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9Shira Das Familienalbum wird umgeschrieben
ОглавлениеShira war angenehm überrascht, dass Malkah sie nahezu ohne jeden Vorwurf willkommen hieß. Sie hatte vergessen, wie viele Freundinnen Malkah hatte, andere Frauen, die mit kleinen Geschenken vorbeikamen, mit Geschichten, mit Problemen, mit Klatsch. Sie hatte sich ihre Großmutter als alleinlebend vorgestellt, aber sie war selten allein, außer sie wünschte es – und sie schätzte das Alleinsein. Malkah beteiligte sich auch an unterschiedlichsten Diskussionsforen und Spielen im Netz. Shira sah Malkah oft im gefilterten Sonnenlicht des Hofes sitzen oder unter dem Pfirsichbaum in ihrem Lieblingssessel, mit geschlossenen oder halb geschlossenen Augen, und sie dachte dann, dass die alte Frau döste, bis sie merkte, dass Malkah ins Netz eingestöpselt war und umherstreifte oder in der Basis arbeitete und die ausgetüftelten Schimären konstruierte, die einer der Exportartikel von Tikva waren, gekauft von Multi- und Stadtbasen als Schutz.
»Ich flirte mit allen möglichen Leuten«, sagte Malkah. »Keiner kann mich sehen, es sei denn, ich will es.«
»Du verrätst ihnen also nicht dein Alter?«
»Einem sage ich dies, anderen das. Die meisten fragen nicht. Das ist ein Kongress der Köpfe, nicht der Körper.«
»Also hast du geistige Liebhaber?«
»Liebhaberinnen auch. Hast du nie dein Geschlecht gewechselt, Shira, nicht mal für einen Abend? Ich habe eine Freundin in Foxdale, der ich den Hof mache und die mich für einen Mann von zweiundvierzig hält. Sie würde mich umbringen, wenn sie mir begegnete, von Feindin zu Feindin, aber in den Freiräumen des Netzes spielen wir miteinander.«
»Mit Ari habe ich ununterbrochen gespielt. Ich war wieder Kind.« Shira legte die Arme vor ihre Brüste. »Eine Mutter ohne ihr Kind ist ein Karren, der versucht, auf drei Rädern zu rollen«, sagte sie zu Malkah, die in ihrem tiefen Lieblingssessel saß und Shira mit zufriedenem Gesichtsausdruck betrachtete.
»Ein Dreiradkarren ist ein Schubkarren und er funktioniert einwandfrei. Du wirst deinen Sohn zurückbekommen. Am Ende werden wir sie schlagen. In der Zwischenzeit hast du die kostbare Familienfruchtbarkeit. Krieg noch eins.«
»Ich will nicht noch eins.« Sie hatte gestern Abend erneut versucht, ihn übers Netz zu erreichen, aber wieder einmal war der Ruf nicht angenommen worden. »Ich will Ari.«
»Hast du je erwogen, mit deinem Dybbuk ein Kind zu haben?« Shira wusste sofort, dass Malkah Gadi meinte. »Ach, ist Gadi tot, dass sein Geist in mich fährt?«
»Er ist tot auf die gleiche Art wie du, meine Shira. Er kann sich auf keine Frau einlassen, und du kannst keinen anderen Mann wirklich lieben.«
Shira zuckte zusammen. Bittere Widerworte füllten ihren Mund, dann schluckte sie sie hinunter. »Vielleicht ist das schlimmste Schicksal für eine Frau, den Mann, den sie will, zu früh zu kriegen. Wir konnten nicht zusammenbleiben – wir waren Kinder. Aber ich kann niemand anders gehören, nicht so, wie ich mit ihm zusammen war.«
»Ich wollte nie jemandem gehören. Ich wollte sie mir nur eine Weile ausleihen, für das Vergnügen, die Zärtlichkeit, ein bisschen Lachen.«
»Wie viele Liebhaber hattest du?«
Malkah blickte versonnen. Sie schwieg einen Augenblick. »Ich weiß nicht. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gezählt. Ich erinnere mich, als ich wesentlich jünger war, bin ich in schlaflosen Nächten davon eingenickt, dass ich sie gezählt habe. Und ich bin nie bis zu Ende durchgekommen, weil ich immer überlegt habe, ob der eine, an den ich mich kaum erinnern konnte, nun wirklich mein Liebhaber war oder nicht. Ich bestand darauf, chronologisch vorzugehen, also musste ich, wenn ich merkte, ich hatte einen ausgelassen, ganz von vorn anfangen. Es hat immer funktioniert und mich zum Einschlafen gebracht.«
Sie betrachtete erstaunt ihre Großmutter, versuchte, in der untersetzten Frau mit den Zöpfen um den Kopf, aus denen am Nacken und über den Ohren ein paar Haare ausbrachen, eine Femme fatale zu erkennen, die ihre Liebhaber nicht zählen konnte. »Malkah, ich hatte nur fünf. Insgesamt.«
Malkah lachte, dann hielt sie sich verlegen die Hand vor den Mund. »Ich muss sagen, ich hatte fünf, bevor ich zwanzig war. Ich war immer neugierig auf den Geschmack eines neuen Mannes, wie er sein würde. Ich wollte in ihn hineinbeißen.«
Sie war überrascht und ein wenig schockiert, dass ihre Großmutter so offen mit ihr redete. Vielleicht sah Malkah jetzt, da sie verheiratet gewesen war und ein Kind bekommen hatte, in ihr eher eine Gleichrangige. »Also wie viele gab es?«, drängte sie. »Zwanzig? Dreißig? Zweihundert?«
»Um die fünfzig, würde ich schätzen. Ich müsste sie mal zusammenzählen. Ich leide immer noch an Schlaflosigkeit, aber jetzt erzähle ich mir Geschichten, statt Männer zu zählen.«
»Aber so viele … Warst du hinter ihnen her? Bist du auf sie zugegangen und hast ihnen einen Antrag gemacht?«
Malkah lachte. »Ich war nie eine Schönheit. Du bist viel hübscher, als ich je war. Aber ich hatte einen guten Körper und riskierte gern ein Auge. Sie kamen immer auf mich zu, wenn ich das wollte … Avram war ein ganz schöner Rumtreiber, bevor er sich in Sara verliebt hat, weißt du. Bevor er mit ihr nach Kalifornien ging.«
»Avram? Das glaube ich nicht.« Nein, sie konnte es nicht glauben. Kalt, getrieben.
»Er war einfach von blendender Schönheit als junger Mann. Ich muss sagen, wenn ich Gadi anschaue, dann sehe ich Avram, wie er einmal war.«
»Du hattest nie was mit Avram, sag mir, dass du nichts hattest.«
»Ich kann dir sagen, dass ich nichts mit ihm hatte. Hatte ich aber. Einen Sommer lang trafen wir uns immer im Weinberg und breiteten zwischen den Rebstöcken versteckt eine Decke aus. Als er Sara begegnete, verliebte er sich heftig in sie. Ich glaube nicht, dass er je eine andere Frau angeschaut hat.«
Er hat mich angeschaut, dachte Shira mit etwas Widerwillen. Er schaut immer meinen Körper an.
»Als die Dinge aufgrund ihrer Krankheit zwischen ihnen verdorrten, starb, glaube ich, der Sex in ihm. Einige Menschen haben weiter Verlangen danach, solange sie leben, aber andere Menschen, sie lassen ihn los, als wäre es ein Kleidungsstück, das verschlissen ist. Ich finde, das sind Narren.« Malkah nickte zum Nachdruck heftig. »Ich bin voller Freude, dass du bei mir zu Hause bist, Shira. Das verleitet mich dazu, Unsinn zu schwatzen.«
»Es wird jetzt anders zwischen uns sein, nicht wahr?«
»Warum soll alles immer gleich bleiben?« Malkah zog ihren Sessel näher und beugte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu Shira. »Also, was hältst du von Yod?«
»Avram stellt astronomische Behauptungen auf über seine Intelligenz und Leistungsfähigkeit.«
»Yod ist erstaunlich. Aber naiv. Oi, ist der naiv! Deine Aufgabe ist, ihm beizubringen, wie er mit Menschen umgehen soll. Bei seiner Kraft und seinem Verstand kann er, ohne es zu wollen, eine Menge Schaden anrichten, wenn er nicht richtig erzogen wird. Ich bin verantwortlich für seine interpersonelle Programmierung, aber er hat keine Gelegenheit gehabt, diese Fähigkeiten auszuprobieren.«
»Ein Gerät zu erziehen ist kein Konzept, das mir sonderlich einleuchtet. Er – jetzt hast du mich so weit. Es ›er‹ zu nennen.«
»Er ist eine Persönlichkeit, Shira. Keine menschliche Persönlichkeit, aber eine Persönlichkeit.«
»Nachdem du ein Leben lang mit künstlicher Intelligenz gearbeitet hast, wie kannst du da ein Cyborg vermenschlichen? Du könntest genauso gut glauben, das Haus sei wirklich eine Frau, wie es kleine Kinder tun. Oder deinem Reinigungsroboter einen Namen geben und mit ihm reden. Für einen kleinen Jungen wie Ari ist es angemessen, seinen Koalaroboter für ein lebendiges Kuscheltier zu halten und eine emotionale Bindung dazu zu entwickeln, aber wir sollten Erwachsene sein.«
»Die großen Wale – wir hatten sie gerade so ziemlich alle ausgerottet, da begannen wir, ihre epische und lyrische Dichtung zu übersetzen. Waren sie Personen? Waren die Affen, die lernten, sich in der Zeichensprache mitzuteilen, intelligente Wesen? War Hermes eine Realpräsenz?«
»Er hatte eine Persönlichkeit, gewiss. Sogar eine starke. Es ging mir so schlecht, als du mir von seinem Tod geschrieben hast.«
»Er war ein alter Kater, Shira. Er ist zwanzig Jahre alt geworden. Zuletzt hatte er einen Gehirntumor und er war zu schwach, um noch einmal operiert werden zu können.«
»Malkah, du hast dein ganzes Leben lang mit Computern gearbeitet. Ein gutes heuristisches Programm kann eine künstliche Intelligenz befähigen, stichhaltige Pläne zu machen und Strategien und Taktiken zu entwickeln, aber um Zielsetzungen oder Verhaltensweisen abzuwandeln, musst du die Programmierung ändern.«
»Beim Netz und den Basen-KIs sind Art der Programmierung und Umfang der zugelassenen Unabhängigkeit eng begrenzt. Avram ist darüber hinausgegangen, und ebenso, mein Liebes, bin ich es. Ich betrachte Yod als Person. Ich genieße seine Gesellschaft.« Malkah warf ihr ein so spitzbübisches Grinsen zu, dass Shira sicher war, ihre Großmutter führte sie an der Nase herum. »Jetzt, wo ich keine verantwortliche Erwachsene mehr bin, die ein Kind erziehen muss, kann ich unbekümmert und leichtsinnig sein. In seiner Programmierung sind einige abenteuerliche Joker. Von einigen weiß nicht mal Avram, dass sie da sind.«
»Malkah, du versuchst mich mit einem Trick dazu zu kriegen, dass ich diese Arbeit übernehme. Warum? Warum sozialisierst du es nicht selber?« Shiras Stirn runzelte sich vor Argwohn.
»Ich habe Yod gegeben, was ich ihm zu geben hatte. Überdies habe ich dir alles gegeben, was ich zu geben hatte, Shira.« Malkah seufzte. Sie legte ihre Hände auf die Knie und setzte eine fast grimmige Miene auf. »Jetzt, wo du erwachsen bist und ein paar Schläge einstecken musstest, kann es sein, dass deine Mutter dir etwas zu geben hat.«
»Meine Mutter? Riva?« Shira war überrascht und ein wenig aufgebracht. »Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich zum Studium fortging. Wir reden nicht mal über das Netz miteinander.«
»Es kann sein, dass sie herkommt. Es ist noch nicht ganz klar, aber möglich.«
»Ist sie nicht bei Alhadarek? Warum sollten die sie denn hierherschicken?«
»Sie ist nicht bei denen.« Malkah sprach ärgerlich ausweichend.
»Kommt sie, weil sie erwartet, Ari zu kriegen? Oder weil sie mir seinetwegen Vorwürfe machen will?«
»Nein, nein! Ich könnte mir denken, dass du sie eine interessante Frau findest, Shira. Aber wir wollen sehen, was geschieht. Sprich zu niemandem darüber.«
»Warum nicht? Was soll die Geheimniskrämerei? Angst, dass ein anderer Multi sie kidnappt?«
»Oh, sie ist ungeheuer gesucht. Aber nicht, um sie anzuheuern.«
»Du hörst dich an, als gäbe es einen Preis auf ihren Kopf.«
Malkah nickte. »Riva ist eine Informationspiratin, Shira. Sie spürt verborgenes Wissen auf und befreit es.«
»Riva?« Shira hatte wenig Erinnerungen an ihre Mutter. Als sie klein war, war ihre Mutter oft gekommen. Dann, als Alhadarek sie kaufte, war sie nach Kapstadt versetzt worden, und sie sahen sich nur einmal im Jahr, an Shiras oder Malkahs Geburtstag. Bei Shiras Hochzeit hatte ihre Mutter sich entschuldigt. Sie hatte Riva seit zehn Jahren nicht gesehen. Riva war einige Zentimeter größer als sie beide, aber grundsätzlich erinnerte Shira sie als hektische, verhuschte Frau, die immer mit vielen Geschenken kam, alle nicht eingewickelt und im Gepäck versteckt. Dass solch eine Frau Informationspiratin sein sollte, war nicht zu glauben. Industriespionage war bis zu einem gewissen Umfang Bestandteil des Systems, Multi gegen Multi, aber die Piraten waren völlige Außenseiter, Abtrünnige, die Standardschurken in den Stimmies. Zuerst war das Cyborg eine Person, und jetzt das! Malkah nahm sie entweder auf den Arm oder wurde langsam senil und konnte Phantasie und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden.
Malkah grinste. »Ich bin nicht verrückt, Shira. Komm, ich zeige dir was.«
Shira folgte ihrer Großmutter zum Hauptterminal. Alle in der Stadt wechselten sich beim Wachdienst ab und in schwierigen Zeiten trug jeder verbotenerweise, was sie an Waffen besaßen. Sicherheitsinformationen standen allen offen. Alle Welt hatte Zugriff auf diese Netzdatei, die Malkah jetzt aufrief. Während Shira immer noch über Malkahs Geisteszustand grübelte, erschien eine Liste der Verbrechen von Riva Shipman auf dem Bildschirm, dazu eine Warnung vor der Gefahr, die sie für die bestehende Konzernordnung darstellte. Sie hatte die Basen der Hälfte aller großen Multis infiltriert und geplündert. Sie wurde verantwortlich gemacht für den Zusammenbruch des Allevium-Marktes: Allevium hatte sich als wirksam erwiesen gegen die neueste Form der Kisrami-Seuche – die Krankheit, die Malkahs eigene Mutter dahingerafft hatte. Riva hatte offenbar die Medikamentenformel gestohlen und ins Netz gestellt, damit alle sie benutzen konnten. Jede kleinere Region hatte daraufhin ihr eigenes Heilmittel produziert.
»Wie lange weißt du schon über meine Mutter Bescheid?«
»Ich kenne sie, seit sie geboren wurde, weißt du«, sagte Malkah mit dem gleichen spitzbübischen, spöttischen Lächeln. »Mir ist seit Jahren bekannt, was sie tut.«
»Warum hast du es mir nie gesagt?«
»Was hätte es dir geholfen, wenn du es gewusst hättest?«
»Was hat es mir geholfen, es nicht zu wissen?«
»Du hast dich dadurch sicherer gefühlt. Es gab dir die Freiheit, deinen eigenen Weg zu wählen.«
»Jetzt werde ich mich immer fragen, ob einer der Gründe für meine Vernachlässigung bei Y-S war, dass Riva als gefährliche Rechtsbrecherin gilt.«
»Nicht ausgeschlossen. Obwohl wir niemals offen miteinander Kontakt haben. Ich könnte mir vorstellen, dass wir sie nicht einmal erkennen, wenn sie kommt – falls sie kommt.«
»Warum denkst du, dass sie jetzt kommen könnte? Hatte sie die Absicht zu kommen, weil sie Ari will?«
»Nein, Liebling, sie hatte nie vor, Ari zu nehmen. Ihr Leben ist zu gefährlich, um irgendein Kind bei sich zu haben. Als du Kind warst, habe ich dieses kleine Märchen über unsere Familie erfunden, um dir zu erklären, warum du bei mir aufgewachsen bist und nicht bei deiner Mutter. Damit du keine Fragen stellst. Deine Mutter ist ein politischer Flüchtling und sie lebt von ihrer Geistesgegenwart und ihren Verbindungen.«
Shira ertappte sich dabei, wie sie die Augen aufriss und ihr der Kiefer herunterfiel. »Willst du mir damit sagen, dass ihr nicht bei euren Großmüttern aufgewachsen seid, seit der zehnten Generation?«
»Es war eine gute Geschichte, stimmt’s?«, sagte Malkah stolz. »Ich hatte den Eindruck, sie gefiel dir.«
Aber Shira hatte ein Gefühl, als ob alle Räume ihrer Kindheit plötzlich die Plätze tauschten. Sie war ärgerlich, sogar wütend auf Malkah, weil sie sie angelogen hatte, weil sie sie zum Narren gehalten hatte. In Kinderbüchern buken bobes Kekse und strickten; ihre Großmutter tanzte wie eine Primaballerina durch die Spinnennetze der künstlichen Intelligenz und zählte sich mit früheren Liebhabern in den Schlaf.
Als Shira an diesem Abend im Bett lag, wirbelten ihr Bruchstücke des Tages durch den Kopf. Jetzt verstand sie ihre ungewöhnliche Position bei Y-S. Wenigstens hatte es nicht an ihren Fähigkeiten gelegen, ihren Arbeitsergebnissen. Durch diese Information fühlte sie sich gerechtfertigt, rehabilitiert, aber gleichzeitig wurde ihre ganze Vorstellung von ihrer fremden Mutter auf den Kopf gestellt. Wenn Riva wirklich bald kommen würde, dann konnte das leicht heißen, dass Shira Ari nie zurückgewinnen würde. Ja, wie konnte sie überhaupt hoffen, ihn Y-S abzuringen? Seine Testergebnisse waren jetzt schon glänzend. Noch auf der Pazifika-Plattform würde Y-S damit beginnen, ihn auszubilden, zu erziehen, zu formen. Auf der Pazifika-Plattform würde es für Josh viel schwerer sein, die Marrano-Identität zu bewahren. Er würde den Einfluss auf Ari verlieren. Y-S würde Ari verschlingen und ihn zu einem ihrer faden Klone machen.
Warum hatte sie Josh nicht lieben können? Es war ihre alte Ruhelosigkeit. Es war der Wurm in ihrem Herzen, der jeden Apfel zerfraß. Was Malkah zu Recht ihren Dybbuk nannte. So würde sie leben, bis sie eine alte, alte Frau war, und immer von dem Leben träumen, das sie mit dreizehn gekannt hatte, und sich immer in ein Paradies zurücksehnen, aus dem sie herausgewachsen war, als sei es ein hübscher Kinderlackschuh, halb so groß wie ihr erwachsener Fuß.
Malkah wollte sie offensichtlich dahaben und versuchte, es ihr schmackhaft zu machen, indem sie so tat, als glaube sie Avrams astronomische Behauptungen über seine Maschine. Vielleicht war Malkah einsamer, als es schien. Shira war aufgefallen, dass sie Probleme mit den Augen hatte. Die alte Frau versuchte, ihr schwindendes Augenlicht zu verheimlichen, aber sie bewegte sich sehr viel rascher im Hellen und sehr viel langsamer im Halbdunkel. Sie sah nicht immer Gegenstände, die Shira von ihrem angestammten Platz entfernt hatte. Das musste bald, aber taktvoll zur Sprache gebracht werden. Avram und Malkah spielten beide immer wieder auf die Gefahr an, aber Tikva machte nicht den Eindruck einer belagerten Stadt. Sie hatte beide im Verdacht, stark zu dramatisieren, um ihr Interesse zu wecken. Unnötiger Wirbel; sie wusste zurzeit sowieso nicht, wohin sie sonst gehen sollte.