Читать книгу Unerfüllte Träume einer jungen Liebe - Marie-Claire de Bergér - Страница 14
Die Liebeserklärung
Оглавление„Uschilein, wie lange braucht der Auflauf im Ofen?“
„Jetzt ist es 12 Uhr … ungefähr bis 12:30 Uhr“, antwortete Ulli.
„Noch haben wir Zeit, um zu musizieren, was hältst du davon?“
„Sehr viel, Bub, wir werden dabei auf andere Gedanken kommen und an was Schönes denken“, erwiderte Uschi und beide gingen zum Klavier. Sie suchten die Noten von Franz Schubert heraus und Ursula förderte die Forelle zutage.
„An diesen Liedsatz hatte ich auch gerade gedacht“, sprach Diether und musste lachen, weil sie erneut den gleichen Gedanken gehabt hatten. Diether spielte ein paar Takte vor, Ulli hatte die Liednoten in der Hand und nach dem Zeichen zum Einsetzen des Gesanges begann sie: „In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil. Ich saß an dem Gestade und sah in süßer Ruh des munteren Fischleins Bade im klaren Bächlein zu.“
Diether spielte sogar die lustigen Zwischenspiele, die das ganze Schubertsche Forellenquintett ausmachten. Uschi hatte das Ganze mit lustiger Stimme erklingen lassen. Diether spielte den letzten Akkord und meinte: „Das war nicht schlecht, lustig war’s und passte genau ins Bild.“
Zwischendurch spielten sie zweihändig die Träumerei. Ulli mit der rechten die obere Tonart und Diether mit der linken die untere. Dann holte Uschi ein Lied von Carl Bohm aus dem großen Notenstapel hervor, das Chanson d’amour – Still wie die Nacht.
„Kennst du das Lied, Diether?“
„Oh ja, das ist das schönste Liebeslied, das es im Bereich dieser Lieder gibt“, erwiderte er vergnügt. „Singst du es für mich, Liebes?“
Uschi hatte die Noten des Stückes in der Hand und dann erklang mit Klavierbegleitung das herrlichste Liebeslied und -bekenntnis durch den Raum des Chalet Resi: „Still wie die Nacht und tief wie das Meer soll deine Liebe sein, deine Liebe sein. Wenn du mich liebst, so wie ich dich, will ich dein Eigen sein. Heiß wie der Stahl und fest wie der Stein soll meine Liebe, deine Liebe sein, soll deine Liebe sein.“
Als Ulli die Weise beendete und Diether den letzten Satz der Melodie gespielt hatte, war es zwischen ihnen mucksmäuschenstill geworden. Diether war erschüttert über dieses Lippenbekenntnis, das Uschi so zu Gehör gebracht hatte, da es ein wahrer Genuss gewesen war, ihr zuzuhören. Es war gleichzeitig auch eine Frage an ihn. Er würde sie immer mit einem lauten Ja beantworten und Ulli hätte mit Sicherheit das Gleiche gesagt. Das wusste er mit Bestimmtheit nach diesem Lied. Er hatte noch nie so empfunden bei einem Madel, doch für dieses wunderbare Geschöpf gab es nur diese eine Antwort.
Uschi schaute Diether mit bangen Gesichtszügen an. Hatte er gemerkt, dass sie ihn prüfen wollte und gleichzeitig fragte? Es waren wehmütige, stille Minuten zwischen ihnen, ehe das erlösende Ja von ihm kam.
„Ja, mein Schatz, ich liebe dich, Uschilein, direkt als ich dich auf der Bank am Parkplatz in Luzern sah, da war es um mich geschehen.“
„Bei mir auch, Diether, ich wusste, dass du mein Schicksal sein wirst, ob du’s glaubst oder nicht“, seufzte sie leise.
„Komm in meine Arme, ich muss dir einen dicken Kuss geben“, sagte er heiser. Sie küssten sich heiß und innig.
„Puh, i krieg keine Luft nimmer, Bub, dös war jetzt einer mit allen Schikanen. Bist du immer so stürmisch, Großer?“, sprach Uschi lachend und schmiegte sich weiter in seine starken Arme. Ihm war gleichfalls heiß geworden, denn er fühlte Uschis jungen Körper an seinem: ihre Jungmädchengestalt, die wohlgeformten, zarten Brüste unter ihrer Bluse.
Deswegen schob er sie ganz sanft von sich. Sie war erst sechzehn Jahre alt und noch minderjährig nach dem Gesetz. „Uschilein, komm wir setzen uns auf die Couch und kuscheln a bisserl“, bat Diether seine Freundin liebevoll. „Sag mal, habt ihr auch Schallplatten hier im Chalet?“, fragte Diether neugierig.
„Ja klar“, war Uschis Antwort. Sie stand auf und öffnete den Schallplattenschrank. „Schau, hier ist alles, was dein Herz begehrt: Cole Porter, Leonhard Bernstein und Gershwin und viele andere. Hier gibt’s eine LP von Ein Amerikaner in Paris, soll ich diese auflegen?“
„Freili, tu das! Dann schwelgen wir in Blues-Melodien.“ Daraufhin stand er auf, setzte sich ans Klavier und spielte die Melodie der LP mit.
„Liebst du Musicals, Schatz?“
„Was für eine Frage, Bub. Na klar: West Side Story mit dem Sänger Johnny Mathis, Kiss me Kate, My Fair Lady und so viele mehr!“
„Wie gefällt dir Opernmusik?“
„Sehr gut, meine Lieblingsoper ist Rusalka von Dvorák, aus der die tolle Arie stammt: Das Lied an den Mond. Ansonsten mag ich noch Porgy und Bess mit Summertime, Macht des Schicksals, Perlenfischer, Hänsel und Gretel, Der Evangelienmann, beide Opern von Humperdinck und last but not least: Das Mädchen aus dem Goldnen Westen von Rossini. Vielleicht noch ein paar Opern von Wagner: Lohengrin, Tannhäuser und Parsifal.“
„Magst du keine Operetten?“
„Doch, aber nur wenige: Gräfin Mariza und Der Vogelhändler von Ziehrer sowie Der Walzertraum von Oskar Strauss. Dazu kommen die Schubertlieder, Melodien von Robert Stolz, Franz Grothe und natürlich Edvard Griegs Peer Gynt, besonders seine Morgendämmerung und Solveigs Lied. Nicht zu vergessen Die Moldau von Smetana oder Dvoráks Melodien Aus der Neuen Welt. Kennst du das Cellokonzert daraus, Diether?“, fragte Ulli.
„Du kennst das Cellokonzert aus diesem Zyklus? Mädchen, dann besitzt du meine Hochachtung.“
„Ach, ich habe den guten, alten Bach vergessen, natürlich seine Air Suite und einige Motetten aus dem kirchlichen Bereich. Meine liebste Arie aus dem modernen Bereich ist und bleibt Summertime, und ganz besonders als Klarinettenstück gespielt von der Old Merry Tale Jazzband. Wenn ich das Stück höre, bekomme ich eine Gänsehaut. Ich liebe die Violinkonzerte von Mozart, Beethoven und am allermeisten Max Bruch, besonders, wenn David Oistrach sein Stück spielt. Meine liebste Symphonie ist Die Unvollendete von Schubert, seine Klavierstücke kennst du ja bereits. Die Lieblingsinterpreten aus der Opernwelt sind Rosel Schwaiger, Lisa della Casa, Anneliese Rothenberger, Fritz Wunderlich, Hermann Prey und Dietrich Fischer-Dieskau. So, jetzt habe dir in Kurzform meine Lieblingsmusik genannt sowie die Sänger. Reicht das fürs Erste, mein großer Herr und Meister?“, beendete Ulli ihre Aufzählungen.
Diether staunte nicht schlecht. „Sag mal, mein Engel, sind wir vielleicht doch Zwillinge? Zwillinge mögen ja auch alles, was der andere mag, oder? Das ist einfach unheimlich, dass wir in der Musik mit allem so übereinstimmen“, meinte er verdutzt.
„Ja, wenn das so ist, haben wir bestimmt den gleichen Aszendenten im Sternbild. Wie auch immer, wer weiß, so viele Gemeinsamkeiten sind was ganz Ungewöhnliches“, überlegte Uschi. „Das Schicksal hat uns wirklich zusammengeführt.“
„Die gleichen Interessen kommen so aber nur vor, wenn sich zwei Menschenkinder so lieben wie wir, Schatz“, meinte Diether dazu.
„Ja, ich glaube, du hast recht, denn anders kann es nicht sein“, pflichtete Ulli ihm bei.
„Ich bin vollkommen deiner Meinung, Liebes, und wir beide gehören einfach beisammen wie ein paar Schuhe“, ergänzte Diether. Über seine Bemerkung mit den Schuhen musste er selbst lachen.
Uschi schaute auf ihre Füße mit den offenen Sandalen und auf seine Latschen. Sie stellte ihr Schuhwerk neben seine großen Füße und meinte: „Schau, Diether, meine müssen aber noch wachsen.“
„Wie unsere Liebe, Kleines, du hast ganz recht!“, erwiderte er.
Da erklang die Wanduhr im Wohnraum und schlug 13 Uhr. „Herrje, wir haben den Auflauf vor lauter Selbstbetrachtung vergessen. Komm, Großer, ab in die Küche, wir sehen nach, ob nichts angebrannt ist.“ Sie öffnete den Backofen und siehe da, das Gericht war nicht einmal verbrannt. Das kam wohl daher, dass Ulli den Nudelauflauf auf 100 Grad eingestellt hatte. Daraufhin ging Diether ins Esszimmer und deckte den Tisch. Uschi brachte das Makkaroni-Gericht mit in den Esszimmerbereich und stellte es mit einem Gestell auf die Tafel. Diethers Kalbfleischgericht mit Nudeln à la Marchart schmeckte köstlich.
Nach der überaus guten Mahlzeit wurde aufgeräumt und danach geruht. Etwa eine halbe Stunde lang, denn es waren ja Ferien! Uschi rauchte Marieles Peter Stuyvesant und Diether seine geliebte Pfeife. Während sie dem Qualm der Zigarette nachsah, überlegte Ulli, womit sie ihm eine Freude bereiten könnte. „Diether, hast du Lust auf Tennis? Oder möchtest du lieber eine Runde im Hallenbad schwimmen?“, sagte Ulli laut wie zu sich selbst.
„Sagtest du etwas wie das Wort Tennis, Schatz? Wo gibt’s denn hier einen Tennisplatz?“, fragte er konsterniert.
„Hinter den hohen Rhododendron-Büschen und dem Wäldchen. Dahinter liegen die Tennisplätze mit den Umkleidekabinen. Oder möchtest du lieber eine Runde schwimmen gehen mit mir?“, meinte Uschi verschmitzt.
Diether dachte bei sich: „Du hast dich sicher verhört, alter Junge.“
„Kimm, denn ich muss dir was zeigen“, erklärte Ursula.
Er nahm Uschis ausgestreckte Hand und ließ sich führen. Sie steuerte auf eine verborgene Tür draußen im Garten zu. „Moment, was ist denn das für eine heimliche Pforte?“, rief Diether aufgeregt aus.
„Du hast recht, Dietherle, es ist eine verborgene Eingangstüre.“ Sie öffnete sie und Diether erblickte ein kleines Hallenbad, das unter dem Wintergarten lag. Uschi schaltete die Beleuchtung ein und ein blau-weiß gekacheltes Schwimmbad erstrahlte in vollem Lichterglanz.
„Was sagst nun, Herr Hofrat?“, witzelte Uschi munter.
„Ist ja toll, bitte kein Tennis mehr anbieten, gnädiges Fräulein, küss di Hand“, näselte er erneut wie Hans Moser. „Sauber, sag i, mei Madl, wo gibt’s so was? Potz Blitz! Du bist wohl immer für eine Überraschung gut, mein Schatz.“
„Wo du recht hast, hast du recht, Bub.“
„Kneif mich mal, Kleines. Träum ich oder wach ich? Mei Uschilein, ich glaub, mir wird schwindlig.“ Bei diesen Worten ließ er sich auf dem Badestuhl, der am Beckenrand stand, nieder.
„Oh Gott, Bub, ist dir schlecht?“ Sie beugte sich fürsorglich über ihn, um ihn zu umfassen. Da wurde sie um die Hüften genommen und – schwups – saß sie auf seinem Schoß. Dazu küsste er sie, dass ihr Hören und Sehen verging. Sie war so perplex, dass sie alles geschehen ließ. Die Liebesbezeugung überkam beide wie ein Rausch. Er küsste sie überall, wo es ihm gerade einfiel. Beide waren atemlos und Diether hatte als Erster wieder einen klaren Kopf.
„Verflixt, Uschi! Wir müssen aufhören, sonst garantier i für nix mehr.“ Diether hob sie leicht hoch und hielt sie eine halbe Armeslänge von sich. Dann meinte er augenzwinkernd: „Ist das Wasser kalt oder warm?“
„Das Wasser hat achtzehn Grad Celsius, warum fragst du?“, meinte Ulli lachend.
„Weil ich nun eine Abkühlung brauche, Kleines.“ Er begann sich zu entkleiden und sprang – wie Gott ihn erschaffen hatte – ins blaue Nass. Uschi holte unterdessen zwei große Badetücher aus dem Schrank.
Beim Schwimmen bemerkte er, dass seine Erregung wieder abgeklungen war. Bei sich dachte er: „Gott sei Dank, sie hat, glaube ich, nichts gemerkt.“ Fröhlich pfeifend schwamm er seine Runden im zehn Meter großen Bassin. Nach der letzten Runde kraulte er an den Beckenrand und rief nach Uschi. Diese hatte sich in der Zwischenzeit in der Umkleidekabine ihren Bikini angezogen und glitt vom anderen Ende des Hallenbades leise ins Wasser. Mit kräftigen Stößen zerteilte sie das nasse Element und war im Nu bei ihm. Er hatte noch nichts gemerkt, erst als sie nah bei ihm war, gewahrte er sie neben sich.
„Na du großer Held, hat der kleine Felix sich wieder beruhigt? Dachtest du, ich hätte deine Erregung nicht bemerkt, Diether! Du bist ja auch rangegangen wie Blücher“, lachte sie schelmisch.
„Wir dürfen nicht, ich habe es deiner Patentante versprochen, Schatz!“
„Ja, ich weiß, bla, bla, bla, die Ursula ist noch nicht volljährig, ich höre sie jetzt noch. Als wenn ich es darauf ankommen ließe, was ja nicht sein darf. Wenn ich es aber doch tun würde, was dann, Diether?“
„Nein, Schatz, du wärst doch vernünftig, oder?“, erwiderte Diether grinsend.
„Weißt du was, ich steige zuerst aus dem Bassin, Bub, damit ich dir ein Badetuch reichen kann, sonst erkältest du dich noch.“ Nach diesen Worten stieg sie aus den Fluten. Sie sah mit ihrem weißen Bikini und der leicht gebräunten Haut zum Anbeißen aus. Ursula ergriff das Badelaken, das über dem Stuhl hing, Diether kletterte aus dem Schwimmbecken und wickelte sich ins Badetuch ein, das ihm Ulli hinhielt. Dabei half sie ihm und meinte: „Kimm hock di da her auf den Hocker und i massier dich trocken. Sonst wird dir kalt und du bekommst noch eine Lungenentzündung“, sprach sie zärtlich zu ihm. Fröhlich rubbelte sie seinen gestählten, braun gebrannten, schmalen Rücken trocken. Dann kam der vordere Teil dran: die Arme mit den festen durchtrainierten Muskeln, die Beine, zuletzt Hals- und Brustbereich. Als sie in die Mitte der Bauchregion kam, meinte sie spitzbübisch: „Der kleine Mann ist bei unserem Schmusen wohl etwas vorwitzig geworden, gell, Bub?“
Er stutzte zuerst und musste daraufhin lachen. „Du hast recht, Schatz, und gemerkt hast du’s doch. Ja, mei Madl, und ich hab noch gedacht, sie hat’s net mitgekriegt!“, lachte er schallend.