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Einleitung – Wie der Mensch auf das Tier kam

Mensch und Tier haben eine lange gemeinsame Vergangenheit. So geht man heute davon aus, dass spätestens vor etwa 15.000 Jahren bereits Haushunde gezüchtet wurden, um dem Menschen zunächst als Jagdhelfer und später als Hüte- bzw. Wachhunde zu dienen. Wann und wo der Wolf zum Hund wurde, ist in der Wissenschaft allerdings umstritten. Nach einer Studie der Universität von Oxford aus dem Jahr 2016, in der die genetischen und archäologischen Daten von prähistorischen und modernen Hunden ausgewertet wurden, ist der Wolf sogar zweimal völlig unabhängig voneinander domestiziert worden: einmal in Asien vor rund 15.000 Jahren und dann nochmal vor etwa 12 500 Jahren in Europa. Will heißen, alle heute lebenden Hunde stammen von zwei unterschiedlichen Wolfspopulationen ab. Die Nachkommen dieser beiden Populationen haben sich allerdings vor etwa 5000 Jahren, als Menschen aus Asien zusammen mit ihren Hunden nach Europa eingewandert sind, miteinander vermischt.

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2017, an der auch Wissenschaftler der Universitäten in Mainz und Bamberg beteiligt waren, kommt dagegen zu dem Schluss, dass der Wolf nur an einem Ort gezähmt wurde. Wo diese Domestizierung stattgefunden hat, konnten die Forscher allerdings nicht herausfinden.

Aber auch auf welche Weise der Wandel vom Wolf zum Hund stattgefunden hat, ist unbekannt. Es gibt mehrere Hypothesen. Eine dieser Hypothesen besagt, dass unsere Vorfahren, aus welchem Grund auch immer, einst verwaiste Wolfswelpen bei sich aufgenommen und aufgezogen haben. Nach einer anderen These ging die entscheidende Initiative nicht vom Menschen, sondern von den Wölfen aus. Als die Menschen einst sesshaft wurden, lungerten vermehrt Wölfe in der Nähe der Siedlungen herum in der Hoffnung, Abfälle, wie ein paar schöne Knochenreste, ergattern zu können. Sehr wahrscheinlich waren diese Wölfe, die in der strengen Wolfshierarchie weit unten standen, nicht so scheu wie ihre Artgenossen. Und diese Wölfe passten sich dann offensichtlich in ihrem Verhalten den Menschen an. Irgendwann erkannten die Menschen den möglichen Nutzen der Wölfe und bildeten sie zu Jagd- und Wachhunden aus. Auf diese Weise lernten diese Wölfe, allmählich mit den Menschen zu kommunizieren, zu gehorchen und zu dienen, und wurden letztendlich zu Hunden. Wahrscheinlich wählten unsere Vorfahren zunächst die zahmsten Wolfswelpen zur Ausbildung aus.

Die verschiedenen Hunderassen entstanden dann durch gezielte Züchtung. Schon im Mittelalter wurden Hunde gezüchtet. Man schätzt, dass es damals in Europa etwa 7 bis 12 unterschiedliche Hunderassen gab. Die Menschen wollten einfach spezielle Hunde für spezielle Aufgaben haben: Jagdhunde, Wachhunde, Kriegshunde oder Hütehunde. Die meisten Hunderassen sind allerdings erst im 18. Jahrhundert entstanden. Damals begann die gezielte Züchtung der Hunderassen, wie wir sie heute kennen. Heute gibt es rund 340 offiziell anerkannte Hunderassen und es kommen immer wieder neue Rassen hinzu.

Rein genetisch gesehen, steckt auch heute noch eine ganze Menge Wolf im Hund. Wölfe und Hunde stimmen von ihrer Gen-Ausstattung her zu 99 Prozent überein. Kein Wunder, schließlich ist der Hund rein wissenschaftlich gesehen lediglich eine Unterart des Wolfes.

Auf den Wolf respektive Hund folgten später bekanntermaßen Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine, Kamele, Pferde und diverse Geflügelarten, um nur einige Tiere zu nennen, die als Nutztiere gehalten und gezüchtet wurden. Domestizierte Tiere ernährten Menschen mit Fleisch, Milch oder Eiern, lieferten Pelze, Leder und Wolle für seine Kleidung und taten Dienst als Reit-, Trage- oder Zugtier.

Was aber viele andere Tiere darüber hinaus im Dienst des Menschen in der Vergangenheit geleistet haben und heute leisten, ist oft überaus erstaunlich und faszinierend zugleich, aber zum Teil leider weitgehend unbekannt. Oder hätten Sie gewusst, dass Stadttauben ganz leicht zu gefiederten Radiologen und Kunstexperten ausgebildet werden können, Fliegenmaden und Ameisen Kriminalisten zur Hand gehen, Kapuzineraffen verlässliche Helfer im Haushalt sind und Riesenratten sich gerade als überaus erfolgreiche Minensucher etabliert haben? Und wer hätte gedacht, dass man bei der Produktion des teuersten Kaffees der Welt nicht auf die Mithilfe von Schleichkatzen verzichten kann.

Aber auch in der Medizin hat sich einiges getan. Türkische Fische sind mittlerweile als Hautärzte aktiv, Delfine verdienen sich ihre Fische als Co-Therapeuten und sorgsam gezüchtete Blutegel haben bereits Tausende von Menschen vor einer drohenden Amputation bewahrt.

Einige andere Tiere, die in der Vergangenheit eine große Bedeutung hatten, sind dagegen heute fast vollständig in Vergessenheit geraten, wie etwa die „Spinnerin der Meere“, die im Mittelmeer lebende Große Steckmuschel, aus deren Ankerfäden einst Muschelseide, das wohl kostbarste Textilmaterial aller Zeiten, hergestellt wurde. Oder wer erinnert sich heute noch, dass die erste medizinische Elektrotherapie mit einem überaus lebendigen Zitterrochen durchgeführt wurde.

Und zu guter Letzt gibt es auch Aufregendes von Tierarten zu berichten, von denen sich einige Herren der Schöpfung über viele Jahrhunderte hinweg die Lösung ihrer Potenzprobleme erwartet haben. Von all diesen ganz unterschiedlichen „tierischen Helfern“ berichtet dieses Buch.

Ein Buch wie das vorliegende kann, bei der Vielzahl der teilweise überaus komplexen Themen, keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. So wurde hier ganz bewusst darauf verzichtet, über die beklagenswerten Tiere zu berichten, die im wahrsten Sinne des Wortes als Versuchskaninchen in der Forschung ihr Leben lassen müssen. Ähnliches gilt, mit einer Ausnahme, auch für die zahllosen Tiere, die schon seit der Antike in unzähligen Kriegen als „tierische Soldaten“ missbraucht wurden. Aber auch Lesern, die sich mit Themenkomplexen wie Bionik, Brieftauben oder Pferderennsport auseinandersetzen wollen, sei die oft reichlich vorhandene Spezialliteratur empfohlen. Sie werden sehen: Allein schon die Recherche bereitet viel Vergnügen!

Tierische Jobs

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