Читать книгу Die Schattenmatrix - Marion Zimmer Bradley - Страница 11
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ОглавлениеMargaret Alton und Rafaella n’ha Liriel brachen sechs Tage später nach Neskaya auf, begleitet von mehreren anderen Entsagenden und einem Händler aus den Trockenstädten. Überall standen Pferde und Maulesel mit Gepäckbündeln, Kochtöpfen, Decken, Zelten und genügend Getreide, so schien es Margaret, um eine ganze Herde ernähren zu können. Alles war äußerst chaotisch oder wirkte jedenfalls so. Niemand interessierte sich dafür, dass Margaret Laran besaß oder die Erbin einer Domäne und Studentin an der Universität war. Solche Dinge waren auf Reisen nicht wichtig, und nach der Beerdigung des kleinen Domenic und den Spannungen auf Burg Comyn war sie darüber sehr erleichtert.
Nachdem Margaret bewiesen hatte, dass sie ihr Pferd allein satteln, dem Ross vor ihr auf einem schmalen Pfad folgen konnte und selbst bei Zwischenfällen die Nerven behielt, wurde sie schließlich akzeptiert. Es stärkte ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein, wenn sie so einfache Aufgaben erledigte wie ein Zelt aufstellen oder das Feuerholz aufschichten. Daniella n’ha Yllana, die Zugführerin, hörte am zweiten Tag endlich damit auf, sie wie ein verweichlichtes Stadtmädchen zu behandeln, und lobte sie am dritten Tag sogar. Wie immer wurde Margaret ganz warm ums Herz.
Am ersten Tag kamen sie an den Ruinen des Turms von Hali vorbei, und Margaret hatte diesmal keine Vision von dem Turm vor seiner Zerstörung. Anders als bei ihrem ersten Besuch vor Mittsommer war die Ruine nur noch ein Haufen rußgeschwärzter Steinquader. Dennoch wurden Erinnerungen an die Reise von Armida nach Thendara wach, die sie gemeinsam mit Mikhail gemacht und bei der sie über so vieles gesprochen hatten. Sie vermisste ihn heftig, allerdings nicht so sehr, dass sie deswegen richtig unglücklich gewesen wäre. Sie war einfach nur froh, dass sie nach Neskaya unterwegs war.
Am vierten Tag verließen sie das Flachland und ritten in die Kilghards hinein, hinter denen drohend die Hellers aufragten. Es war nun viel kälter, der Wind blies von den Bergen herab und stahl sich in die Falten von Margarets Mantel, so dass sie zitterte. Durch den frischen Schnee wurde der Weg glatt und tückisch. Wenn das der Herbst ist, dachte Margaret, dann muss der Winter die Hölle sein. Am Ende des Tages war sie völlig erschöpft, bis auf die Knochen durchgefroren und sehr froh, als sie von Dorilys absitzen und das Lager aufbauen durfte.
Daniella beobachtete den Himmel mit einem geübten Blick für das Wetter und diskutierte sichtlich beunruhigt mit Rafaella und einigen anderen Entsagenden. Margaret war fast zu müde, um sich ernsthaft Sorgen zu machen, aber die sanften Wellen des Unbehagens, die von den Entsagenden ausgingen, drangen dennoch durch ihre Erschöpfung.
Während sie sich zusammen mit Rafaella beim Aufschlagen des Zeltes abmühte, fragte sie: »Gibt es ein Problem?«
Rafaella zuckte die Achseln. Ihr kurzes, lockiges Haar steckte unter einer grünen Wollmütze, und ihre Wangen waren von der Kälte gerötet. »Könnte sein, dass heute Nacht ein Sturm aufkommt. Riechst du es nicht?«
Margaret zog die Bodenplane zurecht und zurrte eine Ecke fest, dann schnupperte sie in die Luft. »Nein, ich rieche keinen Unterschied. Ich weiß nur, dass es höllisch kalt ist und meine Finger schon ganz steif sind.«
Rafaella sah sie liebevoll an. »Ich vergesse immer, dass du erst seit kurzem auf Darkover bist. Das ist noch gar nichts, ehrlich. Bis Mittwinter ist der Weg hier fast unpassierbar.«
Bei dem Wort Mittwinter spürte Margaret einen scharfen Stich, als hätte ihr jemand den Schädel punktiert. Sie richtete sich abrupt auf, und ihre Rückenmuskeln verkrampften. Sie war ernsthaft beunruhigt. »Unpassierbar? Aber genau um diese Zeit muss ich nach Thendara zurück. Die Frau meines Mentors kommt nach Darkover, und ich muss sie unbedingt sehen!« Diese Sache hatte sehr zu Margarets Erleichterung mit einem großen Aufwand an Faxen und Reisegarantien seitens der Domäne Alton geregelt werden können. Sie wollte Ida auf alle Fälle wieder sehen und so eine Verbindung zu ihrem früheren Leben herstellen, und das alles mit einer kläglichen Verzweiflung, die sie gleichzeitig Scham und Freude empfinden ließ.
Rafaella nickte und lächelte grimmig. »Keine Angst, Margaret. Es ist nicht unmöglich, nur sehr schwierig. Die Reise wird eben anstrengend, aber du kommst bestimmt wieder rechtzeitig zurück nach Thendara.«
»Weißt du was, ich wünschte mir aufrichtig, man könnte ab und zu den Flieger nehmen.«
»Pah, den Flieger! So ein Ding besitzen nur die Aldarans und ein, zwei Türme, und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass sie dir einen leihen. Außerdem würdest du die ganze wunderbare Landschaft hier versäumen!« Rafaella machte eine weit ausholende Geste zu den zerklüfteten Bergen, und ihre Augen funkelten fröhlich. »Ganz zu schweigen von der angenehmen Gesellschaft.«
»Ich freue mich natürlich über die Gesellschaft. Aber ich muss gestehen, dass mir das Ankommen mehr bedeutet als das Reisen.« Sie verzog das Gesicht. »Sobald wir ein Abendessen bekommen, höre ich auf zu meckern. Ich sterbe nämlich vor Hunger.« Sie lächelte ihre Freundin an, und die beiden bauten das Zelt in Rekordzeit auf. Margaret zerrte die Decken ins Zelt und breitete sie aus.
Danach war ihr gleich ein wenig wärmer, und sie war besserer Stimmung. Nach einer großen Schüssel Eintopf – Trockenfleisch und Gemüse, das man nur noch mit heißem Wasser aufgießen musste – und einer Scheibe von dem Brot, das sie im letzten Dorf gekauft hatten, war sie völlig wiederhergestellt. Sie tunkte das Brot in den kräftigen Eintopf und kaute es, und sie spürte, wie sich ihr Körper langsam erwärmte und die Spannung in ihrem Kiefer verschwand.
Zum ersten Mal seit ihrer Abreise aus Thendara wurde ein Wachposten aufgestellt. Rafaella und eine weitere Entsagende übernahmen die erste Wache, und Margaret lag trotz ihrer Erschöpfung wach in ihrem Bettzeug, bis ihre Freundin wieder ins Zelt kam. Sie spürte die Unruhe im Lager und wusste, dass mehr dahinter steckte als das Wetter. Wetter macht keine Wache erforderlich.
»Was beunruhigt Daniella eigentlich?«, fragte sie, als Rafaella unter ihre Decken kroch.
»Es kann sein, dass sich hier Pumas herumtreiben, Marguerida. Unsere Pferde und Maultiere wären eine hübsche Mahlzeit für sie. Wir haben ein Stück weiter hinten ein paar Exkremente beim Weg entdeckt. Aber mach dir mal keine Sorgen!«
»Oh. Warum habe ich bloß die Universität verlassen!« Margaret zitterte am ganzen Leib, aber nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Sie war überzeugt, dass noch etwas anderes Rafaella beunruhigte, und wünschte sich beinahe, sie wäre nicht so ehrenhaft. Margarets Training war schon so weit fortgeschritten, dass sie die gewünschte Information mühelos aus den Gedanken ihrer Freundin hätte herausholen können. Einzig ihr starkes Ehrgefühl hielt sie davon ab.
Leicht verdrießlich dachte Margaret daran, wie sie sich im letzten Sommer Sorgen gemacht hatte, dass man in ihre Privatsphäre eindringen könnte, nachdem sie endlich begriffen hatte, dass sie als Telepathin in einer Welt lebte, in der Telepathie eine kulturelle Eigenart darstellte. Sie hatte befürchtet, dass jeder in ihrem Geist herumstöbern könnte, der Lust dazu hatte, und dabei nicht erkannt, dass das Gegenteil eine viel größere Gefahr und wesentlich wahrscheinlicher war. Von den verschiedenen Arten Laran, die auf Darkover verbreitet waren – der Empathie der Ridenows, der Vorausschau der Aldarans, der Katalysatortelepathie der Ardais –, barg keine eine größere Gefahr als der erzwungene Rapport der Altons. Ein Geist, der ihn missbrauchte, war in der Lage, alle Barrieren außer den allerstärksten zu zermalmen, Informationen zu rauben und sogar einen anderen Menschen zu beherrschen. Margaret verstand nun, warum man die Altons mit einigem Misstrauen betrachtete und mit großer Vorsicht behandelte.
Rafaella kicherte in der Dunkelheit. »Das weiß ich nicht, aber ich bin froh, dass du es getan hast. Das Leben war immer sehr interessant mit dir, und ich habe dich ganz schön vermisst, als du in Arilinn warst. Hat es dir dort überhaupt gefallen?« Margaret war am letzten Abend zu müde gewesen, um viel zu erzählen. Sie hatte Rafaella nicht einmal nach Rafe Scott gefragt, obwohl sie sehr neugierig war, was die Neuigkeiten über dieses seltsame Liebespaar anging. Sie hatte sich früher nie besonders für solche Dinge interessiert, aber in letzter Zeit war das anders. Es musste daran liegen, dass sie sich nach Mikhail sehnte – wie dumm von ihr.
»Nein, nicht besonders. Ich meine, ich habe es genossen, die alten Aufzeichnungen in der Schreibstube zu durchstöbern, und es war eine große Erleichterung, neue Methoden kennen zu lernen, mit denen ich mein Laran konzentrieren kann. Aber von dem Gebäude bekam ich ständig Kopfschmerzen, und die anderen Leute dort waren auch nicht alle glücklich über meine Anwesenheit. Ich hoffe, in Neskaya ist man weniger feindselig zu mir.«
»Davon gehe ich aus. Arilinn als der erste Turm Darkovers ist sehr ... von sich eingenommen. Neskaya ist vergleichsweise gemütlich. Ich hatte jedenfalls immer einen netten Eindruck, wenn ich dort meine Schwester besucht habe. Ich glaube, das liegt an Istvana Ridenows Einfluss, sie liebt es nun mal ruhig und friedlich und möchte, dass man sich in ihrer Umgebung wohl fühlt.«
»Hoffentlich, es wäre wirklich sehr unerfreulich, wenn ich noch einmal ein bis drei Monate vor mir hätte, in denen mich die Leute ansehen, als wäre ich irgendein widerliches Insekt.« Sie beugte und streckte die Finger ihrer linken Hand und spürte die Energielinien auf ihrer Haut. »Ich konnte mich oftmals nur mit Mühe beherrschen.«
Rafaella kuschelte sich in ihr Bettzeug. »Ich habe dich zwar ein paar Mal zornig werden sehen, aber ich habe dich nie für einen Menschen gehalten, der sich schnell aufregt. Bist du es?«
»O ja. Ich werde sogar ziemlich heftig, wenn ich in Fahrt gerate, deshalb versuche ich es immer zu vermeiden. Und Arilinn ist nun wirklich der letzte Ort, an dem ich wütend werden wollte. Ich hatte immer das Gefühl, als wäre ich nur auf Probe dort, was sehr unangenehm ist. Ich war seit meinem ersten Jahr an der Universität nicht mehr so unsicher.«
»Das liegt ja nun alles hinter dir, Marguerida. Und in ein paar Tagen bist du schon in Neskaya. Gute Nacht.«
»Schlaf gut, meine Freundin.«
Margaret lauschte noch ein paar Minuten den leisen Geräuschen des Lagers. Sie hörte die Pferde aufstampfen und schnauben und das schwache Rauschen des Windes, der kalt und durchdringend war, wenngleich nicht heftig. Das Knacken des Feuers war auch in dem schlafenden Lager zu hören, ebenso wie das gleichmäßige Schnarchen des Händlers im Zelt nebenan. Sie glitt in den Schlaf, ohne es recht zu bemerken, und die Geräusche des Lagers verwandelten sich in einen Traum.
Margaret erwachte von einem Schrei. Sie setzte sich abrupt in ihrem Lager auf, die Decken rutschten ihr vom Oberkörper. Die Pferde wieherten aufgeschreckt, und vor dem Zelt waren weitere Schreie zu hören. Margaret sprang ohne nachzudenken auf, ihre dicken Strümpfe knirschten in der dünnen Schneeschicht vor dem Zelteingang, und ihre Zehen wurden augenblicklich kalt.
Das kleine Feuer bot nicht viel Licht, dennoch konnte sie mehrere Gestalten erkennen. Daniella und eine der anderen Entsagenden hatten ihre Waffen gezückt und kämpften mit fünf Männern, deren Gesichter mit dicken Schals vermummt waren. Margaret stockte vor Entsetzen der Atem. Dann hörte sie ein Maultier schreien, und ihre Gedanken wanderten zu Dorilys. Sie hörte mehr, als dass sie es sah, wie Rafaella aus dem Zelt stolperte und zu ihren Genossinnen eilte.
Margaret wusste, dass sie in einem Messerkampf keine große Hilfe war, und rannte zu den angebundenen Pferden. Wenn den Tieren etwas geschah, würde die Reisegruppe nur schwer das nächste Dorf erreichen können. Aber Margarets Gedanken galten vor allem ihrer geliebten Stute, während sie über den vereisten Schnee rutschte und schlitterte.
Mehrere Vermummte waren gerade dabei, die Fußfesseln der Pferde zu lösen. Einer hatte Dorilys’ Zügel in der Hand, doch die kleine Stute gab sich alle Mühe, ihm zu entkommen. Sie wich zurück, bäumte sich auf und drehte dann den hübschen Kopf, um ihr Gebiss tief in die Schulter des Mannes zu graben. Margaret war verblüfft, denn sie hatte ein Pferd noch nie etwas Derartiges tun sehen.
Der Mann brüllte vor Schmerz und schlug dem Pferd mit der Faust auf die Schulter. Im selben Moment hörte Margaret ein neues Geräusch hinter sich, den gurgelnden Schrei eines Verwundeten, und mit einem Mal war ihre Panik verschwunden. Margaret dachte nur noch an ihr Pferd, Mikhails Geschenk, und die gesamte Wut, die sie während ihrer Zeit in Arilinn hinuntergeschluckt hatte, kochte in ihrer Kehle hoch. Als sie den Räuber angriff, spürte sie die Hitze ihrer linken Hand unter dem Seidenhandschuh, als wären die Linien darauf lebendig.
Margaret packte den Mann und zerrte an seiner groben Jacke. Er drehte sich um, hob eine Hand und schlug sie so hart ins Gesicht, dass sie rückwärts in den Schnee torkelte. Dann stand er auch schon über ihr, sein Schal war verrutscht und entblößte ein höhnisch grinsendes Gesicht mit gelben Zähnen und funkelnden Augen. Von der Wucht des Sturzes war Margaret kurze Zeit ganz schwindelig, was die schreckliche Fratze des Banditen vor ihren Augen verschwimmen ließ, doch dann explodierte ihre Wut. Sie roch, wie der seidene Handschuh von ihrer Hand gebrannt wurde, als der Mann nach ihrer Kehle griff.
Margaret schwang ihre linke Hand und berührte das Gesicht des Räubers. Es kribbelte, als Haut auf Haut traf, wie bei einem Elektroschock. Dann wand sich der Bandit in heftigen Krämpfen und ließ Margaret los. Er öffnete zuckend die Arme, spreizte die Beine und bog den Oberkörper laut schreiend nach hinten. Der beißende Gestank seiner sich entleerenden Eingeweide und Blase mischte sich mit dem Geruch nach versengtem Fleisch, als der Räuber tot in den Schnee sank.
Von seinen Schreien alarmiert, stürzten zwei andere Banditen, die bei den Pferden gestanden hatten, auf Margaret zu und schwangen bedrohlich ihre Messer. Margaret stand mühsam auf und hob ihre nunmehr unbedeckte Hand. Die Linien der Schattenmatrix leuchteten flammend auf und warfen ein blaues Licht auf den Schnee. Einer der Räuber zögerte. Er schaute erst auf den Toten, dann auf Margarets Hand und trat einen Schritt zurück. Sein Gefährte war jedoch nicht so vorsichtig.
»Giley! Das ist eine Leronis!«
»Die sind auch nur aus Fleisch und Blut – sie hat gerade meinen Bruder umgebracht!« Dann stürmte er auf Margaret zu, den Arm mit dem Messer auf Bauchhöhe ausgestreckt.
Margaret trat einen Schritt zur Seite, wie sie es im Kampfsportunterricht an der Universität gelernt hatte, und wäre beinahe auf einer vereisten Stelle ausgerutscht. Dennoch erwischte sie mit der rechten Hand den Führungsarm des Mannes und umklammerte sein Handgelenk, wie es ihr die Ausbilderin vor Jahren beigebracht hatte, und dann warf sie den Banditen mit einem Salto über ihre Schulter. Sie hörte, wie seine Knochen brachen, und zuckte zusammen. Das Geräusch war widerlich, und ihr wurde übel. All die langweiligen Stunden im Sportsaal hatten sich zwar gelohnt, aber sie hatten Margaret dennoch nicht auf die raue Wirklichkeit vorbereitet.
Furcht erregende Geräusche erklangen hinter ihr, wo die Entsagenden in der Unterzahl kämpften. Das Klirren beim Aufeinanderschlagen der Waffen sowie die Rufe und Schreie ließen Margaret herumfahren. Sie konnte im flackernden Schein des Feuers nicht eindeutig unterscheiden, wer Freund und wer Feind war. Sie sah nur kämpfende Gestalten.
Einen Augenblick lang fühlte sie sich entsetzlich hilflos. Sie hatte den Messerkampf nie trainiert, nur einige Verteidigungsgriffe, von denen sie gegen den Banditen gerade einen angewendet hatte. Dann machte sie Rafaellas schlanke Gestalt in der Nähe des Feuers aus, die sich gegen einen hoch gewachsenen Räuber zur Wehr setzte, der auf sie einstechen wollte. Sofort war Margarets Wut wieder da. Sie stieg über die Leiche des ersten Angreifers und stürmte vorwärts, ohne genau zu wissen, was sie als Nächstes tun würde.
Ihr Hals kam ihr furchtbar dick vor, prallvoll mit Energie, und sie versuchte zu schlucken. Doch ihr Mund war sehr trocken, und es gelang ihr nicht. Sie hörte, wie der Mann, der sie nicht angegriffen hatte, hinter ihr, so schnell er konnte, Reißaus nahm. Sie leckte sich die Lippen und machte einen weiteren unschlüssigen Schritt auf das Handgemenge zu.
»HALT!« Das Wort drang zu ihrer eigenen Überraschung aus ihrer zugeschnürten Kehle. Ihre Stirn pochte, als würde ihr jeden Augenblick der Schädel platzen, und sie sah nur noch ganz verschwommen.
Dann wurde ihr Blick wieder klar, und Margaret bemerkte, dass sich vor ihr nichts bewegte. Es sah aus, als hätten sich alle in Stein verwandelt. Die Pferde wieherten nervös, und ein Maultier schrie, aber sonst war alles still. Margarets Verstand war völlig überrumpelt, aber mit einem kleinen noch funktionierenden Rest nahm sie zur Kenntnis, dass ihr Befehl keine Wirkung auf die Pferde und Maultiere gehabt hatte.
Benommen von dieser Wendung der Ereignisse starrte Margaret auf die Szene vor ihr. Dann konnte sie endlich schlucken, und gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie einmal mehr die Befehlsstimme benutzt hatte, jene besondere Alton-Gabe, die ihr erlaubte, über andere Menschen zu befehlen. Nicht alle Altons konnten sich ihrer bedienen, aber ihre musikalische Ausbildung hatte das angeborene Talent offenbar noch verstärkt.
Nun hätte Margaret eigentlich erleichtert sein können. Stattdessen fiel ihr siedend heiß ein, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wie sie ihr Kommando wieder aufheben konnte. Während ihres Studiums in Arilinn hatte sie sich überhaupt nicht mit der Befehlsstimme befasst, obwohl sie und Liriel ein paar Mal darüber gesprochen und über Möglichkeiten nachgedacht hatten, wie man diese Gabe unter Kontrolle bekam. Niemand in Arilinn war an etwas anderem interessiert gewesen als an ihrer telepathischen Fähigkeit des erzwungenen mentalen Kontakts, und dass sie nicht versehentlich in das Bewusstsein von anderen eindrang. Sie hatte die Befehlsstimme erst einmal benutzt, ebenfalls ohne Absicht, als der kleine Donal sie aus dem Schlaf weckte, und es hatte der vereinten Anstrengungen von ihrem Vater, Jeff Kerwin, Mikhail und Liriel bedurft, das Problem wieder zu beheben.
Margaret scherte sich keinen Deut um die Banditen – falls sie erfroren, würden sie nur bekommen, was sie verdienten. Ganz anders verhielt es sich mit Rafaella und den übrigen Entsagenden sowie dem Händler. Sie musste sich schleunigst etwas einfallen lassen, um sie wieder zu erlösen, sonst würden sie alle sterben, wenn sie noch länger in dieser Kälte herumstanden.
Margarets Füße wurden zu Eisblöcken, und sie fing an zu zittern. Sie ging zum Feuer in der Mitte des Lagers hinüber und warf ein verkohltes Holzscheit ins Feuer. Gleichzeitig überlegte sie, was sie tun sollte.
Bei Donal, diesem Schlingel, hatte sie damals gesagt: »Hinaus«, und er hatte seinen kleinen Körper verlassen und war in die Oberwelt aufgefahren. Aber diesmal hatte sie nur »Halt« gerufen, deshalb sprach einiges dafür, dass sie niemanden an diesen furchtbaren Ort geschickt hatte, wo sie vor Monaten den Spiegelturm entdeckte und den Schatten von Ashara Alton besiegte. So weit, so gut. Jetzt musste ihr nur noch eine gute Lösung einfallen.
Sanft berührte sie Rafaellas ausgestreckten Arm und stellte fest, dass ihre Freundin recht kühl war, aber noch nicht kalt. Wie Margaret trug sie keine Stiefel und würde schnell auskühlen. Auf jeden Fall würden ihr die Zehen abfrieren, wenn sie noch lange hier stand. Dann versuchte Margaret, Rafaellas Arm zu bewegen und stellte fest, dass er zwar nicht steif, aber ein gewisser Widerstand zu spüren war. Margaret rüttelte ihre Freundin an der Schulter. »Wach auf, Rafi!«
Rafaella zeigte keine Reaktion, sie stand weiterhin da und starrte ihren Gegner mit grimmiger und entschlossener Miene an. Margaret runzelte die Stirn. Vielleicht musste sie die Befehlsstimme einsetzen, um ihr Werk rückgängig zu machen. Aber wie? Sie wusste nicht, wie sie die Befehlsstimme bewusst einsetzen konnte – sie schien nur zu funktionieren, wenn sie gebraucht wurde. Was für eine nutzlose Sache!
Warum hatte ihr denn niemand von all den klugen Leuten in Arilinn beigebracht, wie man sich die Befehlsstimme zu Nutze machte? Oder auch, wie man es bleiben ließ! Der ganze Groll über die Feindseligkeiten, die sie hatte erdulden müssen, kochte wieder in ihr hoch, frisch und lebendig. Hatte in den alten Aufzeichnungen, die sie gelesen hatte, denn nichts gestanden, was ihr jetzt helfen könnte?
Während Margaret sich das Gehirn zermarterte, spürte sie, wie die blauen Linien in ihrer linken Handfläche warm wurden. Sie fühlten sich an wie das Knistern von Elektrizität auf ihrer Haut, nicht schmerzhaft, aber störend. Einen kurzen Augenblick überlegte sie, ob sie die Schläfer wohl wecken könnte, indem sie sie einfach mit ihrer Matrixhand berührte. Aber dann fiel ihr der tote Räuber ein, und sie kam zu dem Schluss, dass sie nicht genug über ihre Matrix wusste, um dieses Risiko eingehen zu können. Niemand wusste genug darüber, und das war der Kern des Problems.
Sie stampfte mit den Füßen, um sich zu wärmen. Die Kälte lenkte sie ab; eisig drang sie durch ihre Kleidung, und Margaret wünschte, sie hätte sich den Mantel angezogen. Sie wollte jedoch keine Zeit damit vergeuden, ihn zu holen. Sie brauchte eine Antwort, und zwar sofort! Sie konnte natürlich mit den Banditen experimentieren. Geschähe den Halunken Recht, wenn sie ein wenig schmoren würden! Sie genoss den Gedanken einen Moment lang, dann verwarf sie ihn beinahe widerwillig. So blutrünstig bin ich nicht – oder etwa doch?
Was genau war vorhin geschehen, was hatte die Befehlsstimme heraufbeschworen? Margaret versuchte sich an die letzten Momente zu erinnern, ehe sie gerufen hatte. Ihr Hals war vor Energie angeschwollen. Konnte sie das auch bewusst herbeiführen?
Margaret konzentrierte sich, wie man es ihr in Arilinn beigebracht hatte, und dachte nur an ihren Hals. Zu ihrer großen Überraschung spürte sie, wie sich die Muskeln spannten, und auch die Linien auf ihrer Hand fühlten sich nun anders an. Aber wie? Sie versuchte die Empfindungen zu analysieren: Wenn überhaupt, dann waren die Linien kühler als noch vor einem Augenblick und nicht heißer, wie sie erwartet hätte. Aber ihre Kehle war warm, fast heiß, als steckte glühende Kohle direkt unter ihrem Adamsapfel.
»Wach auf, Rafaella!« Margaret sprach die Worte ohne große Hoffnung.
»Was?« Rafaella blinzelte, starrte das Messer in ihrer schwieligen Hand an und sah sich im Lager um.
Margaret war so erleichtert, dass sie gar nichts sagen konnte. Sie eilte zur nächsten Entsagenden und befahl ihr ebenfalls aufzuwachen. Die Frau gehorchte und stöhnte, als Blut an ihrem Arm hinabzulaufen begann. Sie hatte eine Schnittverletzung davongetragen, allerdings lag der Mann, der sie ihr beigebracht hatte, tot zu ihren Füßen.
»Schnell, Rafaella – Samantha ist verletzt!« Margaret lief von der blutenden Frau eilig zu Daniella und Andrea hinüber, die beide in einer abwehrenden Haltung auf dem Boden kauerten und drei Banditen gegenüberstanden. Margaret hatte große Angst, dass sie die Befehlsstimme wieder verlieren könnte, deshalb beeilte sie sich und wollte ihre Gefährtinnen rasch aufwecken. Sie lief von einem zum anderen und nahm kaum wahr, dass sie am ganzen Leib zitterte. Der Händler Rakiel war der Letzte, und er sah sie verwirrt an.
»Was bei Zandrus Helfern ist hier eigentlich los?«, brüllte Daniella und starrte mit vor Zorn geröteten Wangen auf die immer noch unbeweglichen Banditen. Ihre Augen funkelten wütend im Schein des Feuers.
Margaret stand nur schweigend da, während sich der Händler erhob. Sie war zu müde, um eine Erklärung abzugeben, und spürte plötzlich weder Wut noch Angst oder eine andere Empfindung. Daniella starrte sie drohend an. In den Augen der Entsagenden standen eine Frage und kalter Argwohn. Margaret konnte gerade noch die Hände in die frostige Luft strecken und die Achseln zucken. Dann fiel ihr ein, dass ihre seltsam gezeichnete Hand unbedeckt war, und sie versteckte sie schnell hinter ihrem Rücken.
Eine große Leere breitete sich in Margarets Brust aus, und sie schwankte vor und zurück. Entfernt nahm sie Bewegung um sich herum wahr. Sie registrierte, dass die Entsagenden die Banditen gerade erledigten und dass deren Wehrlosigkeit irgendwie ihre Schuld war. Sie wollte gar nicht daran denken, aber trotz ihrer Bemühungen tat sie genau das.
Rafaella bandagierte Samanthas Arm. Für Margaret blieb nichts zu tun. Sie drehte sich um und stolperte ins Zelt zurück, wo sie noch immer zitternd über ihrem Bettzeug zusammenbrach. Sie sah auf ihre Hand hinab, wo noch einige Minuten zuvor blaue Linien über die Haut getanzt waren, und sie hasste sich plötzlich selbst. Sie wollte am liebsten ihre Hand abschneiden, sie einfach abhacken und ihren Körper ausbluten lassen.
In Arilinn hatte man Margaret stets vor dieser Situation gewarnt. Ihr Verstand sagte ihr daher, dass sie gerade eine Reaktion auf den Einsatz ihres Laran erlebte, eine Art unmittelbare Depression. Wenn man in einem Kreis arbeitete, in einer geschützten Umgebung, trat diese Reaktion nicht auf. Aber sie konnte gar nicht in einem Kreis arbeiten! Sie konnte nur unabsichtlich irgendwelche Banditen mit Elektroschocks töten. Sie empfand ihren Selbsthass wie einen Gegenstand, den sie nur zu gerne losgeworden wäre. Und alles gründete sich einzig und allein auf die Schattenmatrix.
Hätte sie doch nur nicht den Schluss-Stein aus Asharas Turm in der Oberwelt gerissen. Hätte Mikhail sie doch nur nicht dazu gedrängt, ihn herauszuziehen, nicht seine Phantomarme um ihre Taille geschlungen und ihrem Kampf sein Gewicht geliehen. Es war alles seine Schuld!
Die unfassbare Dummheit dieses Gedankens ließ Margaret wieder zu sich kommen, wie jedes Mal, wenn sie an Mikhail dachte, selbst wenn sie ihn oft ohrfeigen könnte, weil er besonders halsstarrig und weil er Darkovaner war. Wenn sie den Schluss-Stein nicht herausgenommen hätte, dann hätte der Turm weiter existiert und sie wäre wahrscheinlich gestorben. Doch sie lebte, und auch wenn sie nicht ausschließlich glücklich darüber war, kam sie doch zu dem Schluss, dass es selbst in der größten Verzweiflung besser war, am Leben zu sein als tot.
Rafaella steckte den Kopf zum Zelteingang herein. »Zieh endlich diese nassen Strümpfe aus. Du wirst dir noch den Tod holen!« Die Entsagende drängte ins Zelt und zog ihre eigenen Strümpfe aus, dann griff sie nach einem trockenen Paar, das sie zuvor als Kopfkissen benutzt hatte.
Trockene Socken. Der Gedanke kam Margaret lächerlich vor. Wie konnte sie nur an ihre Strümpfe denken, wenn sie sich gerade erst am Tod von zahlreichen Männern schuldig gemacht hatte, selbst wenn es Straßenräuber waren? Was machte es schon, wenn sie eine Lungenentzündung bekam und daran starb? Es wäre für alle das Beste – außer für ihren Vater und Mikhail vielleicht. Der Alte wäre am Boden zerstört, und er würde sich die Sache niemals verzeihen, da sie ohne seinen Einfluss gar nicht auf dem Weg nach Neskaya wäre.
Margaret griff schwerfällig nach ihrem Kissen und zog trockene Socken und einen neuen Seidenhandschuh heraus. Im düsteren Licht des Zeltes sah er eher grün aus, und der an ihrer rechten Hand war blau. Sie sollte wirklich einen passenden suchen, aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Stattdessen zerrte sie die durchnässten Strümpfe von ihren Füßen, zog frische an und bewegte die Zehen in der warmen Wolle. Dann streifte sie den Handschuh über die linke Hand.
Ihr Gesäß war kalt, weil sie in den Schnee gefallen war, und ihr war klar, dass sie sich umziehen musste. Aber sie konnte sich vor Müdigkeit kaum bewegen und beobachtete nur Rafaella, die ihre Stiefel anzog und aufstand. »Ich helfe mit, die Leichen wegzuschaffen«, verkündete ihre Freundin und ging.
Die Leichen wegschaffen. Der Satz hüpfte in Margarets Schädel herum, ein kalter Stein aus Schmerz und Entsetzen. Zwei dieser Leichen waren Männer, die sie eigenhändig getötet hatte. Einen hatte sie sogar bei lebendigem Leib verbrannt! Und diese Tatsache ließ sich nicht mehr ändern. Sie würde damit leben müssen. Allerdings würde sie nie jemandem erzählen, was sie getan hatte. Es war leicht gegangen, zu schnell und beunruhigend einfach. Und wenn es ihr nicht gelungen wäre, die Entsagenden zu wecken, hätte sie diese ebenfalls auf dem Gewissen.
Mit verkniffenem Gesicht zog Margaret ihren feuchten Rock aus und einen anderen an, dann setzte sie sich hin und lauschte dem Treiben außerhalb des Zeltes. Sie hörte das schleifende Geräusch, als die Leichen über die dünne Schneekruste gezogen wurden. Die Stimmen der Frauen und des Händlers. Dann vernahm sie ein Zischen, und plötzlich wurde es sehr hell im Zelt. Sie verbrannten die Leichen. Der Geruch von versengtem Fleisch und Gewebe trieb mit dem Wind heran, faulig und abscheulich.
Margaret kroch zitternd unter die Decken. Sie war hungrig, sehr sogar, aber sie wusste, sie würde alles wieder ausspucken, was sie jetzt aß. Sie winkelte einen Arm an, bettete ihren Kopf darauf und starrte in den Feuerschein, der vom Scheiterhaufen durch die Zeltleinwand drang. Und wenn ich sonst nichts lerne, dann werde ich wenigstens einen Weg finden, die Befehlsstimme zu beherrschen! Zum Teufel mit dieser Scheußlichkeit in meiner Hand und der Alton-Gabe. Aber ich werde die Befehlsstimme nie mehr benutzen, ohne zu wissen, was ich tue! Nie wieder, ich schwöre es! Entkräftet von Entsetzen, Hunger und Kälte warf sich Margaret noch eine Weile auf ihrem Lager hin und her, dann sank sie in einen unruhigen Schlaf.
Zwei Tage später erreichten sie nachmittags die Stadt Neskaya. Die Sonne von Darkover ging gerade unter und färbte die schweren Wolken blutig rosa. In der Stadt war es bereits ruhig. Sie kamen an Häusern vorbei, in denen vereinzelt Kerzen hinter den wenigen Fenstern flackerten, und sahen Leute, die eilig noch verschiedene Besorgungen machten.
Margaret schaute zum Turm von Neskaya hinauf, dessen weiße Steine die untergehende Sonne in ein rosiges Licht tauchte. Selbst aus dieser Entfernung spürte sie die Anwesenheit der Matrixrelais hinter den Steinen. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich einmal freuen würde, einen Turm zu sehen, aber seit der Begegnung mit den Banditen waren alle, bis auf Rafaella, ihr gegenüber ziemlich gereizt und argwöhnisch gewesen. Margaret hatte sich standhaft geweigert, eine Erklärung abzugeben, und sich in ein hartnäckiges Schweigen zurückgezogen, was die Lage nicht gerade verbesserte. Sie wollte nicht zugeben, dass sie über die Befehlsstimme verfügte; den Entsagenden war zwar bekannt, dass sie die Erbin der Domäne Alton war und in den Turm ging, aber viel mehr wussten sie nicht über sie.
Die Reisegesellschaft steuerte auf ein geräumiges Gasthaus zu. Margaret lenkte ihr müdes Pferd zur Seite. »Ich glaube, ich reite lieber gleich zum Turm, Rafaella.«
Ihre Freundin seufzte. »Ja, das dürfte das Beste sein. Aber ich bringe dich hin. Es sieht nämlich nur so aus, als wäre er leicht zu finden. Die Straßen schlängeln sich wie Bandwürmer, und du könntest dich leicht verirren.« Sie saß kurz ab, spannte eins der Maultiere aus dem Zug aus und stieg wieder auf ihr Pferd.
Sie ritten davon, ohne sich von den anderen zu verabschieden, und Margaret bemerkte die Erleichterung ihrer ehemaligen Weggefährten. Sie machte ihnen nicht den geringsten Vorwurf. Auch wenn sie in eine telepathische Gesellschaft hineingeboren wurden, in der Laran als etwas Natürliches galt, konnten sie nicht ohne Unbehagen mit ansehen, was auf der Reise geschehen war. Aber es machte Margaret traurig, denn sie mochte diese starken, unabhängigen Frauen und hatte sich gerade mit einigen von ihnen angefreundet, als sie den Banditen begegneten.
Margaret war dankbar, dass die schrecklichen Ereignisse auf der Reise Rafaellas Gefühle ihr gegenüber nicht verändert hatten. Sie konnte spüren, dass sich ihre älteste Freundin auf Darkover noch immer etwas aus ihr machte, ihr nach wie vor vertraute und sie mochte. Und Margaret wusste, dass sich Rafaella geweigert hatte, ihren Schwestern etwas zu verraten, denn sie hatte sie in zornigem Tonfall sagen hören, die Sache sei Margueridas Angelegenheit und ginge die anderen nichts an. Die Loyalität ihrer Freundin linderte die Trostlosigkeit, die in den letzten zwei Tagen an Margaret gehaftet hatte. Sie wünschte einen Moment lang, Rafaella könnte bei ihr in Neskaya bleiben, dann verwarf sie die Idee als unfair. Rafaella war schließlich kein Familienanhängsel, sondern eine unabhängige Frau, die ihre eigenen Lebensziele verfolgte.
Margaret fühlte eine heftige Bitterkeit. Rafaella konnte tun, was sie wollte, sie konnte sogar eine Beziehung mit Rafe Scott eingehen, wenn ihr danach war. Sie selbst hingegen konnte all das nicht. Sie konnte nicht heiraten, wen sie wollte, und auch nicht leben, wie es ihr gefiel. Sie war die Erbin der Domäne Alton, eine Telepathin mit einer ungewöhnlich starken Macht, und ihr Leben gehörte keinesfalls ihr selbst, solange sie auf Darkover blieb. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie diesen Planeten nie mehr verlassen und weder an die Universität noch woanders hin zurückgehen konnte. Sie war zu gefährlich, und selbst wenn sie lernte, ihre seltsame Matrix zu beherrschen, blieb sie ein unberechenbarer Mensch. Wenn die Terraner je auch nur den leisesten Hinweis darauf erhielten, wozu sie fähig war, würden sie Margaret in ein Labor sperren und in ihre Einzelteile zerlegen. Sie seufzte und kam zu dem Schluss, dass sie sich gerade in eine immer üblere Stimmung grübelte, und versuchte an etwas Erfreuliches zu denken. Als ihr das nicht gelang, schaute sie sich um und bemühte sich, ein wenig Neugier für diesen ihr fremden Ort aufzubringen.
Die Straßen waren eng, schmaler noch als in Thendara, als würden die Menschen hier näher zusammenrücken, um Wärme und Geborgenheit zu finden und sich gegen die Berge und den Schnee zu wappnen. Die Ladenschilder hingen nicht außen an den Gebäuden wie in Thendara, sondern waren in die Fassaden eingelassen, und Margaret vermutete, dass der Wind hier viel heftiger war und die Schilder sonst weggeblasen hätte. An einem Haus entdeckte sie das Schild eines Lautenmachers, und in ein anderes war ein Weberschiffchen gemeißelt. Rafaella ritt mit dem Maultier und Margarets Gepäck voran, Margaret bildete die Nachhut.
Doch schließlich wurde der Weg breiter, und Margaret trieb ihr Pferd an, so dass sie neben ihrer Freundin ritt. »Es tut mir alles furchtbar Leid«, begann sie verlegen.
»Dass du mir das Leben gerettet hast? Also wirklich, Marguerida, für eine Frau mit deinem Verstand kannst du manchmal eine ziemliche Idiotin sein.«
»Schuldig im Sinne der Anklage.«
Beide lachten, und die Spannung, die in den letzten beiden Tagen zwischen ihnen bestanden hatte, verschwand mit einem Mal. »Du hast getan, was du tun musstest, und wir genauso. Glaub mir, wir haben diese Banditen auch nicht gerne getötet. Es war schwer, aber es musste sein.«
»Rafaella, ich habe einen Mann getötet – ihm den Hals gebrochen, glaube ich. Und einen anderen habe ich bei lebendigem Leib verbrannt. Ich habe noch nie jemanden getötet, und ich hätte auch nie gedacht, dass ich es je tun würde. Ich fühle mich völlig leer deswegen. Und die übrigen Räuber habe ich nur deshalb nicht wieder aufgeweckt, weil ich Angst hatte, sie würden uns noch einmal angreifen. So gesehen bin ich für ihren Tod ebenfalls verantwortlich, auch wenn es letztendlich eure Schwerter waren, die ...«
»Marguerida, hör endlich auf, dir Vorwürfe zu machen. Du hast nur deine Pflicht getan, um dich und uns zu schützen, und wir sind dir alle sehr dankbar, wenn auch ein bisschen verwirrt.«
»Ich rieche immer noch die brennenden Leichen.«
»Ich auch! Wir waren alle angeekelt – einen Menschen zu töten, der sich nicht wehren kann, widerspricht schließlich allem, woran wir glauben. Daniella hat sich davongestohlen und eine halbe Stunde gekotzt, nachdem wir den Scheiterhaufen angezündet hatten. Aber du wirst schon bald gesund und wohlbehalten in deinem Turm eintreffen und kannst die ganze Sache vergessen.«
»Rafi, ich glaube nicht, dass ich je vergessen kann, was passiert ist – und wenn ich hundert Jahre lebe.«
Rafaella seufzte tief. »Nein, wahrscheinlich nicht. Niemand von uns wird es vergessen können, selbst wenn irgendwann eine von uns ein Lied darüber schreibt.« Dann erschallte ihr vertrautes Lachen. »Aber es war schon sehr ... spektakulär, Marguerida. Ich meine, ich habe schon einige Abenteuer erlebt unterwegs, aber keines war so bemerkenswert. Ich weiß auch nicht. Als ich gesehen habe, wie du ...«
»Was?«
Rafaella wirkte verlegen. »Bevor du gesprochen hast, da ... Ich konnte nur einen kurzen Blick erhaschen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, am Leben zu bleiben. Ich habe dich bei den Pferden gesehen und beobachtet – na ja, mitbekommen –, wie du diesen Kerl in Flammen hast aufgehen lassen. Du hast richtig geleuchtet! Du warst für einen kurzen Augenblick in blaues Licht getaucht, und es war ... einfach fantastisch! Trotz des Schreckens habe ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Eindrucksvolles gesehen.«
Margaret war wie benommen. »Haben die anderen ...?«
»Sie haben auch ein paar Eindrücke aufgeschnappt, ja. Und sie waren nicht so begeistert wie ich, das steht fest. Aber sie werden es auch nicht herumerzählen, weil sie nicht wollen, dass man sie für verrückt hält.«
»Kein Wunder, dass sie mich dauernd angesehen haben, als wäre ich ein Monster mit zwei Köpfen.«
»Ich weiß. Sie haben versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber sie sind eben auch nur Menschen, Marguerida. Genau wie du.«
»Da bin ich mir aber nicht mehr so sicher.«
»Marguerida – du hast uns das Leben gerettet. Sei zufrieden damit.«
Es war bereits dunkel, als sie endlich die Mauern des Turms von Neskaya erreichten, aber am Eingang wartete ein Stallknecht, um Margarets Pferd in Empfang zu nehmen und das Maultier abzuladen. Die beiden Frauen saßen ab. Einen Augenblick lang sahen sie sich schweigend an.
»Ich werde dich vermissen, Marguerida.«
»Ich dich auch. Ach, wenn du doch nur bleiben könntest.«
Rafaella schüttelte den Kopf. »Ich gehöre nicht hierher. Aber ich werde es so einrichten, dass ich dich wieder nach Thendara zurückbegleiten kann. Die Zeit hier wird bestimmt wie im Flug vergehen.«
»Hoffentlich.« Sie fühlte sich sehr verloren.
»Na, na, Marguerida. Nun schau nicht so traurig.« Rafaella umarmte Margaret zärtlich und küsste sie auf die Wange. »Du brichst mir noch das Herz, Chiya.«
Über Margarets Wangen liefen Tränen, und sie schniefte und schluchzte lauthals. Die Freundin strich ihr übers Haar und ließ sie weinen, bis sie endlich aufhören konnte. »Pass auf dich auf! Ich will nicht, dass dir etwas zustößt!«
Rafaella nickte, dann grinste sie. »Ich will auch nicht, dass mir etwas zustößt! Leb wohl fürs Erste.« Sie drückte Margaret noch einen raschen Kuss auf die Wange und stieg auf ihr Pferd. Als sie davonritt, fing Margaret Rafaellas Empfindungen auf und wusste, dass die Trennung für ihre Freundin genauso schmerzhaft war wie für sie selbst. Die Situation erinnerte sie an ihren Abschied von Liriel, und sie wünschte, sie müsste sich nicht ständig von Menschen verabschieden, die ihr etwas bedeuteten. Gleichzeitig war der Gedanke ermutigend, dass Rafaella sie vermissen würde und dass sie gemocht, ja sogar geliebt wurde. Der Schmerz in ihrer Brust ließ nach, und sie war beinahe glücklich.
Als Rafaella außer Sichtweite war, stand Margaret im Hof und versuchte, zur Ruhe zu kommen. Erst als sie bemerkte, wie kalt ihre Füße waren, betrat sie widerstrebend den Turm, wo Istvana Ridenow bereits auf sie wartete, lächelnd und so offenkundig froh, sie zu sehen, dass es ihr auf der Stelle ganz warm ums Herz wurde.
»Breda!« Istvana benutzte die vertraute Anrede, die irgendetwas zwischen Schwester und Verwandte bedeutete, und es kam so sehr von Herzen, dass Margaret beinahe wieder zu weinen angefangen hätte. »Wie schön, dass du endlich hier bist.«
»Hallo, Istvana. Wenn ich gewusst hätte, wie kalt es hier oben ist, wäre ich vielleicht doch in Arilinn geblieben ... Nein, selbst dann nicht.«
»Du hattest es ganz schön schwer dort, was?« Die kleine Leronis, die Margaret kaum bis zur Schulter reichte, tätschelte ihr freundlich den Arm. »Das habe ich befürchtet.«
»Ja, es war schwer.« Sie spürte eine gewaltige Erleichterung, sich der Verwandten ihrer Stiefmutter anvertrauen zu können, denn sie mochte die zierliche Empathin sehr. »Ich hatte erwartet, dass es ähnlich wie mein erstes Jahr an der Universität würde, stattdessen traf ich nur auf ... Feindseligkeit. Ich versuchte mich anzupassen, aber ich spürte, dass manche Leute die ganze Zeit über böse auf mich waren. Ich habe einige wenige Freundschaften geschlossen, allerdings nicht mit Leuten aus dem Turm. Hiram, der Archivar, und Benjamin im Skriptorium waren ganz nett, weil sie verstanden haben, dass ich Geisteswissenschaftlerin bin. Und solange Mikhail noch da war, war es auch nicht so schlimm. Aber nach seiner Abreise und dem Tod von Domenic, dem armen Jungen, wurde es schier unerträglich. Ich fühlte mich jede Sekunde wie von Dolchen durchbohrt, und ich hasste die Wahrnehmung der Matrizen um mich herum. Allerdings weiß ich nicht, ob es hier angenehmer wird als dort, denn die Energie der Relais macht mit meinem Körper Dinge, an die möchte ich nicht einmal denken, geschweige denn, sie dir beschreiben.«
Istvana lachte in sich hinein und führte Margaret in das unterste Stockwerk des Turms. Sie betraten einen großen Raum, offenkundig der Gemeinschaftsraum für die Bewohner von Neskaya, der mit bequemen Sofas und Sesseln ausgestattet war. In einer Ecke stand sogar eine Gitarre. Margaret sah einen Becher und einen benutzten Teller auf einem kleinen Tisch stehen. Es war auf eine sympathische Weise unordentlich hier. Gemütlich – das war das richtige Wort. Rafaella hatte es so beschrieben, und sie hatte Recht gehabt. Der Teppich war abgenutzt und ein wenig staubig, und obwohl sie auf einem völlig anderen Planeten war, erinnerte die ganze Szenerie Margaret an das Wohnzimmer im Haus von Ivor Davidson.
»Ich weiß dein Taktgefühl durchaus zu schätzen, Marguerida, und ich weiß auch, dass du meine Gefühle schonen willst, aber ich bin ein viel zäherer alter Knochen, als du denkst. Vergiss nicht, dass ich selbst in Arilinn ausgebildet wurde und weiß, wie es dort sein kann.«
»Du meinst, das hatte gar nichts mit mir zu tun?« Margaret war erstaunt.
»Doch, es hatte sehr wohl mit dir zu tun, denn du bist sehr stark, aber es war nicht persönlich gemeint.«
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
»Wir Besitzerinnen von Laran sind keine Engel, Chiya. Wir sind immer noch Unarten wie Neid, Angst, Misstrauen und allen anderen unschönen Zügen der menschlichen Rasse unterworfen. Und aus meiner Jugend in Arilinn erinnere ich mich, dass die jüngeren unter uns immerzu um Lob und Erfolg wetteiferten und nach einander schnappten wie Möwen, die sich um einen Leckerbissen streiten. Ich habe versucht, solche Zustände hier zu verhindern, weil sie die Arbeit stören, ganz zu schweigen davon, dass es mir auch persönlich gewaltig gegen den Strich geht. Aber jedes Mal, wenn eine neue Kandidatin eintrifft, wird sie argwöhnisch beäugt. Alle mustern die Neue und denken: ›0b sie wohl stärker ist als ich?‹ Wenn ich ganz ehrlich bin, erstaunt es mich manchmal nicht nur, dass ein telepathischer Kreis so gut funktioniert, wie es bei uns der Fall ist, sondern dass er überhaupt funktioniert! Es ist jedes Mal ein kleines Wunder, weil ich weiß, welchen inneren Kampf es kostet, sein Ego außer Acht zu lassen und sich den Bedürfnissen der Gruppe zu unterwerfen – vor allem, wenn man für die Mitglieder eines Kreises keine Zuneigung empfindet.«
»Ich wünschte, jemand hätte mir das mal in Arilinn erklärt. Das hätte bestimmt einiges leichter gemacht.«
Istvana schüttelte den Kopf, so dass ihr kleiner roter Schleier über dem ausgebleichten blonden Haar erbebte. »Es hilft nichts, einem jungen Menschen all diese Dinge zu erklären – wir sind in diesem Alter sehr ichbezogen, und das Training entspannt normalerweise die Situation. Wenn man täglich mit Menschen zusammenarbeitet, denen man vertraut, tritt das Ego irgendwann zurück, zumindest so weit, dass ein Kreis entstehen kann. Und hat man erst einmal in einem Kreis gearbeitet und die Befriedigung dabei erlebt, wird es einem bald zur zweiten Natur, nehme ich an. Eines hat dein Erscheinen auf Darkover jedenfalls ausgelöst, nämlich dass wir unsere Methoden ein wenig überdenken müssen, und das ist gut so.«
»Warst du denn sehr ichbezogen, als du nach Arilinn gekommen bist?« Margaret stand Istvana sehr nahe, denn die hatte sie während ihres ersten und schwersten Anfalls der Schwellenkrankheit gepflegt. Es war ein ganz ähnliches Vertrauensverhältnis wie zu ihrem verstorbenen Mentor Ivor Davidson. Aber dessen ungeachtet wusste sie so gut wie nichts über Istvanas Vergangenheit.
»Absolut. Ich war ein spindeldürres, pickeliges junges Ding, das an einem Tag noch eine äußerst hohe Meinung von sich gehabt hatte und am nächsten nur noch eine Telepathin unter vielen war. Der Schock war gewaltig, und die Sache hat mir gar nicht gefallen, ich bin nämlich sehr stolz. Und eigensinnig. Ich glaube, meine Eltern waren ziemlich froh, mich endlich los zu sein, denn ich heckte ständig neue Gemeinheiten aus.« Sie lachte leise bei der Erinnerung daran.
Margaret fiel es ausgesprochen schwer, sich die selbstbewusste und beherrschte Frau als junges Mädchen vorzustellen. »Ich verstehe. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass ich jetzt hier bin und nicht mehr in Arilinn.«
»Hast du Hunger?«
Zu ihrer Überraschung stellte Margaret fest, dass sie tatsächlich hungrig war. Sie hatte nach dem Raubüberfall jeglichen Appetit verloren und nur gegessen, weil sie musste. Aber das Essen hatte fad geschmeckt, und sie hatte es mechanisch und ohne Genuss verzehrt. »Ja.«
»Gut. Ich nehme an, nach der langen Reise wirst du es genießen, endlich wieder an einem Tisch zu sitzen.«
»Bestimmt. Aber zuerst würde ich gerne baden und aus diesen Kleidern herauskommen. Mir macht der Pferdegeruch zwar nichts aus, aber ich glaube, ich sollte meinen Gestank niemandem beim Essen zumuten.«
Istvana führte Margaret in ihr Zimmer im nächsten Stock, in dem bereits ihr Gepäck stand, und zeigte ihr, wo sich das Badezimmer befand. Dann war Margaret zum ersten Mal seit Tagen allein, und sie empfand eine große Erleichterung trotz der vielen Relais, die sie über sich summen hörte.
Beim Auspacken fiel Margaret auf, dass die Nähe zu den großen Matrizen längst nicht so unangenehm war wie in Arilinn. Sie hielt verblüfft inne und sah sich um. Gab es etwa eine Art Dämpfer im Zimmer?
Dann bemerkte sie, dass Wände und Decke mit breiten Seidenbahnen abgehängt waren, hinter denen die Steine völlig verschwanden. Der ganze Raum sah aus wie ein Harem aus diesen Videos, und Margaret lachte leise. Die Seide war nicht so dünn wie die ihrer Handschuhe, das Gewebe war stärker, und es war im Ton von Kiriseth-Likör gefärbt. Der Abschied von Rafaella und Istvanas Enthüllungen hatten Margaret so sehr beschäftigt, dass sie ihrer Kammer zunächst gar keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Das Zimmer war sehr hübsch, und jemand hatte viele Kosten und Mühen darauf verwandt, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Selbst die Steppdecke auf dem Bett war mit Seide bezogen.
Bei dem Gefühl, dass sich jemand um sie sorgte, traten ihr wieder Tränen in die Augen. Ein heftiges Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, und sie gestattete sich zu weinen, bis sie völlig erschöpft war. Sie fing ihr Bild in dem kleinen Wandspiegel auf und blickte auf eine Fremde mit geschwollenen Augen und roter Nase. Das Haar hatte sich aus der Klammer im Nacken gelöst, und der kurze Pony kräuselte sich in die Stirn.
Margaret streckte der Frau im Spiegel die Zunge heraus, suchte ihre saubersten Kleidungsstücke zusammen und ging ins Badezimmer. Sie war jetzt in Sicherheit, so gut sie es eben sein konnte, und der Bratenduft, der vom untersten Stockwerk aufstieg, trieb sie zur Eile an. Alles würde gut werden, sagte sie sich. Es musste einfach so sein.