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ОглавлениеDr. Hund
Hunde werden schon seit vielen Jahren von uns Menschen dazu eingesetzt, uns bei verschiedenen Tätigkeiten zu unterstützen. Zu den sogenannten „Gebrauchshunden“ gehören Wachhunde und Blindenführhunde. Hunde werden aber auch dazu ausgebildet, nach Drogen, Sprengstoff oder Leichen und vermissten Personen zu suchen. Relativ neu ist jedoch der Einsatz von Hunden in der medizinischen Diagnostik. So gibt es neben Hunden, die bei Patienten Krebs erschnüffeln können, auch sogenannte „Diabetikerwarnhunde“, speziell ausgebildete, sogenannte Assistenzhunde, die bei von ihnen betreuten Diabetikern gefährliche Schwankungen des Blutzuckerspiegels erkennen können. Die Hunde sind darauf trainiert, bei einem Diabetiker eine beginnende Unter- oder Überzuckerung festzustellen, seinen Besitzer darauf hinzuweisen und ihm anschließend eventuell auch noch Erste Hilfe zu leisten. Was einen gut ausgebildeten Diabetikerwarnhund so überaus wertvoll macht, ist die Tatsache, dass er nicht erst auf eine bereits eingetretene Unter- bzw. Überzuckerung reagiert, sondern diese schon im Vorfeld registrieren kann und so dem Diabetiker wertvolle Zeit verschafft, um seinen Blutzuckerspiegel wieder in Ordnung zu bringen.
Für den Diabetiker kann dieser Zeitgewinn überlebenswichtig sein: Bemerkt ein Diabetiker eine starke Unterzuckerung, zum Beispiel aufgrund einer Wahrnehmungsstörung, nicht rechtzeitig, kann dies in der Folge zu einem komatösen Zustand und letztendlich zum Tod führen.
Besonders gute Dienste kann ein Diabetikerwarnhund bei diabetischen Kindern leisten. Für den Fall, dass ein Kind im Schlaf unterzuckert, was bei Kindern vom Diabetes Typ 1 sehr häufig vorkommt, kann man dem Hund durch ein geeignetes Training beibringen, dass er die Eltern weckt.
Verantwortlich für diese unglaubliche Fähigkeit der Diabetikerwarnhunde ist vor allem der äußerst leistungsstarke Geruchssinn von Hunden. Die Riechschleimhaut von Hunden ist rund 150 Quadratzentimeter groß. Die von Menschen bringt es gerade mal auf 5 Quadratzentimeter. Entsprechend hat ein Mensch nur 5 Millionen Riechzellen, ein Hund dagegen über 200 Millionen. Dieser Supergeruchssinn befähigt einen Hund, selbst kleinste, chemische Veränderungen zu riechen, die durch Unter- oder Überzuckerung in der Atemluft bzw. im Schweiß eines Menschen entstehen.
Aber ein guter Geruchssinn allein macht noch keinen guten Diabetikerwarnhund aus. Mindestens genauso wichtig ist ein gutes optisches bzw. akustisches Vermögen. Mit diesen Fähigkeiten sind Hunde in der Lage, selbst kleinste Änderungen in der Haltung oder minimale ungewollte Bewegungen bei ihrem Besitzer zu registrieren. Zudem nehmen sie auch minimale Veränderungen in der Stimmlage von Herrchen oder Frauchen wahr. Auf diese Weise können sich Hunde ein sehr gutes Bild über die augenblickliche Befindlichkeit eines Menschen machen. Hilfreich ist aber auch, dass Hunde einen stark ausgeprägten Drang haben, sich an „ihren“ Menschen zu binden und ihm im Bedarfsfall zu helfen.
Eine beginnende Unter- oder Überzuckerung zeigen Diabetikerwarnhunde ihrem Menschen dadurch an, dass sie ihn mit der Nase an Hand, Ohr, Bein und Mund anstupsen oder ihm die Pfote auflegen. Oft werden diese Signale noch durch ein lautes Bellen begleitet.
Aber Diabetikerwarnhunde müssen noch viel mehr können, als „nur“ eine Über- oder Unterzuckerung rechtzeitig zu riechen. Nach ihrer bis zu 2-jährigen Ausbildung müssen sie noch folgende Tätigkeiten beherrschen: Blutzuckermessgerät bringen, Hausnotruf auslösen, Traubenzucker oder ein kohlenhydrathaltiges Getränk bringen, Hilfe holen, die Tür für Helfer öffnen. Und sie müssen auch „gewollten Ungehorsam“ zeigen, indem sie beispielsweise im Ernstfall keine Treppen steigen oder die Straße nicht überqueren.
In den USA, den Niederlanden und Großbritannien werden schon seit über 14 Jahren Hunde zu Diabetikerwarnhunden ausgebildet. Bei uns in Deutschland wird diese Ausbildung erst seit 2007 angeboten.
Was ihre Ausbildung betrifft, gehen die Meinungen über Diabetikerwarnhunde weit auseinander. Manche argumentieren, dass man einen Hund nicht als Diabetikerwarnhund ausbilden kann, weil er dazu geboren sein muss, andere behaupten, dass sich eigentlich jeder Hund zum Diabetikerwarnhund ausbilden lässt – egal ob als Welpe oder erst als älterer Hund.
Nach Ansicht einiger Kynologen (Hundeforscher) sind Deutsche Schäferhunde am besten als Diabetikerwarnhunde geeignet, da sie im Gegensatz zu anderen Rassen ein stärker ausgeprägtes Bedürfnis haben („will to please“), ihrem Menschen zu gefallen und ihm zu helfen. Gute Erfahrungen gibt es aber auch mit Pudeln, Labradoren, Collies, Golden Retrievern, Australian Shepherds, Cocker Spaniels, Spitzen und Shelties. Inzwischen ist bei den Diabetikerwarnhunden fast jede Rasse vertreten. Wichtig für die Auswahl der Rasse ist es eher, dass der Hund zur gesamten Lebenssituation passt, also ob er groß oder klein ist, quirlig oder ruhig.
Im Gegensatz zu Blindenhunden übernehmen die Krankenkassen die Kosten für einen Diabetikerwarnhund nicht.