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Die Hochzeit meiner Schwester

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Strahlend kommt sie mir entgegen nach so langer Zeit, um mir zu sagen, dass sie sich nochmal »traut«. Etwas mutig in ihrem Alter. Die Kinder sind längst aus dem Haus. Schlicht soll es sein und gesellig. Schleier? Nein. Nach vielen Jahren »Zusammenleben« ist der Schleier sowieso »gelüftet«. Man kennt sich, weiß, wie man tickt. Er, ein bekennender »Morgenmuffel«, sie »Badenixe«. Think pink. Es wird schon schiefgehen. Wir legten alle zusammen und schenkten einen Schlüssel. Einen Schlüssel für eine Übernachtung in einem nahen Schloss. Mit allem Drum und Dran sollen die beiden dinieren und residieren. Aber vorab die Party. Ein voller Erfolg. Aus ganz Deutschland reiste die »Sippe« an. Bei perfektem Wetter und einem tollen Catering verbrachten wir einen Tag auf dem Schlossgelände. Diesmal mit Hibiskus im Champagner! Die Kinder sprangen alle durcheinander und sie hatten viel Spaß an der Seifenblasenmaschine. Den Brautstrauß fing ich. Hi, hi. Was das wohl bedeuten soll? Nein, ich heirate nicht zum 2. Mal. Am frühen Abend-Himmel flog ein Heißluftballon vorbei. Die Beschriftung passte zufällig zum Anlass:

»Bird of silence«

… und wenn wir morgens erwachen, der Nieselregen leise rinnt und ich dein Gesicht betrachte, dein Atem ganz entspannt die Schlafdecke auf und nieder wippen lässt, puste ich sanft an dein Ohr und flüstere »Frühstück«, und dein erstes Wort »unmöglich« heißt dann: kann ich ihn riechen, den Kaffee, den du mir noch nie gekocht hast. Du machst das beste Rührei der Welt. Ich liebe Stachelbeermarmelade. Wir krümeln wie die Weltmeister. »Yes, you are wonderful tonight«, wollte ich sagen, doch nur von Luft und Lieben kann eine Frau meines Alters doch nicht mehr leben, Sie verstehen, die Menopause. Keine zeitlichen Einschränkungen mehr, kein Unwohlsein außer den gelegentlichen Hitzeschüben. Ich habe deine süße Falte am Po gesehen. Wir starten in den Tag, diesmal trägst du was drunter, oder? Ach Mennu!

Es war spät geworden bei der Gartenparty unseres gemeinsamen Bekannten. Der Sekt hatte mich verführt, meinen Leichtsinn mal so richtig auszuleben. Die Sommerfeier war wunderschön. Es duftete nach weißem Jasmin und die Schmetterlinge und Taubenschwanz-Kolibris umschwirrten den Sommerflieder.

Jeder hatte wieder ein paar exquisite Häppchen mitgebracht. Ich labte mich an den Brombeeren zum Wein. Ein lauer Abend mit viel Musik und Lachen, tollen Gesprächen und einem Garten voller Lichter. Bis der Niesel kam. Wir hörten förmlich den »Spirit of the rain«.

Reginald schrieb ‘ne SMS: »Markise für Mama steht«. Na dann, alles in Butter.

Kein schlechtes Gewissen, gestärkt für die nächste Zeit. So was nennt man perfektes Timing. Ich verehre Buddha, ohne gleich zum Buddhismus zu konvertieren. Der Buddhismus lebt außerdem von Verzicht und Bescheidenheit. Bescheiden bin ich nun wirklich nicht, ohne mich dafür zu schämen. Ich verstehe die Dinge so, einfach mal innezuhalten und einen Augenblick über diese Worte nachzudenken. Darin liegt viel Ruhe und Kraft, den Alltag zu bewältigen. Das soll keine Entschuldigung sein und auch keine Rechtfertigung für das Gewissen, nein, »ich lebe meine Träume«. Lebe, was mir guttut. Manchmal schaue ich mir einfach nur Gesichter und Hände der Menschen an, diese sprechen ihre eigene Sprache. Und: jeder Mensch hat etwas Eigenes, etwas Schönes, sei es ein Lächeln, eine schöne Stimme, schöne Ohren oder irgendeine Allüre. Finden Sie es. Die meisten Menschen sehen nur noch das Negative und nörgeln ständig herum, das nervt. Wo steht denn geschrieben, wie »Mensch« zu sein hat? »Sei einzigartig« und bilde deine eigene Schutzhaut, streife sie allenfalls ab, wie deine Vergangenheit. Snakes gibt es leider überall. Setz dich zur Wehr, Marie! Ich laminierte mir die Haut von »Spaghetti« als Lesezeichen. Das ist genau meine Art, auf Dinge zu reagieren. Manchmal auch nonverbal.

Wer Spaghetti ist? Na, die Mini-Teppich-Python meines Schwiegersohnes. Sie liegt eigentlich immer zusammengerollt, versteckt im Terrarium, doch am Abend vor der Entbindung unseres ersten Enkelchens glitt Spaghetti kerzengerade, ganz langsam von ihrer Brüstung. Ein kluges Tier. Ich half an dem Abend meiner Tochter die neue Babywäsche zu bügeln. Irgendwie sollte erst alles tipptopp fertig sein, bevor die Kleine sich endlich auf den Weg auf die Welt macht. Inzwischen steht sie im Garten am Hang und pflückt sich wilde Erdbeeren. Sie wird drei Jahre und kann noch kein »ü« sprechen, daher klingen die kurzen Sätze ziemlich zum fressen süß.

Mama hatte natürlich wieder »Handwerkergeld« mitgegeben. Wir waren beim Lieblingsitaliener. Eigentlich wollte ich sagen: »Komm, wir machen zusammen FdH.« Das ist nur schwerer als gedacht. Außerdem hat man in meinem Alter alle gängigen »Diäten« inclusive Jo-Jo-Effekte hinter sich. Die Fettzellen haben eben groooße Hände. Großhirn an Fettzelle: »Bunkern!« Ich tröste mich dann damit, dass mir ein Bikini sowieso nicht mehr steht. Nackig ist leichter. Fertig. Nur keine negativen Schwingungen aufkommen lassen. Wir erteilen uns selbst die »Grüne Welle« und schlürfen genüsslich die hausgemachte Pasta. Fällt ganz leicht, bei der herzlichen Begrüßung: »Buongiorno.«

Sternenflüstern al dente

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