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2. Kapitel

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Endlich ein neues Schiff

Anfang November 1993. Mein Mann führt seine wöchentlichen Telefonate mit den Heuerstellen im Norden.

Vier Monate ist er nun schon an Land – vier Monate schon auf der Suche nach einem neuen Schiff.

Bisher aber hatten die Arbeitsämter für Seeleute kein einziges Angebot – nichts – absolut nichts. „Tut uns leid, aber auch in dieser Woche ist nichts Neues reingekommen. Sie melden sich nächsten Freitag wieder?“ Der übliche Spruch, dann heißt es wieder: Warten, hoffen … Hamburg, Cuxhaven, Brake, Bremerhaven, Kiel - von dort auch heute eine Absage. Der “Bremer“ jedoch hat gerade vor einer Stunde etwas reingekriegt. Ein Reeder aus Drochtersen sucht einen Bootsmann mit Maschinenerfahrung. Endlich eine Chance? Mein Ehemann wird zusehends nervöser, hoffentlich klappt es diesmal. Sein sofortiger Anruf bestätigt es: Der Job ist noch zu haben, und eine halbe Stunde später steht fest. Er hat ihn, er hat ein neues Schiff!

Wir können unser Glück kaum fassen. Nun ist sie fällig – die Flasche Sekt, die so lange schon auf diesen Tag wartet.

Dazu hört sich alles noch mehr als erfreulich an. Es handelt sich um ein neues Schiff im wahrsten Sinne des Wortes: um einen Neubau, der noch nicht völlig fertig gestellt ist, der noch in der Werft liegt. Losgehen soll es am 2. oder 3. Januar 1994. Das auch noch.

Mein Seemann und ich werden Weihnachten und Silvester zusammen sein können. Der Dampfer ist mir bereits jetzt sympathisch. Überglücklich fallen wir uns in die Arme. Ist heute eigentlich Freitag der 13.? Zum Jahreswechsel müssen wir unseren Wunschstern einmal nicht in Anspruch nehmen. Sie erinnern sich? Das ist der rechts neben dem Mond, so ein bißchen unterhalb.

Aber ich denke, er hat sich mittlerweile an mich gewöhnt, und da will ich ihn in so einer Nacht nicht nutzlos am Himmel vor sich hinscheinen lassen. Verschwörerisch blinzle ich ihm zu und gebe ihm Grüße mit auf den Weg. Grüße an alle Seeleute da draußen, die heute nicht das Glück haben bei ihrer Familie zu sein, die wie so oft allein sind. Vielleicht steht so mancher von ihnen jetzt gerade an Deck oder geht seine Wache auf der Brücke und denkt mit Sehnsucht an zu Hause. Verflucht wieder mal diese Sch…seefahrt und den Umstand, daß es auch dieses Jahr nicht geklappt hat mit dem Heimfahren. Vielleicht schaut so mancher von ihnen jetzt gerade in die Dunkelheit hinaus und sieht ihn: von all den Sternen am Firmament strahlt er am hellsten.

„Für euch alle irgendwo da draußen: Ein gutes neues Jahr, paßt auf euch auf, kommt gesund zurück, und bedankt euch ruhig hin und wieder bei euren Frauen, die fest zu euch stehen.“

Mein Mann? - Der fährt zur See!

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