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Margaretes Tragödie

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Die Szene Abend eröffnet Margarete; ihr geht Faust nicht mehr aus dem Sinn: »Ich gäb was drum, wenn ich nur wüsst / Wer heut der Herr gewesen ist!« (V. 2678 f.)

Faust schleicht mit Mephisto in Gretchens Zimmer, dort deponiert der Teufel heimlich ein Schmuckkästchen in ihrem Kleiderschrank. Sie entdeckt es und legt sich den Schmuck um. Sie findet Gefallen daran, aber ihre Mutter (Spaziergang) nimmt ihr den Schmuck weg. Deshalb muss Mephisto ein neues Schmuckkästchen besorgen. Margarete findet es und flieht aus Angst vor der Mutter mit dem Kästchen zu ihrer Nachbarin Marthe (Der Nachbarin Haus). Sie empfiehlt ihr, den Schmuck zu behalten und ihn zunächst heimlich bei ihr im Haus zu tragen. Nun kommt Mephisto und überlistet Marthe, um Faust und Margarete zu verkuppeln: Der Teufel überbringt der Kupplerin eine Nachricht: »Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen.« (V. 2916) Angeblich sei ihr Gatte in Padua verstorben. Marthe möchte aber noch einen weiteren Zeugen hören, der ihr den Tod bestätigt. Faust wird der Zeuge sein. Damit ist das Treffen mit Margarete arrangiert. Mephisto umschmeichelt das Mädchen in dieser Szene und suggeriert ihr, sie sei nun reif für einen vornehmen Verehrer, der »Fräuleins alle Höflichkeit erweist.« (V. 3020)

In der Szene Straße überredet der Teufel den Gelehrten in drei Anläufen zur Falschaussage. Faust soll bezeugen, dass Herr Schwertlein, der Ehemann Marthes, in Padua begraben liegt.

In Marthes Garten begegnen sich Faust und Margarete erneut. Damit die beiden ungestört sein können, kümmert sich Mephisto um Marthe, die um ihn buhlt, aber chancenlos bleibt. Doch zwischen Margarete und Faust bahnt sich dort ein erotisches Techtelmechtel an. Sie liegt mit ihrer Vermutung richtig: »Er liebt mich!« (V. 3184)

Faust und Margarete verschwinden ins Gartenhäuschen. Nun kommt es zur einzigen Darstellung einer Liebesszene in der Tragödie; nachdem Faust sie geküsst hat, gesteht das Mädchen ihm ihre Liebe.

Nach dem Liebestaumel zieht Faust sich in Wald und Höhle zurück und gibt sich euphorisch der Fausts Ganzheitserfahrung in der NaturNatur hin. Diese Symbiose erfüllt ihn für wenige Momente und er bedankt sich feierlich bei dem Erdgeist. Aber sein Glück wird schnell wieder von Selbstzweifeln (V. 3240–3250) untergraben und seine sexuelle Triebhaftigkeit macht sich wieder bemerkbar, sie treibt ihn »von Begierde zu Genuss« (V. 3249).

Obendrein taucht Mephisto auf, der sich über seine Naturversunkenheit lustig macht und er erinnert ihn an Margarete, die sehnsüchtig auf Faust wartet.

Schließlich entscheidet sich der triebgesteuerte Gelehrte für das Mädchen, obwohl er weiß, dass er ihre kleine bürgerliche Welt Faust treibt Margarete bewusst in die Katastrophekatastrophal zugrunde richten wird: »Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen / Und sie mit mir zugrunde gehn.« (V. 3364 f.)

Margarete dagegen sitzt in Gretchens Stube an ihrem Spinnrad und reflektiert ihren Liebeskummer, ihre Sehnsucht und Unruhe: »Meine Ruh ist hin, / Mein Herz ist schwer« (V. 3374 f.).

In der Szene Marthens Garten sind die Liebenden wieder vereint. Dort äußert sich Gretchen skeptisch über Mephisto und will von Faust wissen: »Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?« (V. 3415) Der gelehrte Mann weiß, wie wichtig dem frommen Mädchen die Religion ist, aber er beantwortet die Frage nicht, er redet nur darum herum. Beide sehnen sich gleichwohl nach einer gemeinsamen Liebesnacht: »Ach kann ich nie / Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen, / Und Brust an Brust und Seel in Seele drängen?« (V. 3502–3504)

Ihre Mutter darf davon nichts mitbekommen, deshalb stimmt sie Fausts Plan zu, die Mutter mit einem Schlaftrunk zu betäuben. Das Medikament hat der Teufel besorgt, die Mutter Gretchen tötet ungewollt ihre Mutterstirbt daran. Die beiden Verliebten indes hatten eine schöne Liebesnacht; Gretchen wird in dieser Nacht schwanger.

Am Brunnen redet Margarete mit Lieschen, die spricht höhnisch über das schwangere Bärbelchen, die von ihrem Liebhaber verlassen wurde. Gretchen ahnt, dass ihr das gleiche Schicksal wie Bärbelchen bevorsteht. Sie zieht sich in einen Gang zwischen innerer und äußerer Stadtmauer zurück (Zwinger) und betet in ihrer Not zu einem Andachtsbild der Mutter Gottes.

In der Nacht trifft Margarete ihren Faust tötet Margaretes BruderBruder Valentin, der als Soldat in der Fremde weilte. Er hat von ihrer Schwangerschaft und dem Tod der Mutter gehört und will deshalb ihren Geliebten töten. Als Faust und Mephisto auf Bruder und Schwester treffen, kommt es zu einem Gefecht, in dem Faust – unterstützt vom Teufel – Valentin tödlich verletzt. In seinen letzten Sekunden verflucht und ächtet er seine Schwester öffentlich.

Kein Trost für Gretchen in der KircheMargarete geht in den Dom, dort geht der »Böse Geist«, vielleicht ihr eigenes Gewissen oder ihre imaginierten Mitbürger, hart mit ihr ins Gericht und ächtet sie: »Die Hände dir zu reichen, / Schauert’s den Reinen.« (V. 3830 f.)

Mittlerweile sind Mephisto und Faust mitten im Gewühl der Walpurgisnacht. Die Szenerie ist von urkräftiger Sexualität bestimmt, Faust lässt sich zwar vom Hexentanz mitreißen, aber plötzlich hat er eine Vision: Er sieht Gretchens tödliches Schicksal und ist unfähig, weiter mitzutanzen. Nach dem Zwischenspiel Walpurgisnachtstraum oder Oberons und Titanias goldne Hochzeit setzt die Szene Trüber Tag – Feld ein. Faust macht Mephisto in einem Streitgespräch für das Elend Gretchens verantwortlich, aber der Teufel erinnert ihn daran, dass er ihm nur seine versprochenen Dienste geleistet habe, wie es im Pakt beschlossen wurde. Auf »schwarzen Pferden daherbrausend« (Nacht, offen Feld) sind sie zu Gretchen unterwegs, die im Kerker auf ihre Hinrichtung wartet. Das Mädchen, das inzwischen wahnsinnig geworden ist, fühlt sich für den Tod ihrer Mutter und ihres Bruders verantwortlich.

Im Wahn hat sie zudem ihren Gretchen tötet ihren SäuglingSäugling ertränkt und wurde dafür zum Tode verurteilt. Faust schafft es, in ihre Zelle zu gelangen. Er will mit Margarete fliehen, sie retten. Doch sie kann eine Flucht mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, sie akzeptiert vielmehr in einem klaren Moment ihre Schuld. Mephisto taucht plötzlich vor dem Kerker auf, um mit Faust zu flüchten, der zunächst noch zögert, ihn zu begleiten. Margarete übergibt sich dem Gottesurteil und wird erhört, von oben ertönt es: »Ist gerettet!« (V. 4611) Dann verschwindet der Teufel mit Faust.

Die Tragödie setzt sich im zweiten Teil fort: Faust II (1832). Faust erwacht dort nach einem Heilschlaf, der auch Margaretes Schicksal aus seinem Gedächtnis gelöscht hat, und geht nun mit dem Teufel auf Weltfahrt.

Als der hundertjährige Faust stirbt, kommt er zum Entsetzen des Teufels in den Der Kreis schließt sich: Faust und Gretchen im HimmelHimmel und wird erlöst; dort trifft er Margarete wieder, die im »Chor der Büßerinnen« steht und ihn erwartet: »Der früh Geliebte / Nicht mehr Getrübte / Er kommt zurück.« (V. 12073–12075) Sie bittet die Mutter Gottes, ihn in den Himmel einführen zu dürfen: »Vergönne mir ihn zu belehren, / Noch blendet ihn der neue Tag.« (V. 12092 f.) Der Wunsch wird in Erfüllung gehen: »Wenn er dich ahnet folgt er nach.« (V. 12095)

Faust I von Johann Wolfgang Goethe: Reclam Lektüreschlüssel XL

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