin (1860-1938). Mit 20 Jahren war sie Privat­schü­le­rin von Ilja Repin, der da­mals mit seinen ex­pres­sio­nis­tischen Wer­ken der be­kann­tes­te Ma­ler Russ­lands war. Bald mach­te sich Ma­rian­ne von Werefkin als Malerin einen eige­nen Na­men. Später, mit ei­ner statt­li­chen Rente des Zaren ausgerüstet, zog sie nach Deutschland, wo sie mit den weg­wei­senden Malern der Zeit zu­sam­men­kam: Klee und Kandinsky, Franz Marc, Ma­tisse und vielen anderen mehr. Bei Aus­bruch des Ersten Welt­kriegs zog sie in die Schweiz um, ab 1918 wohnte sie - nach der Russischen Revolution 1917 oh­ne za­ris­ti­sche Rente und schließ­lich ziem­lich mittellos - bis zu ihrem Tod in Ascona.

Nebst einigen wenigen Werken der städtischen Asconeser Sammlung (u. a. Paul Klee und Cuno Amiet), sind es vor allem die 29 farbenkräftigen Bilder Marianne von Werefkins in der zweiten Etage, die den Ruf des Museums begrün­den. Nebst einem Selbstporträt sind u. a. „Arbeiter auf dem Heimweg von der Fabrik“, „Der Lum­pen­samm­ler“ und Polizeiposten von „Wilna“ zu­sehen. Die geistige Verwandt­schaft mit anderen Künstlern der von ihr mit­be­grün­deten Neuen Künstler­ver­ei­ni­gung Mün­chen (N.K.V.M), die dann in den „Blauen Reiter“ mündete, ist un­ver­kenn­bar.

♦ Di-Sa 10-12 und 14-17, So 10.30-12.30 Uhr. Ein­tritt 7 CHF.


In vorderster Reihe am See

Museo Epper: Das kleine Museum, das die Werke des heute in Vergessenheit ge­ra­tenen Schweizer Expressionisten Ignaz Epper (1892-1969) und seiner hol­län­di­schen Frau Mischa hütet, ist allenfalls für Spezialisten interessant. Die Ep­pers wohn­ten ab 1932 in Ascona und hatten im heutigen Museum ihr Atelier. Eine Stif­tung kümmert sich um den Nachlass und nutzt die Räum­lich­kei­ten für som­mer­li­che Wechsel­aus­stel­lungen, die im künstlerischen Zu­sam­menhang mit Ep­per ste­hen.

2019 wollte die Stiftung aus Geld­mangel das Museum an das 5Sterne-Hotel Eden Roc verkaufen, das An­we­sen war bereits von drei Seiten um­zin­gelt. Dagegen gab es Widerstand. Falls das Hotel das Museum tatsächlich schlu­cken sollte, ist noch unklar, ob die­ses der Öffentlichkeit dann noch zu­gäng­lich sein wird, den Hotelgästen vor­be­halten oder ganz geschlossen wird.

♦ April-Juni und Sept./Okt. Di-Fr 10-12/15-18, Sa/So 15-18 Uhr; Juli/Aug. Di-Fr 10-12/20-22, Sa/So 20-22 Uhr. Eintritt frei.

Museo Castello San Materno: Das „Castello“, einst Wohnsitz der legen­dären Char­lot­te Bara (→ Teatro San Materno) wurde 1987 von der Ge­meinde gekauft und dient seit 2014 als Zweig­stelle des Museo d’Arte Comu­nale Moderna. Der Mu­seums­be­stand ver­dankt sich dem Industriellen Kurt Alten (1925-1989), der nicht nur fahr­bare Überladebrücken für Rampen ent­wi­ckelte, sondern sich zusammen mit seiner Frau Barbara auch als Kunst­sammler betätigte. Insgesamt 60 Werke meist deutscher Provenienz von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Welt­krieg sind ausgestellt: Impres­sio­nis­mus (Max Liebermann, Fritz Over­beck, Otto Modersohn), die Worps­weder Schu­le, die Maler der „Brücke“ (Max Pechstein, Ernst Kirchner, Emil Nolde u. a.) - klein und fein!

♦ Do-Sa 10-12/ und 14-17, So 14-16 Uhr. Ein­tritt 7 CHF.

Teatro San Materno: Das Haus fällt als The­ater nicht auf - ganz einfach, weil man sich ein Theatergebäude anders vor­stellt, obendrein steht es ver­kehrs­um­tost außer­halb des Zentrums. Der ku­bi­sche Bau im Bauhaus-Stil ver­kör­pert ein Stück Ar­chi­tek­tur­geschichte. Er stammt vom Ar­chi­tekten Carl Weide­meyer (1882-1976) und wurde 1928 eigens für die Tän­zerin Charlotte Bara (1901-1986) er­richtet. De­ren Vater, ein deutscher Tex­tilfabrikant, hatte zuvor das nahe Castello San Materno (heute Museum, sie­he oben) gekauft und dort für sie einen Tanzsaal eingerichtet, der sich je­doch bald als zu klein erwies; darauf gab er den Bau eines neuen Thea­ters in Auf­trag. Char­lotte Bara, dem Aus­drucks­tanz in der Nach­folge von Isa­dora Duncan ver­pflich­tet, feierte bis zu Beginn des Zwei­ten Weltkriegs Er­fol­ge in ih­rem Theater - und tanzte dann, vom Pub­li­kum zu­nehmend weniger be­ach­tet, noch bis in die späten 1950er Jahre. 1978 verkaufte die „heilige Tänzerin“ das Gebäude der Ge­meinde Ascona, die wenig damit an­zu­fan­gen wusste und es dem Verfall überließ. Dem endgültigen Stillstand folgte nach langen kom­mu­nal­po­li­ti­schen Diskussionen eine sach­kun­dige Renovierung des Ge­bäu­des und 2009 seine Wiedereröffnung als Tanz­theater (Programm unter www.teatrosanmaterno.ch).

Basis-Infos

PLZ 6612

Information Lago Maggiore Tourist Of­fice, mit Locarno zusammengeschlossen und kompetent wie dieses. Deutsch­sprachigkeit ist selbstverständlich. Mitte März bis Okt. Mo-Fr 9-18, Sa 10-18, So 10-14 Uhr; Nov. bis Mitte März Mo-Fr 9.30-12/13.30-17, Sa 10-14 Uhr. Viale B. Papio 5, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.

Hin & weg Bahn, der nächste Bahnhof be­findet sich in Locarno.

Bus, mit FART Nr. 1 nach Locarno (Bahn­hof), mit FART Nr. 316 ebenfalls nach Lo­car­no und in die andere Richtung bis Bris­sago. Ab­fahrt bei der Post.

Schiff, im Sommer pendeln mehrmals täg­lich Linienschiffe zwischen den Orten des west­lichen und des östlichen Seeufers, auch die Brissago-Inseln werden angesteu­ert, Die Ab­le­ge­stelle befindet an der Piazza G. Motta (See­promenade).

Parken Ein zentrumsnaher Parkplatz liegt an der Via Albarelle (südöstlich der Piazza Mot­ta), ein Parkhaus an der Via Circon­valla­zio­ne, ein weiteres an der Via della Buona­ma­no (dort mit Parkscheibe 4 Stunden gratis), alles andere ist Zeit­ver­schwen­dung.

Ausflüge Private Anbieter bieten Rund­fahr­ten auf dem See an, sind aber recht teuer. Billi­ger kreuzt man mit dem Linien­damp­fer. Ein be­son­deres Angebot ist der Lago Maggiore Express (→ Locarno, Aus­flü­ge), der auch in Ascona hält.

Baden Der Grande Lido, ganz im Süden des Deltas, ist wirklich groß. Eintritts­pflich­tig.

Einkaufen Boutiquen findet man im gan­zen Altstadtbereich, die teuersten Juwelen und Schweizer Luxusuhren bei Doris Hersch­mann im blauen Haus (neben dem Rat­haus) an der Piazza Motta. Ein gut sor­tier­tes Antiquariat präsentiert die Libre­ria della Ron­dine in der Casa Serodine (hinter dem Rat­haus). Bücher über die Gegend, über den be­rühm­ten Monte Verità und selbst­ver­ständlich auch Romane von Her­mann Hes­se. Lokale Spe­zialitäten bietet die Vi­nothek Terreni alla Maggia an der Via Mu­raccio 105 an: Weine aus Ascona, Reis, wei­ßer und ro­ter Polenta-Mais. Der Betrieb ar­beitet im Maggia-Delta und ist der einzige Schweizer Reisproduzent.

Festivals JazzAscona, alljährlich Ende Juni/Anfang Juli. Der ganze Ort vibriert: Kon­zerte in Hotels, auf Plätzen und natür­lich an der See­pro­menade. Informationen unter www.jazzascona.ch.

Settimane musicali, von Sept. bis Mitte Okt. Seit 1946 treffen sich jährlich Kory­phä­en der klas­sischen Musik zu den „musi­ka­li­schen Wo­chen“ in Ascona. Haupt­spiel­stät­ten sind das Collegio Papo und das Teatro San Ma­terno, aber auch die Kirche San Francesco in Locarno. Programm unter www.settimane-musicali.ch.

Artisti di Strada, jährlich rund um die Pfingst­tage. Über 100 Straßenkünstler aus aller Herren Länder treten in den Gassen Asconas auf. Eintrittsfrei, Programm unter www.artistidistrada.ch.

3 Ore di Ascona, eine der größten Segelre­gatten auf dem Lago Maggiore, meist an einem Samstag im Juni. Jeder kann teil­nehmen, das Startgeld ist bescheiden. Ge­mes­sen wird nicht die Zeit, sondern die Dis­tanz. Exakt drei Stun­den lang wird auf dem See in einem Drei­eck gesegelt, so­dass der Zuschauer rasch den Über­blick ver­liert, wer vorne ist oder evtl. eine Runde zurückliegt. Profis nehmen das fröhliche Event als Trainingsmöglich­keit wahr.

Galerie Die Casa d’Arte d’Ascona (CAA) küm­mert sich um die lokale Kunstszene. Das reicht aber für das Ausstellungspro­gramm nicht aus, und so werden auch Künst­ler aus­ge­stellt, die keinen Bezug zu As­co­na haben - eine begrüßenswerte Ini­tia­tive. Via Borgo 47a.

AcquestArte zeigt ein anspruchsvolles Pro­gramm: internationale Maler, Bildhauer und Fotografen. Via Collegio 7 (in der Nähe des Antico Ristorante Borromeo).

Golf Ganz im Süden des Deltas unterhält der Golf Club Patriziale Ascona eine 18-Loch-Anlage. Via Lido 81, Tel. 091-7851177, www.golfascona.ch.

Markt Wochenmarkt, April bis Okt. Di 9-17 Uhr auf der Piazza Motta.

Segeln Asconautica, unweit hinter dem Park­platz an der Via Albarelle. Sowohl Kur­se als auch Bootsverleih. Tel. 091-7915185, www.asconautica.ch.

Übernachten

Mit über 50 Herbergen hat Ascona wohl die höchste Hoteldichte pro Ein­wohner am Lago Maggiore. Eine Spitzenposition nimmt der Ort auch mit seinen ho­hen Zim­merpreisen ein. Cam­per haben das Nachsehen, die nächs­ten Plätze fin­den sich in Losone und Locarno.

**** Castello Seeschloss 15, am östlichen Ende der Seepromenade. Das Schlöss­chen ist ein Klassiker der unter dem Label „Ro­man­tik“ vereinigten Nobelherbergen. Ge­räu­mige, stil­volle, sehr komfortable Zim­mer, die teuersten und schönsten im Schloss­turm mit Seeblick, das oberste ist nur über eine Wendeltreppe (40 Stufen!) zu er­rei­chen. Nach hinten großer Gar­ten mit Swim­ming­pool. Hoteleigener Park­platz. DZ ab CHF steil aufwärts. Ge­öff­net März-Okt. Pi­azza G. Motta, Tel. 091-7910161, www.castello-seeschloss.ch.

*** Art Hotel Riposo 4, fast an der See­promenade. Zeitgenössische Kunst als De­kor, Rot und Orange herrschen vor, im In­nenhof plät­schert ein Brunnen. Der Clou des Hotels ist ein­deutig die Dachterrasse mit beheiztem Schwimmbad und Aussicht über die Dächer Asconas, bequeme Liegen erhöhen das Wohl­befinden. Komfortable DZ ab 200 CHF, Früh­stückbuffet inklu­si­ve. Das Restaurant zeigt eine bemalte De­cke und geht in einen Innenhof über, sepa­rat davon eine Bar mit intimer Atmo­sphäre. Am Samstagabend kommt im Art Ho­tel oft die Kunst zu ihrem Recht: Live-Kon­zerte, meist Jazz. Ein weiteres Plus des zwar teu­ren, aber elegant eingerichteten Hauses ist der Fahr­radverleih für Gäste (gratis). Geöff­net März-Okt. Scalinata della Ruga 4, Tel. 091-7913164, www.hotelriposo.ch.

Seven 12, die vom Spitzenkoch (mittlerweile Manager) Ivo Adam lancierte Seven Group hat sich 2017 am besten Platz Asconas gleich zwei Hotels (die früheren „Al Porto“ und „Schiff Batello“) einverleibt. Entstanden sind daraus das „Seven Boutique Hotel“, das „Ristorante Asia“ und die „Bar Batello“. Mehrere Gebäude, nach hinten ein Garten und Innenhof. Alles picobello. DZ inkl. Früh­stück je nach Saison und Kategorie ab 120 CHF. Fahrradvermietung an Gäste. Piazza G. Motta 21, Tel. 091-7807777, www.seven.ch.

*** New Elvezia 10, an der Seepromenade. Ein Klas­siker aus den Frühzeiten des Tou­ris­mus und seit über 100 Jahren von dersel­ben Familie geführt. Freundlichkeit wird hier groß­ge­schrie­ben. Die 2016 sanierten Zimmer sind mit dem nötigen Komfort aus­ge­s­tat­tet (z. B. Mi­nibar). DZ 120-190 CHF, inkl. Früh­stück, die teureren mit Balkon und Seeblick. Ganzjährig geöffnet. Piazza G. Motta 15, Tel. 091-7911514, www.hotel-newelvezia.ch.

*** Monte Verità 1, reno­vier­tes Ho­tel im Bauhaus-Stil auf dem Monte Verità, in dem gele­gent­lich auch Kongresse stattfinden. Die Zim­mer sind geräumig und sehr kom­for­ta­bel eingerichtet, die Bäder genügend groß und elegant. Mit Restaurant und gro­ßer Ter­rasse. Der Betrieb macht na­tür­lich Re­kla­me mit der Ge­schichte der Uto­pien, die im frühen 20. Jh. auf dem Monte Verità aus­ge­brütet wurden, hat sonst aber wenig mit die­sen gemein. Ruhe hingegen ist auch heu­te noch garantiert. Ge­le­gentlich werden auf dem Monte Verità auch Zim­mer in anderen Häusern vermietet. DZ ab 200 CHF. Geöffnet März-Okt. Via Collina 84, Tel. 091-7854040, www.monteverita.org.


Übernachten

1 Monte Verità 2 Arcadia 4 Art Hotel Riposo 9 New Elvezia 11 Schiff Batello 12 Al Porto 15 Castello Seeschloss 16 Degli Angioli

Essen & Trinken

3 Beach Lounge 5 Cortile 6 Della Carrà 7 Antico Ristorante Borromeo 8 7 10 Grotto Baldoria 13 Al Pontile 14 Nostrana

** Arcadia 2, in ruhiger Lage, eine knappe Vier­telstunde zu Fuß ins Zentrum. Sehr freund­licher Empfang. Gepflegte Zimmer und ein schö­nes Restaurant im arkadenge­säum­ten Innen­hof. DZ 130-200 CHF. Hoteleigene Park­plätze (gratis). Geöff­net April bis Mitte Okt. Via Patrizia 47, Tel. 091-7911015, www.arcadia.li.

Degli Angioli 16, fast an der See­pro­me­na­de. In erster Linie ein Restaurant, der Wirt ver­mie­tet aber auch sieben gepflegte Zimmer, eher rustikal, teils mit Balkon. DZ 160-260 CHF inkl. Früh­stück. März geschlossen. Via Albarelle 3, Tel. 091-7912518, www.angioli.ch.

B & B Annie’s 8, die günstige Variante in ruhi­ger Lage im Ortskern. Drei renovierte Zim­mer in der 2. Etage, Du/WC auf Etage. DZ inkl. Früh­stücksbuffet auf der Veranda 70-110 CHF. Piazzetta San Pietro 3, Tel. 091-7914282 und 079-7596743, www.annies-ascona.ch.

Essen & Trinken/NachtlebenKarte

Antico Ristorante Bor­romeo 7, haus­ge­mach­te Pasta und her­vor­ragende ita­lie­nische und Tessiner Kü­che im stilgerechten Interieur eines herr­schaft­li­chen Alt­stadt­hau­ses oder auf der ge­pfleg­ten Gartenterrasse nach hinten. Ge­hobene Prei­se, dezente At­mo­sphäre. Mo Ruhe­tag. Via Collegio 16, Tel. 091-7919281.

Al Pontile 13, professionell gemanagtes Fein­schme­cker­restaurant in bester Lage an der Seepromenade, im selben Besitz wie die Ho­tels „Al Faro“ und „Piazza au Lac“. Von der Gänse­leber bis zum Château­briand wer­den keine Wün­sche offengelassen. Pi­az­za G. Motta 31, Tel. 091-7914604.

Seven 9, Ivo Adam ist in Ascona wohl der rüh­rigs­te Gastronomie-Unternehmer, der Name bürgt sowohl für Tradition wie auch für Innovation. Von seinen Lokalen ist das 2007 gegründete Seven immer noch die Vorzeigead­resse: schickes Design, hervorragende Kü­che, stolze Preise. Außerhalb der Saison Mo/Di geschlossen. Via Moscia 2, Tel. 091-7807788.

Della Carrà 6, drinnen sitzt man an­ge­nehm, noch angenehmer im schönen Innen­hof. Ser­viert werden hausgemachte Pasta und Fleisch­gerichte, aber auch markt­frische Fi­sche aus dem Lago. Die Scampi hingegen kom­men aus Süd­afrika. So geschlos­sen, ebenso den ganzen Ja­nuar. Via Carrà dei Nasi 10, Tel. 091-7914452.

Nostrana 14, Tessiner Küche an der See­promenade. Pasta und Polenta, Risotto und Holz­ofen-Pizze. Letztere sind etwas teurer als anderswo, aber nach Auskunft der Einheimi­schen die besten weit und breit. Das kann stimmen, das Lokal ist stets gut besucht. Piazza G. Motta, Tel. 091-7915158.

Mein Tipp Grotto Baldoria 11, der Garten mitten im alten Dorfkern mit seinen Holz­tischen und Holzbänken ist die unprä­ten­tiöse, preiswerte Alternative zu Asconas schicken Lokalen. Keine Karte, keine Qual der Wahl. Erst kommt die Salami mit Holzbrett und Messer auf den Tisch, dann wird gegessen, was der Koch an diesem Tag gezaubert hat, mit der Käse­platte geht’s weiter oder mit Kuchen, zum Abschluss Kaffee und Grappa, wahlweise auch Amaro oder Limoncello. Das Lokal ist stets gut besucht. Via S. Ombone, Tel. 091-7913298.

Cortile 5, Pizzeria mit überdachtem Hof, am un­teren Eingang des „Della Carrà“ (s. o.). Popu­lär und unprätentiös, not­falls sor­gen Heizpilze dafür, dass der Gast nicht friert. Die rotweißen Tischtücher wirken eher schweizerisch-bieder. Beliebt für seine über der Holzkohle geba­cke­nen Piz­ze, gro­ßes Salatangebot. Galleria della Carrà, Tel. 079-2452433.

Beach Lounge 3, direkt am Lido, vom See nur durch einen Grünzaun getrennt. In ers­ter Linie die Adresse für den Aperitif oder Drink, der Barmixer kommt mit seiner Arbeit kaum nach. Auf der riesigen Ter­rasse werden aber auch vorzügliche Ge­richte serviert, die Preise sind gehoben. Wenn es im Zentrum von Ascona ruhig wird, geht’s hier oft erst richtig los. Harte Disco-Klänge bis 1 Uhr, Sa bis 2 Uhr früh. Im Winter Mo geschlossen. Via Lido 82, Tel. 091-7914060.

Monte Verità

Der berühmte Berg von Ascona ist eher ein Hügel, der zu einem Spa­zier­gang einlädt. Eine gehörige Portion Fantasie nimmt man am besten gleich mit, denn von der Goldenen Zeit des Monte Verità ist heute nur noch wenig aus­zumachen. Doch sei der Spaziergang emp­fohlen, der am besten mit dem Besuch der wirklich spektaku­lä­ren Ausstellung in der Casa Anatta beginnt.


Viel Licht, viel Luft - das Russenhaus

Der Monte Verità, 1900-1920 ein Zen­trum für neue Lebensentwürfe (→ Kas­ten­text „Auf der Suche nach einer besse­ren Welt“) wurde 1926 vom Pri­vat­bankier Edu­ard von Heydt auf­ge­kauft, der hier nicht nur seine um­fang­rei­che Kunstsammlung un­ter­brachte, son­dern mit einem großen Hotel im Bau­haus-Stil auch die touristi­sche Mo­der­ne auf dem Monte Verità einläutete. Als der Bankier 1964 starb, fiel das Ge­län­de testamentarisch an den Kanton Tes­sin. Heute unterhält die Eidge­nös­si­sche Tech­nische Hochschule (ETH) Zü­rich das Seminar- und Kongress­zent­rum „Stefano Frans­cini“ auf dem Berg.

Bei der Orientierung auf dem Ge­län­de hilft eine Tafel unter­halb des Kon­gress­ho­tels, auf der die diversen Bauten verzeichnet sind, im wei­teren Ver­lauf un­ter­stützen immerhin ein paar Weg­wei­ser den Spaziergänger.

Casa Anatta: Das Holzhaus mit dem Flachdach, nach dem Kongresshotel das größ­te Gebäude auf dem Gelände, gehört zu den ältesten auf dem Monte, seine Bewohner waren Hen­ri Oeden­koven und Ida Hofmann, die Gründer der Kolonie. Seit 2017 ist hier die viel­ge­lobte, von Harald Szeemann 1978 er­ar­beitete Ausstellung „Die Brüs­te der Wahrheit“ wieder zu sehen, nachdem sie zwischenzeitlich auf Europareise (Berlin, Zürich, Wien, München) war. Der berühmte Kurator starb 2005, der Wie­deraufbau richtete sich streng nach seinen Intentionen. Neu sind einzig die vier Räume, in denen mit Video­doku­men­tationen Szee­manns Arbeitsweise erläutert wird. Sie bilden eine ideale Ein­führung in die Ausstellung, die heu­te im Zentrum des des Monte Verità steht.


Japanischer Teegarten

Szeemann nähert sich den Utopisten der Freiluftkolonie aus verschiedenen Per­s­pektiven: die Betonung der Ge­mein­schaft des Tanzes (Charlotte Bara, Ru­dolf von Laban), anarchistische Ideen (Erich Mühsam, Pjotr Kropotkin), lite­ra­rische Inspirationen (Hermann Hes­se), die Rolle von Natur und Nudis­mus, Aspekte der gesunden Ernährung, Medi­ta­tion (im Foto einer grasgrünen Gottesanbeterin blitzt der Schalk im Kurator auf), Spiritualismus und Eso­terik. Szeemann zieht Quer­ver­bin­dun­gen zur berühmten „Enzy­klo­pädie im Wald“ des Text-Künstlers Armand Schult­hess aus dem nahen Onsernone sowie zur legendären Baro­nesse de Saint-Léger, der zeitweiligen Be­sitzerin der Brissago-Inseln, die mit dem „Para­diso su Terra“ den Reigen ab­schließt.

Man muss sich Zeit nehmen für die­se materialsatte Dokumentation und Inter­pretation, umfassender und geist­rei­cher wurde das Phänomen Monte Verità noch nie vorgestellt. „Die Brüste der Wahrheit“ ist oder sind Aus­stel­lungs­kunst vom Besten.

♦ April-Okt. Mi-Sa 14-18 Uhr, So 10-13 und 14-18 Uhr. Eintritt 12 €.

Casa dei Russi (Russenhaus): Ein klei­ner, luftiger Holz-Glas-Bau im dichten Wäld­chen, der seinen Namen wohl den zahlreichen russischen Besuchern ver­dankt. Es ist das am besten erhaltene Exemplar der so genannten Licht-Luft-Bauten, ar­chi­tek­to­nischer Ausdruck des Lebensgefühls in der einstigen Bohème-Kolonie auf dem „Berg der Wahrheit“.

Teehaus: Die einstige „Casa Loreley“ mu­tierte zu einem japanischen Tee­haus mit Labor und Dokumentation über die Teeblätterverarbeitung. Man kann das als Hom­mage an die Gründer des Monte Verità und deren Ge­sund­heits­philosophie in­ter­pretieren. Die Teil­nahme an der wöchentlichen, ein­ein­halbstündigen „Tee­zere­mo­nie“ mit fachlicher Ein­führung in die japa­nische Teekultur ernüchtert dann mit hap­pigen Eintrittsprei­sen. Gratis hin­gegen ist der Besuch des Teegartens mit sei­nem japanischen Pavil­lon, gleich ne­ben dem Teehaus.

Casa Selma: Das „Haus der Vegetarier“ ist eine kleine Holzhütte mit zwei­ein­halb Räu­men und Waschbecken de­mons­triert, wie bescheiden die ersten Sied­ler auf dem „Berg der Wahrheit“ lebten. Eine Mini-Diashow doku­men­tiert die vergan­ge­nen Zeiten.

♦ April-Okt. tägl. 9-19 Uhr. Eintritt frei.

Auf der Suche nach einer besseren Welt

So wurde ich zu den Rohköstlern gesteckt und mir eine „Lufthütte“ als Be­hau­sung zu­gewiesen. Von früh bis spät kaute ich nun Äpfel, Pflau­men, Bananen, Fei­gen, Wal-, Erd- und Kokosnüsse - es war schauder­haft, und ich fühlte mei­ne Kräfte schwin­den. [...] Da ging ich ins Dorf hinunter, setzte mich in eine so­lide Osteria, ließ mir ein Beef­steak geben, trank einen halben Liter Wein da­zu und rauchte danach eine große, dicke Zigarre. Nie hat mir eine Mahl­zeit so ge­schmeckt, nie mich eine so gekräftigt und dem Leben gewonnen.

So bilanzierte der deutsche Publizist und Anarchist Erich Mühsam seinen Auf­ent­halt auf dem „Berg der Wahrheit“, den er 1904 auf­suchte. Bei den Grün­dern der le­gen­dären Lebensgemeinschaft auf dem Asconeser Berg wur­de gesunde Er­näh­rung tat­sächlich groß­ge­schrieben. Henri Oeden­ko­ven, Spross eines Groß­indus­triel­len aus Ant­werpen, und Ida Hofmann, ei­ne Mün­chener Pianistin, erwarben 1900 den Monte Monescia von As­co­na, tauf­ten ihn kurz­ent­schlossen in „Monte Verità“ um und gründeten mit ei­ner Hand­voll Gleich- oder Ähnlichgesinnter eine „vegetabile Co­ope­ra­ti­ve“. Das re­for­merische Projekt wurde schnell bekannt, und bald trafen Künst­ler und In­tellektuelle oder einfach Individualisten, die ihre bür­ger­li­che Exis­tenz ge­gen eine libertäre Bohème eintauschen wollten, in Ascona ein, um mit Zu­rück-zur-Natur und anderen neuen Lebensformen zu ex­pe­ri­mentieren. Frei­kör­per­kultur und Ausdruckstanz standen hoch im Kurs, man­che plädierten für sexuelle Frei­heit, andere versanken in spirituellem Ge­dan­kengut, und ge­sundes Wohnen praktizierte man am besten in soge­nann­ten Licht-Luft-Hüt­ten. Weltverbesserer aller Schattierungen fan­den sich auf dem Monte Ve­rità ein. Die Idee von einem radikal ande­ren Le­ben war umso at­trak­ti­ver, als Eu­ropa auf einen Krieg zu­steuerte. Wäh­rend man in Berlin die Kriegs­trom­pete blies, lausch­te die Bohème von Ascona den Klängen der Frie­dens­schalmei.

Die Liste illustrer Zeitgenossen, die den Monte Verità für einen kür­ze­ren oder län­ge­ren Aufenthalt aufsuchten, ist lang. Schrift­steller wie Gerhart Haupt­mann, Kla­bund, Else Lasker-Schüler, Fried­rich Glauser und allen vo­ran Hermann Hesse, der das Leben auf dem Berg direkt in seine Er­zäh­lung „Demian“ einfließen ließ, waren Gäs­te, auch Maler wie Hans Arp, Sophie Täuber, Paul Klee und Marianne von We­ref­kin sowie Aus­drucks­tän­zerinnen wie Isidora Dun­can und Mary Wigman. Zu den Politikern zähl­ten Lenin, Trotz­ki, Stre­se­mann, Chamberlain und Konrad Ade­nau­er, zu den Blau­blüti­gen der bel­gi­sche König Leopold. Der Psy­cho­ana­ly­tiker C. G. Jung besuchte den Berg, der Soziologe Max Weber, der Philosoph Ernst Bloch ... alle im Zeitraum von 20 Jahren.

Das so viel Aufsehen erregende Projekt ging nach dem Ersten Welt­krieg zu En­de. Bereits 1917 - der oben zitierte Erich Mühsam hätte sich gefreut - wur­de wieder Fleisch gegessen. Mit der wirt­schaftlichen Rentabilität der Naturheilan­stalt stand es nicht zum Besten, und schließlich verließ das Grün­derpaar 1920 den Berg, um in Brasilien eine neue vegetarische Kolo­nie zu gründen.

Piscina: Im Schwimmbad, einst Juwel des Heydt’schen Hotelkomplexes, fin­den heu­te kulturelle Veranstaltungen statt - eine wunderbare Open-air-Bühne.

Elisarion „Chiaro nel Mondo dei Beati“: Seinen Namen verdankt der Bau Elisàr von Kupffer, einem deutschstämmigen Esten, dessen Wirken in die Zeit der ersten Sied­ler auf dem Monte Verità fiel. Er begründete den Klarismus, eine spiri­tuelle Be­wegung, die sich mit der Welt­anschauung seines Zeitgenossen Rudolf Steiner ver­glei­chen lässt. Dane­ben betätigte sich „Elisarion“, wie sich der umtriebige Mann nann­te, auch als Dichter und Maler. In den 1920er Jah­ren zog er ins nahe Minusio, wo er für sein Rundgemälde „Chiaro nel Mon­do dei Beati“ (Licht in der Welt der Se­li­gen) ein eigenes Sanktuarium bauen ließ.

Der ruinöse Pavillon auf dem Monte Verità stammt aus dem Jahr 1987 und wurde ei­gens für eine Ausstellung von Elisarions Rundgemälde konzipiert. Aus­stel­lungs­ma­cher Harald Szeemann wollte damit die ideologische Ver­wandt­schaft der uto­pis­ti­schen Kolonie mit dem Ideengut der Klaristen unter­strei­chen. Nach Jahren der Res­tau­rie­rung soll das Elisarion 2020 wie­der­er­öff­net werden.

Torre dell’Utopia: Wer der Be­schil­de­rung zum „Turm der Utopie“ folgt, fin­det am Ende des Wegs einen kleinen, aus grobem Stein gemauerten Rund­turm, gekrönt von einem trafo­ähn­li­chen Häuschen mit Antenne. Bei der gra­nitenen Wendel­trep­pe fehlen die untersten Stufen - kein Zutritt zu den utopischen Gefilden.

Losone

Das Dorf im Schatten Asconas wirkt auf den ersten Blick etwas zer­sie­delt: Lo­sone ist gewachsen, und mittlerweile zählt man hier mehr Einwohner als im berühmten Nachbarort. Ein Dorfzentrum ist nicht auszumachen, weil Lo­sone gleich drei Ortskerne besitzt.

Die drei Ortsteile San Lorenzo, San Rocco und San Giorgio (dieser mit einem kom­pak­ten Ortskern), jede mit eige­ner Pfarrkirche, sind längst zu­sam­men­gewachsen.

Nicht zuletzt auch dazu beigetragen hat die touristische Entwicklung. Losone selbst ist zwar keine Desti­na­tion des Fremdenverkehrs, aber der Qua­dratmeter ist hier bil­liger als in Ascona, man ist schnell in Locarno, im Hinterland lockt das Cento­valli, und am Ortsrand findet man ein paar ein­la­dende Grotti.

Sehenswertes

Chiesa San Giorgio: Die Kirche des Orts­teils San Giorgio liegt am talseitigen Rand von Losone und zeigt eine rot-weiße Fassade. Im Inneren fällt erst der kühle Gra­nit­boden auf. Hinter dem Chor stößt man dann auf einen tiefer lie­genden Chor mit noch gut erhaltenen Fresken. Es sind Relikte einer Vor­gängerkirche, deren Fun­da­men­te man links des Altars unter den Glasplatten entdecken kann. Doch spiegelt das Glas dermaßen, dass man - wie der be­rühm­te Narziss von Caravaggio - erst ein­mal sich selber sieht.

Chiesa San Rocco: Die kleine Kirche im Ortsteil San Rocco stammt aus dem 16. Jahr­hundert, der dreibogige Porti­kus kam im 17. Jahrhundert dazu. Sie ist Rochus, dem Schutzheiligen gegen die Pest und andere Seuchen, ge­wid­met. Rochus soll in den Pest­jahren 1576-1578 seine Hand über Losone ge­hal­ten haben. Heute gilt die Pest - wenigs­tens in Europa - als ausge­stor­ben, und die Chiesa San Rocco wird für Got­tes­dienste nicht mehr genutzt.

Chiesa San Lorenzo: Die Kirche des Ortsteils San Lorenzo wurde mehrmals erwei­tert und im 18. Jahrhundert ba­rock umgestaltet. Aus dieser Zeit da­tiert auch der auf­fällige Kreuz­weg des Kirchenvorplatzes. Bei dessen Konzep­tion wurde das be­reits beste­hen­de Bein­haus kurzerhand als Station 3 in die Passionsgeschichte inte­griert.

Praktische Infos

PLZ 6616

Hin & weg Bus, problemlos mit FART-Bus Nr. 7 nach Locarno, stündlich mit FART Nr. 314 ebenfalls nach Locarno und in die andere Richtung nach Ronco sopra As­cona. Abfahrt bei der Post (gegenüber der Kir­che San Lorenzo).

Übernachten San Giorgio, im Ortsteil San Giorgio. Bekannt ist das Haus vor allem für sein Restaurant (s. u.), verfügt aber auch über meh­rere Zimmer. Ganz­jäh­rig ge­öffnet. Renovierte DZ mit Du/WC 150 CHF. Vicolo Bruglio 3, Tel. 091-7914800, www. san-giorgio-losone.ch.

Camping **** Melezza, auf halbem Weg nach Intragna, hinter der Industriezone „Zan­done“. Von Lo­carno aus mit FART-Bus Nr. 7 er­reich­bar (Endstation Zandone). Ruhi­ge Lage an der Melezza, die hier einige Fluss­becken bildet. Ausreichend Schatten­plätze oder man mietet sich einen der leicht futuristisch anmutenden halbrunden Mini-Bungalows aus Holz. Über 200 Stellplätze, Swimmingpool, Snackbar und gepflegte sanitäre Anlagen. Geöffnet April-Okt. Via Arbigo 88, Tel. 091-7916563, www.camping-melezza.com.

Riposo, einfaches, kleines Wiesenge­län­de mit wenigen Schattenplät­zen ge­gen­über den Kaser­nen am Ortsrand Rich­tung Intragna. Von Lo­carno aus mit FART-Bus Nr. 7 er­reich­bar (Haltestelle Caserma). 50 Stell­plätze. Nur für Zelte, nicht für Wohn­mobile. Sanitäre Anla­gen okay, ein­la­den­de Osteria mit Terrasse. Ge­öff­net April-Okt. Via Arbigo 19, Tel. 091-7921204, www.campingriposo.ch.

Essen & Trinken Dell’Enoteca, im Zen­trum des Ortsteils San Gior­gio. Das von Deutsch­schweizern bzw. Deut­schen ge­führ­te Feinschmeckerlokal wird regel­mä­ßig von Gault Millau ausge­zeich­net. Hervor­ragend und teuer. So/Mo ge­schlossen. Con­trada Maggiore 24, Tel. 091-7917817.

Bio/Regional Grottino Ticinese, bei der Kirche San Lorenzo. Das 2009 von Sandra und Claudio Zanoli, einem ebenso sympathischen wie dynamischen Paar, übernommene Grotto hat sich schnell zum Renner entwickelt. Wurst und Käse stammen selbstver­ständ­lich aus der Re­gion, das Brot dazu kommt aus dem Maggiatal, die Nachspei­sen sind haus­ge­macht. Ob Stein­pilz­risotto oder Po­lenta mit Linsen und Luga­neghe - das Grotto ist eine großartige Auf­wer­tung der Tessiner Küche. Die Speisekarte ist im Tes­siner Dialekt (mit deutscher Überset­zung) geschrieben. Mi ge­schlossen. Via S. Ma­terno 10, Tel. 091-7913230.

San Giorgio, im gleichnamigen Hotel (s. o.). Wunderschönes Tessiner Haus mit gro­ßer, über­dachter Terrasse, die an eine klei­ne Markt­halle denken lässt. Regionale Kü­che zu ver­nünf­tigen Preisen. Gegrilltes vom Speck­stein. Mo Ruhetag. Vicolo Bruglio 3, Tel. 091-7911525.

Grotto Raffael, am Rand des Ortsteils San Giorgio. Schattige Terrasse mit ein paar Stein­tischen sowie Holztische und -bänke, wo sich die Einheimischen treffen. Die in den Felsen ge­baute Grotto-Küche präsen­tiert Grotto-Klassi­ker wie Risotto ai funghi und Polenta. Mit Kin­der­spielplatz. Mo Ruhe­tag. Vicolo Canaa, Tel. 091-7911529.

Coyote Pub, in San Rocco. Das frühere „Pub 93“ hat 2019 die Einrichtung aufgepeppt (modern style, geblieben ist der Kicker) und seinen Namen geändert. Aber weiterhin gilt: Die große Terrasse ist der ideale Platz, nicht nur für den ersten Kaffe (Mo-Fr ab 6 Uhr früh) oder für die schnelle Verköstigung mit Panini und Salat unter­tags, sondern vor allem für den abend­lichen Apéro. Riesiges Cocktail-Angebot. Geöff­net bis 1 Uhr nachts (Fr/Sa bis 2 Uhr), stets gut besucht. Via Municipio 2A.

La Fabbrica, in San Rocco, an der Durch­gangsstraße Richtung Locarno. Die „Fab­rik“, eine ehemalige Möbelfabrik, beher­bergt vieles: Musikschule, Tanzakademie, Bäckerei, Archi­tek­tenstudio, Schreinerei, Kunstforum und eine Osteria. Letztere ist eher eine Birreria, wo man ne­ben einer Palette englischer Biere auch Er­dinger und Schneider Weizen bekommt. Im Som­mer ist wenig los, auf Touristen ist man nicht eingestellt, da geht das Team lie­ber selber in die Ferien, mit Locarno und As­cone kann man ohnehin nicht konkurrie­ren. Anders sieht es von September bis Mai aus. Dann finden im großen Raum oft Konzerte statt, und Losones Jugend strömt herbei. Geöffnet Di-Sa, ab 17 Uhr. Via Lo­carno 43, Tel. 076-2494456.

Ronco sopra Ascona

Der Blick vom Garten hinter der Kirche auf den See hinunter ist ein­malig, die Brissago-Inseln sind zum Greifen nah. Das Dörfchen, rund 150 m über dem Lago Maggiore gelegen, hat sich zu einer Top­adresse gemausert.


Im Zentrum von Ronco: das Geburtshaus von Antonio Ciseri

Der Tourismus hat den Dorfcharakter etwas verändert. Im historischen Orts­zent­rum mit seinen engen Gassen haben sich manche Deutsche und Deutsch­schweizer eine Zweit­wohnung ein­gerichtet. Und wer sich eine Ferien­woh­nung in Ronco leis­ten kann, leistet sich auch ein Auto, um dahin zu kom­men. Folge: chro­nische Park­platz­not.

Sehenswertes

Chiesa San Martino: Die Dorfkirche zeigt ein Altarbild des Kirchenpatrons von Antonio Ciseri, dessen Geburts­haus gleich gegenüber der Kirche steht (siehe unten). Die Fresken hinter dem Tauf­becken wiederum stammen von Richard Seewald (1889-1976). Der deut­sche Maler und Illus­t­ra­tor ver­ließ an­gesichts der zunehmend re­pre­s­si­ven deutschen Kulturpolitik sei­ne Hei­mat, kam 1931 nach Ronco und kehr­te erst in den 1950er Jahren nach Deutsch­land zu­rück.

Casa Ciseri: Der im Haus geborene Antonio Ciseri (1821-1891) wanderte schon in jungen Jahren mit seinen Eltern nach Florenz aus und brachte es dort zu Erfolg - so sehr, dass er, kon­fron­tiert mit den hohen eid­ge­nös­si­schen Steuerforderungen, die italie­nische Staatsbürgerschaft beantragte. Heute gehen Gutverdienende eher den umgekehrten Weg und flüchten sich unter die Schweizer Steuerhoheit.

Der kleine Pa­laz­zo mit Innenhof ist heute Sitz einer Kulturvereinigung, die gelegentlich Ausstellun­gen zeigt. Sollte er geöffnet sein (Mo-Fr 10-12 Uhr), lohnt der Besuch auch wegen der bei­den Räume direkt hinter dem Eingang, die Kassettendecken dort wurden von zwei Brüdern Ciseris bemalt.

Sehenswertes in der Umgebung

Fontana Martina: Der Weiler, 2 km süd­westlich von Ronco (Abzweig von der Straße nach Porto Ronco, am unte­ren Dorfausgang) machte in den 1920er Jahren kurz­fristig Ge­schichte, als Fritz Jordi, ein Berner Buchdrucker, die dama­lige Ru­i­nen­siedlung für 18.000 Fran­ken aufkaufte. Jordi machte sich mit Freunden daran, Fon­tana Martina wie­der bewohnbar zu machen. Eine Zeit­lang bestand hier im An­satz eine Künst­ler­ko­lo­nie, der Maler und Grafi­ker Heinrich Vogeler enga­gierte sich eben­so wie der für sei­ne Linolschnitte be­rühmte Clément Moreau, beide wie Jordi dem kommunistischen Ge­dan­ken­gut verpflichtet. 1932 wurde die Zeit­schrift „Fon­tana Martina“ he­raus­gegeben, die im fol­gen­den Jahr jedoch schon eingestellt wur­de. Heute prä­sen­tiert sich der Weiler als schmu­ckes Borgo, bewohnt von eher be­tuch­ten Leu­ten - der Berner Buchdrucker wür­de darüber staunen, was aus seiner Initiative gewor­den ist.

Porto Ronco: Für die meisten Tou­risten ist Porto Ronco kaum mehr als ein klei­ner Hafen für die kür­zes­te Schiffs­ver­bin­dung zu den Brissago-Inseln.

Unterhalb der Kirche von Ronco sopra Ascona führt von der Um­ge­hungs­straße eine schier end­lose Trep­pe, vorbei an Villen und Gärten, hi­nun­ter zum See. Hier liegt in traumhafter Lage die Casa Mon­te Tabor, die der vor den Nazis geflohene Erich Maria Remarque bis zu seinem Tode 1970 bewohnte. Der mit seinem Roman „Im Westen nichts Neues“ weltbe­rühmt und reich gewor­dene Schriftsteller hat den Ruf Roncos als „Künstler­dorf“ end­gültig gefestigt. Seit dem Tod der Witwe Remarques 1990, der in erster Ehe mit Charlie Chaplin verheirateten Schauspielerin Paulette Godard, wech­sel­te die Villa mehr­mals den Besitzer. Der­zeit ist sie für 6,25 Millionen Fran­ken zum Ver­kauf aus­ge­schrieben. So viel konnte die Gemeinde, die das Vor­kaufsrecht hatte, nicht auf­brin­gen und schon gar nicht der Verein, der sich zum Ziel setzte, die Villa zu einem le­ben­digen Kulturhaus und Begeg­nungs­zentrum zu machen. Ein neuer Be­sit­zer könnte die Villa ein­fach abreißen, wird be­fürch­tet.

Monti di Ronco: Die Siedlungen in den Bergen über Ronco - erreichbar über die Stra­ße nach Arcegno, dann im Orts­teil Gruppaldo scharf links abzweigen - werden ganz einfach als „Monti di Ronco“ (Berge von Ronco) zusam­men­ge­fasst. Bei sport­li­chen Moun­tain­bikern ist die Gegend beliebt, Wanderer finden nach einem ziem­lich mühsamen Auf­stieg oben zahlreiche Mög­lich­keiten. Als Ganztagswande­rung bie­tet sich eine Höhentour zum Bergdorf Rasa an, von dort führt eine Seil­bahn auf die andere Talseite hi­n­un­ter zum Bahnhof von Verdasio im Centovalli.

Praktische Infos

Hin & weg Bus, mehrmals tägl. mit FART-Bus Nr. 314 über Arcegno und Lo­sone nach Locarno sowie mit dem Lokal­bus Nr. 8 nach Porto Ronco und weiter nach Bris­sago.

Bio/Regional Ziegenkäserei Lorini, in den Monti di Calzo. Giocondo Lorini be­such­te 1967 den aller­ersten Schwei­zer Zie­gen­käsekurs und über­nahm 1971 den el­terli­chen Bergbetrieb, der heute rund 80 Zie­gen zählt. Seit seinem Tod 2017 führt Alessandra Lorini den Betrieb, von einem Arbeiter unterstützt, weiter. Die Lage ist para­diesisch (Blick auf den See), und der Käse, der vor Ort in ver­schie­denen Reife­sta­dien ver­kauft wird, sucht sei­nesgleichen. An­fahrt: Von Grup­paldo 3,7 km die Bergstraße hoch, dann findet man rechts im Wald einen grö­ße­ren Parkplatz; von dort sind es noch 5 Min. zu Fuß, ein Ziegenkopf weist den Weg. An einem Rehgehege vorbei gelangt man zur Zie­gen­käserei am Ende des Wei­lers Calzo.

Übernachten *** Ronco, beim zentralen Park­platz. Sehr schöne Bleibe in einem frü­heren Kloster aus dem 18. Jh. Das Haus wird mit den Geschwistern Guido und Na­dia Caspa­rais in der vierten Generation von der­sel­ben Familie geführt. Die schönsten Zimmer ha­ben einen Balkon mit See­blick. Sonst begnügt man sich mit dem Blick auf den Lago beim Abend­essen im Pano­ra­ma­restaurant. In der Vor- und Nach­saison ist die Küche allerdings nur Do-Sa geöff­net. Swim­mingpool. DZ ab 200 CHF je nach Sai­son und Zimmerlage, inkl. Früh­stücks­buf­fet. Geöffnet März-Okt. Piazza del­la Madon­na 1, 6622 Ronco s/Ascona, Tel. 091-7915265, www.hotel-ronco.ch.


Chillen in bester Lage

Elisabetta, über dem Dorf an der Straße nach Arcegno gelegen, nach dem Fried­hof an der rech­ten Straßenseite. Relativ ein­fa­che Zimmer, aber in schöner Lage. Terras­sen­restaurant und Garten mit Swim­ming­pool und Seeblick. DZ ab 160 CHF, inkl. Früh­stück. In der Regel wird ein Min­dest­aufent­halt von 2 Tagen verlangt. Ge­öff­net März-Nov. Via Livurcio 50, 6622 Ron­co s/Ascona, Tel. 091-7919396, www.pensione-elisabetta.com.

Essen & Trinken Del Centro, an der Durch­fahrts­straße, oberhalb des zentralen Park­plat­zes. Sehr populär, angeneh­mer, schat­ti­ger Gar­ten (ohne Seeblick). Durch­schnitts­qual­ität zu Durchschnittsprei­sen, auch Pasta und Pizza. Via Livurcio 4, Tel. 091-7857568.

Grotto Lauro, außerhalb, im Nachbarort Arceg­no, dort praktisch im Ortszentrum. Grö­ße­res Grotto mit schönem Garten, in dem es recht lebendig zugeht. Ado Siegel ist Koch, Maler und exprimentierfreudig: Tes­si­ner und ita­lie­nische Küche. Mo Ruhe­tag, im Winter auch Di. Via Ceu 3, 6618 Arcegno, Tel. 091-7914296.

Grotto La Risata, ebenfalls im Nachbarort Arcegno, am Ortsausgang Richtung Lo­sone. Klein, aber in traumhaft schattiger Lage am Zu­sam­menfluss zweier Bäche. Po­lenta, Risotto oder frische Forellen. Außerhalb der Saison Mo ge­schlossen. 6618 Arcegno, Tel. 079-6853666.

Mein Tipp Crodolo Palm & Beach, am See­ufer zwi­schen Porto Ronco und Brissago mit Blick auf die Brissago-In­seln. Hübsch ge­le­ge­ne Lounge mit kleiner Badewiese, Chai­se­longues und Kinder­spielplatz. Das Ba­den ist zwar offiziell ver­bo­ten - an­geb­lich wegen des nahen Elek­trizi­tätswerks -, doch wird das Ver­bot nicht wei­ter be­ach­tet. Drinks und kleine Speise­karte, manchmal abends Live-Mu­sik (Jazz, Rock). Ein wun­der­bares Plätz­chen! Geöffnet Mai bis Mitte Sept.. Via Cantonale 61, 6613 Porto Ronco, Tel. 091-7918405.

Grotto da Peo, hoch oben in den Bergen, seit 2014 von Peos Tochter Elisabetta geführt. Ge­ges­sen wird an Holztischen im gemütli­chen Ge­wölbe oder im Garten mit Blick auf den See, das Maggiadelta und die Bris­sago-In­seln. Die hausgemachten Ravioli und Gnoc­chi schme­cken ebenso wie die def­ti­gen Fleisch­gerichte, die mit Kräutern aus dem ei­genen Garten gewürzt sind. Ge­öff­net März -Okt., Do Ruhetag. An­fahrt: Auf fast 1000 m Höhe, von Gruppaldo 4,7 km die Bergstraße hoch­fahren, beim Schild „Da Peo“ die Trep­pe hochgehen. Falls die paar Parkplätze an der Straße be­setzt sind, 200 m weiter­fah­ren: In der Kurve hin­ter dem „Grotto La Gi­nes­tra“ gibt es meh­re­re Park­plätze. Monti di Ronco, Tel. 091-7917000.

Isole di Brissago

Vom Standpunkt des Botanikers aus gesehen sind die Brissago-Inseln ver­mut­lich ein botanischer Park wie andere auch. Das Be­son­dere ist ihre Lage. Oben­drein hat der Garten eine besondere Ge­schichte, deren steinernes Über­bleibsel der neoklassizistische Palazzo mit seinem Bootshaus ist.


Botanischer Garten im See

Die Brissago-Inseln setzen sich aus zwei Inseln zusammen: San Pancrazio, die Haupt­insel mit dem botanischen Gar­ten, wo das Schiff anlegt, und Sant’ Apollinare, eine kleine, unzugängliche Insel, auf der die Natur sich selbst über­las­sen bleibt.

Die rund 1700 vertretenen Pflan­zen­ar­ten des botanischen Gartens sind geo­gra­fi­sch grup­piert, der Spaziergang ist ein Streifzug durch Kontinente und Län­der, Wegwei­ser helfen bei der Orien­tie­rung, und ein Begleitblatt ver­rät die Blü­te­zeiten einiger Pflan­zen: in Aus­tra­lien die Kängurublume (Juni), in Kali­for­nien der Flanellstrauch (Au­gust), in Süd­afrika der goldene Zucker­busch (Ok­to­ber). Und irgendwann kommt man beim „römischen Bad“ vor­bei, wo die Heilpflanzen ver­sam­melt sind und man einen Blick bis Ascona hat. Nicht zu übersehen ist der neoklassizistische Pa­lazzo, zu Zeiten seines Erbauers eine eher frivole Ört­lich­keit (→ Kas­ten­text „Als man In­seln noch kaufen konnte“), heute Café und Kon­gress­zentrum.

♦ Überfahrt: Mehrmals tägl. 9-18 Uhr von Ascona, Porto Ronco und Brissago aus. Am kür­zes­ten (1 km, 4 Min.) ist die Fahrt von Porto Roncohin/zurück 10 CHF, 6-16 J. 5 CHF. Geöff­net von der ersten Schiffs­ankunft bis zur letzten Schiffsab­fahrt. Ein­tritt 8 CHF, 6-16 J. 2,50 CHF.

Als man Inseln noch kaufen konnte

Die Geschichte des Botanischen Gartens Brissago führt in eine Zeit zu­rück, in der man noch Inseln kaufen konnte, ohne ans Ende der Welt fah­ren zu müs­sen. Im Jahr 1885 erwarb Antoinette de Saint-Léger, eine be­gna­dete Pianistin und zeitweise Liszt-Schü­le­rin, die beiden verwilder­ten Inseln San Pan­cra­zio und Sant’Apollinare und benannte sie sich selbst zu Ehren in „Isole Saint Lé­ger“ um. Die Dame unsiche­rer väter­li­che­rer Ab­kunft (Ge­rüchte spre­chen von einer un­ehe­lichen Tochter des rus­si­schen Zaren Alexander II., der sich mit 13 be­glaubigten Nachkom­men zu­min­dest als zeugungsfähig auswies) hat­te sich zuvor in dritter Ehe den Adels­titel einer Ba­ronin erheiratet. Der Gemahl, ein iri­scher Offizier namens Richard Fle­ming, durf­te sich nicht nur Baron von Saint-Léger nen­nen, er war nebenbei auch stein­reich und ver­stand einiges von der Pflan­zenwelt. So konnte sich Antoinette ihre Träu­me vom Paradies auf Er­den er­füllen. Viel guter Mist als Dün­ger und Sa­men aus aller Welt wur­den auf die Insel geschafft: Der Grundstein für den heutigen bo­ta­ni­schen Garten war gelegt.

Über zehn Jahre lang ging alles gut, man hielt ausgiebig Hof, illus­tre und weni­ger il­lus­tre Lebemänner aller Couleur stellten sich ein, die schöne Baro­nin zeigte sich von ihrer besten Seite, doch lei­der auch mit einem fata­len Hang zu finanziellen Spe­ku­lationen. Ob aufgrund ihrer Fehl­in­ves­ti­tionen in die trans­kau­kasische Ei­sen­bahn oder wegen ihrer erotischen Eskapaden, ist heute nicht mehr auszumachen. Je­den­falls ver­ließ der reiche Fleming 1897 das Paradies und ließ Baronin Antoinette auf der Insel sit­zen. Die machte erst einmal wei­ter mit dem fröhlichen Leben, emp­fing mit Vor­lie­be Künstler - der Ma­ler Segantini schaute vorbei, James Joyce und auch Rilke - und spekulierte daneben munter weiter. Doch 1927 war ausgezockt, und An­toi­net­te musste die Inseln ver­kau­fen. Sie zog nach Ascona und schließlich nach In­tragna, wo sie 1948 im be­gna­deten Alter von 92 Jahren als So­zial­hil­fe­emp­fän­ge­rin in ei­nem Al­ters­heim starb.

Der Käufer und neue Besitzer der Isole di Brissago, Max Emden, hatte seine Mil­lio­nen mit Warenhäusern gemacht, war am Berli­ner KaDeWe beteiligt, an Karstadt und anderen mehr. Emden war durchaus an der Parkanlage inte­res­siert, er baute sie sogar wesent­lich aus. Ansonsten sind von ihm zwei Vorlieben bekannt, eine für Kunst und eine für schöne Mädchen. Wenn man der Malerin Marianne von Weref­kin Glauben schenken darf, so kaufte er zwar viel Kunst auf, aber ohne etwas davon zu verstehen. Und was die schö­nen Mädchen be­trifft, so vergnügte der Millionär sich an­geb­lich damit, ih­nen zuzusehen, wenn sie nackt in seinen Swimmingpool spran­gen, um nach Goldstücken zu suchen, die er zuvor hineingeworfen hatte. Schließ­lich aber ge­riet auch der fri­vole Le­bemann, der auf der Insel den noch heute ste­hen­den neo­klas­sizistischen Pa­laz­zo errichten ließ, in Not. Er war jüdischer Her­kunft, sein Vermögen in Deutsch­land wurde be­schlagnahmt. Schon hatte er be­gon­nen, seine noch recht­zei­tig in die Schweiz geschafften oder vor Ort er­worbenen Kunst­werke zu ver­kaufen, als er 1940 plötzlich starb.

Der Erbe, Emdens einziger Sohn, hatte sich vor den Nazis nach Chile ab­ge­setzt und zeig­te keinerlei Interesse an den Inseln. Schließlich verkaufte er sie 1949 an ei­ne In­te­res­sengemeinschaft aus Kanton, Anlieger­ge­mein­den und Hei­mat­schutz­or­ga­ni­sa­ti­o­nen, die 1950 den botanischen Garten der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich mach­te und heu­te mit einem geschickten Mar­ke­ting dafür sorgt, dass die Be­su­cher nicht aus­blei­ben.

Brissago

Schon fast Italien. Die letzte Gemeinde vor der Grenze zeigt einen maleri­schen Ortskern um die mittelalterliche Pfarreikirche Santi Pietro e Paolo. In den Gär­ten blühen Zitronen und Orangen, am Berg­hang ziehen sich die Villen hoch.

Zur Grenze hin häufen sich die Tank­stellen, das Benzin ist in Italien wesent­lich teu­rer als in der Schweiz. An der Durchgangsstraße herrscht viel Verkehr, und nicht selten kommt es zum abendlichen Pendlerstau. Über 2000 „Frontalieri“, wie die in der Schweiz arbeitenden und in Italien woh­nenden Personen genannt wer­den, befinden sich dann auf dem Heimweg.

Davon merkt wenig, wer auf der Pro­me­nade südlich des Ortskerns spaziert. Ir­gend­wann stößt man dort auf den ruhi­gen „Dialogo“: Ein Mühlrad lässt eine metal­le­ne Kugel gemächlich hin und herrollen. Die mobile Brunnen­skulp­tur ist ein Werk des Malers und Bild­hauers Benno Schulthess, der in der Deutschschweiz und in Brissago wohnt. Weiter südlich endet der Spa­zier­gang dann etwas abrupt vor den To­ren der ehemaligen Fabbrica Tabac­chi Bris­sago, heute das Centro Danne­mann und dem Tabakim­pe­-

rium Burger Söhne ein­ver­leibt. Hier wird die „Bris­sago“, die be­rühmte krum­me Virginia-Zigarre, her­gestellt.

Sehenswertes

Museo Ruggero Leoncavallo: Im Pa­laz­zo Branca-Baccalà, mit seiner Ba­rock­fas­sade das schönste Gebäude des Orts, sind drei Säle für Ruggero Leoncavallo (1857-1919) reserviert. Der in Neapel geborene Opernkomponist und Libret­tist ließ sich 1903 oberhalb der Kirche Madonna di Ponte eine Villa bauen (heute ab­ge­rissen) und wurde schon im Folgejahr Ehrenbürger von Brissago. 1916 verließ er den Ort wieder und starb 1919 in Montecatini Terme (Tos­cana). Erst 1989 ent­sprach man sei­nem Wunsch und überführte seine sterb­lichen Reste nach Brissago (→ Chiesa Ma­donna di Ponte).

Das Museum ist eher etwas für Spe­zia­listen, ein Saal ist der Rekons­truk­tion seines Ar­beitsraums, restaurierter Flügel inklusive, gewidmet.

♦ Mitte März bis Okt. Mi-Sa 10-12 und 16-18 Uhr. Eintritt 5 CHF.

Chiesa Santi Pietro e Paolo: Die Pfar­rei­kirche von Brissago stammt aus dem 16. Jahrhundert und zeigt im Inneren außer einem schmucken holz­ge­schnitz­ten Or­gelprospekt we­nig Auf­re­gen­des. Bes­ser als die Kirche selbst hat uns der schma­le Vorplatz mit sei­nen vier ein­drucks­vollen Zypressen ge­fal­len: Blick auf den See und ei­nen klei­nen Fi­s­cher­hafen. Die Stele auf dem Platz wurde 1903 zum 100-jährigen Jubi­läum des Tes­sins als vollwertiger Kan­ton der Eid­ge­nossenschaft er­richtet, eine zu­sätz­liche Ta­fel aus dem Jahr 2003 verdoppelt das Jubiläum.


Brissago und seine Inseln

Gleich neben der Kirche steht das Cinema Arlecchino, ein Bau aus den 1950er Jah­ren und damit modern in der unmittelbaren Umgebung. Ein „Verein der Harlekin-Freunde“ setzt sich dafür ein, dass das früher von der Kir­che be­trie­bene Kino mit sei­nen 130 Sitz­plät­zen renoviert und als Kulturzentrum er­öffnet wird.

Chiesa Madonna di Ponte: Die Kirche mit ihrem freistehenden Campanile, zwi­schen dem Schwimmbad und einer Garage eingeklemmt, stammt wie die Haupt­kir­che aus dem 16. Jah­r­hun­dert und wurde vom selben ein­hei­mischen Ar­chitekten ge­plant. Die Ein­flüs­se der Re­naissance schlagen hier eindeutig stär­ker durch, insbe­son­de­re im auf­fäl­ligen acht­eckigen Kup­pelbau über dem Chor mit seinen Säu­len und dem auf­gesetzten sechs­ecki­gen Türmchen; das In­nere der Kir­che birgt nichts In­te­res­san­tes.

Unter dem kleinen Portikus gegen­über dem Eingang hat - gegen den See hin mit Ket­ten geschützt - der Opern­kom­ponist Ruggero Leoncavallo mit­samt Gattin Berthe seine letzte Ruhe gefunden (→ Museo Ruggero Le­on­cavallo). Die prunk­volle Vil­la Myriam, die er etwas oberhalb der Kirche bauen ließ, wurde 1978 ab­ge­ris­sen.

Centro Dannemann: Die Fabbrica Tabacchi Brissago, Geburtsort der be­rühm­ten krum­men Zigarre (→ Kas­ten­text „Schlank und krumm“), wurde 1999 von der Dan­nemann-Gruppe über­nommen, die ihrerseits dem Schwei­zer Ta­bak­konzern Burger Söhne gehört. Heute präsentiert sich die Fabrik, vor dem Ersten Weltkrieg mit 700 An­ge­stell­ten größte Arbeitgeberin im Kan­ton, als „Dannemann Center“ in An­leh­nung an ein ebensolches in Bahia/Bra­silien. Zwar wer­den die be­rühm­ten Zi­gar­ren wei­ter­hin hergestellt, aller­dings geht dies maschi­nell zu, der Personal­be­stand ist seit langem redu­ziert, rund 60 Angestellte - größ­ten­teils italie­ni­sche Grenz­gän­ger - arbeiten hier noch.

Auswärtige begnügen sich mit einem Besuch im Dannemann-Shop (Mo-Fr 10-17 Uhr). Führungen sind nur grup­pen­weise möglich, dann wird Ihnen eine Ar­bei­te­rin demonstrieren, wie die Krum­me einst von Hand gerollt wurde. In der Haupt­sa­che aber ist das Centro Dannemann heute eine Ört­li­chkeit mit Sälen, die für Gala-Aben­de, Hochzeiten und andere private Anlässe vermietet werden. Gelegentlich fin­den im „Dan­nemann-Grotto“, das mit sei­nen 210 m2 Fläche mit einem Tessiner Grot­to recht wenig gemein hat, Ver­an­stal­tungen statt, die man hier „Events“ nennt. Aus­kunft bei der Tou­ris­tin­formation.

Praktische Infos

PLZ 6614

Information Lago Maggiore Tourist Office, an der Durchgangsstraße. Viel Ma­te­rial über die Umgebung und freund­liche Aus­künfte. Mitte März bis Mai und Okt. Mo-Fr 9-12/14-18 Uhr, Juni und Sept. Mo-Fr 9-12/14-18, Sa 9-12 Uhr; Juli/Aug. Mo-Sa 9-12/14-17 Uhr; Nov. bis Mitte März Di-Do 13.30-17, Fr 9-12 Uhr. Via Leon­cavallo 25, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.

Hin & weg Bus, mehrmals tägl. mit FART Nr. 316 nach Ascona und Lo­car­no so­wie mit dem Lokalbus Nr. 8 über Por­to Ronco nach Ronco s/Ascona. Eben­falls mehr­mals täg­lich fährt eine italieni­sche Bus­linie über die Grenze und an der Küste ent­lang bis Pal­lanza bei Verbania.

Schlank und krumm - die Brissago

Kenner loben ihren würzigen Geschmack, Snobs rümpfen die Nase, sie fin­den die schlanke Krumme zu wenig aristokratisch, und Passivraucher schimp­fen über ihren besonders beißenden Rauch. Seit 1847 wird in der Fab­b­rica Tabacchi Brissago der krumme Stän­gel hergestellt, dessen besonde­rer Ge­schmack sich der „Concia“ verdankt, der Beize, die das Deckblatt mit der Ta­bak­einlage ver­bin­det. Das Rezept der Concia wird in Brissago so streng ge­hütet wie im amerikanischen Atlanta die berühmte For­mel der ori­gi­na­len Coca Cola. Eine weitere Besonderheit der Bris­sago ist der Stroh­halm, der in ihr steckt. Zieht man ihn heraus, so hat die dunkle Zi­gar­re ei­nen idealen Rauch­kanal. Schließlich aber dient der Stroh­halm auch dazu, die Zi­gar­re in Brand zu setzen - eine Zeremonie, die jeder Brissago-Raucher kennt und de­ren Beschreibung der Schwei­zer Autor Friedrich Glauser schon 1936 in sei­nem Kri­mi­nal­roman „Wachtmeister Studer“ beschrieb: „Um­ständ­lich setz­te Stu­der den Strohhalm in Brand, den er aus der Bris­sago gezo­gen hat­te, hielt die Flamme unter das Ende der­sel­ben, wartete bis der Rauch oben heraus­quoll und steckte sie dann in den Mund.“

Schiff, ein Dutzend Schiffe fahren nach As­co­na und weiter nach Locarno, einige mit Zwi­schen­halt auf den Brissago-In­seln und we­ni­ge mit Abste­chern ans an­dere See­ufer.

Baden Der Lido di Brissago liegt hinter dem Centro Dannemann am südlichen Orts­ausgang. Gleich beim Eingang führt eine 75 m lange Rutsche für Kinder fast bis in den See. Strand­bar und Liegewiese. Eintritt 4 CHF, Lie­gestuhl und Sonnen­schirm kosten extra.

Galerie Galleria Amici dell’Arte, an der Durch­gangsstraße, die Vitrine der lokalen Künst­lerszene. Di-Fr 16-18.30, Sa 10-11.30 Uhr. Via Leoncavallo 15.

Übernachten *** Rivabella au Lac, an der Hauptstraße, aber davon sollte man sich nicht abschre­cken lassen. Hinter dem Hotel gelangt man zwi­schen Palmen hindurch zu einem wun­der­schönen Garten und dahinter zum hotel­ei­genen Kiesstrand, der allerdings sehr schmal ist. DZ 157-205 CHF, inkl. Früh­stück. Geöffnet März-Okt. Via Leonca­vallo 43, Tel. 091-7931137, www.rivabellaaulac.ch.


Lido von Brissago

Bio/Regional **** Villa Caesar, fast am See, von der Landseite her ein Beton­kom­p­lex, erst von der See­seite her sieht man die großzügigen Bal­kons. Gedeckter Spei­se­sa­lon, Swim­ming­pool von Tischen und Lie­ge­stühlen ge­säumt, Sauna und Fit­ness­raum. Das Hotel wurde für sei­ne Nach­haltigkeitsleistung mit vier von fünf mög­li­chen Steinböcken aus­ge­zeich­net. (Das Stein­bock-Label bewer­tet Um­welt­freund­lich­keit, Ver­wen­dung regio­na­ler Produkte, Schaf­fung von Lehrstellen usw.) Nur Sui­ten, diese von un­terschiedli­cher Größe, teils mit See-, teils mit Garten­blick, in de­nen jeweils bis zu 4 Pers. über­nach­ten kön­nen. DZ 180-480 CHF je nach Saison und Suitenkategorie. Geöffnet Mitte März bis Okt. Via Gab­bietta 3, Tel. 091-7932766, www.brissago.sunstar.ch.

Essen & Trinken Graziella, beim kleinen Fischerhafen neben der Schiffsanlegestelle. Das altein­ge­ses­se­ne Restaurant steht seit 2016 unter neuer Lei­tung. Auf den Tisch kommt eine regio­na­le Küche. Risotto findet man stets auf der Karte, ebenso Eglifilets, Forellen nur ge­le­gentlich. Di geschlossen. Via Lungo­lago 10, Tel. 079-5163588.

Canvetto Ticinese, im südlichen Ortsteil, auf der Höhe des Centro Dannemann, et­was ober­halb der Durchgangsstraße, aus­ge­schildert. Gute Tessiner Küche zu ge­ho­be­nen Preisen auf einer sehr schönen Ter­ras­se mit kleinem Garten darunter, wo P­ing­pong gespielt werden kann. Mo Ruhe­tag. Via Ovega 23, Tel. 091-7932996.

Was haben Sie entdeckt?

Haben Sie ein gemütliches Grotto entdeckt, eine freundliche Unterkunft oder den besten aller Badestrände? Wenn Sie Ergänzungen, Verbes­se­run­gen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!

Schreiben Sie an: Marcus X. Schmid, Stichwort „Lago Maggiore“

c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19, D - 91054 Erlangen

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Gambarogno

Die Riviera del Gambarogno, wie der rund 10 km lange Schweizer Teil des Ost­ufers des Lago Maggiore genannt wird, ist weit weniger be­kannt als das west­liche Ufer mit den Tourismusmagneten Locarno und Ascona, und auch das Hinterland wird weniger be­sucht als die Täler des Locarnese.

Wie vieler­orts im Tessin fusionierten auch im Gambarogno die Gemeinden, um sich mehr po­li­tisches Gewicht zu verschaffen. Seit 2010 sind sämtliche Orte am See sowie das Berg­dorf Inde­mini Teil der Gemeinde Gambarogno.


Blick von der Bolle di Magadino auf den See

Viel Platz bleibt den Dörfern am See nicht. Die Berge fallen meist schroff ab, paral­lel zur Uferstraße führt eine Eisen­bahnlinie über Luino (Italien) bis zum südlichen En­de des Sees und wei­ter ins östliche Piemont hinein. Derzeit rollen täglich 60 Güter­züge, meistens nachts, durchs Gambarogno, über ein Dutzend Personenzüge kommen hinzu. Die Regierung in Bern möchte die Kapazitäten erweitern und die Rangier­gleise am Bahnhof von Magadino-Vira ausbauen, damit auch 700 Meter lange Züge durchfahren können. „Es ist doch absurd, die alte einspurige Strecke mit nur wenigen Modifikationen zu einer Haupt­achse des Korridors Rotterdam-Ge­nua machen zu wollen“, protestiert der Bürgermeister von Gambarogno und favo­risiert einen Tunnel von Cade­nazzo in der Magadino-Ebene bis Luino. Ein sol­ches Projekt wurde be­reits in den 1990er-Jahren verworfen und scheint auch heute chan­cenlos. Die Bewohner des Gambarogno haben das Nachsehen.

Im Gegensatz zum Westufer hält das Gambarogno jede Menge öffentlicher Zu­gänge zum See frei. Man findet also ausreichend Badegelegenheiten, meist kleine Kiesstrände. Zudem bieten sich Aus­flüge ins Hinterland an - ein Abend­essen auf ei­ner der sonnigen Ter­rassen über den Dörfern Vira und San Nazzaro oder eine Wanderung zum Bergdorf Indemini.

Information Gambarogno Tourist Office, an der Seestraße in Vira. Juni und Sept./Okt. Mo-Fr 9-12 und 14-18, Sa 9-12 Uhr; Juli/Aug. Mo-Fr 9-12 und 14-18, Sa/So 9-12 und 15-17 Uhr. Via Can­to­nale 29, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.

Hin & weg Bahn, die Riviera del Gam­ba­rogno liegt an der Linie Bellinzona-Luino, Züge im Zweistundentakt mit Halt in allen Dörfern am Seeufer.

Schiff, von März bis Okt. regelmäßig Fahr­ten von einem Hafen zum nächsten an der Ri­viera del Gambarogno entlang sowie von Ma­gadino und San Nazzaro nach Locarno, von Gerra und San Nazzaro nach Ascona.

Piano di Magadino

Die Magadino-Ebene, die sich von Bellin­zona bis zur Ticino-Mündung entlang­zieht, ist für den Reisenden we­nig interessant. Gemüseanbau, Super­märkte, Waren­de­pots und Industrie machen sich das Gelände streitig, und auch der von Pri­vat­flug­zeugen an­ge­steu­erte Flughafen von Locarno findet noch Platz. Einzig das Na­tur­schutz­gebiet der Ticino-Mündung, die Bolle di Magadino, rechtfertigen ei­nen Halt. „Bolle“ ist der italienische Ausdruck für Blasen, und solche produziert das Sumpf­gas (Methan) im Delta. Das Öko­system ist ein Refugium für Flora und Fau­na. Viele Vögel rasten hier noch ein­mal, um sich zu stärken, bevor sie den Flug über die Alpen nach Norden in Angriff nehmen.

Spaziergänge, auch Fahrradtouren (Mo­tor­räder sind verboten) sind nur auf den mar­kier­ten Wegen gestattet. Ins­ge­samt gibt es fünf Zugänge, einen zu den nördli­chen Bol­le (von Tenero aus), vier zu den südli­chen Bolle. Wir empfehlen den Weg, der südlich des Ticino ver­läuft: Das Auto an der Brücke der Kan­tons­straße stehen las­sen und sich zu einem rund 40-mi­nü­ti­gen Spazier­gang bis zur Mündung auf­ma­chen. Der Weg teilt sich später, ein Stück weit hat man die Wahl, im Wald zu spa­zie­ren oder in der Sonne am be­gra­dig­ten Ticino ent­lang. Er endet bei ei­nem klei­nen Aus­sichts­turm im Sumpf­land.

Unterwegs informieren Schautafeln über die Naturgeschichte des Deltas und über al­les, was hier kreucht, fleucht und wächst. Festes Schuhwerk ist emp­foh­len, auch bei Sonnenschein kann der Bo­den, vor allem im hinteren Teil, nass sein - und auch ein In­sek­ten­schutz­mit­tel ist angebracht.

Magadino

Das erste Dorf am Ufer, am Rand des Pi­a­no di Magadino gelegen, ist eher ein Durch­gangs- als ein Aufenthaltsort. Die Ber­ge fallen hier steil ab. Bis ins 19. Jahrhundert war Magadino für den Warenverkehr eine wichtige Hafen­sta­tion. Mit der Er­öff­nung der Eisen­bahn­linie aber war es da­mit zu Ende, und der heutige Be­su­cher ge­winnt den Ein­druck, Magadino hätte diesen Nieder­gang bis heute nicht verdaut. Als Ferien­orte haben ihm Vira, San Nazzaro und Gerra längst den Rang ab­ge­laufen. Immer­hin: Mit dem Lido ver­fügt der Ort über eines der schönsten Freibäder an der Ri­vie­ra.

Die nicht zu übersehende Chiesa San Carlo (19. Jh.) zeigt einen Chor, der vom deut­schen Maler und Illustrator Richard Seewald (1889-1976) mit Fresken ge­schmückt wurde. Mitte Juli steht sie im Zentrum der viel beach­te­ten Internationa­len Or­gel­fest­spiele. Zwei Wochen lang geben jeweils diens­tags und freitags inter­na­tio­nal be­kann­te Organisten ein Konzert.

Übernachten Favini, 20 unterschiedlich gro­ße Zimmer und ein Restaurant mit Ter­ras­se, das Fisch wie auch Pizza ser­viert. DZ mit Du/WC 100-140 CHF. Ganzjährig geöffnet. Via Can­to­nale, 6573 Magadino, Tel. 091-7804200, www.hotelfavini.ch.

Vira


Trompe-l’œil in Magadino

Der erste richtige Ferienort an der Riviera del Gambarogno schließt sich praktisch naht­los an Magadino an und ist das schönste Dorf am Tessiner Ost­ufer des Lago Maggiore. Das Leben spielt sich an der Durchgangsstraße ab. Ober­halb stehen statt­li­che Ferien­häu­ser, unterhalb liegt der kleine Ortskern mit Kirche und Boots­anle­gestelle. Beim Gang durch die ver­winkelten Gassen fallen zahlreiche Ma­le­reien an den Hausfassaden auf. Es sind Resultate einer Kunstaktion aus dem Jahr 1970. Über die künstlerische Qua­li­tät mag man streiten, das Unter­nehmen fand offen­sicht­lich Anklang, und so wurde die Aktion 2010 wieder­holt.

Von Vira führt ein kurvenreiches Sträß­chen hoch zur Alpe di Neggia, die ein ideal­er Ausgangspunkt für mehrere Wan­derungen ist (→ Wanderung 1).

Wanderung 1: Von der Alpe di Neggia nach Indemini

Durch den Wald ins abgelegenste Dorf des Gambarogno


Vira steinern


Vira grün

Übernachten *** Bellavista, an der Stra­ße nach Indemini, 700 m vom Abzweig. Die Num­mer eins an der Gambarogno-Riviera wird vom schweizerischen Automobilclub (TCS) ge­führt Wun­derbarer Garten mit Blick auf den See hi­nunter, für Freizeitbetätigung sorgen ein gro­ßer Swimmingpool und ein Pingpong­tisch, die verlorenen Bälle kullern den Ab­hang hi­nun­ter. Die Zimmer sind geräumig und komfor­ta­bel ausgestattet, alle mit Bal­kon oder Terrasse, die teureren mit See­blick. DZ inkl. Früh­stücks­buf­fet ab 200 CHF. Geöffnet Mitte März bis Nov. Strada d’indeman 18, 6574 Vira Gamba­rogno, Tel. 091-7951115, www.hotelbellavista.ch.

La Riva, am Ufer, in Richtung süd­west­liches Ortsende, direkt vor dem Cam­ping Bellavista. Wird vor allem als Restaurant (s. u.) geschätzt. Speiseterrasse nach hin­ten und gleich darunter ein wunderschö­nes Gärt­chen zum See mit Tischen, Stüh­len und Lie­gestühlen. Nur fünf Zimmer. DZ inkl. Früh­stück 120-150 CHF, die billigeren mit Du/WC auf Eta­ge. Im Januar ge­schlos­sen. Via Cantonale 86, 6574 Vira Gam­ba­rogno, Tel. 091-7951141, www.ristorantelariva.ch.

Sargenti, im Ortszentrum, gleich nach dem Ab­zweig nach Indemini. Unten ist die Stra­ßen­bar mit Billard und Kicker, oben sind fünf re­no­vierte Zimmer mit Du/WC. DZ 105-150 CHF. Ganzjährig geöffnet. Via Can­to­na­le, 39, 6574 Vira Gambarogno, Tel. 091-7952062, www.hotelsargenti.ch.

Camping Bellavista, in Richtung süd­west­licher Ortsrand. Der einzige Camping­platz an der Riviera del Gambarogno und mit 24 Stell­plätzen der kleinste im gan­zen Tessin. Wenig Schat­ten, dafür di­rekt am See. Sehr be­schei­den, aber sehr freund­li­che Pächter. Geöffnet Mitte April bis Mitte Okt. Via Cantonale, 6574 Vira Gambarogno, Tel. 091-7951477, www.campingbellavista.ch.

Essen & Trinken Da Rodolfo, im Orts­zen­t­rum. Gourmetrestaurant in einem ehe­ma­ligen Klos­tergebäude. Letzteres vermu­tet zumindest Waldis Ratti, der schnauzbär­tige Wirt, der für seine delikaten Fischge­rich­te weit über die Dorfgrenze hinaus be­kannt ist. Keine große Karte, aber stets her­vor­ragende Zubereitung. Spezialität des Hau­ses: Fritto Misto del Lago. Die Preise lie­gen verdienterweise über dem Durch­schnitt. Hervorragendes Weinangebot. Ge­schlossen März-Okt. am Sonntag­abend sowie Mo ganz­tags, Nov.-Febr. nur Sonntag­abend geschl. Via Cantonale, Tel. 091-7951582.

La Riva, am südwestlichen Ortsende vor dem Camping Bellavista. Spezialität sind Fi­sche aus dem Lago. Man isst hier sehr preis­wert, was von den Campern ne­ben­an ge­schätzt wird. Schöne Speiseter­ras­se nach hinten. Via Cantonale, Tel. 091-7951141.

La Fosanella, außerhalb, im Ortsteil Fosa­no (Straße nach Indemini, ca. 3 km vom Ab­zweig in Vira). Sehr schöne Ter­rasse mit Blick auf das See-Ende mit dem Maggia­delta am anderen Ufer. Die Kü­che genießt einen guten Ruf, auf der Karte stehen u. a. Fische aus dem See, Lamm­fi­let, Kutteln auf Tessiner Art sowie die Spe­zi­a­lität des Hauses: Piccata mit Steinpilz­ri­sotto. Gutes Angebot an Tessiner Wei­nen. Die Preise liegen insgesamt leicht über dem Durch­schnitt. Mi und Sa geschlossen, Tel. 091-7951616.

Parco Botanico del Gambarogno

Einen botanischen Garten zu gründen hatte der Baum­schul­fach­mann Otto Ei­senhut nicht im Sinn, als er 1955 ein an einer Schlucht gelegenes Gelände zwi­schen Vairano und Piazzogna er­warb. Er wollte ganz einfach einen Gärt­nereibetrieb führen. Seine erste Geschäftsidee bestand darin, amerikanische Kie­fern zu pflan­zen und sie als Weihnachtsbäume auf den Markt zu bringen. Er versuchte neue Kreuzungen und erst später - nach Kontakten mit aus­län­di­schen Fachleuten der Kamelien- und Magnolien­zucht - begann er sein Feld auszuweiten. Zahlreiche Pflan­zen­arten fanden mit den Jahren im Gam­ba­rogno einen neuen Boden, und 1989 wurde das Gelände für das Publi­kum ge­öffnet. Heute besitzt der „Parco Botanico del Gambarogno“ die weltweit größ­te Magnoliensammlung, daneben nehmen auch die rund 600 Arten und Va­rietäten der Kamelie einen bevorzugten Platz ein. Azaleen, Zit­rus­früchte, Larix-Kiefern und viele weitere Arten begegnen dem Besucher beim Spa­zier­gang durch das grüne Labyrinth. Un­ter Kennern ist der Garten ein Be­griff und für Botaniker ein Muss. Parallel zum botanischen Garten wird im Gar­tenbauunternehmen „Vivaio Eisenhut“ weiterhin produktiv gear­beitet, ge­propft und verkauft, rund 70 % der Produktion gehen in den Ex­port, vor al­lem nach Deutschland, aber auch nach England. Otto Eisenhut hat die Di­rek­tion inzwischen an seinen Sohn abgegeben, der hier mit fünf An­ge­stell­ten arbeitet, aber der Gründer schaut noch häufig vorbei, um nachzu­sehen, was aus seinem Lebenswerk gewor­den ist.

Ideale Besuchszeit ist März und Ap­ril, wenn die Kamelien und Mag­no­lien blü­hen, aber auch in den ande­ren Monaten sei der Be­such empfoh­len.

♦ Anfahrt: Von San Nazzaro über Vairano nach Piazzogna, dort beim Orts­schild links der Beschilderung folgen. Geöff­net Frühling bis Herbst Mo-Sa 7.30-19 Uhr, So 8.30-19 Uhr; Winter Mo-Sa 10-17 Uhr. Eintritt 5 CHF.

San Nazzaro

Der Ferienort, der sich den Berghang hoch­zieht, ist bei Badeurlaubern geschätzt: öf­fentliches Strandbad mit Sprung­brett, Liegewiese, Umkleide­ka­bi­nen und Toi­let­te - alles gratis. Man findet die freundliche Einrichtung auf Höhe des Orts­zen­trums, in der Nä­he der Anlegestelle der Lago-Mag­gio­re-Kreuzer.

Essen & Trinken Alla Taverna, im obe­ren Ortsteil, von der Straße weg aus­ge­schil­dert. Kleines Grotto mit großer Ter­ras­se und aus­ge­zeichneter Küche. Gute Pasta, Frit­to Misto del Lago, Polenta mit Wild­schwein­s­alami oder für den dickeren Geld­beu­tel ein Degus­ta­tions­menü. Di Ruhetag (au­ßer Mitte Juli bis Mitte Aug.). Tel. 091-7800012.

Vairano, bei der Kirche von Vairano, in den Hü­geln über San Nazzaro. Ob Kaninchen mit Polenta, Frotto misto di pesce oder eine Mines­trone ticinese (Gemüsesuppe) - die Osteria, Nach­folgerin des „Miralago“, hat sich in kür­zester Zeit einen ausgezeichneten Ruf erobert. Das Pa­norama auf der Terrasse ist einzigar­tig und ein weiterer Grund, hierher zu kommen: Blick über den See nach Lo­car­no, Ascona und das Maggiadelta, aber auch auf die Ver­zasca-Staumauer. Via Bellavista 1, Tel. 091-7941604.

Gerra


Gerra

Der letzte nennenswerte Uferort vor der Grenze liegt an einem kleinen Bach­delta. Im Orts­teil Riva, rechts der Mün­dung, so sagt der Volksmund, ge­nießt man die Son­nen­strah­len am Mor­gen, in Scimiana, links der Mün­dung, die Son­nenstrahlen am Abend. In Letzterem lässt sich noch ein klei­ner Ortskern aus­machen. Klein ist auch der öf­fent­liche Kiesstrand (mit ei­nem beliebten Strand­lokal) links und rechts der Mün­dung des Dorf­bachs. Groß in Gerra ist einzig der An­teil an Zweitwoh­nungs­bau­ten.

Übernachten/Essen Dirinel­la, direkt vor der italienischen Gren­ze. Das Haus wurde 2013 komplett renoviert und bekam einen kräftigen roten Anstrich. Restaurant mit fünf sehr schö­nen, modern eingerichteten Gästezim­mern mit Bad, nach hinten ein Gärtchen, zur Straße zwei Ter­ras­sen und auf der anderen Stra­ßen­seite eine kurze Treppe zum Kies­strand, wo ein paar Boote dümpeln, aber da­hinter ist der See frei. DZ 140 CHF, Früh­stück (nach Wunsch groß oder klein) extra. Ganz­jährig geöffnet. So/Mo geschlossen. Via Cantonale 13, Dirinella, 6577 Ranzo, Tel. 079-2075112, www.dirinella.ch.

Mein Tipp Al Pes­catore, im Zent­rum, unter­halb der Durch­gangsstraße. Un­auf­fälliges, sym­pa­thi­sches und familiär ge­führ­tes Fisch­res­tau­rant mit einer kleinen, traum­haf­ten Terrasse, von der man auf den See und den kleinen Fi­scher­ha­fen von Ger­ra blickt. Wenn dort nicht ge­nug Fisch an­kommt, was häufig der Fall ist, so kauft der Wirt auf dem Markt ein. Mo Ruhetag, Di abends geschl. Tel. 091-7942123.

Indemini


Gerra - ein Liegeplatz ist Gold wert

Von Vira aus führt eine kurvenreiche Stra­ße hoch zur Passhöhe Alpe di Neg­gia und von da wieder hinunter nach In­de­mi­ni. Das Bergdorf des Gam­ba­rogno liegt auf 979 m Höhe und ist die obers­te Ge­mein­de der sonst italie­ni­schen Val­le Ved­das­ca. Die Straße wur­de erst im Ers­ten Welt­krieg gebaut (auf der ita­lie­ni­schen Sei­te so­gar erst 1964), bis da­hin war In­de­mini nur über Fuß­wege er­reich­bar, ent­weder vom ita­lie­nischen oder vom schwei­zerischen Ufer des La­go Mag­giore aus. Die ab­ge­schie­dene La­ge an der Gren­ze machte das Dorf jahr­zehn­telang zum idealen Schmuggler­nest.

Heute ist das wohl eher harte als roman­ti­sche Schmugglerleben passé, vie­le Men­schen sind ausgewandert. Die Ein­wohnerzahl ist auf ein halbes Hun­dert ge­schrumpft, und sie läge noch nied­riger, wenn nicht einige Deutsch­schwei­zer, vor al­lem Kunst­hand­werker, sich hier niedergelassen hät­ten. Zur Hälf­te ist Indemini heu­te deutsch­spra­chig.

Das terrassenförmig an den Hang ge­baute Dorf mit seinen engen Gassen und Trep­pen zeigt ein äußerst einheit­li­ches Ortsbild. Das respektieren auch die neuen Be­woh­ner, die sich mit Um­sicht an die Restaurierung alter Stein­häuser ma­chen und so dazu beitragen, dass das Ortsbild erhalten bleibt. Dass das Dorf auf neu­es Blut und Besucher angewiesen ist, weiß man auch in Indemini. Aber mehr als an­ders­wo setzt man auf die Entwicklung eines sanf­ten Tourismus.

Hin & weg Postauto: 4 x tägl. nach Vira und weiter bis Magadino.

Übernachten/Essen Indeminese, am obe­ren Ortsausgang. Das Haus war einmal ein Kuh­stall mit Heuschober, aber das sieht man dem Ristorante nicht mehr an. Fausto Domeni­ghetti, der Wirt, stammt aus dem Dorf und ist sozusagen ein kommunales Fak­totum. Bis zur großen Gemeindefusion war er gleich­zeitig Bürgermeister, Posthal­ter, Postauto­chauffeur - und eben Wirt. Dass er sich neben­bei auch noch um die kom­munale Gruppen­unter­kunft, das „Os­tel­lo La Genziane“, küm­mert, wundert da nicht mehr. Im „Indeminese“ steht er sei­ner Frau Orietta zur Seite, und zu­sam­men sor­gen die beiden für eine preiswerte Tes­si­ner Kü­che - und da Italien gleich um die Ecke liegt, ist man auch für italienische Re­zep­te offen. Oben­drein helfen die Wirtsleute auch bei der Zim­mer­suche. Nov.-März geschlossen. 6571 Indemini, Tel. 091-7951222.

Lago Maggiore Reiseführer Michael Müller Verlag

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