Читать книгу Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang Goethe: Reclam Lektüreschlüssel XL - Mario Leis - Страница 9

Vierter Aufzug

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1. Auftritt: Iphigenie dankt den Göttern in einem Monolog für ihre Hilfe. Pylades mobilisiert unterdessen das Schiff, mit dem die Griechen in Tauris angelangt sind, damit er, Iphigenie und Orest fliehen können.

Doch schnell wird der Priesterin bewusst, dass sie, auf den eindringlichen Rat des Pylades, lügen soll: »O weh der Lüge! Sie befreiet nicht, / Wie jedes andre Iphigenie und die Wahrheitwahrgesprochne Wort, / Die Brust« (V. 1405–1407). Als Arkas, der Bote des Königs, sich nähert, um das Menschenopfer einzufordern, befindet sie sich in einem moralischen Dilemma, da sie Arkas nur ungern belügen möchte.

2. Auftritt: Zunächst aber verhält sich Iphigenie so, wie sie es mit Pylades abgesprochen hat. Sie erfindet vermeintliche Hindernisse, welche die Opferung verzögert hätten.

Arkas erinnert sie daran, dass sie die Menschenopfer verhindern könne, wenn sie die Thoas’ HeiratsangebotWerbung des Königs annehmen würde. Sie aber schiebt die Götter vor: »Ich hab es in der Götter Hand gelegt.« (V. 1462) Dieses vermeintliche Ausweichmanöver akzeptiert Arkas nicht: »Ich sage dir, es liegt in deiner Hand.« (V. 1465) Iphigenie aber lässt sich nicht umstimmen.

3. Auftritt: Arkas’ eindringliche Worte bleiben nicht ohne Wirkung auf Iphigenie: »Von dieses Mannes Rede fühl ich mir / Zur ungelegnen Zeit das Herz im Busen / Auf einmal umgewendet. Ich erschrecke! –« (V. 1503–1505). Ihr wird bewusst, dass sie Pylades’ Plan nicht ausführen kann, weil sie das Volk der Taurer, das sie edelmütig behandelt hat, nicht betrügen darf: »Doppelt wird mir der Betrug / Verhasst.« (V. 1525 f.)

4. Auftritt: Pylades taucht wieder auf und berichtet Iphigenie von der möglichen Rettung; nun möchte der listenreiche Freund das Bildnis Dianas aus dem Heiligtum rauben. Iphigenie zögert und behauptet, dass Arkas jeden Augenblick kommen könne. Pylades aber will verhindern, dass dieser den Tempel betritt.

Plötzlich fällt ihm auf, dass »[e]in stiller Trauerzug die freie Stirne« (V. 1634) Iphigenies überschattet. Pylades versucht, sie zu überzeugen, List und Betrug seien die einzigen Mittel, um sich zu retten. Er setzt Iphigenie massiv unter Druck und macht ihr Vorwürfe: »Man sieht, du bist nicht an Verlust gewohnt, / Da du dem großen Übel zu entgehen / Ein falsches Wort nicht einmal opfern willst.« (V. 1674–1676) Während ihre Iphigenie zaudertEntscheidung noch in der Schwebe hängt, begibt sich Pylades auf den Weg, um seine Pläne zu vollenden, in der Hoffnung, dass Iphigenie lügen werde.

5. Auftritt: Die Priesterin denkt über ihre verzweifelte Lage nach: Würde sie den Plan des Pylades umsetzen, so wären die drei Griechen zwar gerettet, aber Iphigenie würde sich gegenüber den Taurern schuldig machen und den Fluch, der auf ihrer Familie lastet, fortsetzen. Sie hofft schon – seit sie auf Tauris lebt – den Fluch zu bannen: »Dereinst mit reiner Hand und reinem Herzen / Die schwer befleckte Wohnung zu entsühnen.« (V. 1701 f.)

Hin- und hergerissen zwischen diesen beiden Möglichkeiten erinnert sie sich an das »»Lied der Parcen«Lied der Parcen« (V. 1720), das sie schon als junges Mädchen kannte; es zeichnet ein schreckliches Götterbild: »Es fürchte die Götter / Das Menschengeschlecht!« (V. 1726 f.) Das Lied erzählt, wie der König Tantalus – Iphigenies Ahnherr – von Zeus und den olympischen Göttern in die Unterwelt gestoßen und das alte Göttergeschlecht der Titanen somit ausgelöscht wurde. Iphigenie indes vertraut den Olympiern, sie ist davon überzeugt, dass sie den Menschen wohlgesinnt sind, deshalb bitte sie die Götter um Hilfe: »Rettet mich, / Und rettet euer Bild in meiner Seele!« (V. 1716 f.)

Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang Goethe: Reclam Lektüreschlüssel XL

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