Читать книгу Grausame Wahrheit - Das dritte Opfer - Marion Selbmann - Страница 7
ОглавлениеKapitel 8
Dora hatte in jener Nacht einen merkwürdigen Traum. Sie träumte, dass sie auf einer Wiese stünde. Das Gras war ungewöhnlich hoch gewachsen. Sie ging langsam, die langen Halme links und rechts beiseite schiebend vorwärts. Als sie ein gutes Stück gegangen war, konnte sie erkennen, dass mit dem Rücken zu ihr ein junger Mann im Gras saß. Er saß ganz still. Das braune, halblange Haar wurde, wie die Grashalme, leicht vom Wind bewegt. Dora blieb stehen. Dann sprach sie den Fremden an. Er drehte sich wie in Zeitlupe zu ihr um. Dora erschauderte. Er hatte kein Gesicht.
Ihr Mann war nicht da, als sie sich schreiend in ihrem Bett aufrichtete.
Walter Mehner bereitete gerade das Frühstück für sich und seine Frau zu, als diese die Küche betrat.
„Es ist schon spät.“, sagte er, ohne aufzublicken.
„Tut mir leid. Ich hatte einen furchtbaren Traum. Es war so echt. So als wäre es gar kein Traum gewesen, sondern tatsächlich geschehen.“
Gänsehaut überflutete ihren ganzen Körper.
„Jeder hat mal Alpträume, Dora.“
Herr Mehner begann den Tisch zu decken. Er stellte zwei Teller, zwei Tassen, Butter, Marmelade und Honig auf die weiße Tischplatte. Dann goss er Kaffee ein.
Dora setzte sich. Sie nahm die Tasse in beide Hände und blickte geistesabwesend in das daraus aufsteigende Wölkchen.
„Glaubst du, dass es unserem Kind gut geht, da wo es jetzt ist?“
Ihr Mann setzte sich zu ihr.
„Wo soll das sein? Unser Junge ist tot. Er ist nirgendwo.“
Verbitterung lag in seiner Stimme.
„Es gibt kein danach, Dora. Keinen Himmel. Nur die Hölle für die, die zurückbleiben.“
In den nächsten Tagen ermittelten Hektor und seine Kollegen in der gesamten Nachbarschaft.
Es erfolgten beinahe nahtlos Verhöre. Wie eine lange Kette, die einfach kein Ende hat, sooft man sie auch durch die Finger gleiten lässt.
Hektor und seine Kollegen waren ausgelaugt. Es war frustrierend das sich keinerlei Erfolg abzeichnete. Der Tod von Martin blieb ein Mysterium.
Die Gerichtsmedizinerin, Conni Seidel, hatte die Autopsie von Martin beendet. Hektor hielt sich die Nase zu als er den Raum betrat, indem gerade ein alter Mann auf seine Todesursache untersucht wurde. Vor zwei Tagen hatte er schon einmal den Bericht über die Autopsie von Martin gelesen. Dennoch wollte er noch einmal persönlich von der Gerichtsmedizinerin erfahren, wie genau der Junge gestorben war.
„Du bist aber hartnäckig, mein Lieber. Also, zuerst hat er einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Der hat ihn jedoch nicht getötet.“
Conni machte eine kleine Pause.
„Das Kind ist erstickt. Der Täter hat ihm mit irgendwas Mund und Nase zugehalten. Wir haben rote Fasern in seiner Luftröhre gefunden.“
Conni legte den Bericht auf das Schränkchen mit den Blutproben.
„Schrecklich was diesem Kind angetan wurde.“
Hektor nickte kurz und verließ nachdenklich den Raum.