Читать книгу Grausame Wahrheit - Das dritte Opfer - Marion Selbmann - Страница 4
ОглавлениеKapitel 4
Es war ein wolkenverhangener Donnerstagmorgen als Hektor die wenigen Stufen, welche ins Schulgebäude führten, betrat.
Das Gewusel und das Lachen der Kinder versetzten ihn für einen Moment zurück in die eigene Kindheit. Warum merkt man erst wenn man erwachsen ist wie schön die Schulzeit war?
Hektor wollte gerade an die Tür mit der Aufschrift, Lehrerzimmer klopfen, als die Tür von innen geöffnet wurde.
Eine junge Frau, Hektor schätzte sie auf etwa dreißig Jahre, stand, die Hände voller Bücher, vor ihm. Das halblange, blonde Haar fiel ihr in weichen Wellen auf die Schultern. Eine gute, nicht zu schlanke Figur, helle, blitzende Augen. Nicht schlecht, dachte Hektor.
Die Lehrerin nahm schmunzelnd zu Kenntnis wie der Fremde sie musterte.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“
Sie lachte. Nun war Hektor noch mehr fasziniert. Außer in Werbespots für Zahnpasta, hatte er noch nie so weiße Zähne gesehen.
„Ach, oh, Entschuldigung. Ich suche Frau Kreisel. Ich muss mit ihr über einen ihrer Schüler sprechen.“
Die Frau aus der Werbung lachte erneut.
„Sie haben die Gesuchte bereits gefunden. Aber wer sind Sie, wenn ich fragen darf.“
Hektor streckte ihr die Hand entgegen. Mit einem entschuldigendem Blick wies sie auf den Berg Bücher in ihren Händen.
„Gehen wir doch rein“, sagte sie und ging zum Schreibtisch um ihre Last abzulegen. Dann hielt sie Hektor ihren ausgestreckten Arm hin. Hektor nahm ihre Hand.
„Kommissar Hektor Stark.“, stellte er sich vor.
Sein Händedruck war kräftig. Die Lehrerin zog ihre Augenbrauen hoch. Hektor ließ los und hob beide Arme.
„Bitte nicht entschuldigen. Ich liebe starke Männer.“
„Also, ich würde gern mit ihnen über Martin sprechen.“
Der Blick der Lehrerin wurde traurig.
„Martin ist, ein außergewöhnlicher Junge.“ Sie stutzte. „War ein außergewöhnlicher Junge.“
Sie blickte auf ihre Hände, die auf der Tischplatte fest zusammen gefaltet lagen.
Hektor legte beruhigend eine Hand auf Ihre.
„Es ist wirklich furchtbar was diese Familie im Moment durchmacht. Gerade deswegen brauche ich jede Hilfe die ich kriegen kann.“
Frau Kreisel nickte heftig.
„Leider kann ich nicht viel dazu sagen. Ich wüsste niemanden der Martin hätte etwas antun wollen. Aber ich kann Sie in die Klasse mitnehmen. Vielleicht weiß einer seiner Mitschüler etwas?“
Als die Lehrerin den Kommissar vorstellte, hatte Hektor augenblicklich den Eindruck, das ihn alle Schüler liebten. Schließlich schrumpfte die Zeit der Mathematikstunde durch sein Erscheinen erheblich. Als Hektor nach einer guten halben Stunde das Klassenzimmer verließ, war er zwar keinen Schritt weiter, aber einigermaßen verwundert. Kein Einziger der Schüler hatte auch nur ein böses Wort über Martin verloren.
„Unheimlich“, flüsterte Hektor als er das Gebäude verließ.