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5. Kapitel

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Schön, daß es dich gibt

Menschen, die keine Briefe gewechselt haben,

kennen einander nicht.

Konstantin Raudive

Zu Hause erwartet mich einer der vielen, wunderbaren Amelie-Briefe. Amelie – meine Brieffreundin seit nunmehr fünf Jahren. Amelie, die ich bisher nur einmal gesehen habe: zu Silvester 1993, als wir gemeinsam mit unseren Männern ins neue Jahr hineingingen.

Amelie, durch deren Briefe und Karten in der Zwischenzeit beinahe eine Schublade meines Schreibtisches aus den Fugen gerät.

Fünf Jahre, das sind 60 Monate, 1825 Tage – eine lange Zeit. Viel Zeit für viele Briefe. Eine Menge Gelegenheiten, dem anderen seine Gedanken, seine Gefühle mitzuteilen.

Oft besser, als in so manchem Gespräch. Gibt man auf diese Weise nicht viel mehr von sich preis, erlaubt dem anderen tiefere Einblicke in sein Innerstes.

Vielleicht sind wir uns deshalb so nah. Es ist ein Gefühl des Vertrautseins, des Verstehens da, wie sonst selten mit einem Menschen.

Ach, Amelie, wenn ich dich nicht hätte!“ … Trennung nach so langer Zeit des Zusammenseins, das ist ein schwarzes Loch, in das man fällt. Das Herz ist wie ein Klumpen in der Brust. Die Wohnung viel zu groß. Das leere Bett neben einem, Sachen, die nutzlos im Schrank hängen, die nutzlos herumliegen. Essen, das einem nicht schmeckt, sitzt man doch allein am Tisch. Gewohnheiten des anderen, die man sonst nicht mag – plötzlich fehlen sie einem. Wie oft hat sich während der vergangenen Monate der Gedanke eingeschlichen: Hätte ich doch nur mal wieder Zeit für mich – einen einzigen Tag nur für mich. Nun plötzlich hat man sie – so verdammt viel Zeit. Was tue ich mit ihr, was tut sie mit mir?

Und der nüchterne Menschenverstand, der sagt: Es muß ja sein, es ist sein Job, kämpft gegen das dumme Herz, das das alles nicht versteht. Abschied – eine Tür durch die wir treten, um zu uns zu kommen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut …

„Amelie, wann wäre ein Brief von dir einmal nicht zur rechten Zeit eingetroffen? Danke dir, wer sonst könnte so gut mit mir fühlen wie du, die auch viele Jahre lang das Schlimmste und das Schönste warst – eine Seemannsfrau.“

Mein Mann? - Der fährt zur See!

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