Читать книгу Reise zu dir selbst - Eine Anleitung zum Umdenke - Marie Hofmann - Страница 13
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Hinter den Kulissen
Es ist hilfreich, mit Notizen die Situation festzuhalten, um sie genauer betrachten zu können.
ÜBUNG: SELBSTBEOBACHTUNG
Mit dieser Übung möchte ich Sie einladen, sich noch etwas detaillierter mit den für Sie herausfordernden Ereignissen zu beschäftigen. Hierzu bitte ich Sie, zu beobachten, wann, wie und wieso die für Sie schwierige Lage auftritt, welche Gedanken und Gefühle damit verbunden sind, wie Sie und Ihr Umfeld sich in dieser Situation verhalten.
Das bedeutet im Detail, dass ich Sie bitte, sich während oder kurz nach der Situation einige Fragen zu stellen und diese in einer Art Tagebuch festzuhalten.
Vielleicht erinnern Sie sich an eine Situation, die noch nicht lange zurückliegt und die Sie nochmals rekonstruieren können.
Nehmen Sie sich hierfür Zeit, überlegen Sie genau, was Ihnen in den letzten Wochen oder Monaten oder schon länger Sorge bereitet hat, womit Sie sich häufig beschäftigen und um welches Thema Ihre Gedanken kreisen.
Beispielsweise könnten das folgende Situationen sein:
•Streitereien mit meinen Kindern.
•Konflikte mit meinem Partner.
•Ich befürchte, mein Partner geht fremd.
•Ich bin unzufrieden mit mir selbst.
•Ich fühle mich vernachlässigt.
•Ich bin oft traurig.
•Mein Chef ist unzufrieden mit mir.
Ich sehe keinen Sinn in meiner beruflichen Tätigkeit.
Sie sollen hier keine Bewertung Ihrer Gedanken, Gefühle oder Verhalten abgeben oder sie hinterfragen, sondern einfach nur dokumentieren. Lassen Sie diese Situationen auf sich wirken und beobachten Sie genau, was passiert – ohne Wertung.
Warum sind diese Aufzeichnungen hilfreich?
1. Blickwinkel verändern
Sie können Ihnen helfen, die Situation noch mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, und ermöglichen, mit neutraler Sichtweise die Situation zu reflektieren.
2. Selbstbeobachtung
Meist sind unsere Reaktionen unbewusst und laufen automatisch ab, wenn wir uns in einer schwierigen Situation befinden. Einige Zeit später, wenn sich die Situation wieder entspannt hat, fällt es uns schwer, noch mal kritisch einen Blick darauf zu werfen und kritisch zu hinterfragen, da die akuten Gefühle und Gedanken nicht mehr präsent sind.
3. Es wird nichts vergessen
Das Festhalten der Situation ermöglicht es Ihnen nicht nur, die speziellen Ereignisse nochmals zu hinterfragen, sondern auch dahinterstehende Auslöser zu identifizieren und Muster zu erkennen. Wir neigen dazu, Erinnerungen zu verfälschen, sie abzuschwächen oder zur Dramatisierung. Mithilfe Ihrer Notizen können Sie den tatsächlichen Ablauf festhalten, um ihn später sachlich reflektieren zu können.
4. Body-Scanning
Durch die regelmäßige Körperbeobachtung schulen Sie Ihre sensorische Wahrnehmung und aktivieren die Erlebnisverarbeitung. Wir spüren häufig bei psychischem Stress auch körperliche Beschwerden, die Sie hierdurch festhalten und Muster erkennen können. Aussagen wie: „Das schlägt mir auf den Magen.“, „Ich fühle mich wie gelähmt.“, kommen von solchen körperlichen Reaktionen auf psychische Belastungen.
Es hilft Ihnen, zu erkennen, was und wo Sie fühlen.
Stellen Sie sich dann bitte folgende Fragen:
Situation (Auslöser): In welcher Situation befinde ich mich gerade? Wo? Wann?
Verhalten: Wie verhalte ich mich in solchen Situationen? Wie trete ich auf?
(Sie können hier auch versuchen, sich selbst aus der Vogelperspektive zu beobachten. Wie werden andere Sie wahrnehmen? Wie wirken Sie auf Außenstehende?)
Verhalten anderer Personen: Wer ist anwesend? Wie ist das Verhalten anderer? Wie reagieren die Personen?
Gedanken: Welche Gedanken habe ich? Was geht mir in genau diesem Moment durch den Kopf? Was habe ich zu mir selbst gesagt?
Gefühle: Welche Gefühle habe ich?
Auslöser der Gefühle: Was genau hat dieses Gefühl ausgelöst? Was hat mich verängstigt, deprimiert, wütend gemacht?
Bedürfnis: Welche Bedürfnisse habe ich? Was wünsche ich mir gerade? Was möchte ich, das passiert?
Körper: Habe ich dabei etwas an meinem Körper gespürt? (z. B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Herzklopfen) Welche Reaktionen meines Körpers nehme ich wahr? (z. B. Zittern, Schwitzen)
Sonstiges: Raum für weitere Notizen (z. B. haben Sie heute etwas zum ersten Mal gemacht? Waren Sie heute in einer Situation, in der Sie sich normalerweise nicht oder nur selten befinden? War heute irgendetwas anders, als es normalerweise ist?)
Die folgende Vorlage, um Ihre persönlichen Notizen aufzuschreiben und kritisch zu hinterfragen, soll Ihnen einen Anhaltspunkt liefern, wie diese Art von Tagebuch gestaltet werden kann. Wie Sie letztendlich bevorzugen, Ihre Notizen zu führen, bleibt Ihnen überlassen und spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass Sie etwas aufschreiben in der Form, Art und Weise, die Ihnen beliebt.
Ich habe ebenfalls irgendwann angefangen, eine Art Tagebuch zu schreiben, da ich merkte, dass meine Ansichten oft nicht der Realität entsprachen. Ich schrieb immer dann, wenn ich mich in einer schwierigen Situation befand, nach einem Streit oder nach einem schwierigen Tag.
Manchmal sind zwischen den einzelnen Einträgen einige Wochen vergangen, aber in dem Moment, als ich all meine Sorgen niederschrieb, war es mir sehr viel einfacher, auch Konsequenzen, Erwartungen und Lösungen auszuarbeiten.
Ich schilderte also kurz die Situation, die Schwierigkeiten, die ich darin sah, und versuchte, rational darüber nachzudenken, was denn eigentlich zu dem Problem geführt hat, was es in mir auslöste und welche Möglichkeiten ich hatte, um es für mich erträglicher zu machen.
Als ich mir dann meine aktuelle Lage von der Seele schrieb, merkte ich, dass die Probleme, die ich hatte, nichts mit meiner Umwelt zu tun hatten, sondern eigentlich mit mir selbst, mit meiner Einstellung, mit meinem Verhalten, meinen Reaktionen und den Gefühlen, die genau das verursachten.
Ich versuchte, meinen Gedanken an den Ursprung zu folgen, und begann, mich intensiv mit mir selbst auseinanderzusetzen. So stieß ich darauf, dass mein Verhalten oft völlig konträr zu meinen eigentlichen Gefühlen war.
Oft verhalten wir uns in Situationen entgegengesetzt den Gefühlen, die wir eigentlich in dieser Situation haben. Dies passiert völlig automatisch und wir nennen es Schutz- oder Abwehrmechanismus.
Wir fühlen uns beispielsweise vernachlässigt, wünschen uns mehr Aufmerksamkeit oder mehr Zuneigung, die uns verwehrt wird. Die Reaktion hierauf kann Wut und Aggression, aber auch Rückzug sein. Manchmal ignorieren wir diese Bedürfnisse auch einfach und tun so, als wären sie nicht vorhanden. Das nennt man Verdrängung. Wir schieben diese Wünsche beiseite, um nicht verletzlich zu sein.
Der Wunsch nach Liebe kann dann in einem Streit und Distanz zu der Person enden, von der wir uns eigentlich Nähe gewünscht hätten. Situationen entwickeln sich dann manchmal in eine völlig entgegengesetzte Richtung, als wir es uns innerlich gewünscht haben.