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Sensible Soccer versus Kick Off
ОглавлениеÄndern sollte sich das ab Ende der 80er Jahre, als Großbritannien gleich mehrere Fußballspiele hervorbrachte, die als Genre-Meilensteine gelten – und die dank ihrer Draufsicht-Optik sogar besser gealtert sind als viele später erschienene 3D-Games. Hinter zwei der Hits steckte das Studio Sensible Software, mitbegründet von Jon Hare.
Zunächst entwickelte sein Studio Microprose Soccer, das 1988 für den C64 erschien und viele neuartige Funktionen bot, darunter »Bananenschüsse« mit beeinflussbarer Flugbahn, Wiederholungen und Wettereffekte. 1992 legten Hare und sein Team für den Amiga Sensible Soccer nach, aus dem eine ganze Reihe hervorging. »Das erste Sensible Soccer war das einzige meiner Spiele, bei dem ich schon nach zwei, drei Monaten Entwicklung wusste, dass es ein Hit wird«, sagt uns Jon Hare: »So gut spielte es sich.«
Sensible Soccer (1992)
Ihren Höhepunkt erreichte die Serie mit dem 94er-Teil Sensible World of Soccer, der 2007 auf einer Liste der zehn einflussreichsten Games überhaupt landete. Sensible Soccer war zu diesem Zeitpunkt fast schon vergessen – abgesehen von Events für Hardcore-Fans wie einer bis heute jährlich ausgetragenen WM. »Fürchterlich« für Sensible Soccer sei letztlich der Schritt in die dritte Dimension gewesen, sagt Hare: »Wir wollten kein 3D, aber die Branche ließ uns keine Wahl. Wir mussten mitziehen.«
Das Gefühl, vom Genre-Olymp ins Nichts zu fallen, kennt Dino Dini. Der Brite ist der Macher von Kick Off, einer Serie, die 1989 auf dem Atari ST startete und vielen zumindest bis Sensible Soccer als Spiel Nummer eins galt – sofern man sich mit der exotischen Steuerung anfreunden konnte. Ein Vortrag, den Dini 2013 in Köln hielt, lässt erahnen, wie es ihm ging, als seine Spiele von Sensible Soccer und später FIFA übertrumpft wurden: »1992 war ich auf dem Gipfel der Welt«, sagte Dini und gestand, dass er es bereue, aus seiner Position nicht genug gemacht zu haben. »Ich bin damals aus dem Nichts, ohne Marketing, mit einem Publisher, der unbekannt war, an die Spitze der Charts geschossen.« Quasi im Alleingang hatte Dini sich über viele Länder hinweg eine Fangemeinde aufgebaut – und sie wieder verloren, als es viele Fans zu den neuen Spielen der Konkurrenz zog.
An Fußballgames habe er danach höchstens noch PES gespielt, erzählte Dini. FIFA mache ihm keinen Spaß, auch weil eines seiner Games am selben Tag wie FIFA erschienen sei: »Das war so ziemlich das Ende.«
2016 brachte Dino Dini noch eine Kick Off-Neuauflage namens Kick Off Revival auf den Markt, sie wurde von den Kritikern verrissen. »Das schlechteste Fußballspiel aller Zeiten«, titelte das Magazin Vice.