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10. Kapitel

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Irgend etwas muß dran sein

April 1994.

Ich muß verrückt sein. Komplett verrückt sein … Habe ich nicht vor kurzem noch geschworen, vor Zeugen geschworen: Nie mehr, nie mehr im Leben setze ich auch nur einen Fuß auf etwas so Schreckliches wie ein fahrendes Schiff.

Und nun – kaum zu Hause, kaum daß ich wieder festen Boden unter mir habe, bin ich bereit, mich freiwillig wieder hineinzustürzen.

Hineinzustürzen in das Abenteuer Seefahrt.

Wie sehr sehne ich mich zurück nach diesen wogenden Wellen, diesem tosenden Meer, diesem rollenden, stampfenden Schaukelpferd “Iberian Bridge.“

Und nicht zum ersten Mal frage ich mich: Was ist eigentlich dran an der Seefahrt? Was ist es bloß, das eine solch magische Anziehungskraft auf mich ausübt? Schwer ist es eine Erklärung zu finden. Aber eines weiß ich gewiß: Wenn es einen hoffnungslosen Fall gibt, dann mich. Seit meiner Reise auf der “Lucy Borchard“ bin ich rettungslos verloren an dieses Seemannsleben, dieses Leben auf dem Schiff, auf dem Meer.

Dieses Meer, von mir so geliebt und schon so oft verflucht.

Dieses Meer, so friedlich und ruhig. Dieser unendliche, blaue, im Sonnenlicht funkelnde Teppich. Wellen, die das Schiff sanft umspülen, es behutsam seinem Zielhafen entgegentragen.

Dieses Meer, dieses sich aufbäumende Ungeheuer.

Wasser, das sich auftürmt zu riesigen meterhohen, gigantischen Wellenbergen.

Angsteinflößend, bedrohlich, das Schiffsdeck unter sich begrabend.

Stürme, die dieses Wasser aufpeitschen zu einer einzigen grauen, von Gischtkronen überzogenen Masse, aus der es kein Entrinnen gibt.

Ein einmaliges Schauspiel – furchterregend und faszinierend zugleich.

Nun habe ich sie wieder: die Nächte ohne Sturmgeheul, in einem Bett, in dem man sich nicht festklammern muß. Stunden, die dem erholsamen Schlaf dienen und nicht dem Zittern und Hoffen auf das Nachlassen des Windes, auf das Erreichen des Hafens.

Das Innere in meinem Bauch habe ich in Ordnung gebracht, das in meinem Kopf wohl noch lange nicht. Zu sehr bin ich noch mit meinen Gedanken an Bord …

Es muß wohl doch etwas dran sein, an diesem Wind und Wellen, die ziehen den Seemann hinaus. Ich jedenfalls wäre bereit – sofort und auf der Stelle bereit –, meinen heiligen Schwur zu brechen. Per Anhalter, und wenn es sein müßte zu Fuß, würde ich mich auf den Weg machen.

Auf den Weg zum Hafen und zu unserem Schaukelpferd. Würde all die Strapazen, die Qualen erneut auf mich nehmen.

Total verrückt muß ich sein!

Mein Mann? - Der fährt zur See!

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