Читать книгу Lago Maggiore Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X. Schmid, Eberhard Fohrer - Страница 7
ОглавлениеTradition und Moderne
Erlebnis Kultur
Das milde Klima des Lago Maggiore hat unzählige Schriftsteller inspiriert: Im 19. Jh. schwärmten Lord Byron, Stendhal und Balzac von der Gegend. Im 20. Jh. zählten Rainer Maria Rilke und James Joyce zu den Gästen, sogar der unstete Erich Maria Remarque fand am Tessiner Ufer des Sees ein ruhiges Domizil - und auf dem Monte Verità über Ascona erprobten Künstler und Wissenschaftler neue Lebensformen, während in Deutschland die Trompeten zum Ersten Weltkrieg bliesen.
Den besten Blick auf die berühmten Borromäischen Inseln? Den hat man von der „Sky Bar“ im Hotel La Palma an der Hotelpromenade von Stresa.
Borromäische Inseln
Eine hochkarätige Attraktion am Lago Maggiore sind die drei Borromäischen Inseln in der westlichen Seemitte. Seit im 17. Jh. das aus Padua stammende Adelsgeschlecht der Borromäer die Isola Inferiore, heute Isola Bella genannt, zu einer barock überschwänglichen Palast- und Garteninsel auszubauen begann und auf der Isola Madre ein herrlicher botanischer Garten entstand, gehören die Isole Borromee zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten Italiens. Ein Großteil des europäischen Adels, darunter auch die britische Queen Victoria, logierte im märchenhaften Prunk der Grand Hotels im gegenüberliegenden Stresa, flanierte auf den großzügigen Promenaden und genoss bewundernd das einmalige Panorama der vorgelagerten Inseln, dessen Faszination man sich auch heute nicht entziehen kann.
Die Brüste der Wahrheit
Im Jahr 1900 wurde auf dem „Monte Verità“ oberhalb von Ascona eine „vegetabile Cooperative“ gegründet, die gesunde Lebensführung, Freikörperkultur, Pazifismus, Freiheit in jeder Richtung und Suche nach Wahrheit anstrebte. Rasch zog sie nicht nur eine fröhlich-libertäre Bohème an, sondern auch Künstler, Wissenschaftler und Politiker aus ganz Europa. Zu den illustren Zeitgenossen, die hier verkehrten, gehörten zahlreiche Schriftsteller, u. a. Gerhart Hauptmann und Hermann Hesse, Maler wie Hans Arp und Paul Klee, die Politiker Trotzki und Stresemann, aber auch der junge Konrad Adenauer, der Psychiater C. G. Jung und der belgische König Leopold. Mit der Ausstellung „Die Brüste der Wahrheit“ auf dem Monte Verità beleuchtet der international renommierte Kurator Harald Szeemann (1933-2005) seit 1978 das Phänomen „Monte Verità“ aus allen Perspektiven.
Kunst im Kubus
In Locarno steht nah am See ein zur Straßenseite hin fensterloser, roter Kubus, verkleidet mit einem feinmaschigen Drahtnetz und rundum von einem Wassergraben umgeben. In diesem auffälligen Würfel machen seit 2014 Martine und Pierino Ghisla ihre private Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich, die rund 200 Kunstwerke der Moderne umfasst: Unter anderem sind Miró, Magritte, Picasso und Vasarely vertreten. Ein Teil der permanenten Ausstellung ist der amerikanischen Graffiti-Art (Roy Lichtenstein, Keith Haring u. a.) vorbehalten.
„Der Goldene Leopard geht an ...“
Alljährlich in der ersten Augusthälfte stehen auf der Piazza Grande von Locarno 8000 Stühle vor einer 25 x 14 m großen Leinwand. Das „Locarno Film Festival“ gehört neben jenen von Venedig und Cannes zu den großen Filmfestspielen Europas. Dem Sieger winkt der „Pardo d’Oro“ (Goldener Leopard).
Der Pfad der Kunst
Über dem Westufer des Sees erstreckt sich das verwinkelte Dorftrio Trarego-Cheglio-Viggiona, wo sich innerhalb der letzten Jahrzehnte eine Künstlergemeinschaft angesiedelt hat. Diese präsentiert ihre Werke jährlich an den Ostertagen auf dem „Sentiero d’ARTE“. Der Rundweg von etwa einer Stunde führt zu liebevoll restaurierten Künstlerhäusern und idyllisch gelegenen Gärten, Plätzen und Villen.
Grandhotels in Stresa
Die majestätischen Hotels der Belle Époque sind am besten in Stresa und Umgebung zu bewundern - eine vielerorts lang vergangene Hotelkultur ist hier noch lebendig. In der ersten Hälfte des 20. Jh. reisten viele der betuchten Gäste mit dem Simplon-Orient-Express von Paris nach Istanbul an.
Highlights am Ostufer
Das östliche Seeufer ist im Gegensatz zum viel besuchten Westen ruhig geblieben. Hier gibt es keine Grandhotels, dafür eine der schönsten Villen an den norditalienischen Seen, das bedeutendste Kloster in einer pittoresken Steilwand am See und den größten und ältesten Markt der Region.
Der See hinter den Hügeln
Der nahe Lago d’Orta besitzt mit dem Bilderbuch-Örtchen Orta San Giulio und der gegenüberliegenden Klosterinsel ein nahezu unvergleichliches Bauensemble.
San Carlone, der Riesenkarl
Über Arona thront sie, die mächtige, 23 m hohe Kupferstatue des Kardinals Carlo Borromeo, des bedeutendsten Sohnes der Stadt.