Читать книгу Einführung in die philosophische Ästhetik - Maria Reicher - Страница 7
Vorwort
ОглавлениеDieses Buch ist eine systematische Einführung in die wichtigsten Probleme und Theorien der philosophischen Ästhetik. Es ist so geschrieben, dass es grundsätzlich auch für Leserinnen und Leser ohne irgendwelche Vorkenntnisse in Philosophie verständlich sein sollte, wenngleich solche Vorkenntnisse (auch aus anderen Disziplinen der Philosophie) zweifellos von Nutzen sind. Das Buch richtet sich also sowohl an Studierende der Philosophie als auch an interessierte Laien. Dennoch ist es keine ganz leichte Lektüre. Es verlangt, wie jeder substantielle Lernprozess, ein gewisses Maß an Zeit und Anstrengung.
Es ist zweckmäßig, die einzelnen Kapitel in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen, aber im Großen und Ganzen sind die Kapitel so selbständig, dass sie prinzipiell auch unabhängig von den anderen gelesen werden können.
Den Prinzipien dieser Einführungsreihe in die Philosophie folgend habe ich auf historische Verweise und bibliographische Angaben im Text, wie sie in wissenschaftlichen Büchern sonst üblich sind, bewusst fast zur Gänze verzichtet. Das soll den Text kürzer und leichter lesbar machen und gezielt die Aufmerksamkeit auf die Probleme und Argumente lenken. Ziel des Buches ist es nicht, einen historischen Überblick zu geben, sondern zum Mitdenken anzuregen. Wer das Buch gründlich studiert hat, sollte in der Lage sein, selbständig weiterführende Literatur zu lesen.
Die Literaturhinweise am Ende jedes Kapitels und die Auswahlbibliographie am Ende des Buches sollen Hilfestellung bei der Wahl weiterführender Literatur geben. Die Literaturangaben können durchaus Arbeiten enthalten, in denen Positionen vertreten werden, die im Text scharf kritisiert werden. Bei der Auswahl der Literaturempfehlungen wurden Arbeiten bevorzugt, für deren Verständnis möglichst wenig Kenntnis der Fachliteratur erforderlich ist.
Die (ebenfalls nach Kapiteln gegliederte) Bibliographie am Ende des Buches ist eine Erweiterung der Literaturempfehlungen am Ende jedes Kapitels; sie enthält, neben anderen, die am Ende jedes Kapitels erwähnten Arbeiten. Natürlich handelt es sich trotzdem nur um eine kleine Auswahlbibliographie. Auf die Angabe historischer Texte verzichte ich auch dort weitgehend, es sei denn, es handelt sich um Arbeiten, die im Text direkt oder indirekt erwähnt wurden. Diese kleine Bibliographie ist aber eine gute Basis, von der ausgehend man fast alles finden kann.
Die Fragen am Ende jedes Kapitels dienen der Wiederholung und Selbstkontrolle. Sie sind so gehalten, dass grundsätzlich jeder, der den vorangegangenen Text gründlich durchgearbeitet hat, in der Lage sein sollte, sie zu beantworten.
Den Vorgaben der Herausgeber folgend, habe ich Definitionen im Text durch Rahmen hervorgehoben. Ich betone aber nachdrücklich, dass es sich dabei nicht um „Merksätze“ handelt, die man nach Möglichkeit auswendig lernen soll, wie die an Schulbücher erinnernde Form suggerieren könnte. In der Philosophie gibt es kaum gesicherte Wahrheiten, die man guten Gewissens zum Auswendiglernen empfehlen könnte. Das zeigt sich auch in diesem Buch immer wieder: Es ist keineswegs ungewöhnlich, dass es zu einer bestimmten Frage mehrere, einander teilweise widersprechende Theorien gibt, ohne dass man eine davon mit Bestimmtheit ausschließen könnte.
Selbstverständlich werden in diesem Buch, wie es sich für eine Einführung gehört, verschiedene, auch miteinander nicht verträgliche Theorien dargestellt und diskutiert. Dennoch werde ich nicht selten auch für oder gegen eine bestimmte Position Partei ergreifen. Schließlich geht es in der Philosophie um die Suche nach Wahrheit. Aber das primäre Ziel ist es nicht, die Leserinnen und Leser zum unkritischen Übernehmen der von mir präferierten Positionen zu bewegen. Vielmehr ist eines der wichtigsten Lernziele die Entwicklung der Fähigkeit, philosophische Auffassungen mit Argumenten zu kritisieren. Das ist wesentlich mehr wert als das blinde Akzeptieren einer Wahrheit.
Beim Schreiben dieses Buches wurde mir großzügige Hilfe und Unterstützung sowohl intellektueller als auch finanzieller Art zuteil. Für Korrekturen und konstruktive Kritik bin ich Johann Marek und den Herausgebern der Reihe „Einführungen Philosophie“ der WBG, Dieter Schönecker und Niko Strobach, zu Dank verpflichtet. Das Buch entstand im Wesentlichen in den Jahren 2002–2003, als ich am Institut für Philosophie der Universität Graz eine Hertha-Firnberg-Nachwuchsstelle innehatte, die aus Sondermitteln des österreichischen Wissenschaftsministeriums finanziert wurde.*
Noch ein Wort zum schwierigen Thema „Sprache und Geschlecht“: Die feministische Sprachkritik hat uns für die Tatsache sensibilisiert, dass die Sprache auch ein Bild der Beziehungen zwischen Männern und Frauen und ihrer jeweiligen Rollen in der Gesellschaft darstellt, wobei es in vielen Bereichen eine Tendenz gibt, den Anteil von Frauen zu unterschlagen. Es ist heute kaum mehr möglich, diese Einsicht in aller Unschuld zu ignorieren, auch wenn das viel bequemer wäre. Wenn ich mich beispielsweise nur an Leser ausdrücklich wende, ist mir bewusst, dass sich viele Leserinnen nicht im selben Maß angesprochen fühlen werden; und man darf wohl annehmen, dass es umgekehrt ebenso wäre. Die wahrscheinlich korrekteste Lösung bestünde darin, stets die weibliche und die männliche Form anzuführen. Aber das wäre an vielen Stellen im Text stilistisch haarsträubend. Das große „I“ im Wortinneren ist hingegen zwar praktisch, hat aber den Einzug in den Regelkanon der Standard-Rechtschreibung noch nicht geschafft. Ich habe mich deshalb zu folgender Kompromisslösung entschlossen: Ich verwende manchmal die weibliche und manchmal die männliche Form. Ich bemühe mich dabei um Ausgewogenheit, aber davon abgesehen ist es beliebig, welche Form an einer bestimmten Stelle vorkommt; es hat keine tiefere Bedeutung. Im Regelfall meine ich stets beide Geschlechter.
* Es handelte sich umdas Projekt T75.