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113 Der Messias darf nicht kommen

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Jesus: Das würde nicht klappen.

Gott: Du hättest doch jetzt einen riesigen Back-Katalog, auf den du aufbauen kannst. Alles ein bisschen kompatibel machen und schon steigst du voll auf die langersehnte Erscheinung ein.

Jesus: Es wird nicht klappen. Es widerspricht deinen eigenen Prämissen. Und den Interessen der Kirche.

Gott: Die dir neuerdings am Herzen liegen.

Jesus: Nicht unbedingt. Ich versuche nur darzustellen, was unter anderem passiert.

Gott: Rocio, hör genau zu, wie dein Freund sich versucht herauszureden.

Rocio: Bei mir nicht.

Jesus: Wenn ich tatsächlich irgendwie so global spektakulär wiederkomme und alle glauben, ich bin wirklich der Jesus Christus, der damals am Kreuz gestorben ist, bin dann wundertätig oder gar global allmächtig und damit wäre alles geritzt.

Gott: Warum nicht?

Jesus: Ich erscheine, beziehungsweise behaupte, ich sei Jesus Christus der Messias, der von damals, ihr wisst schon. Hatte ja gesagt, ich komm' nochmal vorbei. Keine Nationalität, keine Papiere.

Gott: Ein paar kleine Wunder. Könnte helfen.

Jesus: Das ist wie beim Zoll.

Gott: Zoll. Du musst durch keinen Zoll.

Jesus: Wenn man beim Zoll gefragt wird, ob man verbotene Wahren mitführt. Die Frage ist sinnlos. Wenn man vorhat, etwas verbotenes einzuführen, denkt man sich, naja, ertappt und fängt an: Klar hier, Pistole, Munition, da Handgranate, Plutonium, Mikrochips. OK, Leute, erwischt. Was kostet mich das? Oder hier, nimmst du von den Drogen. Was brauchst du?

Gott: Aha.

Petrus: Die Frage gibt dem reuigen Anfänger eine Chance auf mildernde Umstände.

Gott: Aha. Ist das christlich?

Petrus: Quasi.

Gott: Das ist auch Latein?

Petrus: Ja.

Jesus: Wenn dich jemand fragt, ob du Jesus Christus bist, dann sagst du: Nein.

Gott: Sagt doch keiner, dass es so leicht geht.

Jesus: Es geht zu leicht. Es würde bedeuten, dass ich auf irgendeine Weise wiedergeboren wurde und das nicht mal schlecht ausgegangen ist. Es bedeutet, es gibt so etwas wie eine unsterbliche Seele, eine höhere Wirklichkeit und den Gott. Alle Religionen hätten ihre Belohnungshoffnung auf einen Schlag verloren. Nichts mehr worauf man warten soll.

Gott: Aber es hinge alles an dir. Deswegen ...

Jesus: Genau, und die Menschen kümmerten sich nicht mehr, forschten nicht, suchten nicht, gäben sich keine Mühe. Soll alles per Wunderkraft laufen.

Gott: Könnte man machen.

Jesus: Ist aber langweilig. Du hast selbst gefordert, sie müssten es eben selbst ausprobieren.

Gott: Wären sie aber dann nicht netter zueinander?

Jesus: Nicht unbedingt. Sie könnten aggressiv werden. Das Verständnis füreinander kann man doch auch ohne Wunderland entwickeln.

Petrus: Erst das Verständnis entwickeln, dann kommt das Wunderland von selbst.

Jesus: Gepriesen der Stellvertreter.

Gott: Würden sie sich nicht ändern, wenn ihnen ganz klar wird, dass sie paradiesisch leben können?

Jesus: Sie nennen es Gottes Willen, weil sie keine eigenen Anstrengungen unternehmen, aber es ist ihre Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit, ihr Mangel an Mitgefühl, ihre Nichtigkeit, ihr Verderben, der Hölle, der sie nicht gewahr werden.

Petrus: Er hat recht. Erst müssen die Menschen sich entwickeln, wie innen so außen.

Gott: Wenn es zu leicht wird, werden sie wieder irre. Haben sie dann keine Angst mehr, wenn sie wissen, dass es mich gibt und ihre Taten ihre Zukunft bestimmen?

Jesus: Das war das nächste. Wahrscheinlich bringen sie mich gleich wieder um. Und es kommt gar nicht zum Wunderland.

Gott: Als wiederkehrender Erlöser bist du doch nicht mehr zu töten.

Jesus: Werde ich dann unverwundbar? Ich bin kein Erzengel. Ich kann mich auch nicht panzern lassen. Ich bin Mensch und muss Mensch bleiben.

Rocio: Ich will Mensch sein.

Jesus: Danke.

Gott: Tröpfchen läuft dir den Rang ab.

Rocio: Tröpfchen ist hübsch.

Jesus: Ich muss Mensch bleiben, weil ich der Leibhaftige bin.

Gott: Schon wieder?

Petrus: Das kann man leicht falsch verstehen.

Jesus: Scherz am Rande. Fleischgewordener Gott, weil du in mir bist.

Gott: Spielverderber, aber auf die Attribute bestehen.

Jesus: Ich bin gerne Mensch. Aber nicht mehr Repräsentant. Es geht doch darum, dass der Mensch an sich der fleischgewordene, leibhaftige Gott ist. Ecce homo. Ich bin nur ein Beispiel.

Gott: Neue Bescheidenheit.

Jesus: Wir schweifen ab.

Gott: Warum sollten sie dich umbringen? Ist es nicht toll, wenn du auftauchst?

Jesus: Die Angst sitzt tief. Wissen sie was geschehen wird? Spüren sie meine Liebe auf Anhieb? Gibt es welche, die so grausam sind, dass sie in ihrer panischen Angst für ihre Vergehen verantwortlich gemacht zu werden, schnell beschließen werden, mich zu töten, sei die sicherste Lösung. Wenn ich erst tot wäre, fiele es ihnen leicht mich zu diskreditieren. Ein Gottessohn kann doch nicht schon wieder sterben. Das müsse Betrug sein.

Gott: Du meinst ein Mob würde dich lynchen oder ein Attentäter erschießen. Gibt es nicht viele, die dich verteidigen würden?

Petrus: Das wäre dann diese letzte Schlacht zwischen dir und Satan. Angeblich gewinnst du.

Jesus: Dann kann man sich das Gemetzel auch sparen.

Gott: Wenn du so eine ... ich sage mal, wir können dir schon diese Strahlkraft verleihen, dass sie alle plötzlich Frieden geben, weil einfach mit der Gewalt und der Grausamkeit Schluß ist. Dann bringt dich auch keiner um.

Jesus: Wir drehen uns im Kreis. Ich tauche in jedem auf, der es annähernd blickt.

Gott: Der Christus, Petrus, Latein, deine Kompetenz.

Petrus: Die Liebe. Es ist nicht Jeshua ben Miriam, der Zimmerer. Ein Mann. Es ist der Christus, in ihm. Christos ist griechisch für Liebe.

Gott: Aha. Das ist aber auch so eine Definitionssache.

Jesus: Natürlich. Ein Versuch zu beschreiben, was sie erleben. Du hast verstanden, wo die Probleme liegen?

Gott: Patentrezept wollen wir nicht. Neue Vorschläge?

Gottes wundersame Faktorei - Sexter Teil: R J C

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